Skitour Große Seekarspitze (2679 m)


Publiziert von peropoco , 22. Januar 2014 um 09:56.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:15 Mai 2013
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Ski Schwierigkeit: WS+
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 1750 m
Strecke:Scharnitz - Larchetalm - Neunerkar - Breitgrieskarscharte - Große Seekarspitze

Weil es in hikr noch keinen Bericht zur Großen Seekarspitze als Skitour gibt, schreibe ich jetzt nachträglich einen. Wenn man in diesem traurig schneearmen Winter 2014 keine Skitouren machen kann, dann zehrt man halt an denen aus der Vergangenheit ...

Ein paar Eckdaten: die Skitour auf die Große Seekarspitze besteht aus 3 Etappen:

1) Auffahrt mit dem Rad von Scharnitz ins Karwendeltal bis ca. 1 Km vor der Angeralm. Das ist eine Strecke von ungefähr 13 Km und 350 Hm.

2) Aufstieg zu Fuß auf unmarkiertem, unbezeichnetem aber gutem Jagdsteig zum Neunerkar, ca. 600 Hm.

3) Aufstieg mit Ski über das Neunerkar zur Breitgrieskarscharte und weiter zum Gipfel, ca. 800 Hm. Bei guter Routenwahl im Mitten des Kares bleibt die Geländeneigung unter 30 Grad, ausser an ein paar Stellen im Bereich der Breitgrieskarscharte und kurz vor dem Gipfel, wo es etwas steiler ist.

Die Tour wollte ich schon lange machen, hatte aber Respekt vor dem hohen konditionellen Anspruch. Wenn man die paar kleinen Gegenanstiege mit einberechnet, sind es etwas über 1900 Höhenmeter und eine lange Strecke (39 Km hin und zurück laut GPS). Das ist im Sommer mit leichter Ausrüstung für Otto Normalbergsteiger schon eine Nummer, als Skitour mit dem ganzen Kram ein Hammer.

An dem Tag (15.05.2013) hat aber alles gepasst und ich wollte es endlich wissen. Früh los gehen war angesagt und so bin ich so früh aufgestanden wie noch nie für eine Skitour. Um 4:30 Uhr bin ich vom Parkplatz vor der Grenze losgeradelt. Durch Scharnitz bis zum letzten Abzockeparkplatz, dann links hoch ins Karwendeltal. Ab hier im Dunkeln weiter in Richtung Larchetalm. Noch lange vor der Larchetalm habe ich Stimmen gehört und kurz darauf zwei Gleichgesinnten vor mir gesehen. Ich war überrascht, weil ich ein langsamer Radfahrer bin, den alle anderen überholen, aber die waren noch langsamer und so habe ich sie überholen müssen... An der Larchetalm vorbei war es schon etwas hell, was wenig später geholfen hat, um den Abzweig hinunter zum Karwendelbach und in Richtung Neunerkar zu finden, wo ich gegen 5:40 Uhr angekommen bin.

Kurz darauf sind auch die anderen zwei angekommen, die ich vorher überholt hatte. Offensichtlich waren sie doch nicht so viel langsamer als ich. Dann kam eine kleine Überraschung: als wir drei dort kurz Pause gemacht und unsere Sachen für den Aufstieg vorbereitet haben, ist eine sehr sportlich aussehende, wenn auch nicht mehr ganz so junge (40?) Dame mit am Rucksack bereits aufgebuckelten Skiern zu Fuß, also ohne Fahrrad, gekommen (woher?), hat uns gegrüßt und ist gleich in Richtung Neunerkar flott weiter gegangen...

Ich bin um 6:00 Uhr als vierter los gegangen. Weil die Tragestrecke bis zum Schnee im Kar lang ist und von unten kein Schnee zu sehen war, habe ich mich dafür entschieden, mit Turnschuhen zu gehen und die Skischuhe zu tragen. Der Steig durch den Wald ist sehr schön und generell einfach zu gehen und auch einfach zu finden/folgen. Nur an wenigen Stellen waren kleine Schneereste, die etwas gestört haben. Kurz vor dem Kar ist eine Steilstufe, die manchmal Probleme bereiten kann, wenn dort noch Schnee liegt und er hart oder gar vereist ist. An dem Tag war es kein Problem, weil auch dort kein Schnee mehr lag. Erst ganz kurz vor dem Kar, bei etwa 1750 m Höhe (ca. 7:30 Uhr) , hatte es Schnee. Dort bin ich auf die Skischuhe umgestiegen und habe meine Turnschuhe und eine Flasche Wasser für den Abstieg deponiert. Die zwei Kollegen haben etwas oberhalb von mir ebenfalls kurz Pause gemacht. Von der besagten Dame keine Spur ...

Ich bin den letzten Teil der Steilstufe hochgestapft, bis das Gelände flacher geworden ist und ich die Skier anschnallen konnte. Kurz danach konnte ich mir das Neunerkar ansehen. Da es noch früh war, war das Kar selbst noch im Schatten, nur die Felsen an der rechten Seite, also der Kamm, der von der Gr. Riedlkarspitze und von der Breitgrieskarspitze nach Norden hinunterzieht, waren an der Sonne, sehr schön. Die Gr. Seekarspitze konnte man noch nicht sehen, weil sie sich hinter der Breitgrieskarscharte versteckt. Das Kar hatte genug Schnee für einen problemlosen Aufstieg und Abfahrt. Die zwei anderen Tourengeher waren ein paar Minuten vor mir, die sportliche Frau konnte ich als kleiner Punkt sehr viel weiter oben ausmachen.

Beim losgehen im Kar mit angeschnallten Skiern habe ich schon gemerkt, dass die ersten zwei Etappen (Fahrrad + Tragestrecke, fast 1000 Hm, über 3 Stunden) nicht umsonst gewesen waren. Mir war von vorne herein klar, dass gute Kondition gefragt war, aber ich fühlte mich irgendwie müder als erwartet, und vor mir hatte ich noch 800 Hm. Der Aufstieg durch das Kar, an sich einfach und wenig steil, hat mich einiges gekostet. Noch lange vor der Breitgrieskarscharte habe ich gesehen, dass von unten noch jemand kam. Das war ein großer, kräftig gebauter Herr, gut über 50, der in unglaublich kurzer Zeit hinaufgeschossen ist und mich noch kurz vor der Scharte mit einem mitleidigen, etwas verwunderten Lächeln überholt hat. War ja verständlich, bei meinem Schneckentempo. Irgendwie nicht mein bester Tag. Vielleicht das sehr frühe Aufstehen? Auf jeden Fall musste ich, an der Breitgrieskarscharte angekommen (kurz nach 9:00 Uhr), erstmal richtig Pause machen. Mir war klar, dass ich den Gipfel sonst nicht erreichen würde.

Übrigens hat man von der Breitgrieskarscharte einen prächtigen Blick auf die Große Seekarspitze. Außer den kräftigen Herr konnte ich die anderen zwei Tourengeher sehen, die bereits sehr weit oben waren. Die sportliche Dame habe ich kurz danach gesehen, als sie vom Gipfel abgefahren und wenige Minuten später mit einem Lächeln und einem Gruß an mir vorbei weiter gefahren ist ...

Ich habe etwas gegessen und getrunken und meinen müden Beinen ca. 15 Minuten Erholungszeit gegönnt. Zum Glück war es nicht kalt oder windig und so konnte ich diese Pausezeit richtig genießen. Von der Breitgrieskarscharte hat man auch einen schönen Blick auf die im Norden gegenüberliegenden Wörner, Hochkarspitze und Raffelspitze. Nach Süden blickt man zwischen Gr. Solstein und Erlspitze auf die Sellrainer Berge.

Nach der Pause habe ich mich in fast 1 Stunde zum Skidepot 20 m unter dem Gipfel geschleppt. Die anderen zwei Tourengeher sind schon etwas davor abgefahren und der kräftige Herr ist mit ebenso kräftigen Schwüngen in Richtung Marxenkar verschwunden. In ein paar Minuten leichter Kraxelei war ich auf dem Gipfel (kurz vor 10:30 Uhr). Und so durfte ich die Gipfelpause mitten im Karwendel ganz alleine verbringen. Die Aussicht in alle Himmelsrichtungen ist natürlich fantastisch.

Aber bei Skitouren im Mai will man ja nicht lange oben bleiben, weil der Schnee weich wird. Und ich war schon etwas spät dran. Schade. Um 11:00 Uhr bin ich dann abgefahren. Der obere, steile Hang hatte guten Firn und machte Spaß. In kaum 10 Minuten war ich wieder an der Breitgrieskarscharte, fast genau 2 Stunden später als diese verdammt fitte Frau. Die Hänge danach waren schon leicht bruchharschig und so musste ich die Stellen suchen, wo man noch halbwegs gut abfahren konnte. Am flachen unteren Ende vom Kar musste ich sogar schieben. Insgesamt war die Abfahrt aber gerade noch ok.

Nach dem Kar ist dann alles quasi gegessen weil man sich Zeit lassen kann. Objektive Risiken gibt es keine mehr und man hat noch fast den ganzen Tag vor sich. Ich bin also in aller Ruhe bei Frühlingsstimmung ins Tal abgestiegen, habe meine Sachen wieder ans Fahrrad befestigt und bin sicherlich müde aber zufrieden zurück nach Scharnitz geradelt...





Tourengänger: peropoco


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