Kungsleden von Kvikkjokk nach Saltoluokta


Publiziert von stretta , 15. August 2014 um 19:50.

Region: Welt » Schweden
Tour Datum: 3 August 2014
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: S 
Zeitbedarf: 6 Tage
Aufstieg: 580 m
Strecke:74 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Kvikkjokk: Busverbindungen nach Jokkmokk und Murjek (Bahnanschluss nach Kiruna oder Stockholm)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Fjällstation Saltoluokta: Im Sommer zweimal täglich eine Bootsverbindung nach Kebnats (abgestimmt mit dem Busfahrplan)
Unterkunftmöglichkeiten:Hütten vom STF oder Zelt

Nun habe ich es endlich auch mal gesehen, das Fjäll. Die wunderschöne, bezaubernde und auch karge Landschaft des Nordens. Geplant waren zwei Wochen Trekking im Sarek- und Padjelanta-Nationalpark, aber dieser Sommer war ja wirklich aussergewöhnlich. Während hier das Wetter sehr unbeständig und häufig regnerisch war, herrschte in Norden über mehrere Wochen hochsommerliches Wetter mit Temperaturen bis 30°C. Dies blieb leider nicht ohne Folgen. Die Wasserquellen waren plötzlich nicht mehr so zahlreich, wie man es gewohnt ist und die vorhandenen waren zum Teil durch Bakterien verunreinigt. Dies führte dazu, dass just in dem Moment, als ich eigentlich mit meiner Wanderung starten wollte, zahlreiche Leute an Durchfall erkrankten und sogar aus den Pärken herausgeflogen werden mussten. 
Hinzu kommt, dass sich auch meine Wanderleiterin den Magen-Darm-Käfer eingefangen hatte. Aus diesen Gründen beschlossen wir, den Start um ein zwei bis drei Tage zu verschieben. So waren denn auch etwas kühlere Temperaturen und Gewitter für die kommenden Tage vorhergesehen. Ich hatte das Glück, dass ich mich für diese Zeit einer Paddelgruppe anschliessen konnte und so anstelle auf dem Camping-Platz zu warten auf dem Storavan die Ruhe und völlige Abgeschiedenheit schon einmal geniessen durfte.
Mitte Woche rückte mein geplanter Wanderurlaub im Sarek und Padjelanta in weite Ferne. Meine Wanderleiterin musste plötzlich wegen Dehydrierung ins Spital und sollte dort auch einige Tage bleiben, bis die Ansteckungsgefahr vorüber sei. Die Enttäuschung meinerseits war sehr gross. Ein paar Tage paddeln ist ja schon schön aber nicht zwei Wochen! So überlegte ich, wie ich doch noch irgendwie zum Wandern und ins Fjäll komme. Grosse Planung war hier in der Abgeschiedenheit und ohne Internet nicht möglich. Aber am darauf folgenden Samstag war ein Landgang vorgesehen, wo zwei weitere Paddler  zu unserer Gruppe zustossen sollten. Ich nutze diese Gelegenheit mich von der Gruppe abzusetzen. Da ich nichts planen konnte und ich nun auch alleine unterwegs sein würde, beschloss ich mich auf den Kungsleden zu begeben. Da kann man sich nicht verirren (die Pfade sind mancherorts bis zu vier Spuren ausgetreten) und die Strecke von Kvikkjokk bis Saltoluokta inklusive einem Abstecher auf den Skierfe passt genau in meine verbleibende Zeit. 
So startete also am Sonntag die erste Etappe meiner ersten Weitwanderung. Ich musste einfach am Freitag um 10.40 das Boot von Saltoluokta nach Kebnats nehmen, wo ich dann wieder abgeholt werde. Mit Zelt und Proviant für die nächsten 5 Tage ausgerüstet, lief ich kurz vor Mittag, um die Fjällstation in Kvikkjokk wohlweislich einen grossen Bogen machend, los. 

1. Tag: Kvikkjokk - Stuor Dahta
Ich solle schauen, dass ich am ersten Tag bis kurz vor oder nach Parte komme, wurde mir noch auf den Weg mitgegeben. Der sehr unwegsame Weg (stark ausgetreten und steinig), das ungewohnte Gewicht des Rucksackes sowie die praktisch schlaflose Nacht vom Vortag (eine Gruppe Jugendlicher einer Aktivferiengruppe aus Deutschland campierte gleich neben meinem Zelt) führten dazu, dass ich schon bald ziemlich erschöpft war. Am Ufer des Stuor Dahta bot sich ein so schöner Zeltplatz, dass ich beschloss, es für heute gut sein zu lassen. Von dort waren es noch 1 1/2 h bis nach Parte.

2.Tag: Stuor Dahta - Laitaure
Da ich am ersten Tag getrödelt hatte, musste ich am zweiten Tag eine sehr lange Strecke zurücklegen. Ich wollte nämlich unbedingt auf den Skierfe und notfalls einen Reservetag dafür haben. Um 7 Uhr hatte ich schon alle meine Sachen gepackt und machte mich in Regenkleidung auf den Weg. Das Wetter war nicht mehr so strahlend und v.a. das Gebüsch war triefend nass. In der Partestugan informierte ich mich (nach einer längeren Wartepause, weil die Verantwortlichen noch schliefen) über den Fahrplan der Boote von Laitaure nach Aktse und schrieb mich im Gästebuch ein (für den Fall der Fälle). Das Boot am Nachmittag konnte ich nicht mehr erreichen, damit ich aber nicht eine Zwangsgspause einlegen musste, wenn ich das nächste Boot verpassen sollte, wurde Laitaure mein nächstes Etappenziel. 
Diese Etappe war die anstrengendste. Zwar gewöhnte ich mich schon langsam an das Gewicht des Rucksackes. Aber der Regen führte dazu, dass zum Teil die schönen Stege unter dem Wasser und der Erde gar nicht mehr sichtbar waren und die Steine rutschig wurden. Dank meinen Stöcken versank ich nur einmal knietief im Sumpf (das Brett war kürzer als gedacht), was mir aber eine Warnung war. Ab sofort wurde immer schön vorausgestochert... Am Nachmittag hörte der Regen auf und ich kam das erste mal über die Baumgrenze.  Der Blick auf die Seen und Wälder war so schön, dass ich mich sofort wieder mit dem Kungsleden versöhnte. Nicht weit vom Bootsanlegersteg in Laitaure errichtete ich mein Lager. Dort waren die Mücken das erste Mal so aufdringlich, dass ich mein Abendessen im Zelt ass. Ansonsten ging es mit Antibrumm ganz gut.

3. Tag: Aktse - Skierfe - Aktse
Gegen 9 Uhr fuhr das Boot nach Aktse, einer sehr schön gelegenen Fjällstation. Dort versuchte ich als erstes eine zweite Wasserflasche aufzutreiben. Die Wasserquellen waren immer noch eher sporadisch und nicht so zahlreich, wie ich angenommen hatte. So kann man in Aktse alles mögliche kaufen, aber keine Getränke in PET-Flaschen. Zum Glück blieb mal eine liegen, die ich auswaschen konnte. Damit fühlte sich das Wandern dann schon viel entspannter an. Ich erkundigte mich auch nach möglichen Zeltplätzen, bzw. Wasserstellen und wurde darauf aufmerksam gemacht, dass für den Nachmittag Gewitter gemeldet wurden. Das hiess wieder einmal Gas geben. Im Nu war ich bei der Abzweigung vom Kungsleden Richtung Skierfe. Dort stellte ich mein Zelt auf, warf alles unnötige hinein und machte mich mit leichtem Tagesrucksack auf den Weg zum Gipfel. Der Himmel wurde schon bedrohlich schwarz. Ehrlich gesagt, in der Schweiz wäre ich bei diesem Wetter auf keinen Gipfel gestiegen, aber es trennten mich ja nur noch wenige Meter von meinem langersehnten Ziel. Nach zwei statt drei Stunden war ich dann oben und mir blieb als erstes mal die Luft weg. Nein, nicht wegen der Anstrengung, sondern wegen der Aussicht. Der Tiefblick ins Rappatal ist einfach überwältigend. Von dem Moment an kehrte Ruhe ein. Ich genoss den Anblick und machte mich dann gemütlich auf den Rückweg. Die Stimmung mit den Gewitterwolken versetzte der Landschaft einen ganz besonderen Reiz und die Rentiere waren das Tüpfelchen aufs i.

4.Tag: Aktse - erste Hälfte Ausutjvagge
Für die verbleibenden 30 km hatte ich nun noch zweit Tage Zeit. Zum Glück war ich am Tag zuvor auf dem Skierfe, denn an diesem Tag war alles in den Wolken versteckt. Ich wartete, bis wenigstens die Hochebene, auf der der Weg weiterführt, aus dem Nebel draussen war. Eigentlich hätte ich ein Boot für die Überfahrt von Svijnne nach Sitojaure buchen sollen. 
Die Buchung muss jedoch noch im Umkreis von Aktse gemacht werden, weil später kein Netz mehr verfügbar ist. Da der Weg ziemlich stark begangen ist, verliess ich mich darauf, dass ich wohl bei jemanden mitfahren kann. Ich hatte Glück und wurde denn auch gleich mit sicherer Hand, im Zickzack den Steinen ausweichend und rasanten Tempo  über den See gefahren. Die Preise für die Überfahrten sind einheitlich und kosteten jeweils 200 Kronen.
Siljotaure ist wunderschön gelegen, umgeben von sanften Bergen. Eigentlich wollte ich dort irgendwo mein Zelt aufschlagen. Weiter oben soll es viel schöner sein, hiess es und so ging ich noch etwas weiter. Zeit hatte ich ja genug. Und es wurde wirklich sehr schön. An einem klaren "Bergsee", eigentlich eher Talsee, stellte ich mein Zelt auf und genoss die Ruhe und den schönen Abend.

5.Tag: Ausutjvagge - Saltoluokta
Dies war der letzte Tag. Am Abend wollte ich in Saltoluokta sein, um am nächsten Morgen keinen Stress wegen der Überfahrt zu haben. Die Zeitabschätzung fiel mir nämlich ziemlich schwer. Erstens hat man nur eine 100 000er Karte zur Verfügung und mit dem ganzen Gepäck kommt man einfach nicht so schnell vorwärts, wie man es sich gewohnt ist.
Mit dem Aufbrechen wartete ich, bis die Sonne mein Zelt vom nächtlichen Regenschauer getrocknet hatte. Vielleicht wäre ich aber doch besser früher los. Denn der Himmel zog wieder zu und starker Wind kam auf. In dieser breiten Talsohle ist man dem Wind total ausgeliefert. Nicht umsonst ist in der Mitte eine Windschutzhütte erstellt worden. Bald waren die Wolken schon bedrohlich schwarz. Zwar weiss ich, dass das Wetter hier oben sehr schnell ändert oder neben dir vorbei zieht, aber als dann auch Donnergrollen, zuerst von der einen Seite und dann von der anderen Seite zu hören war, wurde es richtig ungemütlich. Wenn dort ein Gewitter losbricht, ist man schutzlos ausgeliefert. Es gibt keine Bäume, man selber ist der höchste Punkt. Soll ich nun das Zelt aufstellen und das Ganze aussitzen? Bei dem Wind ziemlich unmöglich. Also Gas geben und hoffen, ich komme noch vor dem Wolkenbruch wieder runter in den schützenden Wald. Natürlich waren die Wolken schneller als mich meine Beine tragen konnten. Die schwarze Wand kam immer näher und dann plötzlich drehte sie ab. Total erleichtert schalte ich wieder einen Gang zurück und versuche die fantastische Landschaft in der Gewitterstimmung zu geniessen. Plötzlich tauchte ein prächtiges Rentier auf. Man ist wieder mit der Natur versöhnt...
Saltoluokta war abschliessend wie eine Oase. Ich verzichtete auf ein letztes Mal wild zu campen und bezahlte für einen Zeltplatz in der Nähe. So konnte ich auch die Infrastruktur nutzen, die ich sehr genoss. Nach dem mehrtägigen Wandern ist eine Sauna mit Blick auf See, Wälder und Berge sowie die anschliessende Dusche einfach herrlich.

6. Tag: Saltoluokta - Kebnats - Älvsbyn
Am letzten Morgen hiess es nur noch Zelt einpacken und sich von der schönen Landschaft verabschieden. Der Weg beschränkte sich auf wenige Schritte und der Rucksack fühlte sich total leicht an. Das Boot fuhr pünktlich (im Sommer zwei mal täglich (Extrafahrten können gebucht werden) und ist an den Busfahrplan angepasst) 
und 10 min später war die Überfahrt auch schon vorbei. Ich wurde pünktlich abgeholt und wieder zurück zu meinem Ausgangspunkt gebracht, wo ich wieder auf meine Paddelfreunde traf.

Tourengänger: stretta
Communities: Skandinavien Forum


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