Matthorn-Besteigung (2041m) von Süden, -Überschreitung und -Halbumrundung


Publiziert von 1Gehirner , 12. Juni 2014 um 00:17.

Region: Welt » Schweiz » Obwalden
Tour Datum: 9 Juni 2014
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Pilatusgebiet   CH-OW 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:12 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Pilatusbahn nach Aemsigen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Pilatusbahn
Unterkunftmöglichkeiten:???
Kartennummer:map.wanderland.ch 1:20'000

[Mein erster Bericht über das Matthorn ist erst letzte Woche erschienen, obwohl die Wanderung schon fast ein Jahr her ist... Als ich für unsere Pfingstwanderung recherchieren wollte, fiel mir auf, dass da noch was nachzuholen war.]

Ich wollte schon länger mal wieder eine Wanderung mit Arbeitskollegen zustande bringen. Jetzt, über Pfingsten, bot sich die Gelegenheit. Letztendlich hatte "nur" M. Zeit, aber mit Mann und sieben Monate altem Kind auf ihrer Seite und Sonja auf meiner lohnte sich die Autofahrt schon ziemlich :) Geplant (von mir) war ursprünglich, ab Aemsigen zum Sattel hochzusteigen und über die Seile zum Gipfel zu gehen. M.s Anregung, es von Süden her zu probieren, war mir zwar auch schon als Idee gekommen, anders als sie hatte ich auf Google Maps aber keinen Weg erkennen können. Die LK, sonst ziemlich zuverlässig, zeigt nach Ober Ruessi nur eine im Nichts endende Wegspur an. Auf Hikr nach Touren zu suchen, die diesen Aufstieg enthalten, ist nicht ganz einfach, weil bisher niemand Ober Ruessi als Wegpunkt eingetragen hat. Auch GPS-Tracks suche ich vergeblich, erst im Nachhinein finde ich den Bericht von Chääli. Aber wer nichts wagt...

Um zehn Uhr verliessen wir in Aemsigen die als Pilatusbahn bekannte Touristenbeschickungsvorrichtung, nicht ohne vorher noch Bekanntschaft mit dem Schweizer (oder Innerschweizer) Prinzip "Das weiss man halt" zu machen. Es ist schon etwas beunruhigend, wenn man der Fahrzeugführerin deutlich macht, dass man aus der stehenden Bahn zwar aussteigen möchte bzw. müsste, aber nicht kann, weil die Verriegelung nur von aussen bedienbar ist, besagte Führerin etwas (nicht dialektbedingt) Unverständliches ruft und Verständnis signalisiert... und sich die Bahn dann plötzlich wieder in Bewegung setzt! Erst dann haben wir das Prinzip verstanden: Jedes Bähnchen muss separat zum kleinen, verschlossenen Tor fahren, das der jeweilige Führer öffnet, darf dort seine Fahrgäste ausspucken und dann dem nächsten Bähnchen Platz machen. Dass man das Tor auch ohne sportliche Höchstleistungen einfach übersteigen könnte, spielt dabei keine Rolle; dass es eine durchgehende Treppe von ganz unten bis zum Tor gibt, die dieses schrittweise Abarbeiten unnötig macht, auch nicht. Andere Länder/Kantone, andere Sitten :)

Den technischen Teil des Aufstiegs hinter uns lassend, konnten wir dann die Wanderung beginnen und in vollen Zügen geniessen. Über ausgezeichnete Wanderwege und vorbei an bunt blühenden Wiesen, ohne allzu grosse spürbare Steigung (wie von M. beabsichtigt, um den tapferen Kraxenträger A. mit Kind zu schonen) ging es vorbei an Hinter Chretzen und ums Hörnli herum nach Ober Ruessi.

Circa 500 Meter dahinter endet der Weg auf der LK. Warum, ist mir nicht verständlich. Etliche, teilweise frisch gestrichene weissrotweisse Pfosten weisen den Weg, der nie T3 übersteigt und meistens gut erkennbar ist. An einer Stelle mussten wir kurz auf die Weisheit der Wegmarkierer vertrauen, die einfach mehrere hintereinander liegende Steine wrw markiert hatten (recht verblasst), danach aber ca. 50-100m weit keinen mehr... ein andermal ging der offensichtliche Weg woanders lang, als die wrw-Stange vermuten liess. Problematisch ist keine der beiden Stellen, nirgends wird der Hang kritisch steil. Auch ist die optimale Wegführung meistens gut erkennbar, im Grunde geht es ab 1840m immer im Zickzack in Richtung NW-NNW aufwärts, bis die breite Felsstufe auf 1940m durchquert ist, danach direkt auf den Gipfel zu. Siehe GPS-Track.

Die Gegend ist trotz Lawinenverbauungen wunderschön. Steil aufragende Kalkfelsen, grüne Wiesen, Bergblumen, eine trotz diesiger Luft herrliche Aussicht...

Oben auf dem Gipfel wurde nach ausgiebiger Pause kurz beraten und dann der längere Weg westlich um das Matthorn herum und zurück nach Aemsigen gewählt. Bei der Planung hatte ich die seilgesicherte Passage durch die Nordwand des Matthorns als kritischen Punkt ausgemacht, sie bereitete A. mit der Kiepe aber keinerlei Probleme. Man kann sie also guten Gewissens als kiepentauglich bezeichnen :)

Durch die immer wieder schönen Chilchsteine und weiter unten vorbei an unglaublichen Blumenwiesen ging es nach Fräkmünt. Wir hatten gehofft, hier einen Brunnen oder sowas zu finden... Fehlanzeige. Der Bach war uns nicht ganz geheuer, zumindest nicht zum Trinken. Also musste das vorhandene Wasser für den Rest des Wegs ausreichen... zwei Liter pro Person waren heut definitiv ein Liter zuwenig.

Am Meisibach wurde dann nochmal ausgiebig pausiert, die heissen Füsse ins Wasser gestreckt, die Wasserflaschen gekühlt, alle inklusive Kind verpflegt und etwas gedöst... endlich Schatten!!

Erfrischt und neu motiviert gings dann noch zum letzten Teilstück um das Chlusband herum, von dem uns eine wohlmeinende Wanderin eigentlich abgeraten hatte, es sei "recht uneben" und der offizielle Wanderweg gehe auf der Strasse lang. War es die Kraxe? Unsere erledigten Gesichtsausdrücke? Der Weg war jedenfalls derselbe, den ich vor einem Jahr mit meinem Bruder in umgekehrter Richtung genommen hatte -- herrlich schattig, auf weichem Waldboden, gut gepflegt und schön zu gehen. Die Strasse dagegen -- sonnig, heiss und langweilig. Naja... jedem das Seine. (Darf man seit Buchenwald auch nicht mehr so bedenkenlos sagen... wobei ich interessant finde, dass die Inschrift von einem Inhaftierten und in einer vom Nationalsozialismus ungeliebten Schriftart geschaffen wurde. Ich schweife ab...)

Ab P.1304 wird der Weg dann zur Strasse und damit recht langweilig. Erst bei Stöck treffen wir wieder auf den Hinweg und freuen uns nochmal an den vielen Blumen, wenn auch reichlich ermattet durch die Hitze. Trotzdem reichte es noch für die Bahn um 16:42 Uhr hinunter nach Alpnachstad -- wo nochmals eine Pause im strategisch günstig gelegenen Café Pilatus mit Babyfütterung eingelegt wurde, bevor wir nach Zürich zurückfuhren.

Ich hatte die Zeit für die Strecke ab Gipfel bis Aemsigen auf etwa 2h geschätzt. Wir haben abzüglich Pause am Meisibach (fast eine Stunde, weil's so schön war) etwas mehr als 2.5h gebraucht, allerdings nicht wegen Wegproblemen... es war einfach nur unglaublich heiss und uns ging das Wasser aus ;) A., der die ganze Zeit über die Babytrage auf dem Rücken hatte, war am ärmsten dran. Zukünftige Wanderungen werden mit Trägerwechsel und Schattenzonen (heute kaum vorhanden) geplant... ;)

Pausen mit Baby- und meistens auch Erwachsenenfütterung:
- um 9:00 Uhr unten in Alpnachstad (30min)
- um 11:50 Uhr auf 1900m (25min)
- um 12:35 Uhr auf dem Gipfel (35min)
- um 14:25 Uhr an der Brücke über den Meisibach (50min)
- um 17:15 Uhr im Chalet Café Pilatus (Dauer unbekannt, sicher 30min)

Fazit: Mit Baby sollte man je Stunde reiner Wanderung mindestens 20min Pause zusätzlich einplanen, eher mehr (wenn man die Pausen vor und nach der Wanderung einrechnet).

Danke an M. und A. fürs Autofahren und für das Vertrauen, mit uns eine Tour zu machen, die ich als Nicht-Vater (und Deutscher ;) ) an ihre Wünsche und Bedürfnisse anzupassen versuchte, ohne diese aus eigener Erfahrung kennen zu können. Für mich war es eine tolle Erfahrung zu sehen, wie man mit einem kleinen Kind unterwegs sein kann. Ein grosses Lob an die unglaublich knuffige Klein-A. (auch wenn sie noch nichts damit anfangen kann), die den ganzen Tag über vorbildlich friedlich und unkompliziert war! Mit euch Dreien gehen wir jederzeit gern wieder wandern, es war wirklich schön :)

P.S.: Der GPS-Track weist zwei Lücken auf. OSMAnd+ macht das seit einiger Zeit... keine Ahnung, wie ich es abstellen kann. Trotz Hintergrunddienst und laufender Aufzeichnung schiesst es sich gelegentlich ab. Vielleicht müsste ich öfters einfach pro forma mal dran rumdrücken, um es aufzuwecken... Die wichtigste Passage, der Anstieg von Ober Ruessi zum Matthorn, ist jedenfalls vollständig :)

Tourengänger: 1Gehirner
Communities: Kids & Hike


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