Zwischen Berg und Tal


Publiziert von Polder , 18. August 2014 um 21:39.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:15 August 2014
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 

Ein Tal liegt per Definition zwischen Bergen; insofern ist der Name Zwischbergental ein Pläonasmus... , was aber der Schönheit der Gegend keinen Abbruch tut: 3 Tage im Simplon-Süd, das glücklicherweise auch meteorologisch mehr ans Tessin denn ans Wallis gemahnte.

Tag 1, 14. Aug.: Zwischbergen/Bord - Gali- und Balmahorn - Lagginbiwak (T4, 1750 Hm embrüf / 600 embri)

Gegen 11 wandelten wir, ohne zu überlegen, einfach auf der Strasse weiter, auf die uns der Publicar in Zwischbergen entliess. Dummerweise war dies nicht die Zwischbergentalstrasse, sondern diejenige auf den Seepass, was wir noch dümmerweise erst nach einer verdächtig langen Strecke in die falsche Richtung merkten. 200 Hm retour stanken uns, so dass wir vom Aufstieg Chäller-Balmalücke umdisponierten und das Balmahorn von N zu erreichen gedachten. Der weglose Direktaufstieg über den Alten Stafel zur Galilücke führte unglücklicherweise über arg unangenehmes Gelände (tiefe Alpenrosen, Blöcke..) und war entsprechend kraftraubend. Damit aber genug der Missgeschicke, der restliche - aussichtsreiche - Aufstieg über das Galihorn und die recht gut gangbare N-Flanke des Balmahorns (oben wichen wir links in grasigeres Gelände aus) verlief dann problemlos.
Während Omega3 der Versuchung, noch das Schijenhorn zu erklimmen, nicht widerstehen konnte, stieg ich direkt zu den wunderbaren Seewjeni ab und erreichte nach langer Traverse nach 7 das Lagginbiwak. Zu 5. + Hund (grrr!) war das kleine (und wasserlose) Biwak gut gefüllt.

Tag 2, 15. Aug.: Wenghorn - Simplon Dorf + Gondo -Alpe di Camona (T4+, 1350  / 1450 Hm)

Ein Prachtsmorgen vor der gleissenden Kulisse der nahen (Fast-) 4-Tausender. Von den unteren Terrasse von Ritzinen (ca. 2200) visierten wir die Lücke im SW-Grat des Wenghorns an - eine schlechte Idee, ist das Couloir auf 50 Hm doch arg brüchig, rutschig und steil (T6) - es gäbe bekömmlichere Varianten...Vom prächtigen Aussichtspunkt 2547 verfolgten wir den plattigen N-Rücken und gewannen über die Schattigi Halte bei P. 2093 den nicht mehr wirklich unterhaltenen Weg, der über Pt. 1993 und einige eindrückliche, exponierte Passagen an den Rand des Lauigrabens und direkt nach Downtown Simplon führt. Während Omega3 weiter gen Simplon-Hospiz wandert, nehme ich den halb-1-Bus runter nach Gondo, um von dort über Biel und Tannegga zur Alpe di Camona aufzusteigen. Der Weg ist auf dem Rücken tw. kaum mehr sichtbar und auch die Markierungen schützen nicht vollends gegen Wegverlust - im Zweifelsfalle führt der Pfad eher durch die S-Flanke des Rückens. Nach der atemberaubenden Querung über hohen Abgründen (Pfad hier gut sichtbar und ausgeastet) tritt man unverhofft auf die prachtvolle grosse Terrasse von Camona mit seinem urig-spartanischen Rifugio Davide Cerutti - der pure Gegensatz zum gleichnamigen Modedesigner: 2 alte, auf den Boden durchhängende Bettgestelle, 1 Schaumstoffmätteli, 2 Schlafsäcke, indes umfassende Küchenutensilien. Diese Saison bisher 4 Hüttenbesuche - es dürfte höchstens wenige weniger besuchte Hüttchen in den Alpen geben...
Nach dem Eierschwämmliznacht rekognosziere ich noch den Weiterweg auf die obere Alpterrasse auf ca. 1820 m: Über ausgeprägte Wildwechsel finden sich tatsächlich gute Durchschlupfe durch die 2 Felsriegel (Einstieg grad nach dem Wegweiser nach Gonde, zunächst gerade empor auf die erste Verflachung, dort nach links und über eine kleine Wiese an den 2. Felsriegel, dort nach rechts bis in eine steile Rinne, die zum Ausstieg auf die weite obere Terrasse führt).

3. Tag, 16. Aug.: Alpe di Camona -Camoscellahorn-E-Grat - Passo di Monscera - Zwischbergen (T5, 1000 / 1200 Hm)

Erste Sonnenstrahlen, der Espresso draussen auf dem Bänkli - wunderbar! Von der oberen Alpterrasse mit den letzten Ruinen ist der Weiterweg durch den nächsten Erlendschungel einigermassen offensichtlich: in ansteigender Traversierung auf Wildwechseln in den auf der LK verzeichneten Bachlauf, der ausserhalb der Schneeschmelze und nicht unmittelbar nach / bei Regen trocken zu sein scheint. Dieser somit kann als Kanal durch die Erlen dienen, ist er doch (fast) auf der ganzen Länge gangbar. So erreicht man die nächste Verflachung, wo die Erlen endlich weichen. Der letzte Felsriegel bietet keine Dschungel- und anderweitigen Probleme, und über den Rücken von Pt. 2196 hinweg erreicht man linkshaltend den Schlussaufstieg auf den Grat. Dieser lässt sich an mind. 3 Stellen erreichen:
1. Fast zuoberst zieht ein recht ausgepägter Gamspfad horizontal nach links; er dürfte - ohne Gewähr!! -  zur Bochetta di Camona führen, war aber durch einen neuen (bei der herrschenden Kälte gefrorenen) Erdrutsch erschwert.
2. Somit stieg ich etwas weiter hinauf, um erst zuletzt leicht gegen links über sehr gut gestufte Schrofen den Grat zu erreichen. Da es (auch?) dort ein kleines Mäuerchen hatte, wähnte ich mich in der Bocchetta, konnte aber beim besten Willen keinen gangbaren Abstieg gen S ausmachen. Auch der Weiterweg über den Grat zum Camoscellahorn führt von dort zuerst über eine steile Platte.
3. Also retour und - weil ich den Grat noch nicht ganz abschrieb - weiter rechts über noch steilere Stufen nochmals hinauf, wahrscheinlich Zazas Route... Der Grat schüchterte mich allerdings auch von hier noch ein, sodass ich einen Abstieg nach S suchte und in einem steilen, sichelförmigen Couloir auch fand. Nicht empfehlenswert, links senkrechte Felsen, die als Halt dienen können, rechts steile Plattenschüsse, in der Mitte darauf abrutschender Schutt...
Entspannungsrast auf dem schönen Piano di Curtfreid und Schlussaustieg über den Passo di Monscera nach Zwischbergen, wo sich die schöne Runde schloss.

Tourengänger: Polder


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