auf den Wächter des Allgäus - den Grünten


Publiziert von Tuppie , 31. Juli 2014 um 13:40.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:27 Oktober 2003
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 818 m
Abstieg: 818 m
Strecke:7,5 km one way

Es ist der letzte Urlaubstag unserer Flitterwochen: morgen geht es nach gut zwei Wochen wieder nach Hause. Doch am letzten Tag will ich die erste Tageshälfte zu einer kleinen Neutour nutzen: der Grünten wartet. Sicher keine spektakuläre Tour, dafür aber zumindest machbar, denn der frühe Wintereinbruch hat dafür gesorgt, dass "ehrgeizigere" Ziele aufgrund des vielen Neuschnees kaum mehr möglich sind. Und wenn man schon ständig an diesem Berg vorbeifährt, möchte man auch mal oben stehen.

Kurz nach 7 Uhr kann ich von unserem Flitterquartier in Hindelang, dem Gästehaus Stich, Richtung Sonthofen starten. Ein herrlicher Blick wird mir geboten: die morgendlich Sonne bestrahlt die Nagelfluhkette hinter Sonthofen, als ich auf der Hauptstraße gen Osten düse. In Sonthofen fahre ich geradeaus und biege dann rechts Richtung Burgberg. Über die Felder abseits der Stadt erreiche ich das kleine Dorf Burgberg (751m) und folge dann der Fußwegbeschilderung "Grünten". Auf einer breiten Fahrstraße kann man dann bis zum Gasthof Alpenblick die Straße benutzen. Doch schon ein Stück unterhalb, an der Weiher-Alpe (ca. 920m) kann man parken (nur begrenzt Parkmöglichkeit!) und von hier sogleich über die Wiesen ansteigen. So kann ich ab hier um 7:40 Uhr Richtung Grünten starten.

In kühlem Schatten steige ich zügig aufwärts und kann nach etwa zehn Minuten über die ziemlich exakt 1000 m hohe Anhöhe blicken, die sich auf der anderen Straßenseite erhebt. So wird der Blick ins Illertal frei und die noch immer gelb-rötlich leuchtende Sonne wirft ein bezauberndes Licht auf die verschneiten Berge des Allgäuer Hauptkammes: Mädelegabelgruppe, Biberkopf, Widderstein, Hoher Ifen - viele bekannte Gipfel sind bereits jetzt zu sehen.

Ich folge zunächst dem breiten Hauptweg, den ich dann aber auf etwa 1020 Meter nach rechts verlasse. Immer noch windet sich der Weg breit und gut ausgebaut in Serpentinen weiter in die Höhe, nur hier und da ein Schneefeld. Im Sommer ein idealer Weg auch mit Kindern! Durch Wald geht es aufwärts und erst nachdem ich den Schanzbach, so heisst er zumindest in Burgberg, zum ersten Mal gequert habe, wird der Weg ein ganz klein wenig schmäler. Jedoch immer noch breit und problemlos zu gehen. Auch wenn der Weg nun auf längeren Strecken verschneit ist und die Sonne der vergangenen beiden Tage dazu geführt hat, dass das Schmelwasser nun in der Früh zu Glatteis gefroren ist. Doch mit den Teleskopstöcken als Gleichgewichtshilfe ist auch das kein Problem. Als ich den spiegelglatt überfrorenen Schanzbach zum zweiten Mal quere (auf etwa 1250m), nun ohne Brücke, klingelt ausgerechnet in dem Moment mein Handy, als ich mit beiden Füßen im Wasser bzw. auf dem Glatteis stehe - "Murphys Law" hat mich wieder erwischt! - Es ist meine frisch angetraute Frau Gattin, die wohl gerade in unserem Quartier gefrühstückt hat und sich erkundigen will, wie es mir geht.

Durch lichten Wald, der immer wieder den Blick auf´s herrliche Panorama frei gibt, steige ich zwischen Burgberger Horn, der markanten Spitze linkerseits, und der Stuhlwand, dem Kamm auf der rechten Seite, höher und erreiche nach ziemlich exakt einer Stunde Aufstieg die ersten Sonnenstrahlen: ich stehe praktisch an der Wegabzweigung zum Burgberger Horn, geradeaus der weitere Weg zum Grüntenhaus (1537m), welches ich zehn Minuten später, um 8:50 Uhr erreiche. Die Hütte ist noch verschlossen und ich weiß auch nicht, ob die Unterkunft überhaupt noch geöffnet hat. Die ersten 600 Höhenmeter in einer Nettozeit (ohne Pausen) von einer sauberen Stunde.

Durch Weidegelände der Mergelschichten führt der Weg weiter hinauf (Gemsen!) und in einer Linkschleife schließlich wieder in den Wald. Gerade auf diesem Wegstück sind die senkrecht aus dem Boden ragenden Kalksteinbänke des Seewerkalkes eine willkommene und zuverlässige Steighilfe, zumal der Weg hier ein wenig schmäler und steiler wird und eben verschneit bzw. vereist ist. Dann steht man vor dem nahen Sendemast, der ja auch aus der Ferne den Grünten eindeutig erkennbar macht. Von hier geht es nochmals einige Meter in eine Senke hinab und gleichwieder hinauf zum höchsten Punkt des Grüntenmassivs, dem 1738m hohen Übelhorn, erkennbar am Steindenkmal für die gefallenen Gebirgsjäger. Seit einiger Zeit steht auch unweit des Denkmals ein hübsches kleines Eisenkreuz. Der Gipfel, den ich um 9:20 Uhr erreiche, besteht aus Schrattenkalk.

Die Aussicht ist wirklich absolut genial und weitreichend: im Westen zuerst die Pfrontener Berge mit Alpspitze und Edelsberg, dann über die markanten Spitzen des Tannheimer Tals (Rote Flüh und Nachbarn) und der Zugspitze weiter zu den Hindelanger Bergen mit Iseler, Rauhhornzug, Hochvogel, Daumengruppe und dem Hindelanger Klettersteig, der überleitet zu den Gipfeln rund um Oberstdorf mit dem gesamten Allgäuer Hauptkamm. Im Südosten dann die Hörnergruppe und die Nagelfluhkette im Osten. In der Ferne viele Schweizer Gipfel, wobei vor allem das Massiv um Altmann & Säntis glasklar zu sehen ist. Richtung Norden schließlich, vom Alpsee überleitend, das Flachland. Allerdings ist der schneidende Wind bei diesen Temperaturen äußerst unangenehm und so halte ich es trotz der beeindruckenden Rundsicht nur eine halbe Stunde auf dem Gipfel aus - der heftige Wind hier oben ist schneidend kalt! Es bleibt noch zu sagen, dass ich bislang keinem Menschen begegnet bin - eine wunderschöne Tour auch daher, denn dieses einsame Erlebnis dürfte an diesem Berg keinem Sommerurlauber vergönnt sein.

Kurz unterhalb des Sendeturms ist das noch beim Aufstieg gefrorene Wasser bereits geschmolzen und hat den erdigen Weg in einen ekeligen Morast verwandelt. Zum Glück nur kurz, dann geht´s wieder gut begehbar runter. Ich habe auch schnell den angenehmen Windschatten erreicht und auch die vereisten bzw. verschneiten Passagen machen dank der guten Tritte keine Mühe. Gegen kurz vor 10:30 Uhr bin ich wieder am Grüntenhaus, das inzwischen geöffnet ist. Ich gönne mir eine Pause in der warmen und gemütlichen Stube und genieße einen heißen Tee. Die Aussicht ist auch von hier noch sagenhaft.

Den Umweg zum Burgberger Horn mache ich insofern umsonst, als das die letzten Meter zwar durch eine Steiganlage gesichert und entschärft sind, diese jedoch vereist und verschneit sind, und ich keine Rutschpartie auf den mit Wassereis überzogenen Platten riskieren möchte. Den Halt zu verlieren könnte unangenehm werden, also verschiebe ich das Burgberger Horn auf ein anderes Mal. Zurück zum Hauptweg verpasse ich offenbar eine Webabzweigung, finde mich dann aber doch unterhalb der von mir genommenen Weggabelung wieder auf dem Abstiegsweg. Trotz halbstündigem Umweg komme ich nun wieder rasch voran und treffe nun auch einige aufsteigende Bergsteiger. Die ersten Leute, die ich heute am Grünten treffe, mal vom Hüttenpersonal abgesehen.

Die letzten Kehren wieder auf dem breiten Hauptweg absteigend kann ich einen Zahn zulegen und bin dann auch um 12:23 Uhr wieder am Auto an der Weiher-Alpe. Nicht ganz fünf Stunden für eine schöne, unschwierige Tour inkl. Pausen und einem Abstecher zum Burgberger Hörnle. Naja, fast! ;-)

Durchgangszeiten:
07:40 Uhr  Parkplatz oberhalb der Weiheralpe
08:50 Uhr  Grüntenhaus
09:20 Uhr  Gipfel
10:50 Uhr  Grüntenhaus
12:23 Uhr  Parkplatz oberhalb der Weiheralpe

Fazit: sehr schöne und einfache Tour auf einen Aussichtsberg allerersten Ranges! Für ein wenig konditionsschwächere Geher oder Familien mit Kindern lohnt auch der Weg nur bis zum Grüntenhaus, das bereits eine herrliche Aussicht auf die Allgäuer Berge bietet.

Tourengänger: Tuppie


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