Eidechsspitze (2738 m)

Die Eidechsspitze steht schon lange auf meiner alpinen Wunschliste - gemäß AV-Führer als ultimativer Aussichtsberg gerühmt, man kann angeblich von der Bernina bis in die Karnischen Alpen gucken. Nun,  ich kann dies nicht bestätigen (aber auch nicht dementieren), da heute Quellwolken die Aussicht behindern werden - nur die unmittelbare Umgebung wird sichtbar sein.

Der absolut unschwierige Normalweg auf die Eidechsspitze ist ausschließlich südseitig ausgerichtet - und deshalb schon früh im Jahr möglich, wenn nordseitige Zustiege noch durch winterlichen Schnee verhindert werden.

Fast der längste Tag des Jahres - ich starte am P Terenten-Sonnberg (ca. 1400 m) um 4:30 Uhr mit den ersten Sonnenstrahlen, wandere von Anfang an gut beschildert und markiert auf Weg Nr. 22 eine steile Almstraße aufwärts Richtung Engl-Alm (1826 m, 1 Std.; kurz davor wird noch die Raffalt-Alm passiert, hier begrüßt mich der ebenfalls schon tätige Senn freundlich und wünscht mir in der typischen südtiroler Mundart einen schönen Tag). Ein großer Wegweiser zeigt all die schönen Ziele an, die sich von der Engl-Alm aus erreichen lassen. Die breite Almstraße endet hier, für mich geht es weiter auf einem Bergsteig (weiterhin Nr. 22) in das Terenten-Tal hinein.

Der Steig wird nun richtig steil und führt unter den Osthängen des Altenberges (2384 m) über einige Geländeabsätze auf das längst sichtbare Ziel zu. Etwa 2 Std. nach Abmarsch komme ich an der ehemaligen Kompfoß-Hütte (knapp 2200 m, 2 Std.) vorbei - nichts mehr als ein Almschuppen, leider dem Verfall preisgegeben. Hier verzweigt sich der Weg: ich gehe natürlich weiter geradewegs Richtung Eidechsspitze (großer farbiger Wegweiser an der Hüttenwand), später werde ich an dieser Stelle die Runde schließen, vom Kompfoßsee herunterkommend.

Weiterhin steil, jedoch ohne jegliche Schwierigkeiten erreiche ich nach einer weiteren Stunde den Ostrücken der Eidechsspitze etwa 150 Hm unterhalb des Gipfels. Einige Markierungen leiten dann über Wiesen und Blockwerk auf den höchsten Punkt der Eidechsspitze (2738 m), ich habe 3 1/2 Std. für den Aufstieg gebraucht.

Das Ziel des nicht hundertprozent wetterbeständigen Tages ist optimal gewählt: ich sitze jetzt kurz nach 8 Uhr wolkenlos in der Morgensonne, aber die Gipfel um mich herum sind zum großen Teil bereits hinter sommerlichen Quellwolken versteckt. Ab und zu kann ich unmittelbar gegenüber am Alpenhauptkamm die höchsten Zillertaler erahnen - beispielsweise Hochfeiler, Möseler und natürlich die stets präsente Wilde Kreuzspitze gucken durch Wolkenlöcher. Tief drunten im Eisacktal liegt Brixen - aber die Dolomiten bleiben versteckt, und vom eingangs geschilderten Blick zur Bernina bzw. in die Karnischen Alpen ist heute keine Rede.

Um noch eine kleine Variante ins Spiel zu bringen, steige ich auf dem ostseitigen Kamm Richtung Tiefrastenhütte ab. Der Steig ist ebenfalls bequem begehbar, an zwei kurzen Stellen hängen für wenige Meter etwas unnötige Ketten im Gelände, die vielleicht bei Nässe ganz hilfreich sein mögen. Vorbei an der Lacke des Kleinen Kompfoß-Seeleins, erreiche ich die Kompfoßscharte (2488 m), südlich darunter liegt sodann der Große Kompfoß-See. Er ist noch fast vollständig zugefroren, aber das Eis wird sich nicht mehr lange halten können.

Nun geht es auf Weg Nr. 8B abwärts zur den Resten der oben geschilderten Kompfoß-Hütte, von dort über die Engl-Alm zurück zum Parkplatz oberhalb Terenten.

Anmerkung zur Angabe der "Region":
Wie bei allen Bergen im Gebiet unmittelbar südlich der Grenze Österreich-Italien ist auch hier eine exakte geografische Zuordnung auf hikr nicht möglich: die Eidechsspitze liegt zwar politisch in Südtirol und damit natürlich in Italien, gehört aber geografisch zu den Pfunderer Bergen und damit zu den (südlichen) Zillertaler Alpen.