Piz Cotschen, 3030m


Publiziert von Linard03 , 12. August 2014 um 20:29.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Unterengadin
Tour Datum: 1 August 2014
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Piz Cotschen-Gruppe 
Zeitbedarf: 7:15
Aufstieg: 1546 m
Abstieg: 1546 m
Strecke:Guarda - Alp Murtera Dadoura - Alp Maranguns - Chamonna Cler - Piz Cotschen - Muot Aut - Muot da l'Hom - Munt - Bos-cha - Guarda
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz vor dem Dorf Guarda oder per Postauto bis Guarda

Auch für heute war’s extrem schwierig herauszufinden, wo denn das beste Wetter zu erwischen wäre … Tendenziell eher im Unterengadin. Da war ich jetzt schon länger nicht mehr und so war der Entschluss schnell gefasst: der Piz Cotschen oberhalb Guarda soll es sein. Das Wetter soll also „ziemlich gut“ sein, aber vermutlich auch nur bis zum frühen Nachmittag …
 
Ich parkierte das Auto auf dem offiziellen Parkplatz vor dem Dorfeingang (für die Schlaumeier, welche östlich von Bos-cha parkieren wollen: da muss mittlerweile ebenfalls eine Parkgebühr entrichtet werden und v.a. gilt dort „max. 3 Std.“ …). Zu Fuss ging’s also zuerst der Strasse entlang zum eigentlichen Dorf von Guarda. Immer wieder schön, diese Häuser zu betrachten! Zudem war ich um diese Ortszeit alleine; schön, diese Stille geniessen zu dürfen …
 
Kurz vor Dorfende bog ich links ab und hielt mich an die Wegweiser, welche zur Chamonna Cler weisen. Bald war der Waldrand erreicht und für eine Weile führte nun der Weg durch den Wald. Man befindet sich zwar auf relativ breitem Weg, dieser ist jedoch stark überwachsen und es macht den Anschein, als werde er nicht oft begangen.
 
Ab ca. 1900m steckte ich in der Nebelsuppe drin. Oberhalb P.2033 hat man plötzlich mehrere Pfade zur Auswahl; schnell befindet man sich im sumpfigen Gelände und ohne Sicht ist es dann wie immer nicht ganz leicht, den richtigen Weg zu erwischen.
 
Aber dann hob sich kurz der Nebel und gab die Sicht frei auf den weiteren Wegverlauf sowie auch kurz auf den Piz Cotschen. Bei der Alp Murtera Dadoura (2142m) angelangt, holte mich der Nebel abermals ein … Hinter der Alp führte der Weg nun über Kuhweiden und es war zuweilen fast etwas gespenstisch, als einem aus dem Nebel plötzlich wieder eine Kuh anstarrte.
 
Aber jetzt hatte ich die Nebelobergrenze endgültig überwunden und schnell gelangte ich zur nächsten Alp, Maranguns (2303m). Von hier aus sah man jetzt auch bereits das nächste Etappenziel, die Chamonna Cler (2476m), welche über die Fahrstrasse erreicht wird. Hier gab’s jetzt erst mal eine Pause und genoss den (vorerst noch) meist wolkenlosen Himmel mit entsprechendem Bergpanorama.
 
Ab jetzt ging’s nur noch weglos weiter – zunächst über ein Sumpfgebiet hoch zu P.2537. Nun befindet man sich auf dem Grat und die Orientierung ist relativ leicht. Zahlreiche Steinmandli säumen den weiteren Gratverlauf. Das Gelände wird schnell felsiger, blockig und man gelangt via P.2695 zum Vorgipfel (P.2973). Hier überblickt man das Restprogramm ziemlich gut: ein kleiner Sattel führt zum Mittelgipfel, westlich davon befindet sich der Hauptgipfel.
 
Die gesamte Schwierigkeit der Tour reduziert sich also auf diesen Schlussteil. Es gilt, unterhalb des Mittelgipfels auf einer möglichst geschickten Route zu queren. Angeblich soll es kaum erkennbare Pfadspuren sowie vereinzelte Steinmandli geben – davon sah ich zumindest im Aufstieg jedoch nichts …
 
Ich querte zunächst vermutlich etwas zu weit oben; da befindet man sich schnell mal in etwas exponierterem Gelände … (T4+ / T5-). Es gibt jedoch genügend Möglichkeiten, seinen Weg zu finden. Sind die Felsen mal unterquert, kann man relativ problemlos wieder aufsteigen, um auf den Sattel zu gelangen.
Bei ebendiesem Aufstieg sah ich mal nach oben – und was sehe ich? Ein Steinbock! Für manche hikr’s nichts Ungewöhnliches; ich habe jedoch schon seit vielen Jahren kein Steinbock aus dieser Nähe gesehen … Während mind. 15 Min. beobachtete ich den Steinbock, welcher sich nicht weiter stören liess und nur ab und zu mal zu mir runterschaute und vermutlich prüfte, was ich so mache …
 
Plötzlich tauchte auch noch ein zweiter Steinbock auf (Gian oder Giachen?); beide genossen offensichtlich die Aussicht vom Mittelgipfel. Nur schwer konnte ich mich vom Beobachten der Tiere lösen, aber schliesslich machte ich mich doch noch zum Gipfel auf, welcher ja nicht mehr weit entfernt war.
 
Um 11 Uhr stand ich dann auf dem Gipfel des Piz Cotschen (3030m); ein wunderbarer Aussichtsgipfel! Allerdings zogen bereits jetzt von überall her Wolken auf, sodass der Piz Linard meist versteckt blieb, auch die näheren Nachbarn wie der prominente Piz Buin verschwand immer wieder mal in den Wolken.
 
Nach der ausgiebigen Rast machte ich mich wieder an den Abstieg. Während die beiden Steinböcke nach wie vor ihren Platz genossen, versuchte ich diesmal, etwas tiefer abzusteigen. Und siehe da, ein oder zwei Steinmandli konnte ich ausmachen; lag also nicht ganz so daneben mit meiner Spürnase … ;-)
 
Nun wieder alles über den Grat zurück bis P.2537, danach weglos nach Süden, bis ich den Wanderweg erreichte. Inzwischen lagen bedrohlich schwarze Wolken über dem Ofenpass-Gebiet, es machte sich Donnergrollen bemerkbar. Ich stieg deshalb zügig ab, machte noch einen kurzen Abstecher auf den Muot Aut (2399m) und gelangte kurze Zeit später zum Muot da l’Hom (2330m), ein schöner Aussichtsberg.
 
Das Gewitter kam immer näher und für mich war’s nur eine Frage der Zeit, bis es auch hier regnen würde. Ich kürzte deshalb den Fahrweg ab und erreichte schnell P.1857 – über mir das erste Donnergrollen … Via die kleinen Weiler Munt und Prümarans gelangte ich nach Teas (1801m), einem weiteren Weiler. Und ab hier erwischte mich dann der Regen doch noch …
 
Aber nun war’s nicht mehr weit: durch einen Wald gelangte ich nach Bos-cha; leider muss man von da an ein Stück auf der Teerstrasse laufen. Wenig später erreichte ich wieder Guarda, wo ich mir im erstbesten Restaurant einen feinen Coupe gönnte ;-)). Ein Katzensprung durch Guarda zum Parkplatz – der Kreis hat sich wieder geschlossen.
 
Fazit:
Eine rassige Tour auf einen einsamen Gipfel! Und endlich wieder mal Steinböcke gesehen! Mit dieser Tour hat der diesjährige Engadin-Urlaub doch noch ein einigermassen versöhnlichen Abschluss gefunden.
 
Zeiten:
PP Guarda (06.40) – Chammana Cler (08.50): 2 Std. 10 Min.
Chamanna Cler (08.55) – Piz Cotschen (10.55): 2 Std.
Piz Cotschen (11.30) – Muot da l’Hom (13.00): 1 Std. 30 Min.
Muot da l’Hom (13.00) – PP Guarda (14.35): 1 Std. 35 Min.
 
Tour im Alleingang

Tourengänger: Linard03


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»