Mettlen - Zingel - Mettlen


Publiziert von 6beiner , 14. Januar 2014 um 09:25.

Region: Welt » Schweiz » Nidwalden
Tour Datum:12 Januar 2014
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-NW   Stanserhornkette   Östliche Melchtaler Alpen   CH-OW   Ruch- und Walenstockgruppe 
Zeitbedarf: 7:45
Aufstieg: 1050 m
Abstieg: 1050 m
Strecke:~18km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Richtung Engelberg, dann Abzweiger "Rugisbalm Bahn"

Vorwort - Wanderbericht - Fazit - Fotos

Vorwort

Für einmal eine Wanderung zum Vergessen. Oder aber gerade zum Erinnern. Angefangen hat ja alles ganz bescheiden mit dieser zweiten Wanderung des Jahres, nachdem die erste am 1.1.14 in Ermangelung von auch nur einem Hauch von Kondition bei Herrchen nach nur 200 Höhenmetern abgebrochen wurde (dafür haben Hund und ich dann 1 Stunde die Gegend und die Sonne, Aussicht und Schnee mitten im Hang genossen).
Nun also der zweite Versuch im 2014. Fernziel war, den Lutersee ob Engelberg zu besuchen, respektive die Gegend etwas zu erkunden. Auf admin.ch habe ich dann mal grob geplant, wo und wie wir am besten dort hin kommen. Also am Sonntag zeitig aufgestanden und in Richtung Engelberg losgefahren.
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Wanderbericht

Nachdem es im Unterland noch neblig und verhangen war, waren die ersten blauen Himmelsfetzen bald zu sehen, und die Sonne bemalte schon die Spitzen der Berge. Auf dem Parkplatz der Seilbahn, welche bis nach Rugisbalm führt, von wo man dann den Anschluss an die Bahn zum "Lutersee" erreichen kann, wurde parkiert und erst mal der Rucksack entladen: Nach einem Kontrollblick in die Höhe würde ich die Schneeschuhe und Stöcke heute nicht benötigen, also weg damit und Gewicht sparen.

Die Seilbahn machte für mich als bekanntermassen Zartbesaitet was Höhen und Wackeln angeht, keinen besonders einladenden Eindruck. Ausserdem war die Bahn schon besetzt (zwar nur mit zwei Personen, und vier könnte sie tragen, aber hey, um Ausreden war ich noch nie verlegen), ein guter Grund, erst mal zu Fuss los zu wandern. Auf dem Rückweg können wir ja immer noch die Bahn benutzen. Also dem Weg gefolgt, der just im Wald zu Ende ist, und so muss die relativ wenig Wasser führende Engelberger Aa überquert werden. Seit dem unfreiwilligen Sturz in einen Bergbach anfangs Oktober 2013 und seither eingeschränkter Verfügbarkeit des damals in Mitleidenschaft gerateten Ring-Fingers mit etwas mulmigem Gefühl begleitet. Trotzdem, wir schaffen es trockenen Fusses den Bach zu überqueren und folgen nun dem Weg, bis wir nach gut einer halben Stunde den Wegweiser "--> Zingel Alp" kaum sichtbar erkennen und den Weg nach oben in Angriff nehmen. Ohne den Wegweiser wäre dieser Pfad wohl kaum zu finden gewesen, vielleicht mit ein Grund, weshalb er bei GoogleMaps oder der App "komoot" welche ich auch immer mal gerne zu Rate beiziehe, nicht eingetragen ist. Bis jetzt von Schnee keine Spur und der steile Weg durch den Wald mutet beinahe frühlinghaft an, dennoch ist es ab und an schwierig, die richtige Streckenführung auszumachen.

Ich ächtze und keuche mich Meter für Meter in die Höhe, und es scheint, dass mit jedem gewonnenen Meter Wald und umliegende Berge deren 10 in die Höhe wachsen. Irgendwann machen wir mitten auf dem Weg eine kleine Pause und stapfen dann weiter. Nach etlichen Wendungen und Serpentinen haben wir denn auch ein Etappenziel erreicht, die Unter Zingel Alp. Etwas entfernt hören wir ein Hämmern, und unten am Hang raschelt es im Wald, vermutlich eine Gämse. Eigentlich würde es dann auch schon reichen, doch ein kleiner Wegweiser, welcher auf die "richtige" Zingelalp verweist, erhascht meine Aufmerksamkeit, und so nehmen wir auch diesen Weg in Angriff. Wir folgen einem Pfad mit Pfotenspuren (sieht zwar nicht aus wie Hundespuren, aber was soll es sonst sein? Und wo ein Hund lang läuft, läuft in der Regel auch ein Mensch lang). Bis wir an eine Stelle kommen, welche in von liegendem Schnee, totem Holz und der gänzlichen Auflösung von auch nur einem Ansatz an sichtbarem Pfad endet. Schnell drübergekraxelt scheint es, als ob das Weiterkommen hier keinen Sinn macht, also kehren wir um.

Interessanterweise ist diese Umgebung wohl eine der Einzigen, bei welcher ich mit meinem Orange Mobiltelefon Empfang habe, und so sehe ich mir den aktuellen Ort in der Umgebungsperspektive an, mal mit Google, mal mit komoot. Die Zingelalp kann von hier nicht weit sein, etwa 100+ Höhenmeter. Und dass kein Weg eingezeichnet ist, irritiert mich nicht, da die Strecke, welche wir bislang gelaufen sind, ja auch nicht eingezeichnet war. Also nochmals umgekehrt und den "Weg" in Angriff genommen. Eine Fehlentscheidung mit Folgen!

Wir kraxeln also noch ein paar wenige Meter auf einer Art Pfad, bis es nicht mehr möglich ist, einen Weg zu erkennen. Auf der Suche nach dem selben klettere ich über Schneehügel, sinke Knie- und manchmal hüfttief ein, während der kleine Hund nervös tänzelnd und sichtich verunsichtert auf dem Schnee um mich herum wuselt. Der Griff nach ein paar Ästern erleichtert den Aufstieg durch den unberührten Schnee, während ich mich mühevoll Meter für Meter nach vorne arbeite. Nun rächt es sich, dass ich die Handschuhe zuhause vergessen, und die Schneeschuhe im Auto gelassen habe. Langsam muss ich es einsehen: es gibt hier keinen Weg, oder wenn es einen gibt, ist er nicht zu finden. Wir machen eine Pause und setzen uns unter eine Tanne auf einen schneefreien Platz, es ist erst mal Picknick Zeit, Hund schläft etwas. Wie weiter? Dank GPS weiss ich eigentlich genau wo ich bin, verirrt haben wir uns also nicht. Aufgrund der Tiefschneekletterpartie ist der "point of no return" allerdings schon längst erreicht: mit dem kleinen Hund durch den Tiefschnee wieder hinunter, das wird so nicht klappen. Es gibt nur einen Weg: nach oben. Oder wie es Yazz in einem 80er Jahre Song singenderweise zelebrierten: "The only way is up". Also kraxeln wir weiter nach oben, immer wieder tief im Schnee einsinkend, das zehrt an der Moral und an den Kräften. Zum Teil bewegen sich Ahanu und ich auf allen vieren vorwärts (so ist das Gewicht besser verteilt), dann müssen wieder Äste Hilfe leisten. Nach einer nicht enden wollenden Stunde haben wir es geschafft: wir sind oben angekommen, die Sonne scheint, alles ist gut.

Es ist mittlerweile Mittagszeit, und wir müssen uns bereits langsam an die Planung der Rückkehr machen. Der Plan, mit dem Bähnli runter zu fahren hört sich sehr verlockend an. Doch: das fährt gute 400 Höhenmeter weiter unten ab, auf einer komplett anderen Ebene. Den Wald im Schnee runterkraxeln liegt auch nicht drin, und so machen wir uns auf den Weg, die letzten paar Meter zur Zingelalp zurückzulegen. Von dort führt ein anderer, um einiges längerer Weg nach unten. Zwischenzeitlich macht sich ein verlockender Gedanke breit, wir könnten ja in einem der Ställe auf der Alp übernachten und auf den Frühling warten. Aber für das ist es dann doch wieder etwas zu früh. Also machen wir und an den Abstieg. Dieser erweist sich mit einem zwar verschneiten, aber schön breiten, harmlosen Pfad als äusserst angenehm nach all den Strapazen.

Noch. Denn schon bald stehen wir vor einer Passage, an welcher der breite Weg einfach endet. Das Navi sagt "weiter gerade aus", bloss, wohin? Wir rutschen mehr als wandern ein paar Meter weiter in den Wald, aber auch hier ist keine Passage möglich. Tja, es muss so sein, wir müssen irgendwie da rüber, und die Lawine, welche allerdings schon vor einiger Zeit herunter gekommen war, machte den Übergang auch nicht einfacher. Auf der anderen Seite ist auch kein Weg sichbar, also stapfen wir mal ins Blaue. Langer Rede kurzer Sinn: wir haben geschlagene 20 Minuten für die Passage benötigt, inklusive mal wieder im Tiefschnee nach oben robben, dort ist glücklicherweise eine Wanderwegmarkierung sichtbar.

Nun geht es wieder bergauf und bergab, und immer wieder mal sehen wir die Spuren vom ominösen "Hund". Aber schon steht die nächste Traverse an. Wieder ging dort eine Lawine nieder, und der schmale Grat ist komplett vereist. Also heisst es hier: nach oben (eben, the only way is up) klettern und einige Meter oberhalb des Weges queren. Der kleine Hund erweist sich als in Stresssituationen nicht wirklich sehr tauglich und hilfreich, ausserdem macht sich sein Leichtgewicht - sonst ein Vorteil auf dem Schnee - nun als Nachteil: Der Schnee ist eisig, und durch die mickrigen 2.5 Kilo Lebendgewicht findet der kleine Hund auf dem Schnee kaum halt mit seinen kleinen Prfoten und Krallen. Während ich nach oben klettere, wird Ahanu nun jeweils eine Armlänge nach oben gesetzt, ich klettere nach und Ahanu kommt mir eine halbe Armlänge wieder entgegen. Aber auch diesen Übergang meistern wir ohne Verluste.

Der Schnee wird nun weniger, wir sind in einem kleinen Wald und - tataaa - ein Wegweiser! Der erste Schritt in Richtung Zivilisation! Nun kann es nur besser werden. Ein letztes Mal müssen wir noch an einer vereisten Stelle vorbei (Ahanu schlittert und rutscht auf allen Vieren), und sehen später tatsächlich noch 6 Gämsen. Der Rest ist nun noch Fleissarbeit, und nach langer, langer Zeit sind wir wieder am Ufer der Engelberger Aa angekommen. Nun gilt es, selbiger zu folgen, bis wir wieder am Parkplatz sind. Der lange Spaziergang der Aa entlang ist schon ein Abenteuer für sich, die wilde, urchige Schlucht, die Aa tosend und rauschend, das Geröll überall. Das allein wäre schon eine Wanderung wert. Müde, geschafft, aber glücklich kommen wir nach geschlagenen 7.5 Stunden wieder am Parkplatz an und fahren zurück in den Nebel...
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Fazit

Ein herrlicher Tag mit strahlendem Sonnenschein war es. wir sind keiner Menschenseele begegnet. Für einmal gibt es keine Rubrik "Hundeerungenschaften" (Ahanu hat das super gemacht heute, auch wenn er vor lauter Stress manchmal nur im Weg stand. Zuhause hat er sich nach dem Znacht hingelegt und den Rest des Tages geschlafen), sondern Menschenerrungenschaften:
- Wenn dir dein Bauchgefühl sagt "kehr um", dann kehr um
- Nur weil dein Gedächtnis meint, dass es einen Weg gibt, muss es keinen Weg geben
- Nie wieder ohne Karte unterwegs sein, und sei sie nur ausgedruckt
- Wenn es drauf ankommt, steht mir meine latente Höhenangst nicht im Weg. Adrenalin sei Dank!
- Zuhause noch gegoogelt: Die "Hundespuren" stammten wohl von einem Dachs!?
- Zukünftig zuhause ein Notiz hinterlegen, wo wir unterwegs sind. Damit der Suchtrupp organisiert werden kann...
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Tourengänger: 6beiner


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Kommentare (2)


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Mo6451 hat gesagt: Fazit
Gesendet am 14. Januar 2014 um 11:19
...und vielleicht doch die Stöcke mitnehmen, sie sind oft sehr hilfreich. Ich gehe meistens ohne Stöcke, habe sie aber immer dabei.
VG
Monika

6beiner hat gesagt: RE:Fazit
Gesendet am 14. Januar 2014 um 14:11
Der eine oder andere von der Natur bereitgestellte Ast wurde von mir kurzerhand als Stock missbraucht. Zumeist war ich jedoch froh, beide Hände frei zu haben :)


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