Mont Chaberton (3131 m)


Publiziert von Max , 7. August 2014 um 18:30.

Region: Welt » Frankreich » Hautes Alpes - Dauphiné
Tour Datum:27 Juli 2014
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: F   I 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Briancon über den Col de Montgenevre nach Claviere (N94), aus dem Susatal im Piemont über die SS24.
Kartennummer:ign 3536

Der Berg mit den zwei Gesichtern. Es beginnt mit einer traumhaften Idylle am Rio Secco und endet mit einer grandiosen Aussicht inklusive Nachhilfe in Geschichte. Es gibt aber auch eine Kehrseite der Medaille.

Zunächst aber wandern wir auf der Strada Rio Secco in Claviere am gleichnamigen Flüßchen auf dessen ostseitigen Ufer bergan. Nach dem Murfang wird das Steiglein schmäler und bald erkennen wir, dass ihm Erdrutsche gewaltig zugesetzt haben. Wir überqueren den Bach und probieren's auf der Westseite. Dort gibt's einen Steig, der sich zwar ebenfalls hin und wieder schadhaft präsentiert, aber wir kommen hier wenigstens gut voran. Eine wackelige Holzbrücke bringt uns wieder auf die rechte Seite des Rio Secco. Wir treffen niemanden und um es gleich vorweg zu nehmen, dieser Teil der Wanderung ist der schönste. Die Idylle am Bach mit ihrer Flora und Fauna ist kaum zu toppen.

Wir erreichen die Bergerie des Baisses auf 2025m, wechseln wieder das Ufer und halten uns an den Trampelpfad, der vor dem Hüttlein beginnt und steigen nochmal höher in das Hochtal Vallon des Baisses. Bereits vom Bach aus konnten wir einige Bergfreunde beobachten, die auf dem Almweg von Montgenevre nun ebenfalls Richtung Osten ziehen. Bei Les Sept Fontaines auf 2250 m trifft man sich. Entgegen der Erwartung gibt's hier aber keine Quelle und schon gar keinen Brunnen, nur die kargen Überreste eines militärischen Unterstandes.

Bis zum Col du Chaberton wird's nun steiler, ein paar Runsen sind zu queren. Es wird voller, am Col trifft man dann auch diejenigen, die von der italienischen Seite aufsteigen, besser gesagt hier fahren die meisten, oder noch besser gesagt, sie versuchen es zumindest. Um den Mountainbikern aus dem Weg zu gehen, nehmen wir statt des verfallenen Militärweges gerne die wilden Steige unter die Füße, auch wenn die recht steil sind.

Jedenfalls besteigen wir den Schutthaufen vom Col Richtung Süden mit seinen eigenartigen Geschütztürmen. Wir sind nicht mehr alleine, ganz im Gegenteil. Es ist Sonntag, man frönt seinem Hobby, hin und wieder klingelt ein Mobiltelefon und es klicken die Smartphone-Kameras. Telefonieren kann man ja nicht mit den Dingern, deshalb keift man sie meist aus sicherer Entfernung an.

Die Aussicht vom Gipfel ist phänomenal, vor allem für jemanden, der die Gegend nicht kennt, so wie wir. Frisch ist's geworden, dennoch schauen wir uns das Panorama und auch die Relikte des Krieges lange an.

Zurück geht's auf dem Aufstiegsweg, wobei wir nochmal am Rio Secco im warmen Nachmittagslicht eine große Pause einlegen, ganz allein.


Noch kurz die verrückte Geschichte über die Festung auf dem Gipfel des Mont Chaberton:
1882 trat Italien dem Dreibund mit Österreich und Deutschland bei, die diplomatischen Beziehungen zu Frankreich hatten sich bereits sehr verschlechtert. Ab 1898 wurde die Festung gebaut, zuvor jahrelang der Berg gefügig gemacht. Neben diversen Gebäuden entstanden 8 Geschütztürme, jeder 8 m hoch, Fertigstellung war 1913. Bekanntlich wechselte jedoch Italien durch den Geheimvertrag von London 1915 die Seiten und war plötzlich Verbündeter der Franzosen im Ersten Weltkrieg. Die Geschütze wurden Richtung Österreich an die Front geschafft.
Unter Mussolini begann man 1927 wieder mit der Bewaffnung des Forts. Der Westfeldzug der Wehrmacht war zwar schon fast beendet, da erklärte der Duce Frankreich den Krieg. 42 Jahre nach Baubeginn, am 16. Juni 1940 feuerten die Geschütze auf dem Mont Chaberton zum ersten Mal. Der Erfolg war äußerst überschaubar. Die Franzosen feuerten am 21. Juni zurück und setzten an diesem Tag bereits 6 der 8 Geschütze außer Gefecht. Seit dem Friedensvertrag von 1947 steht der Mont Chaberton auf französischem Territorium.

...da ist es dann doch sinnvoller, wenn der Berg zum massenhaften Wandern, Radeln, Radl schieben, Radl tragen oder Telefonieren genutzt wird.

Tourengänger: Max


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