Madone 2051 m - von Ziegen gejagt


Publiziert von basodino , 17. März 2014 um 16:52.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum: 5 August 1985
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Poncione Piancascia 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 660 m
Abstieg: 1580 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit den Bergbahnen von Locarno via Orselina und Cardada auf die Cimetta
Zufahrt zum Ankunftspunkt:mit dem Bus direkt zurück nach Orselina bzw. Locarno
Unterkunftmöglichkeiten:zwischen Cardada und Cimetta gibt es mehrere Unterkünfte, in Locarno und Umgebung unzählige
Kartennummer:1312 Locarno

Dies wird voraussichtlich mein ältester Bericht, da von den wenigen Touren davor keine Bilder mehr existieren und meine Erinnerung auch eher nebulös ist (inzwischen habe ich noch einen älteren Kurzbericht auf meine Seite gestellt). An meine erste Besteigung des Madone erinnere ich mich aber sehr genau. Weniger an die Routendetails als an zwei Begebenheiten auf bzw. nach dieser Wanderung.

Die Wegführung war schon damals recht eindeutig, denn man begann wie meistens auf der Cimetta, überschritt die Cima della Trosa und erreichte dahinter den Sattel Costa Bella (1657 m). Damals folgten wir nun dem Südgrat, meist aber rechts davon über eine grasige Flanke mit damals nur schlechter Spur und sehr vielen hohen Grasstufen, die ganz schön in die Beine gingen. Heute ist dort ein recht guter Weg angelegt. Der Madone hatte damals eine besondere Anziehungskraft, da er wahrscheinlich mein erster Tessiner Zweitausender war und mir vom Trosa her gut bekannt war. Wie das Gipfelfoto nahelegt, waren wir auch auf dem höheren Gipfel, wechselten aber auf den niedrigeren Südgipfel zurück.
Von dort stiegen wir über den Ostgrat ab und bogen bei dem kleinen Gipfelchen (1870 m) nach Süden ab, um zur Alpe Rocca (1631 m) zu gelangen. Dort trafen wir auf eine Ziegenherde, die einerseits sehr anhänglich war, andererseits einige angriffslustige Tiere in ihren Reihen hatte. Dies flößte uns Flachländern zunehmend Respekt ein, da die zutraulichen Tiere uns gar zu sehr ins Herz geschlossen hatten. Wir versuchten die Herde zu umgehen und als wir gerade wieder auf der Spur waren, kamen die Tiere mit Schwung von hinten angerannt und hätten uns beinahe auf die Hörner genommen, wären wir nicht von der Spur weg in die Vegetation gesprungen. Aus dieser Erfahrung bildete sich bald ein Muster. Immer wieder sprinteten wir ein Stück die Spur hinab, um wenige Meter weiter in die Büsche zu springen, bevor die Herde uns rammen konnte. Auf diese Art bewegten wir uns fast 300 Höhenmeter hinab bis nach Faedo (1351 m).

Nach Faedo kamen wir dann auch rein gerannt und umrundeten ein Haus zu 3/4, um vorsichtig auf den Weg zurück zu blicken. Die Herde hatte uns zwischen den Häusern aus den Augen verloren und so konnten wir den Hauptwanderweg durchs Valle di Mergoscia hinabschleichen und wurden bald durch die nahen Bäume verschluckt. Ob die Einwohner der wenigen Hütten von Faedo erfreut waren, die Herde abzukriegen, konnten wir nicht mehr herausfinden. Wir waren nur heilfroh die Tiere losgeworden zu sein.

Der weitere Abstieg war unspektakulär und mein gleichaltriger Kumpel (wir waren damals beide 16 Jahre alt) bewältigte die gesamte Tour ohne das geringste Murren. Als wir aber mit dem Bus von Mergoscia wieder in Locarno-Monti "daheim" waren, offenbarte es sich, dass mein Kumpel zwei 5-Franken-Stück große Blasen an den Fersen hatte. Ich hätte schon während der Tour wahrscheinlich nur gejammert, er hatte das aber stoisch ertragen und sagte kein Wort. Was für ein harter Junge. Erst als meine Mutter mit einer Nadel und einer Hautschere auftauchte, war es um seine Ruhe geschehen. Ich weiß nicht mehr sicher, ob sie erfolgreich war, kann mich aber noch an die kaum widerzugebenen Szenen erinnern, wie mein Kumpel versuchte der stählernen Gefahr zu entgehen.

Es war letztlich unsere einzige gemeinsame Bergtour. Und solch aggressiven Ziegen bin ich seither auch nicht mehr begegnet. Dass wir damals noch etwas härter waren, mag auch die Tatsache bezeugen, dass wir mehrfach in der Verzasca und Maggia badeten, was mir heute kaum mehr passieren kann, weil mir das Wasser zu kalt wäre.

Bemerkenswert darüber hinaus war noch ein Tagesausflug nach Macugnaga und dort mit der Bergbahn auf den Monte Moro Pass. Ich habe ein Bild vom damaligen Aussehen der Monte Rosa Ostwand angehängt. Wird sich zwischenzeitlich sicher stark verändert haben. Mich hat der Anblick von dort oben sehr beeindruckt und vielleicht auch meine Liebe zu den höheren Bergen mit geprägt.

Tourengänger: basodino


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Kommentare (1)


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lampbarone hat gesagt:
Gesendet am 17. März 2014 um 20:08
Danke für den Bericht, musste sehr schmunzeln, dabei kamen mir wieder die Bilder von letztem Herbst hoch, als eine Kuh mich am Seestock verfolgte...


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