Atemberaubende Tiefblicke - Cima Capi (909 m) über Kletter- und andere Steige rauf und runter


Publiziert von alpstein , 13. Juni 2014 um 19:41.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 4 Juni 2014
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2- (WS-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 600 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Riva Richtung Ledrosee und nach der Ampel in Biacesa rechts hoch und dann nach ca. 50 m gleich nochmals rechts ab bis zu einem Parkplatz
Unterkunftmöglichkeiten:Bivacco Arconi war geöffnet (beim 2. Besuch am früheren Morgen aber zu)
Kartennummer:Kompass Alto Garda, Ledro

Es wäre wohl eine Sünde, zum Bergwandern am Gardasee zu weilen und keinen Klettersteig zu absolvieren. Für das reichhaltige Angebot an Klettersteigen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden wird daher auch in den örtlichen Prospekten geworben. Wir hatten uns schon zuhause einen Hikr-Bericht von Bergkamerad Jackthepot über eine Klettersteigrunde über die Cima Capi (909 m) rausgesucht. Es war eine Tour, an die wir wegen der spektakulären Tiefblicke auf Riva und den See und ich insbesondere wegen schmerzhafter Folgen, die auch im Spital hätten enden können, noch lange zurückdenken werden.

Wir absolvierten die Runde, wie von Jackthepot ausführlich beschrieben, ebenfalls im Gegenuhrzeigersinn. Unter dem Blätterdach ging es den Senter die Bech erst mal mehr oder weniger horizontal gegen den See hinaus, bis der Pfad dann auf die Aufstiegsroute (Weg 405) trifft, die von Riva über das Val Sperone herauf führt. Allmählich ging es steiler bergan. Stimmen drangen von oben zu uns herunter, die wir in einem steilen felsigen Aufschwung ausmachten. Schließlich kam bald die erste seilgesicherte Passage in Sicht mit den dort klettersteigüblichen Warnhinweisen. Auch ein namhafter Hersteller von Klettersteigsets warnte aus bekannten Gründen davor, bestimmte Produkte aus seinem Sortiment zu benutzen.

Die gesicherte Route führte uns dann am Grat oder seitlich daran vorbei auf den Gipfel der Cima Capi. Es war der reinste Genuss ohne gruselige Passagen, aber eindrücklichen Tiefblicken auf den weit unten liegenden See. Betrachtet man die hohe Felswand vom See aus, könnte sie einem aber das Fürchten lehren. Nach drei Italienern haben wir so den Gipfel erreicht. Zwei andere Berggänger folgten noch in einigem Abstand. Insgesamt trafen wir am ganzen Tag genau 7 Personen. Urlaubsgäste in unserer Unterkunft hatten dies am Sonntag davor anders erlebt.



Ein Stück weit dem Grat gefolgt, zweigt die Route zur Ferratta Folatti durch einen Schützengraben aus dem 1. Weltkrieg nach links ab. Horizontal mit einigem Auf und Ab wird unschwierig die Felswand gequert. Das KS kann dann im Rucksack versorgt werden und in ein paar Minuten ist das Bivacco Arconi erreicht, das zu unserer Freude geöffnet hatte. Der angesichts der Hitze beträchtliche Flüssigkeitsverlust konnte so auch noch mit einem Bier gestillt werden.

Nach Biacesa runter gibt es einen Normalweg, aber auch den Sentiero delle Laste, welchen wir nun angingen. Drahtseilgesicherte Passagen wechseln sich zunächst mit steilem Gehgelände ab (mir fiel als Vergleich der Südabstieg von der Rigi-Hochflue ein). Dass Bergtouren nicht mit den letzten seilgesicherten Passagen enden, wird mir (hoffentlich) noch lange in Erinnerung bleiben.

Plötzlich im steilen Abstieg ein Ausrutscher und Umknicken mit dem linken Fuß, abrupt in einem Felsspalt gebremst. Der Fuß so fixiert, machte ich mit dem rechten einen unfreiwilligen Ausfallschritt. Da die linke Fußspitze dabei ungefähr auf 8 Uhr zurückgedreht war, eine ungemütliche Situation, zumal ich mich auch nicht alleine daraus befreien konnte. Esther58 war zum Glück rasch zur Stelle und konnte meinen Körper nach hinten ziehen, wodurch der verdrehte Fuß von meinem Gewicht entlastet werden konnte. Als hilflose Beobachterin meines Missgeschicks hatte sie schon das Schlimmste befürchtet und ich hielt den Urlaub im ersten Moment auch schon für beendet.

Eine erste Anamnese ergab aber, dass das Sprunggelenk zwar schmerzte, aber die Zehenspitzen noch gut rauf und runter bewegt werden konnten. Auch der halbstündige Restabstieg nach Biacesa in nun einfacherem Gelände brachte ich noch hinter mich. Alles in allem schien das Ganze mit überdehnten Bändern und einer gezerrten Achillessehne nochmals glimpflich abgegangen zu sein. Wie es mit der Fortsetzung der Wanderaktivitäten ausssieht, blieb abzuwarten.
 
Fazit:  Den kleinen Unfall kann man als Glück im Unglück bezeichnen. Ansonsten war es ein perfekter Tag  auf dieser tollen Rundtour.

Hinweis: Mit Bewertungen von Klettersteigen habe ich so meine Schwierigkeiten. Ein L erscheint mir zu tief gegriffen. Ohne Sicherungen haben wir sicher schon schwierigeres Terrain bewältigt. Die Benutzung eines Klettersteigsets erscheint mir aber dennoch sinnvoll. Abstürze würde das Gelände nicht verzeihen und mit Steinschlag muss man immer rechnen. Durch die Botanik nimmt man die steilen Wände unterhalb nicht wahr.

Zum Thema Trinken können wir nur sagen, dass lieber etwas mehr Flüssigkeit als üblich mitgenommen werden sollte. Die Wärme in den südexponierten Abhängen ist enorm. In der Sommerhitze würde ich von einer Begehung abraten.

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Tourengänger: alpstein, Esther58


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