Auf schmalem Grat zu den Rochers de Naye
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Noch so eine Grat(tor)tour...werden sich villeicht einige denken. Tatsächlich sind ja auf www.hikr.org, www.gipfelbuch.ch und in diversen Führern auch schon etliche beschrieben worden: z.B. die Ueberschreitung des westlichen Alpsteins oder der Churfirsten, die Wägitalrunde, der Brienzer-, Sigriswiler- oder der Niesengrat usw.. Wieso also nochmals ins gleiche Alphorn blasen? Villeicht weil die damit erzeugte Naturtonreihe so schön klingt... oder weil es eben immer wieder ein Erlebnis ist, nur mit Wanderschuhen, leichtem Rucksack und höchstens noch einem alten Pickel und einer Reepschnur loszuziehen, unbekanntes Gelände zu entdecken, über ausgesetzte Grate zu balancieren, zwischendurch immer wieder ohne langwierige Seilmeierei in warmem Fels zu klettern, im steilen Gras den Blumen so nahe zu sein, dass man ihren Duft riechen kann, Gemsen, Steinböcken und Dohlen immer wieder fasziniert zuzuschauen, wie sie einem auf der Nase herumtanzen, die frische Luft, das Wetter und die Aussicht zu geniessen und dabei seine Grenzen auszuloten. Die westlichste Kette der Préalpes Fribourgeoises zwischen Moléson und Col de Jaman ermöglicht – abgesehen von zahlreichen Skitouren im Winter – wie die bereits erwähnten Routen genau ein solches Tourenerlebnis. Der Zustieg vom Vallée d’Intyamon über den Vanil Blanc ist interessanter als jener von Moléson-Village über den Moléson, zudem empfiehlt es sich, die Tour zum Dent de Jaman und den Rochers de Naye fortzusetzen, um dann bei der Talfahrt mit der Bahn hinunter nach Montreux den Sonnenuntergang über dem Lac Léman geniessen zu können.
Ausgerechnet vor einem Hitzetag mit angekündigten 30 Grad (ideal wäre eine Begehung im Herbst, ab Ende August bzw. September fährt aber die letzte Bahn jeweils bereits um 1 bzw. 2 Stunden früher) kam mir die Schnapsidee, diese ziemlich lange Durststrecke unter die Füsse zu nehmen: von Albeuve auf einer Strasse zur Kapelle Nôtre Dame de L’Ermitage, dann auf einem Waldweg nach Sex d’en Bas (1051), durch den Wald und einen weiteren Pfad nach L’Ombriau du Milieu (1329) und über eine Weide und den E-Rücken auf den Vanil Blanc (1826). Nun immer dem Grat folgend (z.T. Pfadspuren) über Petit Sex (1883), Grand Sex (1908), Dent de Lys (2014,1), Col de Lys (1782,8), Folliu Borna (1849), Vanil des Artses (1993), Le Pila (1892), Cape au Moine (1941,3), Corbé (1898) und Les Coursis (1864,1) zum Col de Jaman (1512). Schliesslich auf markierten Bergwegen weiter zum Dent de Jaman (1874,9) und über den Col de Bonaudon (1755) auf die Rochers de Naye (2041,9).
Die zaftigsten Stellen sind der NE-Grat zum Petit Sex (T6: „C’est une escalade très exposée“), die Traversierung zum Grand Sex (WS, II), der Kamin im Grand Sex SW-Grat (L, III), die Felsbank Les Reilles im Dent de Lys SW-Grat (Kabel, L), und der Vanil des Artses N-Grat (T6, blaue Markierungen: „Cette voie, très délicate en raison du terrain, n’est pas à recommander aux non initiés de l’ascension en terrain gazonné particulièrement raide“). Der folgende Gratabschnitt bis Les Coursis bewegt sich dann zwischen T4-6, ist meistens ausgesetzt und erfordert anhaltende Konzentration: der N-Gipfel des Corbé wird dabei zuerst westlich umgangen und dann von SW bestiegen, der Abstieg von dessen S-Gipfel erfolgt durch Abseilen (eingerichtet) oder Abklettern (II) nach W auf Bänder (L).
Material: altes Eisgerät, ev. 20-30m Reepschnur. Genügend Getränke mitnehmen, da es ohne zeitraubende Abstiege zwischen L’Ombriau und Col de Jaman kein Wasser gibt.
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