Abendliche Rundtour in der Soierngruppe - den längsten Tag des Jahres gut genutzt


Publiziert von maxl , 26. Juni 2014 um 02:04. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Karwendel
Tour Datum:21 Juni 2014
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   Soierngruppe 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 1750 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Direkter ostwärtiger Abzweig von der B2 etwas nördlich von Mittenwald zur Seinsalm. Dort geräumige, kostenfreie Parkmöglichkeiten
Unterkunftmöglichkeiten:Krinner-Kofler-Hütte (Selbstversorgungshütte des DAV), Jausn in der Fereinalm

Der längste Tag des Jahres - und dann auch noch gutes Wetter! Das muss doch ausgenutzt werden, dachten wir uns. Einziges Manko für Freunde der gepflegten Rasenballsportart ist freilich, dass ein für Jogis Jungs nicht ganz unerhebliches Spiel gegen Ghana ansteht, aber lärmende Fan-Gesänge ("SCHLAAAAND") zugunsten der abendlichen Ruhe in den Bergen eintauschen, das fällt uns heute nicht schwer! Also - ab in die Berge und zu einer Dämmerungs-Tour in die Soierngruppe! Wir timen die Unternehmung so, dass wir zum Sonnenuntergang auf dem höchsten Punkt selbiger Gruppe sind; das wird uns zwar durch die hartnäckige Restbewölkung verwehrt, trotzdem können wir ein paar gigantische Stimmungen zwar nicht in totaler Einsamkeit, so doch in ziemlich Stille einsaugen, das lohnt sich allemal!

Los geht's ganz gemütlich um kurz vor drei nachmittags an den geräumigen Parkplätzen "Am Seinsbach" etwas nördlich von Mittenwald. Von hier zieht ein breiter Fahrweg das tief eingeschnittene Tal des Seinsbaches entlang richtung Fereinalm/Krinner-Kofler-Hütte. Diesen verfolgen wir mit unseren extra mitgeführten Radln, deren Mitnahme zwar nicht obligat ist, aber am Rückweg ganz angenehm 3km Hatsch einspart. Hinauf heißt's über weite Strecken allerdings schieben, denn es ist phasenweise sauber steil und man will ja seine Kräftereserven nicht auf den ersten paar Höhenmetern schon verbrauchen...! Nach einer knappen 3/4h erreichen wir den Steig, der in den Sattel zwischen Seinskopf und Feldernkopf leitet, dort hinter einem Holzstapel deponieren wir die Radls. L, aber steil!

Jetzt geht's an einer kleinen Hütte vorbei auf den netten, aber etwas eintönigen Steig, der über einen Graben in den lichten Wald hinein führt. In angenehmer Steigung leitet er aufwärts, schließlich landet man in der Latschenzone, wo's kurzzeitig eben wird. Das letzte Stück ist dann wieder recht steil - durch eine schwach ausgeprägte Geländemulde geht's dem Hangende entgegen. An der tiefsten Stelle zwischen Seinskopf linkerhand und Feldernkopf zu unserer rechten treffen wir auf den schönen Gratweg. Bis hierher glatt T2, gute anderthalb Stunden ab Radldepot.

Schon hier genießen wir eine kleine Rast, die - recht spärlichen - Ausblicke, und wundern uns über einen Mountainbiker, der sich hier samt (deutlich gelenkigerem) Hund über den Steig kämpft. Naja. Wir hingegen streben auf Schusters Rappen weiter gen Feldernkopf. Kurz vorm eigentlichen Gipfel zweigt nach links ein Steig zur von hier sehr ansehnlichen Schöttelkarspitze ab. Da es noch recht früh ist, beschließen wir, diese auch noch mitzunehmen. Es geht bisweilen etwas rutschig in die Scharte zwischen Feldernkopf und Schöttelkarspitze, dann wird deren Südflanke gequert (hier kurz T3+), zuletzt jenseitig wieder einfach hinauf auf diesen äußerst geräumigen, weil von einem leicht vertrottelten Monarchen als Teepavillon genutzten Gipfel. Schöner Aussichtspunkt hier, viertel Stunde ab Feldernkreuz etwa.

Nach kurzem Päuslein schlendern wir also wieder retour. Jenseitig nehmen wir den besteinmannten höchsten Punkt des Feldernkreuzes auch noch mit (T3 durch Grasschrofen) - lohnt sich, denn von hier hat man den besten Blick zur Schöttelkarspitze. Wieder zurück am Weg streben wir nun unserem nächsten Gipfel zu, dem Feldernkopf. Erst geht's etwas kraxelig dahin (T3), danach äußerst mild durch sanfte Wiesen, stets mit schöner Aussicht in den Soiernkessel, diesem Grasbuckelchen entgegen. Der Steig umrundet es in seiner Südflanke, jenseitig kann man auch diesen Gipfel über ein paar extra-hm im Gras leicht (T2) mitnehmen. Danach wird's freilich etwas gerölliger. Nächster Gipfel ist die Soiernschneid. Für diese verlasse man den nun stets in der Südflanke sich haltenden Steig kurz nach Ansatz des Gipfelaufschwungs, um durch steile, aber gut gangbare Gras- und Geröllschrofen aufwärts zu robben. Ein Felsriegel lässt sich in einem kleinen Zacken günstig umgehen (T4), dann steht man auch schon am kleinen Steinmann hier oben, wiederum ein Abstecher von 10min. Erneut geht's zurück auf den Weg, der in die Scharte zwischen Soiernschneid und Reißender Lahnspitze leitet. Letztere gewinnt man leicht durch südexponierte Schrofen (T3+) in ihrer Südflanke - auf der Ostseite geht's wohl auch. Leider steht hier oben kein Gipfelkreuz mehr, wahrscheinlich hat's wieder mal ein dogmatischer Karwendeljünger abgesägt, um die Touristen fernzuhalten...... aber was soll's, trotzdem schön hier. Das letzte Stück des Weges führt noch einige hm bergab in die Scharte zwischen Soiernspitze und Reißender Lahn. Nur noch eine viertel Stunde Aufstieg, dann ist's geschafft, der höchste Punkt der Tour ist endlich erreicht. Hält man sich stur auf dem Weg, so hat man lediglich einige leichte T3-Passagen zu meistern; Schwindelfreiheit schadet allerdings nicht, denn der Steig hält sich stets in der durchaus abschüssigen Südflanke! Incl. aller Abstecher haben wir anderthalb Stunden ab Feldernkreuz geschafft, ohne diese sollte man schon eine Stunde einkalkulieren!

Tja, nur leider gibt's auf der Soiernspitze nicht viel zu gucken.... außer natürlich einem Gipfelkameraden, der sich seinen Biwakplatz zurechtmacht, an diesem im Moment unwirtlichen Ort, denn die prominente Soiernspitze hat sich eine Wolke eingefangen, die sie wohl nicht mehr so schnell freigeben wird. So fällt also die Gipfelrast etwas kürzer aus, der Sonnenuntergang entsprechend komplett aus - aber macht nix, die Stimmung (unter der Wolke) ist schon gigantisch schön! Als Abstiegsvariante haben wir uns den einfachen Steig über den Südrücken der Soiernspitze ausgesucht. Im durchgehenden T2-Gelände geht's den unstrukturierten Rücken hinab, erst nahe eines kleinen Aussichtshügels bei einer Wegkreuzung wird's kurzzeitig etwas steiler (gerade so T3). Auf etwa 1800m teilt sich der Weg, wir gehen rechts gen Krinner-Kofler-Hütte, zunächst durch die Latschen, dann durch den Wald. Hier wird's uns bald zu dunkel, wir aktivieren also die Stirnlampen, und kommen so ohne größere Ausrutscher und nun schon in totaler Dunkelheit um halb elf am Fahrweg nahe der Hütte an. Abstiegszeit bis hierher also knappe anderthalb Stunden.

Jetzt steht uns noch der Hatsch zurück bevor. Die ersten drei Kilometer müssen wir die Forststraße entlangstapfen, versüßt allerdings durch den immer imposanteren Sternenhimmel, den wir natürlich ausgiebig bestaunen. Nichtsdestoweniger sind wir schon ganz froh, als wir wieder bei unseren Radln sind, denn jetzt heißt's nur noch ein paar Minütchen zum Parkplatz am Seinsbach zurückrollen. Kurz vor Mitternacht kommen wir etwas ermattet, aber zufrieden am Parkplatz an, durch nichts mehr aus der Ruhe zu bringen, nicht mal mehr durch das maue 2:2..... denn so eine Abendrunde im Karwendel am längsten Tag des Jahres, das ist was feines!

Tourengänger: andl, maxl


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Kommentare (2)


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Winterbaer hat gesagt:
Gesendet am 26. Juni 2014 um 10:57
War doch trotzdem eine super schöne Tour! Manchmal hab ich allerdings den Eindruck, dass im Westen...also Richtung Schweiz!- das Wetter oft besser ist? Kann natürlich auch mal umgekehrt sein.
Bein uns war es mit dem kalten Wind trotz Sonne recht frisch. Trotzdem wäre ich so gerne bis zum Sonnenuntergang da oben geblieben, aber wir mussten ja wieder mal den "Weg suchen":-)
Auf der Abfahrt im Dunkeln mit dem Radl hat man die Windjacke und die Handschuhe sehr gut gebrauchen können.
Ja und das Problem hier, dass ich an solch schönen Tagen am Ende noch Fernsehen gucken müsste, vielleicht gar noch in der Masse..
> lärmende Fan-Gesänge ("SCHLAAAAND")
hab ich zum Glück auch gar nicht:-) Ich interessiere mich sehr für viele, schöne Sportarten...aber für diese "Sportart", die meiner Meinung nach viel mehr Show und Theater als Sport ist, zum Glück gar nicht:-)
Immer besser draußen am Berg gewesen, was!

VG Uschi

maxl hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. Juni 2014 um 00:41
tja, das Gefühl mit dem Wetter hatt ich heut auch wieder.... zumindest wenn man die Photos sieht, und ein paar Stunden vorher/nachher in ner Wolke steht:-/..... aber die Vergleichsgrundlage ist sicherlich ziemlich unfair...:-)


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