Nebelwandern im Gemmigebiet: Plattenhörner


Publiziert von TomClancy , 12. Juli 2014 um 15:02.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum: 2 Juli 2014
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 3:30
Aufstieg: 520 m
Abstieg: 380 m

Chef sei Dank konnte ich zwei Tage Kurzferien aus dem Kalender „ranggen“. Da das Wochenende terminlich ausgelastet ist, mache ich mich so unter der Woche auf zu einem „Touren-unter-der-Wochenende“. Die zwei Tage sind auf die Tour auf das Steghorn ausgerichtet, die ich morgen in Angriff nehmen will. Als Basecamp habe ich mir die Lämmerenhütte ausgesucht. Bei der Hüttenreservation wurde ich von Hüttenwart Christian auch ganz ausführlich beraten, betreffend meiner Tour.

Die Anreise via Leukerbad war noch nicht sehr vielversprechend. In Gesellschaft einer kleinen, munteren japanischen Reisegruppe erreichte ich via Seilbahn die Gemmi. Tropfende, vernebelte Welt! Was nun? Ein mögliches Ziel wäre heute das Daubenhorn gewesen, aber sein Gipfel steckte in sturmsdickem Nebel und das motivierte mich nicht gross… So fiel mein Blick auf die Plattenhörner. Bei der Vorbereitung hatte ich den Bericht von Maeni gelesen und so war der Entscheid schnell gefällt. Neben dem Weg hatte sich ein Fotograf mit einer Riesenkanone eingerichtet. Neugierig spreche ich ihn an und schon bald reden wir mit Händen und Füssen und meinem bescheidenen Französisch über Bartgeier, Steinböcke und steile Berge. Er ist mit seiner Frau im Berghotel einquartiert und widmet sich einige Tage der Tierfotografie. Hauptsächlich die Bartgeier haben es ihm angetan. Ich überlasse die beiden ihrem Schicksal und mache mich auf dem Bergwanderweg auf zum Gipfel. Durch schuttiges Gelände geht es einfach bergauf und schon bald erreiche ich eine der namensgebenden plattigen Stellen. Heute sind sie plätternass und ich lasse mich nicht auf Adhäsionsexperimente ein. So erreiche ich sicher den Gipfel mit seinem spektakulären Tiefblick hinunter aufs 1200 Meter tiefer gelegene Leukerbad. Nebelschwaden umwabbern den Gipfel, der sich heute wenig gastlich zeigt. So mache ich mich schon bald auf Richtung Gemmi. Mein Weg führt mich dann weiter Richtung Lämmerenboden. Diese Schwemmlandschaft beeindruckt mich tief. Gerade bei diesem Wetter zeigt sie sich mystisch angehaucht und geheimnisumwittert. Langsam schlendere ich über die Brücke zum Anstieg, der zur Lämmerenhütte führt.

Der Hüttenwart braucht keine Glocke. Die Munggen kündigen den nahenden Wanderer schon von weitem an. Ich bin bis jetzt der einzige Gast und bekomme einen ganzen Massenschlag für meine Wenigkeit zugewiesen. Was für ein Luxus! Da ich infolge des Wetters viel früher als erwartet auf der Hütte bin, fasse ich einen kühnen Gedanken ins Auge: ein Nachmittagsschläfli! Nach einem feinen Bier ziehe ich mich also zurück in die Kühle meines Hüttenschlafsacks und schon bald fallen mir die Augen zu. Gegen 1700 erwache ich wieder, mit dem üblichen, tagesschlaf-sturmen Kopf. Zum Glück bleibt noch genug Zeit bis zum Abendessen um wieder auf Touren zu kommen. Inzwischen sind noch viele Leute eingetroffen: da ist eine Schulklasse, die morgen auf den Wildstrubel will, eine Fünfer-Gruppe mit dem gleichen Ziel und zwei Jurassier, alte, wettergegerbte Typen, die morgen via Steghorn und Strubelegga zur Engstligenalp queren wollen. Die Hüttencrew hat uns drei zusammenplatziert und so kann ich zum zweiten Mal am heutigen Tag mein Französisch aufpolieren. Bei einem Fläschli Roten geniessen wir unser vortreffliches Nachtessen, bevor sich unsere Wege für eine erholsame Nacht trennen.

Tourengänger: TomClancy


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