Alpstein-Durchquerung mit Säntis


Publiziert von Bergamotte , 9. März 2014 um 17:40.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum: 8 März 2014
Ski Schwierigkeit: ZS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI   CH-AR   CH-SG 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 2230 m
Abstieg: 2265 m
Strecke:ca. 26km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Unterwasser od. Parkplätze in Unterwasser / Chüeboden / Laui
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Wasserauen
Kartennummer:237S (R. 911b/d)

Mit der Durchquerung des Alpsteins auf Skiern erfüllte ich mir einen lang gehegten Traum. Natürlich gäbe es hierfür auch effizientere Routen, zum Beispiel von Wildhaus über den Mutschensattel nach Brülisau. Doch erst der Besuch von König Säntis setzte diesem Projekt die Krone auf, so dass ich die 2200 Höhenmeter und 26 Distanzkilometer gerne in Kauf nahm. Schlussendlich machte die seltene Kombination aus Kaiserwetter, sicheren Lawinenbedingungen, eindrücklicher Alpsteinszenerie und in diesem Gebiet ungewohnter Einsamkeit die Traverse zu einer meinen schönsten Touren überhaupt.

Als Vorgeschmack auf die anstehende Frühjahressaison springe ich um 3:00 aus den Federn, keine Spur von Müdigkeit angesichts der riesigen Vorfreude. Um 4:45 laufe ich in Unterwasser (906m) in Turnschuhen los, um 30 Minuten später Laui (1072m) zu erreichen. Ab hier liegt ausreichend Schnee und das dürfte noch einen Moment so bleiben. Beinahe steige ich in der Dunkelheit Richtung Stoss auf.

Nach der Ebene von Thurwies beginnt endlich der richtige Anstieg, gleichzeitig setzt die Morgendämmerung ein. Ab hier bis zum Rotsteinpass gilt (und auch später wieder ab Meglisalp): Es sind zwar zahlreiche Spuren vorhanden, doch keine in Aufstiegsrichtung. Die Abstrahlung in der Nacht vermochte die Unterlage übrigens nur knapp zu gefrieren. An etwas geschützten Stellen, zum Beispiel in Nähe von Bäumen oder Felsen, präsentiert sich der Schnee bereits relativ faul. Schwitzen muss ich an diesem warmen Frühlingstag vorläufig aber nicht, denn ein frischer Wind pfeift vom Pass hinunter.

Nachdem ich verschiedene Steilhänge (bis 35°, nicht exponiert) überwunden habe, erreiche ich nach gut drei Stunden den Rotsteinpass (2122m) und die ersten Sonnenstrahlen. Der Ausblick vom nahen Aussichtspunkt P. 2152 auf den Säntis mit dem stahlblauen Himmel im Hintergrund wirft mich beinahe aus den Socken. Ich erkenne einen einsamen Skifahrer, der noch vor der ersten (offiziellen) Bahn den Gasthaushang abfährt. Dieser erhält bereits um diese Zeit viel Sonne. Nach einer Verpflegungspause mache ich mich an die 600m Abfahrt. Im oberen Bereich findet sich noch Pulver, anschliessend zunehmend gedeckelt.

Kurz vor der Meglisalp (1517m) kreuze ich den Skifahrer, welcher in grosser Eile zum Wiederanstieg Richtung Rotsteinpass ansetzt. Kein Wunder, es handelt sich um den Junior der Hütte und die ersten Gäste sind ihm dicht auf den Fersen. Er und Ruedi vom Alten Säntis hatten mich zuvor mit dem Feldstecher bei meiner Pause auf dem Aussichtspunkt erspäht. Nach dem Wiederanfellen wartet der zweite Aufstieg des Tages (knapp 1000Hm). Zunächst tröpfchenweise kreuze ich die ersten Säntisabfahrer. Ganz so viele Türler wie sonst scheinen heute nicht unterwegs zu sein.

Bald erreiche ich die Sonne und steige vorübergehend im T-Shirt auf. Doch auch hier empfängt mich weiter oben ein frischer Wind. Erste Ermüdungserscheinungen bekämpfe ich erfolgreich mit Ovosport. Ohnehin bin ich erstaunt, wie zügig ich immer noch unterwegs bin. Immerhin handelt es sich um meine bisher grösste Skitour. Und Spurarbeit gibt es auch zu verrichten. Doch selbst am abschliessenden Gasthaushang, der bereits stark aufgeweicht ist, höre ich keine Englein singen. Im Alten Säntis stärke ich mich mit Suppe und Wurst, der Vorteil eines erschlossenen Gipfels. Anschliessend kurzer Besuch des Säntis (2502m) bzw. der Aussichtsplattform.

Die Abfahrt zur Wagenlücke (2075m) gibt erstaunlich viel her. Auf der Seite Chalbersäntis findet sich noch etwas Pulver, auf der Nordseite dann schöner Sulz. Ab Lücke muss wegen Ausaperung zuerst etwas abgerutscht werden, anschliessend Abfahrt durch gedeckelten Schnee. Durchs mittlere Couloir (bis 40°) erreiche ich die Fälalp und das Berggasthaus Mesmer, wo heftig Schnee geräumt wird. Im folgenden Steilhang zur Seealp runter fange ich meine ersten (harmlosen) Steine ein. Es sollten keine weiteren folgen. Mühsame Stöckelei durch klebrigen Faulschnee über die Seealp. Nun die positive Überraschung: Von kurzen Tragepassagen abgesehen kann über den Forstweg bis P. 906 abgefahren werden. Nach Umrüstung zurück auf Turnschuhe verbleibt der kurze Frühlingsspaziergang zur Bahnstation Wasserauen (868m), welche ich um 13:00 erreiche. Was für ein wunderschöner Tag!


Zeiten (teils gespurt)
3:05  Rotsteinpass
2:25  Meglisalp - Säntis
1:30  Wasserauen

Tipp: Diese Tour lässt sich prima mit der Säntisabfahrt von Stütze 2 kombinieren. Man minimiert dadurch den Flachanteil im elend weiten Anstieg zum Rotsteinpass, vor allem aber gewinnt man 1000 (!) zusätzliche Abfahrtshöhenmeter.


Tourengänger: Bergamotte
Communities: Skitouren


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T5 II
21 Sep 15
Säntis Ostgrat - Böseggroute · Chrichen
T3+
7 Jun 09
Säntis (2501 Meter) · Domenic
T3
14 Okt 07
Säntis via Schrennen, Wagenlücke · CampoTencia
WS
4 Feb 18
Säntis · Urs
ZS
ZS-

Kommentare (4)


Kommentar hinzufügen

tricky hat gesagt: Sehr schön
Gesendet am 9. März 2014 um 17:48
Gratuliere zu dieser genialen Tour. Hattest ja super Verhältnisse dafür.

alpstein hat gesagt:
Gesendet am 9. März 2014 um 17:49
Herzliche Gratulation zu diesem Leckerbissen :-)

Beste Grüße
alpstein

Bergamotte hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. März 2014 um 22:54
Vielen Dank Euch beiden.

Felix hat gesagt:
Gesendet am 2. Mai 2014 um 13:51
gewaltig(e) - Tour; gratuliere!

lg Felix


Kommentar hinzufügen»