Mittlerspitz (1899 m) - Rotspitz (2127 m) und abenteuerlicher Gamspfad am Guschagrat


Publiziert von alpstein , 24. Mai 2014 um 17:41.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Prättigau
Tour Datum:24 Mai 2014
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   FL 
Aufstieg: 1450 m
Abstieg: 1450 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:über N3 bis Ausfahrt Trübbach - Balzers - St. Luziesteig - Waldparkplatz oberhalb der Kaserne
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Für Werktätige ist es schon ein wenig ärgerlich unter der Woche im Büro hocken zu müssen, wenn in den Bergen schönstes Wetter herrscht. Optimistisch, dass auch der heutige Tag ein paar Sonnenstunden bereithält, machte ich mich nach Graubünden auf den Weg, um drei Gipfel und den Guschagrat zu einer Rundtour zu verbinden. Es wurde eine unerwartet spannende Tour und die Sonnenausbeute hat sogar für einen Sonnenbrand gereicht.

Es war kein Fehler, dass ich recht zeitig zuhause startete, was von einem spätheimkehrenden Abkömmling nicht gerade nobel mit dem Attribut „verrückt“ bezeichnet worden ist. Bei noch weitgehend wolkenlosen Verhältnissen ging es zunächst über den Güterweg aufwärts zur Bergsiedlung Guscha (1115 m), die aber am frühen Morgen noch verwaist war. Die Berge ringsherum strahlten schon in der Sonne, während ich im Schatten des Falknismassivs noch bis Matan (1583 m) auf sie warten musste.

Die Sonne sorgte aber auch rasch für Quellwolken, die sich zunehmend über den Bergen bildeten und der Guschagrat wurde von einer Nebelwalze regelrecht überspült. Nach dem steilen Aufstieg vom Guschner Gir (1713 m) auf die Mittlerspitz (1899 m) hielt ich mich dort am Gipfel auch erst gar nicht lange auf. War ich letzten Frühjahr schon mit Jackthepot hier oben, war die Route über den Guschagrat für mich neu.

Erst ein Stück dem wrw markierten Bergweg folgend, zog es mich dann hoch auf den nebligen Grat, auf dem man, wenn man ihm konsequent folgt, in den T4-Bereich vorstößt, so hat es jedenfalls 360 berichtet. Es stellten sich dann auch Gratzacken in den Weg, wo ich mich, wohl Gamspfaden folgend, bald einmal in einem ziemlich heiklen Gelände wieder fand. Grasplanggen, Felsgriffe und schon fast abgestorbene Äste, alles was sich irgendwie zum Festhalten anbot, wurde dankbar angenommen. Der im Kofferraum liegende Pickel hätte auch gute Dienste getan. Die Stöcke waren in diesem Terrain dagegen eher hinderlich.

Dieses Gelände „roch“ für mich schon sehr nach T5 oder mehr und weckte Erinnerungen an die Besteigung vom Toggenburger Hundstein, wo mich der Zustieg zum Grat schon mal vor Probleme stellte. Als der Grat schließlich immer schmaler und dazu auch noch brüchig wurde, zog ich, es war wohl am P. 2064, den Rückzug vor. Der war nicht minder anspruchsvoll, aber mit der gebotenen Vorsicht bewältigt wurde. Ich konnte es zwar vermeiden ganz zum Wanderweg absteigen zu müssen, aber die Querung 20 Hm unter dem Gratzacken in steilem Gelände war auch nicht ohne. Ich war froh diese Passage hinter mich gebracht zu haben. Der Aufstieg zur Rotspitz (2127 m) war dann schon Entspannung pur.

Die Fernsicht war leider von dicken Quellwolken getrübt, aber hin und wieder konnte ich einen Blick in die tiefwinterliche Nordflanke des Falknismassivs erhaschen.  An einen Aufstieg über die Mazorahöhi/Guschasattel ist wohl die nächsten 3 bis 4 Wochen noch nicht zu denken. Dem Abstieg von dort über Stafel nach Guscha stand aber nichts im Weg, wenn auch noch die ein oder andere Schneepassage zu bewältigen war und das Gelände von Lawinen an manchen Stellen etwas mitgenommen aussah.  Im Gasthaus Guscha gab es schließlich noch das verdiente Bier, bevor ich den Restabstieg unter die Füße nahm.

Fazit: Auch wenn es nicht Sonne pur war, wusste der Tag zu gefallen. Gamspfaden zu folgen will aber gut überlegt sein und Rückzugsmöglichkeiten sind im Auge zu behalten ;-). An der Mazorahöhi sind mir die ersten Berggänger begegnet, bis Guscha unten insgesamt 5.

Route: Waldparkplatz St. Luziesteig – Guscha – Überm Bach – Birch – Matan – Guschner Gir – Mittlerspitz – Guschagrat – Rotspitz – Mazorahöhi/Guschasattel – Säss – Stafel – Guscha – St. Luziesteig

Hinweis: Den Güterweg nach Guscha kann man an zwei Stellen (nicht signalisiert) über den alten Bergweg abkürzen. Von der erwähnten Gratpassage und Traverse unter P. 2064 abgesehen, liegt der Schwierigkeitsgrad nicht über T3.


Tourengänger: alpstein


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Kommentare (8)


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heluka hat gesagt: Rappastein
Gesendet am 24. Mai 2014 um 21:17
Hoi Hanspeter. Ich hatte gestern abend noch an einer Tour vom Steg über den Rappastein auf den Rotspitz herumstudiert. Schade habe ich sie nicht unter die Füsse genommen. Wer weiss hätten wir uns getroffen!
Gruss Heini

alpstein hat gesagt: RE:Rappastein
Gesendet am 25. Mai 2014 um 06:09
Hallo Heini,

möglicherweise hättest Du da noch die Schneeschuhe gebraucht, da hinter dem Guschasattel noch viel Schnee liegt. Vielleicht ergiebt es sich ein ander Mal, dass wir uns über den Weg laufen.

Grüße
Hanspeter

Fraroe hat gesagt:
Gesendet am 25. Mai 2014 um 09:44
Hallo Hanspeter

da hast du wieder eine schöne Kraxeltour gefunden

HG Franz


alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. Mai 2014 um 13:44
Hallo Franz,

das "Kraxelvergnügen" war zwar etwas kurz, aber dafür umso intensiver. Insgesamt war es aber eine schöne Rundtour.

HG, Hanspeter

360 Pro hat gesagt: hmmm
Gesendet am 25. Mai 2014 um 22:36
> ... Grat, auf dem man, wenn man ihm konsequent folgt, in den T4-Bereich vorstößt, so hat es jedenfalls 360 berichtet.
Sorry wenn ich Dich mit meinen Aussagen in für Dich unkomfortables Gelände "gelockt" habe. Meine Erinnerung an den Grat sind jedoch, dass es zwar immer mal wieder "gfürchig" aussah, aber sich das Ganze schlussendlich doch immer in Wohlgefallen auflöste. Ist aber gut möglich, dass meine T-Sklala irgendwie verschoben ist...

Gruss, 360

alpstein hat gesagt: RE:hmmm
Gesendet am 26. Mai 2014 um 06:52
Kein Problem. Die Tour bekam so noch etwas Würze. Das nächste Mal schaue ich mir das Ganze noch mal in Ruhe an. Am Hüenerberggrat habe ich es schon ähnlich erlebt, dass exponierte Stellen sich aus der Nähe dann eher unschwierig erwiesen haben.

Gruß
Hanspeter

Gelöschter Kommentar

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. Mai 2014 um 20:18
Vielen Dank, Ruedi!

Das macht die Routine ;-) Aber im Ernst, ich war selbst etwas erstaunt, dass es so gut ging. Das (war) ist nicht immer so. Das richtige Tempo macht es wohl.

HG, Hanspeter


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