Ritacuba Blanco 5410m


Publiziert von Bolivar , 23. März 2014 um 13:38.

Region: Welt » Kolumbien » Boyaca
Tour Datum:27 Februar 2014
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CO 
Aufstieg: 2400 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:Río Moscoso (oberhalb Güicán) - Parada de Romero - Cabañas Kanwara - Playitas (Campamento Base) - Ritacuba Blanco - Playitas (Campamento Base) - Cabañas Kanwara
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit dem Bus/Reisecar (z.B. mit Libertadores, Expreso Paz de Río oder Concorde) vom Busterminal in Bogotá (Terminal de Transportes de Bogotá, Módulo Rojo) in knap 12 Stunden Fahrt nach Güicán
Unterkunftmöglichkeiten:in Güicán: Hotel Brisas del Nevado; am Berg: Cabañas Kanwara resp. Biwakplatz bei Playitas (Campamento Base)
Kartennummer:nicht vorhanden

Der Ritacuba Blanco ist mit seinen 5410m der höchste Gipfel der Sierra Nevada del Cocuy. Dieses Gebirge befindet sich im Nordosten des Landes im Departement Boyacá nahe der Grenze zu Venezuela. In Kolumbien sind somit lediglich die beiden Gipfel der Sierra Nevada de Santa Marta, der Pico Cristóbal Colón und der Pico Simón Bolívar mit je 5775m noch höher. Der Vulkan Nevado del Huila wird mit einer Höhe von 5364m angegeben, anderen Quellen zufolge ist er mit 5750m sogar wesentlich höher. In Kolumbien ist also nicht ganz klar, wie hoch die Berge nun wirklich sind. Offensichtlich wurden diese nie seriös vermessen respektive kann die Höhe vor allem auch bei den noch aktiven Vulkanbergen sich stetig ändern. Wie auch immer, die Besteigung des Ritacuba Blanco ist ein absolutes Highlight und diese Bergtour gehört sicher zu meinen schönsten überhaupt.

Nun, ohne diesen *Bericht von dominik wäre ich wohl nie auf die Idee gekommen, diesen Berg zu besteigen. Deshalb an dieser Stelle nochmals herzlichen Dank für den Bericht, aber auch für die Mitteilung der Details von Colombia Trek. Diesen Berg in nur 7 Stunden von den Cabañas Kanwara aus zu besteigen ist eine absolute Spitzenleistung, dafür braucht es einen starken Willen und vor allem grosse Ausdauer. Ich habe mir für die Besteigung etwas mehr Zeit gelassen, insbesondere auch weil ich vorgängig keine Akklimatisierungstouren gemacht habe. Glücklicherweise hatte ich jedoch die Woche vorher in Bogotá auf gut 2600m verbracht und konnte mich so an die Höhe gewöhnen.

Anreise:
  Nur schon die Anreise von Bogotá nach Güicán ist ein Abenteuer für sich. Obwohl zwar täglich 3 - 4 Busse nach Güicán fahren (immer am Morgen früh und Abends), dauert die Reise fast 12 Stunden und ist aufgrund der extrem kurvenreichen Strecke nicht jedermanns Sache. Es gibt mehrere Agenturen die Güicán anfahren, ich persönlich habe mich für "Libertadores" entschieden, weil deren Busse angeblich die bequemsten sind und unterwegs an weniger Orten halten als andere. Eine Fahrt kostet bei Libertadores COP 49'000.- was aktuell ca. CHF 22.- entspricht.

Somit habe ich den Nachtbus vom Sonntagabend (23.02.2014) genommen und bin am nächsten Morgen kurz vor 08:00 Uhr in Güicán angekommen. Anschliessend habe ich ein kleines Zimmer im Hotel Brisas del Nevado bezogen und hatte noch den ganzen Montag um mich etwas umzusehen und vor allem auch um auszuruhen. Am Abend kriegte ich dann noch Besuch von meinem Guide Rodrigo von Colombia Trek um das weitere Vorgehen zu besprechen und die Ausrüstung sowie das notwendige Material zu prüfen.

1. Tag (DI 25.02.2014):
Heute konnte es also endlich losgehen, seit langem hatte ich mich darauf gefreut und war voller Tatendrang. Gegen 08:00 Uhr Morgens traf ich mich wieder mit Rodrigo und Gilberto welcher mich heute bis zu den Cabañas Kanwara begleiten würde. Nach der Registrierung im Büro des Nationalparkes in Güicán wurden wir dann in einem Geländewagen zum Ausgangspunkt der Tour etwas oberhalb von Güicán gefahren. Nun standen knapp 1000 Höhenmeter und eine wunderschöne Wanderung durch zwei Vegetationszonen bevor (alles T2). Anfangs führt der Weg durch üppiges Grün meist am wilden Bergbach Río Moscoso entlang (siehe Foto), so steigt man gemächlich Meter um Meter höher ohne dass es wirklich steil wird. Ab ca. 3500m ändert das Landschaftsbild dann schlagartig und man betritt den Páramo, eine Vegetationszone die für die südamerikanischen Anden sehr typisch ist und wo man auf weiten, offenen Flächen nur noch wenige Sträucher und Pflanzen antrifft. Hier sind die Temperaturen bereits wesentlich tiefer und das Wetter kann jederzeit und schnell in heftige Regenschauer umschlagen. Als wir schlussendlich beim höchsten Punkt der heutigen Wanderung (Parada de Romero ca. 4000m) angekommen sind, öffnete der Himmel auch bereits die Schleusen und wir waren innert kürzester Zeit bis auf die Unterhosen durchnässt. Eigentlich war geplant, dass wir an diesem Ort vom Fahrer abgeholt werden und so mittels Fahrzeug zu den Cabañas Kanwara gelangen. Da wir aber schneller als geplant unterwegs waren, kein Fahrer in Sicht war und es ohnehin in Strömen regnete, sind wir einfach weiter gelaufen und haben auch noch die halbe Strecke zu den Cabañas zu Fuss zurückgelegt.

Die Cabañas Kanwara liegen auf ca. 3950m und bestehen aus mehreren kleineren Gebäuden und Hütten. Da wegen der kommenden Regenzeit kaum noch Touristen in der Sierra unterwegs waren, konnte ich sogar eine ganze Hütte für mich alleine beanspruchen und es mir richtig gemütlich einrichten. Nach einem frühen Abendessen habe ich am Cheminée-Feuer noch etwas gelesen und bin dann frühzeitig schlafen gegangen um für den nächsten Tag wieder fit zu sein.

2. Tag (MI 26.02.2014):
Zumindest der Morgen sah nach einem Blick nach draussen relativ vielversprechend aus. Doch was heisst das schon in dieser feuchten Region wo man tagtäglich mit Regen und Niederschlägen rechnen muss, auch heute würde das schöne Wetter nur bis Mittag halten. Somit machten wir uns (ab heute war ich mit Rodrigo unterwegs) gleich nach dem Frühstück auf den Weg zu den Playitas (Campamento Base) wo wir die nächste Nacht in Zelten verbringen würden. Der Pfad von den Cabañas Kanwara zu den Playitas (T2) folgt erst nur wenig ansteigend einer schönen Suone entlang. Erst viel weiter hinten im Tal (siehe Foto) bei den Frailejónes  geht es dann gut 500 Höhenmeter hoch bevor man den Zeltplatz unterhalb der Gletscherzunge erreicht. Nach insgesamt 3 Stunden gelangten wir auch bereits zum Lagerplatz und trafen auf unsere zwei Träger welche mit dem von uns benötigten Material wie Zelten, Kocher, Essen, Gletscherausrüstung, etc. vorausgegangen sind. Glücklicherweise hatten diese bereits ganze Arbeit geleistet und so konnten Rodrigo und ich bei unserer Ankunft umgehend ein trockenes Plätzchen im Zelt aufsuchen und uns vor dem Regen schützen. Die restliche Zeit des Tages verbrachten wir mit schlafen, essen, trinken und der Vorbereitung des Gepäcks für den nächsten Tag. Nachdem die Sonne untergegangen war, war ohnehin bereits Zeit für den Schlafsack denn um 02:45 Uhr würden wir bereits wieder aufstehen müssen.

3. Tag (DO 27.02.2014):
Nach einigen wenigen Stunden Schlaf war ich bereits um 01:30 Uhr wach und konnte bis der Wecker klingelte nicht mehr einschlafen. Wie auch immer, da wir am Vortag noch genügend ausruhen konnten fühlte ich mich einigermassen fit für den Gipfeltag. Der Himmel war um diese Zeit noch sternenklar und die Temperaturen relativ warm, fast zu warm. Nach einem bescheidenen Frühstück (um diese Zeit ist das Hungergefühl noch wenig ausgeprägt) machten Rodrigo und ich uns noch vor 04:00 Uhr früh auf den ca. einstündigen Weg Richtung Gletscherzunge. Dabei steigt man erst über einen gut ausgetretenen Pfad (T2) über eine Seitenmoräne hoch und erreicht schlussendlich über einige Platten und Felsen den Gletscher. Die letzten paar Meter über die Felsplatten zur Gletscherzunge sind in der Nacht nicht ganz ungefährlich und somit würde ich diesen kurzen Abschnitt sicher mit T3 bewerten. Beim Gletscher angekommen zogen wir die Steigeisen an, seilten uns an und machten uns umgehend auf den Weiterweg. Der Gletscher hat nur sehr wenige Spalten und ist augrund der geringen Neigung auch wirklich einfach zu begehen (L), weitere Besonderheiten gibt es nicht zu erwähnen.

Als es dann gegen den Morgen zu immer heller wurde, waren am Himmel bereits zahlreiche Wolken auszumachen und je höher wir stiegen, desto nebliger und dunstiger wurde es (siehe Foto). Auf einer Höhe von ca. 5200m waren dann kaum mehr Konturen zu erkennen und wir beschlossen, eine längere Pause einzulegen. Das Wetter besserte sich leider nicht zu unseren Gunsten und langsam aber sicher befanden wir uns in einem Whiteout. Nach einer kurzen Besprechung war dann schnell klar, dass eine Gipfelbesteigung unter diesen Umständen zu gefährlich sein würde und so traten wir etwas bedrückt den Rückzug an. Als wir jedoch schon fast wieder unten beim Gletschereinstieg waren, klarte es wieder auf und das Ganze sah nun schon wesentlich freundlicher aus (siehe Foto). Nun, nach kurzer Diskussion haben wir entschieden nochmals einen Versuch zu wagen und erneut hochzusteigen (Anm.: die zusätzlichen Höhenmeter sind im Bericht nicht mit eingerechnet). Und siehe da, das Wetter wurde nun tatsächlich besser und besser und als wir dann bereits oben auf dem Verbindungsstück zwischen Ritacuba Blanco und Ritacuba Negro waren, kamen wir in den Genuss von schönstem Bergwetter. Ab hier ist es nun auch nicht mehr all zu weit bis zum Gipfel, der schwierige Schlussaufsteig (eine ca. 10 - 15m steile Eisstufe) stand uns jedoch noch bevor. Siehe auch den *Bericht von dominik. Die von dominik beschriebene Stelle kann jedoch aktuell nicht mehr genutzt werden, neu wird der Gipfelkopf in einer Traverse umgangen und dann von der Seite über eine gut 10 - 15m hohe Steilstufe im Schnee/Eis erklommen (WS/WS+ ?). Dieser "neue" Aufstieg ist genauso exponiert und fordert gute Frontzackentechnik sowie höchste Konzentration, ein Ausrutscher an dieser heiklen Stelle ist tunlichst zu vermeiden. Schlussendlich standen wir gegen 09:00 Uhr auf dem Gipfel des Ritacuba Blanco und somit auf dem höchsten Punkt der Sierra Nevada del Cocuy. Wir konnten unser Glück kaum fassen, befanden wir uns vor kurzer Zeit ja bereits auf dem Rückweg und hatten nicht gedacht, den Gipfel doch noch erreichen zu können. Aufgrund der zusätzlichen Strapazen waren wir jedoch ziemlich ausgelaugt und waren froh, dass der Aufstieg nun zu Ende war.

Nach den obligatorischen Fotos ging es dann auch bereits wieder an den Abstieg. Diesen konnten wir nachdem wir die heikle Steilstufe hinter uns gelassen hatten auch in vollen Zügen geniessen und so waren wir innerhalb kurzer Zeit wieder zurück bei unseren Zelten bei den Playitas. Hier blieb uns noch etwas Zeit für ein Nickerchen und um eine kleine Zwischenverpflegung zu nehmen bevor es dann gleich weiter zu den Cabañas Kanwara ging. Somit war die Besteigung des Ritacuba Blanco zu Ende, von den Cabañas fuhren wir ohne weitere Pause mit dem Geländewagen zurück nach Güicán. Wenige Stunden später sass ich auch bereits im Nachtbus welcher mich nach langen 12 Stunden Fahrt wieder nach Bogotá zurückbrachte. In Bogotá blieb dann nicht viel Zeit um in Erinnerungen über dieses schöne Andenabenteuer zu schwelgen, 3 Tage später flogen wir nach Havanna / Kuba um den dreiwöchigen Urlaub in etwas wärmeren Gefilden ausklingen zu lassen. Südamerika, bis hoffentlich bald wieder!
  . .  .
Reiseveranstalter: Colombia Trek

Tourengänger: Bolivar


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Kommentare (8)


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Sputnik Pro hat gesagt: Phantastsich!
Gesendet am 23. März 2014 um 20:21
Herzliche Gratulation zu desem wunderschönen Berg! Die Fotos sprechen für sich und Kolumbien ist sicher eine Reise wert!

Viele Grüsse, Andi

Bolivar hat gesagt: RE:Phantastsich!
Gesendet am 23. März 2014 um 20:48
Hallo Andi,

Besten Dank, Kolumbien kann ich Dir wärmstens empfehlen! Ich war schon so oft dort und endlich habe ich es auch einmal in die Berge geschafft. In der Sierra Nevada del Cocuy gäbe es noch so viel zu entdecken!

Beste Grüsse
Marc

TeamMoomin hat gesagt: Ganz
Gesendet am 27. März 2014 um 23:52
geniale Tour hast du da gemacht, ja wahrlich Südamerika ist immer wieder eine Reise wert, da gibts echt soviel tolles zu entdecken!
Danke für den tollen Bericht und eine weitere Inspiration für eine mögliche Reise!

Lg Oli und Moomin

Bolivar hat gesagt: RE:Ganz
Gesendet am 28. März 2014 um 09:42
Hallo TeamMoomin,

Besten Dank für die Glückwünsche. Erst wollte ich eigentlich noch einmal nach Ecuador zum Chimborazo fahren, habe mich dann aus verschiedenen Gründen (zu wenig Zeit für Akklimatisation, Kosten, etc.) anders entschieden. Der läuft ja auch nicht davon...! In Südamerika ist es nie einfach sich für etwas zu entscheiden, nebst fantastischen Bergen gibt's ja noch so viel mehr (schöne Städte, die Karibik, Pazifikküste, der Regenwald, Inkastätten, Feuerland, die Llanos und die Pampa, etc.). Wenn man nur mehr Zeit zur Verfügung hätte!

viele Grüsse
Marc

madu hat gesagt: Schöner Tour
Gesendet am 8. Mai 2014 um 22:00
und danke für den schönen Bericht!
Gratulation zur gelungene Besteigung.

Gruss
madu

Bolivar hat gesagt: RE:Schöner Tour
Gesendet am 16. Mai 2014 um 16:28
Besten Dank Madu!
Auch Dir weiterhin schöne Touren in Südamerika.

viele Grüsse
Bolivar

dominik hat gesagt: Gratulation
Gesendet am 3. September 2014 um 16:12
Sali Bolivar

Da habe ich doch Deinen Bericht glattwegs bis heute übersehen! Toll, dass es geklappt hat und meine Tour Dich inspirieren konnte. Hast Du Gilberto eigentlich auf mich angesprochen? Ich denke, er hat el suizo loco nicht vergessen :-)

Gruess
Dominik

Bolivar hat gesagt: RE:Gratulation
Gesendet am 3. September 2014 um 16:38
Sali Dominik,

Auch Dir nochmals besten Dank für die Infos und Tipps, hat alles bestens geklappt. Mit Gilberto war ich nur am ersten Tag von Guican bis zu den Cabañas unterwegs, er ist dann umgehend wieder nach Guican zurückgekehrt. Rodrigo habe ich dann am nächsten Morgen wieder getroffen und ja, er hat sich natürlich noch bestens an Euch und vorallem an Dein Tempo erinnert. ;-)

viele Grüsse
Marc


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