Bleikogel (2411 m) - mit Schneeschuhen im Tennengebirge


Publiziert von 83_Stefan , 30. Januar 2014 um 00:18.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Tennen-Gebirge
Tour Datum:18 Januar 2014
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT3 - Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2050 m
Abstieg: 2050 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über die B162 nach Abtenau am Nordostrand des Tennengebirges. Im Ort zur Talstation des Skilifts abbiegen und am Parkplatz vorbei auf schmaler Teerstraße weiter hinauf in Richtung Karalm; kurz vor Erreichen der Alm großer, gebührenfreier Parkplatz der Laufener Hütte.
Unterkunftmöglichkeiten:Laufener Hütte (1726 m, DAV-Sektion Laufen): Selbstversorgerhütte, in den Sommermonaten bewartet; im Winter dient ein Teil der Hütte als Winterraum (mit DAV-Schlüssel zugänglich, ausgezeichnet ausgestattet von Besteck und Geschirr über Ofen und Toilette bis hin zu elektrischem Licht)
Kartennummer:Freytag & Berndt, WK 392, Tennengebirge, Lammertal, Osterhorngruppe.

Zwischen den Paradebergen von Berchtesgadener Alpen und Dachstein liegt das Tennengebirge. Es handelt sich hierbei um ein typisches Karstplateau, das zu den Seiten hin steil abbricht. Trotz der herausragenden landschaftlichen Schönheit nimmt kaum jemand Notiz von dieser Gebirgsgruppe, die sich seit jeher im Dornröschenschlaf befindet. Die Italienurlauber fahren einfach am Fuß des Gebirges vorbei und die Berggänger entscheiden sich überwiegend für die benachbarten, namhafteren Bergstöcke - für das Tennengebirge bleiben lediglich einige wenige Wanderer sowie die Höhlenfreunde, die sich die weltgrößte Eishöhle auf der Südseite des Gebirges ansehen wollen. Im Winter ist hier sowieso "tote Hose" und wer seine Ruhe sucht, ist hier bestens aufgehoben. Das weite Hochplateau ist für Schneeschuhtouren wie geschaffen und bietet eine Reihe von Gipfeloptionen. Hier beschrieben ist eine zweitägige Schneeschuhtour im Ostteil des Bergstocks, die mit dem Bleikogel den zweithöchsten Berg des Tennengebirges im Programm hat.

Los geht's am neuen Parkplatz der Laufener Hütte, etwas unterhalb der Karalm. Dort beginnt ein Steig, der steil hinauf zu einem Fahrweg leitet. Im Sommer folgt man dem Steig weiter steil bergauf, im Winter besser nicht, denn der Sommerweg ist für eine Winterbegehung definitiv nicht geeignet. Stattdessen geht es nach rechts auf dem Fahrweg weiter, bis dieser endet. Hier geht's links ab in ein breites Tälchen, dem man bergauf folgt; anfangs finden sich ein paar Markierungen, oben nicht mehr - macht nichts, das Gelände ist übersichtlich. Weiter oben stößt der Sommerweg wieder hinzu, der von links über den Abbrüchen herüberquert. Wo sich die Steigung endlich zurücklegt, weisen Markierungen nach rechts auf das Hochplateau. Hier beginnt die mit Stangen markierte Trasse, die über kupiertes Gelände direkt zur schön gelegenen Laufener Hütte leitet. Im Winter verschafft ein AV-Schlüssel Zutritt zum Hauptgebäude, von dem ein Teil als Winterraum dient. Die Ausstattung kann als erstklassig bezeichnet werden.

Um dem Tag die Krone aufzusetzen, kann ein Gipfelbesuch nicht schaden. Dazu geht's nach Südosten in die kleine Mulde hinunter und jenseits - einen Felsbuckel links umgehend - in das Tal hinein, das zum markanten Sattel zwischen Edelweißkogel und Hochkarfelderkopf hinauf zieht. Nirgends wirklich steil wird der Sattel überraschend schnell erreicht. Hier folgt man dem breiten Rücken nach links hinauf zum kreuzgeschmückten Vorgipfel und dem breiten Kamm weiter zum Hauptgipfel des ziemlich wuchtigen Hochkarfelderkopfs (Gipfelkreuz und -buch), der eine atemberaubende Aussicht auf das Dachsteingebirge bietet, das sich gleich vis-à-vis erhebt. Lediglich die sonst so markante Bischofsmütze fällt in Anbetracht der direkt dahinter liegenden deutlich höheren Konkurrenz kaum auf. Wie auf dem Präsentierteller zeigt sich auch der Alpenhauptkamm mit den Niederen Tauern, aber er vermag mit dem weiten Plateau des Tennengebirges mit seinen begrenzenden Gipfel nicht in Konkurrenz zu treten. Das geübte Auge erkennt tief unten auch die Laufener Hütte.

Bis zum Sattel folgt man dem Anstiegsweg zurück. Vor dem endgültigen Abstieg zur Hütte lohnt aber noch der kurze Abstecher zum Edelweißkogel (Gipfelkreuz und -buch). Die wenigen Minuten sind gut investiert, denn die Blicke von dort oben sind auch ganz nett. Zurück zur Hütte geht's anschließend auf bekanntem Weg.

Am nächsten Tag folgt dann die Königsetappe der Tour. In südwestlicher Richtung geht es durch eine Gasse hinunter in den Tennkessel und jenseits wieder bergan. Den spärlichen Markierungsstangen folgend, gelangt man nach schier endlos langem Marsch über kupiertes Gelände hinauf zum weithin sichtbaren Sattel zwischen Grießkogel und Bleikogel. Von hier kann man über die Südostflanke hinauf zum langgezogenen Gipfelkamm des Bleikogels steigen. Auf ihm noch ein Stück weiter in nördliche Richtung und dann taucht endlich das Gipfelkreuz (mit -buch) auf. Die Aussicht vom zweithöchsten Berg des Tennengebirges ist umfassend und reicht vom Bayerischen Wald bis zum Hochgolling sowie vom Watzmann bis zum Dachstein. Der Bleikogel ist ein richtig feiner Aussichtsgipfel, will aber durch seine Abgeschiedenheit hart erarbeitet werden.

Auf dem Anstiegsweg geht es wieder hinunter zum Sattel. Bevor man aber zur Hütte und ins Tal zurückkehrt, lohnt noch der kurze Abstecher zum Grießkogel, über dessen zahme Nordwestflanke man in wenigen Minuten den höchsten Punkt erreicht. Der Abstecher überzeugt insbesondere wegen des Blicks nach Süden hinunter sowie zurück zum Bleikogel.

Der Rest der Tour ist schnell beschrieben: In stetem Auf und Ab folgt man dem Anstiegsweg zurück ins Tal. Gegen Ende zieht sich der Weg wie Kaugummi und man ist froh, wenn man wieder am Ausgangspunkt angekommen ist. Eine lange aber ausnehmend schöne Tour ist Geschichte!

Schwierigkeiten:
Hüttenanstieg vom Parkplatz der Laufener Hütte: WT3 (teilweise etwas steiler).
Abstecher zu Hochkarfelderkopf und Edelweißkogel: WT2.
Schneeschuhtour zum Bleikogel: WT3 (im Gipfelbereich, sonst WT2).
Abstecher zum Grießkogel: WT2.

Fazit:
Eine abwechslungsreiche, wunderschöne 5*-Schneeschuhtour in hochalpinem Ambiente auf erstklassige Aussichtsgipfel. Die Laufener Hütte bietet einen sensationell gut ausgestatteten Winterraum (AV-Schloss!), trotzdem ist in der Gegend sehr wenig los. Vorsicht vor den vielen Dolinen und Felsspalten auf dem weiten Karstplateau! Von der Benutzung des Sommerwegs beim Hüttenanstieg ist im Winter dringend abzuraten - es werden sehr steile, lawinengefährliche Hänge gequert.

Mit auf Tour: Uwe.

Kategorien: Tennengebirge, Mehrtagestour, Biwak, Schneeschuhtour, 5*-Tour, 2400er, WT3.

Tourengänger: 83_Stefan


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Kommentare (3)


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inno hat gesagt: vertraute Gegend
Gesendet am 30. Januar 2014 um 06:42
schöner Winterbericht einer mir sehr vertrauten Gegend (allerdings nur im Sommer). Hast Du ev. auch Sommerbilder von einer Tour Tagweide -> Hochkarfeldnerkopf -> Laufener Hütte? Den Weg bis zur Tagweide kenne ich (Bericht liegt hier vor) :-) Danke!

83_Stefan hat gesagt: RE:vertraute Gegend
Gesendet am 30. Januar 2014 um 07:49
Hallo inno, vielen Dank! Ich habe dazu selber keine Bilder. Hier gibt es aber von Tef einen Bericht, der die Überschreitung von Süden her gemacht hat. Durch Kombination der Berichte solltest du also abschätzen können, was auf dich zukommt. Viele Grüße vom Kochelsee!

Hier der Link zu Tefs Bericht:

*Edelweißkogel (2030m) - Fritzerkogel (2360m) - Tagweide (2128m) - Hochkarfelderkopf (2219m)

inno hat gesagt: RE:vertraute Gegend
Gesendet am 30. Januar 2014 um 08:24
Hi Stefan, vielen lieben Dank! Beste Grüße! Markus


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