Gamsjoch über Gumpenbach, inkl. Ostgipfel


Publiziert von LeoO , 14. Juli 2014 um 08:38.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum: 4 Juli 2014
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:15
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1250 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:RVO Bergsteigerbus 9569

Bis auf den Übergang zum Ostgipfel nur T3 ohne Kletterstellen (bzw. allenfalls I).

Auf das Gamsjoch soll laut der Kompass-Karte (aktuelle Version, "Livemap") ein sog. Fußweg (gestrichelt) von der Eng aus nördlich der "Langen Rinne" entlangführen und noch nördlich vom Gumpenjöchl auf den Steig zum Westgipfel treffen. Dieser Weg scheint jedoch überhaupt nicht zu existieren, auch vom Westgipfel-Steig aus habe ich keinerlei Abzweigung nach unten finden können.
Südlich von dem angeblichen Fußweg ist eine Skitour verzeichnet, die weiter oben am Gumpenbach entlangführt und dann den Querweg vom Hohljoch zum Gumpenjöchl trifft. Entlang der Skitour verläuft laut einer älteren Kompasskarte auch ein kleiner Steig, der aber von oben gesehen nicht am Ende Richtung Parkplatz abknickt, sondern weiter nach Süden verläuft, also etwas nördlich vom Almdorf beginnt. Alle diese Wege starten natürlich nicht beim Eng-Parkplatz selbst, sondern gegenüber des Rißbachs; südlich des Parkplatzes gibt es eine Brücke, aber da ich nicht von ihrer Existenz wusste, bin ich über die nördliche Brücke gegangen.
Zur völligen Verwirrung trifft man noch, wenn man die Forststraße von Norden in Richtung Almdorf entlanggeht, ein gutes Stück vor dem Almdorf auf einen gelben Wegweiser mit der Aufschrift "Gamsjoch", der an einem Holzzaun um einen Baum befestigt ist. Ich habe trotz mehrmaligen Versuchen dort keinen Weg finden können und nachdem ich schon fast eine Stunde mit dem Finden des Wegbeginns verbracht hatte, bin ich entnervt querfeldein gestartet. Vom Wegweiser aus bin ich noch über die Wiese schräg weiter nach Süden gegangen - einem Pfad folgend, den ich mir offensichtlich nur einbildete. Schließlich stieg ich ein Stück und fand mich bald in einem trockenen Bachbett wieder, neben dem ab und zu ein kleiner Steig verlief, der aber ansonsten nicht mehr gepflegt zu sein schien. Glücklicherweise führte mich jenes Bachbett genau zum Gumpenbach, an dem dann auch wirklich der Steig und die Skiroute verläuft und der in den Querweg vom Hohljoch zum Gumpenjöchl mündet. Am Rückweg fand ich dann zum eigentlichen Beginn des Steiges: Von oben gesehen biegt der Steig irgendwann nach links durch den Wald ab. Als er diesen verlässt und in die Almwiese mündet, löst er sich komplett auf. Folgt man der Linie weiter, geht man genau auf den Alpengasthof Eng zu. Schließlich lässt sich an der Stelle, an der die "Wegspuren" im rechten Winkel auf die Forststraße treffen, sogar der Almzaun öffnen. Ein Wegweiser ist aber nicht vorhanden.

Der besagte Steig am Bach entlang ist mäßig markiert und besitzt einige steile Stellen aus feinkörnigem Schotter. Wenngleich er keineswegs ausgesetzt ist, bieten jene Stellen insbesondere im Abstieg kaum Halt, man rutscht selbst bei trockenen Verhältnissen leicht aus.
Übersieht man im Aufstieg an einer Stelle, dass der Weg den Bach quert und auf der linken Seite weiterführt, gelangt man an eine interessante Kletterstelle (ca. II), entlang der man rechts des Bachs aufsteigen kann, anschließend kann man den Bach gut queren und wieder auf den Weg gelangen.
Der weitere Anstieg auf dem Querweg vom Hohljoch zum Gumpenjöchl und dem anschließenden Steig zum Westgipfel ist deutlich besser markiert und klar erkennbar.

Der Aufbau der relativ wenig ausgeprägten Gipfel des Gamsjochs verleitet zu einigen weiteren Fehlinterpretationen. Gewissheit fand ich erst per OSM-Karte. Während der Westgipfel (laut unbek. Quelle 2438m) auf kaum einer Karte als Höhenpunkt verzeichnet ist, steht auf ihm das Gipfelkreuz, was ihn für die meisten Wanderer zum Ziel und Umkehrpunkt macht, sowie einen zur Annahme verleitet, auf dem höchsten Gamsjoch-Gipfel gestanden zu haben. Der leicht höhere Haupt- bzw. Mittelgipfel (2452m) liegt ostnordöstl. vom Westgipfel und lässt sich über den leicht ausgesetzten Grat unschwierig in 10 Minuten erreichen. In zwei Tourenberichten auf dieser Seite wurde er fälschlicherweise als "höherer Ostgipfel" bezeichnet. Der wahre Ostgipfel liegt noch weiter im ONO, ist deutlich niedriger (ca. 2380m) und besitzt einen Grashang nach SSO, während er nach NNW mit senkrechter Wand ins östl. Moserkar abfällt. Nach ONO bricht er ins Tränkkarl ab, nach SO entsendet er einen Grat zu einer weiteren Erhebung (ca. 2280m), die nach SSW einen sanften Grashang besitzt und nach NNO steil ins Tränkkarl abfällt. Jene Erhebung verleitet ebenfalls dazu mit dem Ostgipfel verwechselt zu werden. Auf sie führt die Route Edelweißpflücker, darin wird er "Ostpfeiler" genannt.
Nordöstlich des Ostgipfels liegt die Ruederkarspitze (2240m), welche von ersterem durch eine gut 100m tiefe Scharte getrennt wird.

Der Übergang zum Ostgipfel erfordert u.a. Kletterei durch eine steile Scharte (II). Einen Tourenbericht zu jenem Übergang scheint bisher nicht bei Hikr vorhanden zu sein:
Vom Mittelgipfel steigt man über Schrofen am Grat hinab, bis man vor der tiefen Einschartung steht. Nun hält man sich leicht rechts und steigt geradeaus über eine "steile Rampe" in die Mitte der Einschartung hinab. Der AV-Führer beschreibt nur ungenau "teils am Grat, teils in der Flanke [hinab]". Genauer ist die Beschreibung bei Harry Ilo. Das Schrofengelände in der Südflanke (auf der anderen Seite der Einschartung) sieht von Weitem wenig Halt bietend aus, erweist sich dann allerdings - ganz im Gegenteil - als sehr gut machbar.
Anschließend müssen noch zwei mäßig scharfe Gratschneiden überwunden werden. (Natürlich überstieg ich sie nicht direkt am Grat, sondern trat mit den Füßen in die Flanke, während ich mich mit den Händen am Grat festhielt. Dass ich mir dabei ein Bein/Fuß verkrampfte, habe ich meiner überlangen Winterpause zu verdanken ...)
Danach geht es unschwierig auf den grasigen Ostgipfel.

Da ich die Beschreibung von Harry Ilo nicht gelesen hatte und mir das o.g. Schrofengelände von der Westseite der Scharte aus wenig Halt bietend erschien, wählte ich am Hinweg zum Ostgipfel stattdessen die Nordflanke, um die Scharte zu überwinden. Da in der Mitte der Scharte ein großer Altschneebrocken lag, hätte ich nicht von der Mitte der Scharte zur Nordflanke der Ostseite der Einschartung gelangen können. Also wählte ich auch für den Abstieg in die Scharte die Nordflanke.
Verglichen mit der Rampe ist diese Variante deutlich länger und schwieriger; der Fels ist überwiegend, aber nicht immer, fest. Da mir die Rampe am Rückweg leicht fiel, die Nordflanke mir aber durchaus hohe Konzentration abverlangte, würde ich sie mit III bewerten. (Nur schätzungsweise, da ich bisher, zumindest nicht bewusst, über III- hinaus geklettert bin.)
Ich kam dann am unteren Ende eines großen Altschneebrockens, der in der nördlichen Seite der Scharte lag und bis zu deren Mitte reichte (am Rückweg über die Rampe stand ich genau daneben), heraus und stieg über die Nordflanke auf die andere Seite der Einschartung hoch.
Erst am Rückweg erkannte ich dann, dass der Übergang über die schrofige Südflanke und die Rampe deutlich leichter ist; bis dahin hielt ich die Nordflanke für den Normalweg und dachte, dass ich im IIer-Bereich noch viel Übung brauche. ; )

Als Rückweg wählte ich den gleichen Weg, wobei ich dann endlich den wahren Anfang des Gumpenbach-Steiges in der Eng fand, welcher genau gegenüber dem Alpengasthof Eng verläuft und nur durch marginal abgetretene/abgefahrene Wiese erkennbar ist (siehe letztes Foto).

Tourengänger: LeoO


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Kommentare (3)


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scan hat gesagt:
Gesendet am 14. Juli 2014 um 13:27
Hatte die Tour vor 2 Jahren mal gemacht, allerdings ist die Tourenbeschreibung auf www.tourentipp.de doch sehr genau und beschreibt den Einstieg in die Rinne als weglos. Wenn man die Sache von links angeht, stösst man wirklich mit etwas Glück auf so ne Art Pfad, der in der Mitte arg verwachsen und kaum mehr erkennbar ist. Ich bin dann am Ende der Rinne, kurz vor dem Erreichen des richtigen Pfades knöcheltief im weglosen Bachbatz eingesunken. Zum Gipfel gibt es in der Tat nur ein Weg, bin auf ne Familie gestossen, die den Weg ebenfalls vergebens gesucht haben. Aber ja mei, das sind halt die Berge. Insgesamt kann man bei der Tour nicht viel verkehrt machen und kommt als Blumenliebhaber sehr auf die Kosten, insbesonders, weil das Edelweiß da oben in rauen Mengen wächst.

LeoO hat gesagt: RE:
Gesendet am 14. Juli 2014 um 23:14
Hmm, die Beschreibung auf tourentipp.de passt zu dem in meiner alten Kompass-Karte verzeichneten Steig, der sich weitgehend mit der ebenfalls verzeichneten Skiroute deckt, am Ahornboden allerdings einen Östknick der Skiroute nicht mitmacht und etwas nördlich vom Almdorf rauskommt.
Auf meinem Weg, äh, weglosen Route bin ich erstaunlicherweise weder auf verwachsenes Gestrüpp noch auf Bachbatz gestoßen, ich stieß nach kürzester Zeit auf ein trockenes Bachbett.
Viel leichter noch ist dagegen der Einstieg etwas nördlich, siehe letztes Bild in meinem Tourenbericht. Er bringt einen gleich zu einem steilen, aber völlig unverwachsenen Pfad, der früher einmal eine Forststraße war, er führt einen bald zum Gumpenbach.
In der Kompass-Livemap ist dagegen noch ein ganz anderer Weg eingezeichnet: Nördlich der "Langen Rinne", die nördlich parallel zum Gumpenbach verläuft, sollte sich ein Fußweg hinaufschlängeln, der dann oben das Gumpenjöchl links liegen lässt und direkt in den Gipfelsteig mündet.

scan hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. Juli 2014 um 00:22
Der Einstieg in die Rinne bei der Eng sieht man leider erst auf den Rückweg, wie bereits von dir angemerkt. Es läuft so ne Art Weg/Forststraße direkt zu den trockenen Bachbett, allerdings liegt der Beginn so dermaßen blöd, daß man ihn fast nur im Abstieg finden kann oder eben schlichtweg weiß, wo genau man hin muß.

Der Bachbatz war viel weiter oben, kurz vor dem Querweg zum Hohljoch. Kann auch sein, daß es nicht so trocken war, als ich hochgelaufen bin. Vielleicht hab ich da auch nur kurzzeitig den Weg verloren. Von den anderen Weg hab ich noch nie etwas gehört, genauso wenig, wie in manchen Karten ein 2. Anstiegsweg oberhalb vom Gumpenjöchl auf den Gipfel geben soll. Ebenfalls Fehlanzeige. Trotzdem: Man kommt letztendlich doch sehr leicht zum Gipfel hoch :-)


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