Dufourspitze, mir si gsi!


Publiziert von adrian , 7. April 2014 um 23:44. Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum: 6 April 2014
Ski Schwierigkeit: S
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Aufstieg: 1751 m
Unterkunftmöglichkeiten:Monte-Rosa-Hütte
Kartennummer:Zermatt 1348 / Mischabel 284S

Ein lang ersehnter Wunsch ging diesen Sonntag in Erfüllung. In eigener Regie stiegen wir auf die Dufourspitze.
 
02.50h
Der Wecker reisst mich aus dem Schlaf, einem guten Schlaf. Andreas ist schon wach, wir packen unsere Sachen, wir sind bereit.
 
03.10h
Da sitz ich nun am Frühstückstisch der Monte Rosa Hütte, kaue auf einem Stück Brot und trinke ein Schluck Kaffe. Viele Gedanken gehen durch den Kopf. Verrückte Sache. Eigentlich wollten wir, da schönes Wetter im Süden angesagt, nur in Zermatt übernachten und uns am Breithorn, Roccia Nera und Pollux ein wenig in der Höhe bewegen. Höhentraining halt. Spontan meldete ich mich auf die Warteliste der Monte Rosa Hütte und am Donnerstag 22.21h erhielten wir per E-Mail die Nachricht, es hat noch Platz in der schon lange ausgebuchten Hütte und da sind wir nun.
Schon lange wollt ich wieder hier hoch, doch bis jetzt hat es nicht geklappt, mal zu wenig Schnee, mal keine Tourenpartner, mal keine Kondition. Jetzt hat aber alles gepasst.
 
Nervös bin ich nicht, nein sogar erstaunlich ruhig und gelassen. Wir haben auch nichts zu verlieren nur zu gewinnen. Das Ziel heute: aufsteigen, Hauptsache Schnee unter den Brettern und in den Bergen, an der Sonne sein.
 
04.10h
Abmarsch, nun gilt es! Ja nicht zu schnell starten, der Tag ist noch lang. Gleichmässig steigen wir hoch, es passt. Etliche Skitüüreler haben pressiert und sind vor uns los, doch wir wollen nicht am Anfang den Fehler machen und zuviel Energie verbrauchen.
 
In der Steilstufe vor dem Gletscher ist eine gute Spur, so dass wir problemlos aufsteigen können. Eine Karawane von Stirnlampen, eine gute Stimmung.
 
Gletscheranfang. Seil aus dem Rucksack, einbinden und aufnehmen. Hunger hab ich keinen doch trotzdem, essen und trinken ist wichtig. Weiter geht’s im Stirnlampenlicht aufwärts.
 
Ich habe den Eindruck wir laufen langsam, doch immer wieder holen wir Leute ein. Sind wir zu schnell?
 
Ein gutes Gefühl am Berg zu sein in gutem Rhythmus kommen wir vorwärts es geht mir ausgezeichnet. Freude kommt auf und die Zuversicht dass wir es heut packen.

Morgedämmerung, herrlich! Wir sind am Berg, es wird gut.
 
Kalte Hände! Man hab ich kalte Hände! Schmerzen nichts als Schmerzen. Auch die Fausthandschuhe nützen nichts.
 
Immer noch kalte schmerzende Hände, die rauben mir unheimlich Kraft. So wird das nichts. Fingerhandschuhe an, Fausthandschuhe darüber und kneten, massieren, in die Hände klopfen, langsam regt sich was und es wird besser.
 
Die Hände haben sich erholt, ich friere nicht mehr, ich fühl mich besser.
Der Tag erwacht, es wird ein schöner Tag. Tiefer unten liegt noch alles unter Wolken doch wir steigen darüber auf.
 
Ich fühl mich gut, sehr gut, ausgezeichnet gut! Die 4000er Höhe überschritten und es läuft wie von selbst. Ich kann es kaum fassen aber wir sind hier, hier im Monte Rosagebiet auf dem Weg zum höchsten Punkt der Schweiz, sehr bewegend!
Das Training und all die Touren im Vorfeld haben sich gelohnt. In gleichmässigem Schritt steigen wir in die immer steiler werdende Flanke zum Silbersattel ein. Wir gehen in Laufrichtung die rechte Seite hoch, hier sind ein paar Spalten zu queren doch es passt gut. Riesig sind sie zum Teil die Brüche und die Blöcke so gross wie Häuser. Eindrückliche Landschaft. Karg, felsig und vor allem Schnee und Eis, eigentlich eine unwirtliche Gegend und doch so schön, traumhaft schön.
 
9.50h
Die Flanke wird flacher, der Silbersattel ist in Sicht. Schon sieht man das Skidepot unter dem Couloir das hoch auf den Gipfel führt. Freudestrahlend kommen wir an. Das Etappenziel ist geschafft. Wir können es kaum fassen.
 
Pause. Regenerieren. Wir nehmen uns Zeit, essen und trinken. Packung erstellen, Steigeisen montieren, auf geht’s!
 
10.30h
Hoch geht’s Richtung Couloir. Die Steigeisen und der Pickel geben Sicherheit. Es ist steil. Im Einstieg beginnt der mit Tauen versicherte Aufstieg auf den Grat. Fels, Eis und guter Trittschnee wechseln sich ab. Andi hängt bei mir am Seil, ich steige vor und sichere am Tau. Wir kommen gut voran, doch zwei Gruppen im Abstieg die uns kreuzen veranlassen uns zu Pausen die wir geniessen, denn wir sind an einem traumhaften Ort! Um die letzte Felsecke herum, ich komm an die Sonne und vor mir der Firnhang auf den Grat. Rechts von mir erblicke ich schon das Gipfelkreuz, jetzt gibt’s kein Halten mehr. Ich steige hoch im Wissen nur noch wenige Schritte trennen mich vom Ziel. Emotionen kommen hoch, beflügeln mich und lassen mich fast schwerelos hinaufsteigen. Oben am schmalen Grat angekommen bereitet sich mir das Panorama aus, phantastisch. Ich nehme Andi nach auf den Grat und am kurzen Seil laufen wir über diesen dem Gipfel entgegen. Kurz davor nochmals eine Herausforderung, gilt es doch über einen Felskopf ausgesetzt hinunter zu klettern um dann die letzten Meter auf den höchsten Punkt der Schweiz zu steigen. Gegenseitig sichernd meistern wir auch das problemlos und dann, dann noch ein paar letzte Schritte und wir haben es geschafft, es geht nicht mehr weiter, wir stehen Oben, ganz Oben! Die ganze Schweiz liegt uns zu Füssen und zu Oberst zwei freudestrahlende Gesichter. Überglücklich liegen wir uns in den Armen. Jubelnd, lachend, zufrieden und begeisternd geniessen wir diesen Moment! Es ist absolut der wahr gewordene Traum. Wir stehen auf der Dufourspitze, so guet! Berauschend ist es und heftig, ich kann es kaum fassen. Emotionen schütteln mich und Freudentränen trüben kurz die Sicht. Das ist ein ergreifender Glücksmoment.

Nach knapp acht Stunden und 1750 Höhenmeter stehen wir an einem Ziel von dem wir vor ein paar Tagen nicht mal geträumt haben. Panorama betrachten ist nun angesagt und vor allem das hier sein geniessen. Vollkommene Zufriedenheit breitet sich aus.

Viel zu schnell vergeht die Zeit und der Abstieg ist noch lang. So raffen wir uns auf und verlassen wehmütig diesen phantastischen Ort. Hoch konzentriert machen wir uns an den Abstieg, gegenseitig sichernd geht es das Couloir hinunter. Aufsteigende Gruppen veranlassen uns wieder zu Pausen die wir geniessen, veranlassen sie uns doch länger am Berg zu bleiben.
 
Ab dem Silbersattel dann die lange Abfahrt. Zuerst im Pulver und dann auf meist gut fahrbarem Deckel. Erst weiter unten dann Rübenacker. Immer wieder halten wir an und bestaunen die Landschaft. In der Abfahrt realisieren wir erst die Länge des Aufstiegs, unglaublich lang. Die Beine brennen und so kehren wir nochmals in der Hütte für eine Pause ein.
 
Die Pause tat gut nun folgt die Abfahrt über den Grenz- und Gornergletscher. Entgegen unseren Befürchtungen geht die Abfahrt ganz flott voran. Auch hier machen wir immer wieder Stopps um die Gengend zu geniessen. So sehen wir einen spektakulären Eisabbruch vom Liskamm. Eine riesige Wolke die schnell gross wird und sich talwärts wälzt. Eine enorme Gewalt liegt darin. Sogar die Hütte wird leicht eingenebelt.
 
Für uns geht’s weiter der Gornerschlucht entgegen. Die Schneelage ist noch gut und wir geniessen diese Abfahrt. Die Schlucht dann noch ein Leckerbissen, optisch wie skitechnisch, die Latten müssen hier gut beherrscht werden. Schnee auch hier im Moment gut. Zu guter Letzt dann über die Skipiste nach Zermatt. Total knapp 3000Hm Abfahrt!
 
Es ist vollbracht!
Ein Traum ging in Erfüllung.
Ein grosser Dank gilt Andreas meinem Tourenpartner, ohne ihn wäre diese Tour nicht möglich geworden.

Zum Schluss bleibt nur noch:
Unglaublich schön und guet gsi! Super gsi! 
  

 
  

Tourengänger: adrian, freak:-taler


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Kommentare (9)


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Daniele hat gesagt: BRAVI !!!!
Gesendet am 8. April 2014 um 07:57
Ciao
Daniele

MicheleK hat gesagt: Super
Gesendet am 8. April 2014 um 08:28
Bericht und congratulations!
Michele

TomClancy hat gesagt: Gratulation und Danke!
Gesendet am 8. April 2014 um 10:23
Hallo Adrian!

Herzliche Gratulation zum Gipfelerfolg und herzlichen Dank für den einfühlsamen Bericht, der mir so richtig den "Ärmel ingenoo hed". Die Fotos sind das Tüpfelchen auf dem I. Merci!

Sportliche Grüsse

TC

Felix hat gesagt:
Gesendet am 8. April 2014 um 11:22
super Bericht - von einer tollen Tour; gratuliere!

Nicole hat gesagt: Es friert mich....
Gesendet am 8. April 2014 um 12:26
Es friert mich beim lesen, auch ohne kalte Hände. Mitfiebernd und eintauchen in eure Emotionen. Danke für diese fantastische Mitreise auf den höchsten Schweizer mit solch überlegten und respektvollen Weise.

Danke für diesen wunderschönen Bericht und natürlich eine fette Portion GRATULATION!!!!

Nicole

MatthiasG hat gesagt: Wow
Gesendet am 8. April 2014 um 16:36
Herzliche Gratulation! Bin genau an deam Tag im Wallis ako und zum "ufwärma" am Allalinhorn gsi und han mir überlegt, wann I des wohl schaffa künnt was ihr gmacht hand... Wird scho no. Danke für dean tolla Bericht!

adrian hat gesagt: Merci!
Gesendet am 8. April 2014 um 23:36
Danke für Eure Gratulationen und Mitfreude!

Es freut uns natürlich sehr, wenn Euch der Bericht und die Fotos gefallen und Ihr nachfühlen könnt wie glücklich uns diese Tour macht, wie stark die Emotionen sind und wie viel Kraft sie einem gibt!

Mit grossem Berggruess
Andreas und Adrian

freak:-taler hat gesagt: :-)) Ich bin au gis !!!!!!!!!!!!
Gesendet am 13. April 2014 um 21:21
Ein grosses, grosses Dankeschön an dich tollen Tourenpartner zurück !!
Es ist nun schon eine geschlagene Woche her und noch so unwirklich. Als du mich mit einer kurzen Nachricht informiert hast.

=> Wir haben 2 Plätze in der MonteRosaHütte von Sa auf So❗

freak:-taler hat gesagt:
Gesendet am 13. April 2014 um 21:45
Tags darauf kommt wie gewohnt der Grobplan der Tour darin schon wage das grosse Ziel „top of Switzerland“, oh Mann. Viele Gedanken schiessen mir durch den Kopf. Wahnsinn, doch warum nicht?
Heute muss ich sagen H A M M E R – G E N I A L – S T O L Z – G L Ü C K L I C H und vieles mehr !!


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