Vom Binntal über den Simplon nach Visperterminen


Publiziert von karstencz , 23. März 2014 um 02:22.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 6 März 2014
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 5 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:SBB bis Brig, Matterhorn-Gotthard-Bahn bis Lax, Busse bis Binn, Taxis bis Fäld (CHF 40.-)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bus Visperterminen - Visp, SBB
Unterkunftmöglichkeiten:Binntalhütte SAC nicht bewartet, Rif. Castiglioni CAI ganzjährig bewirtschaftet, Rif. Citta di Aurona CAI - Winterraum, Simplonhospiz
Kartennummer:265S, 274S, 275S, 1270, 1289, 1290, 1309

Obwohl diese Mehrtagesskitour als 2. Abschnitt der Route de Soleil (Andermatt-Saas) in verschiedenen Führerwerken beschrieben und sogar vom DAV-Summit-Club als geführte Tour angepriesen wird, scheint sie eher selten wirklich begangen zu werden. Zumindest in diesem Jahr waren wir wahrscheinlich die erste Gruppe auf der Strecke, bei optimalen Bedingungen.
6.3.14
Es geht in Binn im Binntal los, Anreise bis Brig mit der Bahn, von Norden durch den neuen Basistunnel sehr zügig unter der aten Strecke Kandersteg-Goppenstein hindurch, ab Brig mit der Matterhorn-Gotthard-Bahn bis Lax, dann mit Bussen via Ernen nach Binn, von wo das Taxi (nach Bestellung) noch bis Fäld fährt, 1547m. Hier stehen wir ca. 13.00 zu dritt auf den Skiern und steigen gemütlich bis Freichi auf breit planiertem Weg, und weiter im Tal der Binna via Blatt zur Binntalhütte (SAC) auf 2265m auf. Die Hütte ist fast vollkommen eingeschneit, ein schmaler Tunnel zur Eingangstür und ein Fenster sind freigeschaufelt. Gute Ausstattung inklusive Getränkevorrat, freundliche Atmosphäre, 2 Deutsche haben hier eine Art Dauerlager aufgeschlagen, und sprechen dem Bier- und Holzangebot reichlich zu. Schnee schmelzen, Spätzle kochen, die Küche ist prima mit allem Sinnvollen und sehr reichlich ausgestattet.
7.3.14
Wir stehen relativ zeitig auf und kommen ca. 8.00 los, in der Morgenkälte westlich hinüber unter der Nordflanke des Albrunhorns und dann teilweise steil hinauf zum Passo di Valdeserta 2664m. Blick auf die von hier spektakulär aussehenden spitzigen Schinhörner. Kurze Abfahrt  und weiter hinauf zum Mittelbergpass 2826m. Von hier durch die mit grossen Steinbrocken übersäte Südflanke mit Ski bis auf den Gipfel des Grossen Schinhorn 2939m. Abfahrt auf gleichem Weg, bis wir nach Süden in das Tal des Rio die Valdeserta einbiegen (anfangs recht steil) und zum Ufer des Lago di Dèvero hinunterschwingen können. Auf dem zugefrorenen und dick eingeschneiten See bis zur Staumauer und hinab nach Crampiolo 1767m. Kurzer Gegenanstieg über Vallaro und durch den lichten Wald, dem planierten Sommerweg folgend zum Rif. Castiglioni (CAI) am Nordrand der Alpe Dèvero, 1640m. Dieses ist ganzjährig bewirtschaftet, gute einfache Küche, sauberes Zimmer, Warm Duschen möglich.
8.3.14
Das kleine Skigebiet bei der Alpe Dèvero hat einen Sessel- und zwei Schlepplifte. Der Betrieb beginnt 8.30, also geht der Tag entsprechend gemütlich los. Es gibt Ein-Stunden-Karten für 9 Euro. Die obere Sektion ist anfangs noch nicht in Betrieb, das erlaubt es uns, einmal eine Abfahrt auf gut präparierter morgendlicher Piste ohne Rucksäcke zu geniessen. Dann wird der Dieselmotor der oberen Schlepplift-Sektion angeworfen, die uns auf ca. 2200m bringt. Hier beginnt unverspurtes, unberührtes Gelände; wir queren nördlich unter der sanften Kuppe des Monte Cazzola halbwegs die Höhe haltend, bis wir im Tal des Rio di Buscagna zur Scatta di Orogna 2461m aufsteigen können. Dahinter muss kurz eine recht steile Flanke horizontal passiert werden, bis man in eine grössere Mulde östlich des Pizzo Moro einfahren kann. Diese verlässt man nach Süden und fährt ins obere Valle Bondolero ab. Aus der Südflanke des Pizzo Moro haben sich bereits gewaltige Nassschneelawinen bis in den Talboden ergossen. Wir steigen unschwierig zum Passo di Valtendra 2431m auf. Hier fällt nun die Entscheidung, dass wir nicht versuchen werden, noch an diesem Tag den langen Aufstieg zum Kaltwasserpass anzugehen, sondern die Nacht im Winterraum des Rifugio CAI Citta di Arona auf der Alpe Veglia zu verbringen. Also bleibt Zeit für die Besteigung der Cima di Valtendra 2693m. Dies gelingt mit Ski über die Nordflanke in einer weiten Schleife nach Osten bis zum Gipfelgrat, zuletzt 30m zu Fuss. Sehr schöne Aussicht zum massigen Monte Leone und unseren weiteren Weg, auf die Helsenhorngruppe, zur Alpe Veglia, und in die uns unbekannten italienischen Vorgebirge. Dann folgt die Abfahrt zurück in die Nähe des Passes und nach Westen hinab zur Alpe veglia, wobei wir das Bachtal des Rio Frua überschreiten und auf seiner nördlichen Begrenzung durch lichten Wald nach Cornù abfahren. Das grosse gelbe Rifugio Citta di Arona (1769m) ist das oberste Haus dieser Siedlung, der Winterraum ist ein Anbau an der südliche Schmalseite des stattlichen Gebäudes, der Eingang, obwohl im 1. Obergeschoss befindlich, zur Hälfte zugeschneit, wir schaufeln zu dritt eine halbe Stunde. Wir sind hier die ersten Gäste seit November 2013. Die Ausstattung ist spartanisch, immerhin gibt es 9 gute Schlafplätze (in drei Dreifachbettten). Dazu einen kleinen Tisch und einen winzigen eisernen Ofen, mit einer kleinen Stiege voll Brennholz. Wir geniessen die Abendstimmung in der Sonne, bis diese hinter dem Kaltwasserpass untergeht, und entfachen mit Mühe ein Feuer im kleinen Öfchen, auf dem wir dann ca. 2 Stunden lang Schnee schmelzen. Es gibt Pasta mit roter Sauce, das zweite Instangericht der Reise. Die Nacht in der kleinen  Kammer ist dann ganz gut.
9.3.14
Heute sind wir 7.30 auf den Skiern, es stehen über 1000m Anstieg bevor, und möglichst noch ein Gipfel... Die Alpe wir auf dem harten durchgefrorenen Schnee des frühen Morgens überquert. Die zahlreichen kleinen und grösseren Häuschen wirken wie ausgestorben, wir begegnen zwischen der Scatta di Orogna und dem Kaltwasserpass keinem Menschen.  Weiter geht es auf dem nördlichen Ufer des Rio d'Aurona zunächst gemächlich nach Westen hinan, später wird in den Talgrund gewechselt, und in diesem gelangen wir, allmählich steiler, zum Talschluss. Hier linkshaltend unter den Felsen, auf denen das Bivac Farello CAI steht, aber immer auf Ski durch eine enge steile Stelle hindurch zum Kaltwasserpass, 2770m. In der Mittagsonne gehen wir noch nördlich auf eine Stufe höher zur schönen und schön gelegenen Monte Leone Hütte SAC, 2848. Von hier mit erleichtertem Gepäck in der Südflanke das Wasenhorns zunächst mit Ski zum Südgrat, dann an diesem zu Fuss mit Pickel und Steigeisen ca. 250Hm in anstrengend tiefem und wenig festen Trittschnee auf das Wasenhorn 3246m. Teilweise ist der Grat etwas abgeblasen, und man kann auf den Steinen gehen, der Gipfelgrat selbst, zum höchsten Punkt, ist etwas ausgesetzt.
Zurück zum Skidepot und zur Leone-Hütte, dann auf überraschend gutem Schnee (Pulver) am linken Rand des Kaltwassergletschers hinab und unter dem Nordwestgrat des Hübshchorns hindurch, mit etwas Gegenanstieg, schliesslich in dessen Westflanke in immer noch gutem Schnee zum Simplonhospiz (1997m) an der Passstrasse hinunter. Hier hatten wir reserviert, das altehrwürdige Gebäude, um 1820 als Kaserne errichtet, wird heute von Bernhardiner-Mönchen (Chorherren) als Hotel geführt. Wir gönnen uns nach der Nacht im italienischen Winterraum ein Dreibettzimmer mit Dusche. Gutes Gemeinschaftsmahl mit drei Gängen, zum moderaten Preis. Luxusnacht.
10.3.14
Eigentlich wollen wir nach Saas-Balen, doch es kommt anders. Ca. 8.00 vom Hotel südwestlich über die Passtrasse, und über etwas welliges Gelände zum anfangs steilen Gegenhang. In halber Höhe des Hanges bricht eine von Rainers Skibindungen, das Vorderteil, irreperabler Schaden. Nach kurzer Beratschlagung tritt Rainer allein und zu Fuss den Rückweg zur Passtrasse an, wir gehen zu zweit weiter. In der Nähe des Kamms stellen wir fest, dass wir uns nicht bei der Magelicke, sonder weiter nördlich, unter dem Bistinepass befinden. Also querend, und etwas abfahrend östlich um den Punkt 2494 des Magehorns herum, und nun zur Magelicke 2442m hinauf. (Wir haben bewusst nicht den Sirwoltesattel als Übergang gewählt, weil wir die 200Hm Differenz gern einsparen wollten, noch ein Fehler). Es geht nun fast horizontal, leicht absteigend südwestlich am Punkt 2419 vorbei, in ziemlich steilem Gelände. Wir sehen nicht, wie wir den vor uns liegenden Felsriegel überwinden könnten, und beschliessen, in die Flanke, also nordwestlich abzufahren. Aus einiger Entfernung ahnt man nun, wie der in der Skitourenkarte gepunktete Übergang über das Felsband gemeint sein könnte, mit leichtem Anstieg und Steigeisen evtl. also doch möglich. Zu spät, wir müssen jetzt unten durch. Unsere Zeitreserven kritisch überschlagend kommen wir zu dem bitteren Schluss, dass der Übergang über den Simelipass (3023m) ins Saastal heute nicht mehr drin liegt, und beschliessen, unsere Tour in Visperterminen zu beenden. Also fahren wir am Hang nördlich hinaus, und über Grosse Läger und Bististafel ins Gamsatal hinunter. Bei 1780m wird im Talgrund ein letztes mal angefellt, dann geht es anfangs nochmals recht steil auf einem Rücken zwischen zwei Rüfen aufwärts, bis man auf die Spur eines tief verschneit teilweise kaum erkennbaren Weges stösst, der uns dann sanfter zum Gibidumpass 2201 und auf die Skipisten von Visperterminen führt. Auf diesen ist die Talabfahrt bis ins Dorf noch gut möglich, und von hier geht es mit dem Postbus nach Visp, wo wir mit Rainer wieder zusammentreffen, und gemeinsam den Zug nach Norden besteigen.

Tourengänger: karstencz


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