Kirche und Steineberg-Mittag


Publiziert von quacamozza , 28. April 2014 um 15:32. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:25 April 2014
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1150 m
Strecke:Gunzesried-Winkelwiesenalpe-Kapelle-Unterkirchealpe-Kirche-Grathöflealpe-Steineberg-Mittag-Bärenköpfle-Oberberg-Reute-Gunzesried (14 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:B 19 Ausfahrt Immenstadt Süd-Blaichach und über Kühberg nach Gunzesried (kostenloser Parkplatz am Ortseingang)
Kartennummer:AV-Karte Bayerische Alpen BY 1 1:25 000 Allgäuer Voralpen West Nagelfluhkette Hörnergruppe

Selbst in der übermäßig frequentierten Nagelfluhkette gibt es noch weniger bekannte Wege. Ein Besuch lohnt sich insbesondere saisonal außerhalb der Alpzeit und abseits des Umkreises der unzähligen Bergbahnen.
Wir haben uns für eine kleine Runde ab und bis Gunzesried entschieden und eine leichte Wanderung mit einer kurzen Klettereinlage kombiniert.

Die Kirche (in alten Karten auch Kirchenstein genannt) ist ein steiler Felszahn aus Nagelfluh, der etwas südlich des Hauptkammes steht und trotz relativ leichter Erreichbarkeit selten bestiegen wird. Für Kletterer ist der Turm uninteressant, da die Routen brüchig und kurz sind, der Zustieg allerdings lang. Wanderern fällt der Gipfel erst gar nicht auf, da er abseits der Hauptroute liegt.



Zur Schwierigkeit:

Kirche: III- und T 4, brüchig, Kletterlänge: 22 Meter
ansonsten Wanderung bis T 4


Zur Ausrüstung:

Für die Kletterei haben wir ein 30 Meter-Seil verwendet, dazu Abseilausrüstung und 3 Expressen.


Zum Zeitbedarf:

Gunzesried-Unterkirchealpe: 1 Std 15 min
Unterkirchealpe-Kirche: 45 min
Kirche-Steineberg: 30 min
Steineberg-Mittagbahn: 1 Std
Mittagbahn-Bärenkopf: 20 min
Bärenkopf-Gunzesried: 1 Std


Vom Parkplatz Gunzesried (882m) geht es in den kleinen Ort hinein. Ein vielarmiger Wegweiser verwirrt uns so, dass wir sogleich auf den falschen Weg gelangen. Ursprünglich war es unser Plan, gleich westlich Richtung Winkelwiesenalpe zu marschieren. So führt uns der Weg schnell in die Höhe zu einem direkt oberhalb Gunzesried befindlichen Gehöft. Diese Route ist, wie der unten verlaufende Weg, in Richtung Wiesach markiert.
Oben hat man natürlich die bessere Aussicht, doch später, wenn der Pfad in die "richtige" Aufstiegstrasse einmündet, müssen kurz vor Erreichen der Dürrehornalpe wieder einige Dutzend Höhenmeter zur Winkelwiesenalpe (1080m) abgestiegen werden. 

Wir halten weglos auf die kleine, nahe gelegene Kapelle zu. Die Tourismusmanager der Ferienregion Alpsee-Grünten haben hier eine informative Tafel aufgestellt. Der Weiterweg zur Unterkirchealpe ist in der Kompasskarte eingezeichnet und wird im AVF dergestalt erwähnt, dass "auf die alten Markierungen" zu achten sei. Wir haben weder einen Weg, geschweige denn Markierungen gefunden.
Es scheint so zu sein, dass die Route mittlerweile so zugewuchert ist, dass wir sie nicht mehr erkennen können. Zutreffend ist dagegen das Durchqueren eines steilen Hochwaldes. So ging es dann recht rustikal zur Sache, leicht aufsteigend über ein Bachbett nach Nordwesten, um dann sehr mühsam durch zumeist dichten Wald an Höhe zu gewinnen.
Kurz vor der Unterkirchealpe (1359m) erreichen wir die Alpfläche. Blühende Krokusse und der instruktive Blick nach Süden entschädigen für die Plage. An der Alpe laden Bänke zur Rast ein, und ein Brunnen sorgt für Erfrischung. Es wird zunehmend schwüler. Waren die Temperaturen bisher recht angenehm, so kommen wir beim weiteren Aufstieg doch gehörig ins Schwitzen. 

Auf einem breiten Alpweg gelangen wir bald an eine Gabelung und folgen dem blau-weißen Richtungspfeil über eine steile Grasplanke etwa 100 Höhenmeter. Während der Wanderweg rechts weiter Richtung Steineberg führt, steigen wir über Gras, Nagelfluhgestein und Restschnee nach Nordwesten an den Fuß der Kirche (1570m). Das sichtbare Gipfelkreuz lässt Vorfreude aufkommen. Wir steigen rechts herum auf die Nordseite der Kirche und kommen bald an den Einstieg. Jetzt kann's richtig losgehen... 


Die Kletterei ist kurz und macht Spaß. Das Seil gibt uns in dem bröseligen Gelände die notwendige Sicherheit, vor allem für den Abstieg. Es geht knapp 10 Meter gerade aufwärts bis unter einen Überhang (3 ZH). Danach wechseln wir ins Gras und steigen links ausholend auf den Gipfelgrat und zum Kreuz. Die Abseilstrecke vom Gipfelkreuz beträgt 17 Meter. Wir üben auch das Abklettern mit und ohne Seil.  

Der Wind lebt zum ersten Mal richtig auf. Erste Gewitterwolken bilden sich und kündigen baldige Unwetter an. Noch hält das Wetter allerdings. Wir sind dieses Jahr erst die vierten, die sich ins Gipfelbuch eintragen. Die Spuren unserer Vorgänger, die zwei Tage zuvor hinaufgingen, sind auf den Schneefeldern während des Zustieg s noch schwach auszumachen.


Zurück auf dem Weg geht's hoch zur Grathöfle-Alpe (1540m; auch Steineberg-Alpe) und zügig weiter zum Ostgipfel des Steinebergs (1660m; GK und GB). Wir haben den Hauptkamm der Nagelfluhkette erreicht und treffen auf einige Wanderer, die vom Hochgrat kommen. Mit Nagelfluh bezeichnet man ein im nördlichen Alpenvorland vorkommendes geologisch junges Konglomerat mit abgerundeten Flusskieseln. Diese Kiesel erinnern an eingeschlagene Nägel, deren Köpfe aus der Fluh herausschauen. 

Den höheren Westgipfel (1683m) nehmen wir im Laufschritt mitMan kann hier sehr gut die Typologie der Kette beobachten, die nordseitigen Abbrüche und die sanften Hänge auf der Südseite.

Über die 17 Meter hohe Leiter mit ihren 57 Stufen kommen wir an den Fuß der Fluh und steigen über den guten Wanderweg weiter hinunter Richtung Mittag. Nun setzt der Niederschlag ein. Wir entscheiden uns, die Bergstation der Mittagbahn anzusteuern und unseren weiteren Weg nach Abzug des Gewitters fortzusetzen. Bald wird der Weg immer komfortabler. Den Bärenkopf lassen wir demzufolge zunächst rechts liegen. An der Bergstation der Mittagbahn (1415m) werden schon die Vorbereitungen für die letzte Talfahrt getroffen. Wir haben gerade noch die Zeit, uns unser wohlverdientes Getränk zu bestellen. Nach Betriebsschluss der Bahn genießen wir die Ruhe und die Stimmung. Es ist dunkel. Das Gewitter schafft es nicht, die schwüle Luft zu vertreiben. Trotzdem wird uns langsam kalt. Ein Regenbogen wird sichtbar. Es tröpfelt von den Abflussrinnen der Gebäude...


Nach Ende des Gewitters präsentieren sich die Wiesen und Wege natürlich nicht mehr in bestem Zustand. Am Gipfel des Mittag (1451m), der sehr selten betreten wird, befinden sich eine Hütte der Bergwacht und ein Sendemast. Aussicht gibt es keine, der höchste Punkt ist bewaldet. Also nicht der große Hit...

Anschließend statten wir noch dem Gipfel des Bärenkopfes (1476m) einen Besuch ab. Dieser befindet sich etwas südlich abseits des Weges und wird ebenfalls selten aufgesucht. Doch auch hier muss man nicht unbedingt oben gewesen sein. Aussicht: siehe Mittag. Über den kleinen Gipfelkamm geht es zurück über blühende Wiesen auf den markierten Weg und abwärts zur Alpe Oberberg (1317m).

Weiter in teilweise steilem Abstieg über die Alpe Kaser (1113m) zu den Höfen von Reute (931m) und auf der Asphaltstraße zurück nach Gunzesried.


 
 

Tourengänger: quacamozza, Nic, yuki


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