Blümlisalphorn (3661m) NW-Grat à la "tiefster Winter"


Publiziert von simba , 1. August 2014 um 18:15.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum:26 Juli 2014
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2000 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit PKW via Griesalp zur Oberen Bundalpe (Mautautomat auf der Griesalp - 15 CHF in Münzen)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Blümlisalphütte

"Wetterfenster" ist für Alpinisten ein ziemlich wichtiger Begriff, zumindest dann, wenn sich wie im Sommer 2014 einzelne Schönwettertage inmitten grausliger Regenperioden verstecken. Mit dem Wetterbericht vom Freitag spekulierten wir auf ein ca. 12 stündiges Wetterfenster von Sa Abend bis So später Vormittag, also nichts wie los!

In der Hoffnung auf einen sonnigen und trockenen nächsten Morgen nahmen wir dann auch den Anstieg von der Bundalp zur Blümlisalphütte im strömenden Regen in Kauf. Dort dann die Ernüchterung beim Einholen des Wetterberichts - Wetterfenster, welches Wetterfenster? - musste man sich auf Grundlage des neuen Wetterberichts fragen.

Am nächsten Morgen marschierten wir nach einer Nacht mit tiefhängenden Wolken und Dauerregen im Nieselregen um 4:30 Uhr los. Schnell wurde klar, dass unser eigentlches Ziel, die Nordwand des Blümlisalphorns, nicht realisierbar sein würde: Tiefer, nasser Schnee von Beginn weg und noch tieferer nasser Neuschnee über ca. 3000m bedeuteten das "Aus" für diese Idee, obwohl zumindest das Wetter sich mit der Dämmerung zu bessern schien - nun gut, es regnete immerhin nicht mehr ;)

Nach einem mehr von sinnloser Hoffnung getragenen Ausflug zum Einstieg der Wand, querten wir zurück zum Normalweg am NW-Grat, wo uns nach und nach die umdrehenden Seilschaften entgegenkamen. Sie hatten sich wg. des Neuschnees im Plattenteil des NW-Grats oder des entlang der Sicherungsstangen vorherrschenden, "abplatzenden", nassen Wassereises zur Umkehr entschlossen.

Wg. unseres eigentlich geplanten Ziels hatten wir jeweils zwei Eisgeräte zur Verfügung und damit im Plattenteil einen entscheidenden Vorteil: Ohne Nutzung der Sicherungsstangen stiegen wir seilfrei durch eine noch reichlich verschneite Rinne links der im Bereich der Sicherungsstangen heiklen, weil vereisten oder nur dürftig verschneiten Platten empor (ca. 45°, Stellen bis 50°). Da zwischenzeitlich auch alle anderen Seilschaften umgekehrt waren, blieb uns allein die Spurarbeit im oberen Schneeteil des NW-Grats. Einerseits eine Freude und ein Genuss einen solch schönen und steilen Schneegrat selbst spuren zu dürfen - noch dazu im aufkommenden Sonnenschein - , andererseits in manchen Passagen mit knietiefem Schnee sehr anstrengend.

Ca. 200 Hm unterhalb des Gipfels klarte es schließlich richtiggehend auf und so saßen wir schließlich am Gipfel im Sonnenschein, womit wir ehrlich gesagt niemals gerechnet hätten. Auch am Gipfel hatte der Neuschnee aber deutliche Spuren hinterlassen: Das Gipfelkreuz zeigte sich halbverschneit und ein Blick auf den Grat zur Wyssi Frau machte uns schnell klar, dass wir auch den Plan einer Überschreitung abhaken konnten - wir hätten schlichtweg ewig gebraucht!

Doch auch so waren wir vollauf zufrieden, hatten wir doch nicht nur den Gipfel erreicht, sondern noch dazu die quasi einzige Sonnenstunde des Tages im Bereich des schönen Schneegrats zubringen dürfen. Besonders der untere Teil des Abstiegs, der uns in der Schneerinne im Bereich des Plattenteils längerfristig rückwärtiges Abklettern abverlangte, war dann noch einmal fordernd, ehe wir 1,5 Stunden nach dem Gipfel wieder das flache Gletscherbecken unterhalb des Rothornsattels erreichten und dort alsbald wieder in dichte Wolken eintauchten.

Über den direkten Abstieg westlich des Ufern Stock und einen längeren Gegenanstieg erreichten wir gegen Mittag wieder die Blümlisalphütte. Pünktlich zu unserem Talabstieg von dort, begann es dann wiederum zu regnen. Nachdem wir das knapp einstündige Wetterfenster aber so gut genutzt hatten, störte uns das nicht mehr weiter.

Tourengänger: simba


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