Gemsstock 2963m mit Pizzo Centrale 2999m (höchster Gipfel im zentralen Gotthardmassiv)


Publiziert von Lulubusi , 27. Dezember 2013 um 10:44.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:15 Dezember 2013
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   CH-UR   Gruppo Pizzo Centrale 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 2050 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Nach Andermatt und via Gemsstockbahn zum Gemsstock
Unterkunftmöglichkeiten:Im Tal
Kartennummer:LK 1:50000 BL255S Sustenpass, BL256S Disentis, LK 1:25000 BL1231 Urseren, BL1232 Oberalppass

Gemsstock 2961m und Pizzo Centrale 2999,3m

 

Auf der Suche nach dem sehr spärlichen, kalten Weiss, welches die Unterseite der Ski vor Kratzer schützen sollte, verschlug es uns, Andy und mich, in die Region Andermatt.  Wir wurden fündig! Beides haben wir gefunden! Schnee, leider auch einige kleinere Belagsverändernde Strukturen. Na ja, mit ein paar jugendfreien Wörtern die via Öffnung unter der Nase in die weite Berglandschaft klingen, sind die Störgeräusche unter die Skis verkraftbar.

 

Unser Hauptziel an diesem Tag sollt er Pizzo Centrale sein. Der höchst höchste Gipfel des zentralen Gotthardmassivs mit einer grandiosen Aussicht. Sehr reizvoll auch durch den relativ kurzen Aufstieg, zumindest wenn man die Luftseilbahn zum Gemsstock benutzt, auf den eine lange Abfahrt nach Hospental folgt. (unsere Variante)

 

Wir besteigen also in Adermatt die Luftseilbahn zum Gemsstock. Obwohl wir so die ersten gut 1500 Höhenmeter äusserst schnell hinter uns haben, waren genau diese Aufstiegsmeter die anstrengendsten! Jeder kämpft gnadenlos und mit allen Mitteln um einen freien Platz in der Gondelbahn! In weiser Voraussicht, haben wir unser Eispickel auf den Rucksackgebunden, mit denen wir uns dann doch Respekt verschaffen konnten. Zumindest wir hatten genügend freien Platz.

 

Vielleicht durften wir deswegen alleine auf dem Gemsstock P.2961, den wir über die Treppen der Bergstation schnell erreichen, stehen und die bereits hier herrliche Aussicht geniessen. Zurück zu unseren Skis, was gleichbedeutend mit dem Tourenstart kommt.

 

Aufstieg Pizzo Centrale

Von der Bergstation fahren wir erstmal südwärts auf den Schwarzenbachfirn hinunter. Der zu befahrende, teilweise steile Südhang, ist sehr stark zerfahren und ähnelt einer Skipiste. Garnisonen an „Türlern und Freerider“ müssen hier schon runter gekurvt sein. Die ersten Meter ab der Bergstation sind mit einem Seil versichert.

 

Nach einer kurzen Skiakrobatischen Einlage von Andy, trotz eindringlicher Warnung wollt er fahren mit Mütze vor den Augen ausprobieren, lagen Ski und Harscheisen irgendwo in der Gegen zum einsammeln bereit! Wenn die Flachlandtouristen aus Basel nicht hören wollen, dann sollen sie eben fühlen!

 

Stunden später, stehen wir endlich auf dem Schwarzenbachfirn und montieren für den kurzen Anstieg zur Gafallenlücke P.2821 unsere Felle. Zügig steigen wir in dem griffigen Schnee zur Lücke hoch. Felle zurück in den Rucksack, den es folgt die erste etwas längere Abfahrt.

Auf Höhe des Wanderweges, Steinmänner die aus der dünnen Schneedecke ragen, weisen den Weg, fahren wir in sehr abwechslungsreicher Abfahrt südwestwärts zum Gitziälpetli P.2594 hinunter.

Weiter über eine kurze Steilstufe, westlich am Rotstock vorbei zum Im hinteren Loch P. 2406. Hier ist der Richtige Zeitpunkt um in Richtung Osten und somit zum Guspisfirn abzudrehen.

Wir sind etwas zu weit abgefahren, was aber nicht weiter problematisch war. Einziges Manko, die Beine mussten einige Höhenmeter mehr zurücklegen. Schliesslich fellen wir unter Rotstock südöstlich über die schönen recht weiten Hänge in die Mulde des Guspisfirns hoch und durch diese, im allmählich steiler werdenden Gelände dem Guspissattel P.2888 entgegen.

Mit den Skis steigen wir so weit als möglich über den Nordwesthang, zur ca. 70m langen und 43° steilen Rinne, die zum Sattel hochführt. Ungefähr auf einer Höhe von 2820m erstellen wir unser Skidepot. Die letzten Meter steigen wir zu Fuss über den steilen Hang hoch. Wir treffen beste Verhältnisse, Tirttschnee an, der uns sogar erlaub ohne Steigeisen und Eispickel die Höhenmeter zum Guspissattel zu überwinden. Leider war die Schneeauflage hier so dünn, dass es nicht lohnte die Latten hoch zu tragen um danach vom Sattel direkt abfahren zu können.

 

Nun wenden wir uns nach Norden. Über den leicht, an einigen Stellen etwas exponierten Blockgrat, der sich beinahe Schneefrei präsentiert, steigen wir schnell und ohne Schwierigkeiten zum Gipfel vom Pizzo Centrale P.2999,3 hoch.

 

Tja, leider nicht 3000m. Ich habe mir aber sagen lassen, dass der Centrale, wenn er dann mal gross und stark sei, dann mindestens 3001m sei. So ungefähr in 8 Millionen  Jahren. Ich wills auf jeden Fall wissen und habe mir den Termin bereits in meiner Agenda rot angestriche.

 

Trotz allem können wir eine grandiose Aussicht geniessen. Trotz der Modetour, haben wir den Gipfel sogar für eine recht lange Zeit für uns alleine.

 

Abfahrt

Bis zum Skitdepot und weiter abwärts über den Guspisfirn bis auf eine ungefähre Höhe von 2600m fahren auf gleicher Route ab. Hier trennen sich für kurze Zeit unsere Wege.

Andy bleibt auf der Aufstiegsroute und fährt nordöstliche der Chrummegg, via Unterem Rotstock in Richtung Guspistal hinunter.

 

Ich wähle eine etwas andere Variante. Im Aufstieg habe ich bereits gesehen, dass sich einige Couloirs von der Chrummegg südwestwärts in die Ebene Unterem Gloggentürmli hinunter ziehen und sich geradezu zu Abfahren anbieten. Eines davon soll mir gehören.

Auf einer höhe von etwa 2600m wende ich mich langsam zur Chrummegg hin, fahre noch etwas ab, bis ich bei ca. 2540m in ein Couloir einfahren. Oben noch schmal wird es gegen unten hin breiter und nimmt im unteren drittel etwas an Steilheit ab. Oben bewegt sich das Gelände so um die 43°.

 

Bei P.2361, beim Vereinigungspunkt zweier Wanderwege treffen wir uns wieder und nehmen die weitere Abfahrt gemeinsam in Angriff.

 

Von P.2361 folgen wir kurz dem Bachlauf und queren anschliessend erst mal die Hänge nordöstlich des Blauberg. Die mehr schlecht als recht. Der Schnee ist sehr stark vom Wind bearbeitet. Genügend Schnee, dann mal wieder nicht. Was zur Folge hatte, dass Steinkontakt kaum gänzlich zu verhindern war und es sehr mühsam machte.

 

Als wir uns oberhalb Balmenstafel P.2126 befinden, biegen wir nach norden ab und fahren hinunter zum Guspisbach.

In der nähe des Bachlaufes treffen wir deutlich bessere Verhältnisse an. Durch die vielen „Türlern“ die hier bereit unterwegs waren, hat sich eine Wanderweg ähnliche Piste gebildet. Mit langsamen und Vorsichtigen Fahren kann nun Steinkontakt gänzlich vermieden werden.

 

Um unsere Skis nicht unnötig zu strapazieren, folgen wir also auf der Südseite des Guspisbach den vorhandenen Spuren talauswärts. Für gut einen Kilometer bleibt das Gelände sehr flach. Erst bei der Guspisegg wird es nochmals steil.

Eine ca. 32° steile und 70m lange Stufe bieten letzte genüsslich Abfahrtsmeter. Wenn es genügend Schnee hätte! Wir müssen mehr oder weniger den Wanderweg folgen. Nur darauf liegt genügend, durch andere Fahrer gepresster Schnee, der es erlaubt ohne grossen Steinkontakt hinunter zu fahren. Bei einer direkten Abfahrt über den Hang hätte man eher die Skis geschrottet.

 

Es folgt ein mini Gegenanstieg an einem Lüftungsschacht P.1694 des Gotthard-Strassentunnels vorbei zur Gotthardpassstrasse. Dieser folgen wir schliesslich hinunter nach Hospental.

Nun folgt das wirklich unschöne an unserer Tourenvariante. Der Fussmarsch der Strasse entlang zurück zur Talstation der Gemsstockbahn P.1437 ausserhalb Andermatt.

 

Aber was solls! Aus meiner Sicht war es eine super schöne und sehr abwechslungsreiche Tour was über darüber hinweg sehen lässt.

 

Allgemeine Info

Zeit Angabe inkl. Fahrt mit Luftseilbahn, Ski- und Fussaufstieg, Abfahrt und Pausen.

Benötigt unbedingt mehr Schnee! Vor allem im unteren Teil (Guspistal nach Hospental)

Bericht von Andy

 

 

Ausgangspunkt

Talstation Gemsstockbahn Andermatt 1437m, Gemsstock 2961m

 

Ziel

Pizzo Centrale 2999.3m

 

Anforderungen

Normalroute: hier sind drei steiler Passagen zu überwinden. 1. die Abfahrt vom Gemsstock zum Scharzenbachfirn, 2. nach Gitziälpettli, 3. bei der Guspisegg. Alle Stufen sind so um die 30° oder leicht darüber.

 

Skicharakter der Tour ist als ZS zu bewerten.

Mit meiner Variant, Abfahrt durch das 43° steil Couloir von der Chrummegg als S

 

Nordwesthang, Rinne zum Guspissattel hoch ist 43° steil. Steigeisen und Eispickel können hier gute Dienste leisten! Blockgrat zum Gipfel ist unschwierig, teilweise etwas exponiert.

 

Bei guter Sicht ist Wegfindung kein grosses Problem, sonst schnell sehr schwieri.

 

Hangrichtung

Südost, Südwest, Nordwest

 

Lawinengefahr

In den verschiedenen Steilstufen, Steilhang zum Guspissattel hoch und aus den verschiedenen Hängen seitlich der Aufstiegs- und Abfahrtsspur.

 

Material

Übliche Skitourenausrüstung, Steigeisen und Eispickel

 

Fazit

  • Skitour auf den höchsten Gipfel des zentralen Gotthardmassivs
  • Sehr abwechslungsreiche Tour
  • Geniales Panorama beinahe auf der gesamten Tour
  • Tour die alles beinhaltet. (flachere und steilere Passagen, Couloir, Kraxelgrat)
  • Häufig begangen daher meist gespurt
  • Benötigt einiges an Schnee
  • Kurzer Aufstieg und lange Abfahrt

 

Genaue Route

Talstation Gemsstockbahn Andermatt P.1437, Gemsstock P.2961, Schwarzbachfirn, Gafallenlücke P.2821, Gitziälpetli P.2594, im Hinteren Loch P.2406, Unterem Rotstock, P.2537, Guspisfirn, Guspissattel P.2888, Südgrat Pizzo Centrale, Pizzo Centrale P.2999.3, Guspissattel P.2888, Guspisfirn, P.2537, Chrummegg, Südwest Couloir, P.2361, Balmenstafel P.2126, Guspisbach P.2003, bi den Hüttlenen P.1917, Guspisegg, P.1694, via Gotthard-Passstrasse nach Hospental, Hospental P.1495, Talstation Gemsstockbahn Andermatt P.1437

 

Alternativ

Rotstock

Pizzo Fortunei

Blauberg


Tourengänger: Sputnik, Lulubusi


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Kommentare (1)


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Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 28. Dezember 2013 um 10:09
Hallo Pascal,

Wie von dir gewohnt hast du die Rour wieder perfekt beschrieben. Mir hat's grossen Spass gemacht, freuemich schon auf unsere nächstes Skiabenteuer!

Viele Grüsse,

Andi


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