Piz d'Err N-Flanke Direttissima und Versuch Arblatsch NE


Publiziert von danski , 15. März 2014 um 19:07.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberhalbstein
Tour Datum: 8 März 2014
Ski Schwierigkeit: SS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 3750 m
Abstieg: 4100 m
Strecke:Tag 1: Rona - P.1716 - Plang Bleis - Arblatsch P. 3112 - Fuorcla da Spegnas - P. 2714 - Rona; Tag 2: Sur - Cuorts - Tellers Davains - D'Err Südrinne - Piz D'Err - D'Err Nordflanke direkt - Alp D'Err - Tinizong

Seit wir im April 2013 dem Piz d'Err unsere Ehre erwiesen, war für uns klar, hierher mussten wir mit neuen Projekten zurückkommen. Fast genau ein Jahr später sollten die Verhältnisse perfekt  sein, um unsere to-do list um zwei weitere Pendenzen schrumpfen zu lassen: Piz Arblatsch NE-Flanke und Piz d'Err direkte Abfahrt durch die Nordflanke.

08.03.2014 Versuch Piz Arblatsch NE-Flanke

Dass unser Ziel, den Piz Arblatsch von Nordosten zu besteigen und anschliessend vom Gipfel abzufahren ambitioniert war, leuchtete uns bereits in Rona ein als wir einen kurzen Blick auf diesen stolzen Berg erhaschen konnten. Doch zuerst ist aller Anfang leicht. Gemütlich steigen wir in anständigem Tempo durch lichten Wald und leicht geneigte Hänge hoch. Um nach Blais Plang zu gelangen, nahmen wir ab 1800m den südlichen Arm des Val da Livizung. Endlich präsentierte sich uns der Piz Arblatsch in seiner ganzen Pracht! Eindrücklich sah der Gipfelaufbau aus und wir zweifelten etwas an seiner Befahrbarkeit, denn unter den herrschenden Verhältnissen mit sehr viel Wind in der Höhe, schien uns das ganze Unterfangen als doch zu riskant. Doch die weiten steilen Hänge unterhalb des Gipfelaufbaus wollten wir auf keinen Fall verpassen! Anscheinend verirrt sich in diese Gegend kaum je ein Skitourist und so durften wir alles spuren. Je näher wir dem Gipfel kamen, desto intensiver wurde der Wind. Verglichen mit dem Höhensturm am Piz d'Err wehte auf unserer Seite ein laues Lüftchen. Nach einer kurzen Diskussion, erschien uns die Besteigung des Arblatsch unter diesen Umständen nun als definitiv zu riskant. Als Ersatzziel bot sich eine Einsattelung südlich des P. 3112m an. Eine üble  Wind- und Sonnenkruste mussten wir brechen um hinaufzukommen, doch es lohnte sich nur schon wegen dem wilden Ambiente wegen.

Wie zu erwarten war, erwies sich die Abfahrt im oberen Teil als "survival skiing". Doch ab rund 2900m erwartet uns weniger windbeeinflusster, herrlicher Powder! Mit weiten Turns vernichteten wir die Höhenmeter bis ca. 2400m. Nach einer ausgiebigen Mittagsrast wollten wir unsere Spuren in die NW-Flanke des Piz Spegnas zeichnen. Doch diese mussten mit 300HM Aufsteig via Fuorcla da Spegnas verdient werden. Vom P. 2714 zog sich der felsdurchsetzte Traumhang 400m in die Tiefe. Ich hatte das Vergnügen und durfte die erste Linie setzen. Mit perfektem Schnee, anständig steil und gespickt mit einer etwas technischeren Passage war dieser kurze run einer der besseren dieser Saison. Meine Buddies taten es mir gleich, jeder eine Linie für sich ziehend. Die weitere Abfahrt war konstant gut. Irgendwie gerieten wir mehr aus Zufall denn geplant ins Bachbett des Val da Livizung. Was sich vielleicht nun als mühsam erweisen könnte, war Spass pur! Bis auf einen gut 2.5m hohen Eisfall war die Abfahrt so flüssig wie das Wasser des Livizung Bachs. Nach einem Sprung landeten wir einigermassen weich und konnten unser Ski-Canyoning bis Rona ohne weiteren Zwischenfälle fortsetzen.

Das Projekt, den Piz Arblatsch vom Gipfel zu befahren, ist grundsätzlich nicht gestorben. Allerdings müsste es im oberen Bereich deutlich mehr Schnee haben, bzw. weniger ausgeblasen sein. Alleine der wirklich fantastischen Abfahrten wegen lohnt sich diese Tour auch ohne markanten Gipfel.

09.03.2014 Piz d'Err Nordflanke-Direttissima

Neuer Tag, neues Projekt! Aus Bildern und eigenen Beobachtungen war uns die Nordflanke des Piz d'Err eingermassen bekannt und natürlich entdeckten wir eine Linie, die eigentlich fahrbar sein musste. Mit grosser Zuversicht starteten wir in Sur zum neuen Abenteuer. Schnell kamen wir via Alp Flix voran. Einmal mehr wurde unser Tempo am Beginn der d'Err Südrinne gebremst. Waren es letztes Jahr heikle Lawinenverhältnisse mit viel Triebschnee, erwarteten uns nun fast die gegenteiligen Verhältnisse. Der Sturm vom Vortag hatte ganze Arbeit geleistet und die ganze Rinne poliert. Keine Chance ohne Harsteisen. Vor uns mühte sich bereits eine Zweiergruppe ab. Ich entschloss mich für bootpack. Nach der Hälfte der Rinne trug der Schnee mein Gewicht doch die Skischuhe griffen nur noch wenige Zentimeter. Mit etwas commitment gings gerade noch ohne Steigeisen. Endlich erreichte ich das d'Err Plateau. Nach und nach trafen meine Begleiter ein. Zu unserem Erstaunen war ausser unseren zwei Vorgängern weit und breit niemand zu sehen. Gut so! Bald erreichten wir den Gipfel und genossen bei Windstille und angenehm warmen Termperaturen die glasklare Aussicht in alle Himmelsrichtungen.

Die Neugierde auf die bevorstehende Abfahrt drängte uns zum Abstieg. Auf rund 3300m querten wir auf die Nordschulter des d'Err, von wo wir einen ziemlich atemberaubenden Blick in die Nordflanke wagten. Nach einer kurzen Beratung befanden wir unser Unterfangen für machbar. Bevor wir es uns doch noch anders überlegten, führten wir die ersten kontrollieren turns in der sehr exponierten Flanke aus. Glücklicherweise wandelte sich die eisige Oberfläche bald in idealen Presspulver um. Eine "hängende", exponierte Traverse umgeht ein Felsband und mündet anschliessend in ein diagonales Couloir. An dieser Stelle erreicht die Steilheit kurz 50°, bevor wieder deutlich flachere 40-45° erreicht werden. Der erhoffte Powder blieb leider aus. Irgendetwas zwischen Deckelschnee und hartgepresst, dämpfte unsere Euphorie etwas, aber schliesslich waren wir drauf und dran diese Linie erfolgreich zu Ende zu fahren! Beim P. 2581m verliessen wir durch ein Couloir die eigentliche Flanke und stachen in die offenen und nun qualitativ besseren Nordhänge des hinteren Val d'Err. Gleiten bis die Oberschenkel brennen und sich dann allmählich umdrehen und auf die Direttissima zurückblicken. Ja, das sind die Momente im Leben, für welche wir uns immer wieder in solche Abenteuer stürzen. Ein Mix aus Erleichterung, Euphorie und Stolz, kurzum the stoke! Der Rückweg ins frühlingshafte Tinizong brachten wir schnell hinter uns. In Savognin galten unsere Blicke noch einmal dem gewaltigen d'Err an dessen Nordschulter noch unsere Linie sichtbar war. Schon nicht schlecht...

Tourengänger: nprace, danski, manny


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