Ruitelspitze (2574m) - die etwas andere Schneeschuhtour


Publiziert von Bergfex78 , 25. Dezember 2013 um 22:07. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum:23 Dezember 2013
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT5 - Alpine Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:45
Aufstieg: 1550 m
Abstieg: 1550 m
Strecke:15 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:A95 Richtung Garmisch - Oberau - Plansee - Reutte - Häselgehr - Obergrießau; Parkmöglichkeit im Süden der Ortschaft
Kartennummer:AV-Karte 2/2 Allgäuer Alpen Ost

Die Wettervorhersage: spitze
Die Lust auf eine vorweihnachtliche Tour: ungebrochen
Die Lust auf Schneeschuhe statt Tourenski: na ja


Da die Skitourensaison nach einem tollen Auftakt gleich wieder in sich zusammenbrach, müssen momentan halt die bereits abgeschriebenen Schneeschuhe ran. Irgendwie ja auch gut; so kommt wenigstens mal wieder Ausrüstung zum Einsatz, die sonst meist nur rumliegt. Also Schneeschuhe, Gamaschen, Pickel, Steigeisen, Leichtgrödeln und Hochtourenstiefel gepackt und auf in's Lechtal. Dort soll's laut dem Yeti69 doch eine schöne Tour mit herausragender Aussicht geben, die sonst eher mit Tourenski angegangen wird. Das Ziel: die Ruitelspitze.

Von der Parkmöglichkeit in Obergrießau ging's über einen steilen, aber gut abkürzenden Steig durch den Wald Richtung Griesbachalm. Die zweite Hälfte des Weges verlief dann wieder über den flachen Forstweg, so dass die Alm schnell erreicht war.
Es folgte die erste große Preisfrage: "Nehmen wir die südliche oder nördliche Rinne beim Steilaufschwung zum Dreisattelkar?"

Mit den Schneeschuhen an den Füßen ging's im üblichen 'Watschelgang' erstmal zur südlichen Rinne, bis wir feststellen mussten, dass der Schnee zwischen den Latschen mal wieder nicht trägt. Alte Skispuren ließen uns hoffen, dass Richtung Dreisattelkar gespurt wäre, aber Irrtum. Die gingen zum Kar der Seebleskarspitze. Mist! Also Planänderung und auf zur nördlichen Rinne. Dort gab's auch reichlich Schnee, aber das steile Bachbett sah aus, als könnte man es gut gehen.
Einigermaßen gut ging's hier aufwärts und zuletzt über einen steilen Hang mit teilweise tragenden Schnee in's Dreisattelkar. Endlich gab es Sonne. Zudem wurde das Gelände deutlich flacher... vorerst.

Im Dreisattelkar trug der Schnee problemlos... zumindest einen von uns ;-). Generell hielt sich das Einsinken aber in Grenzen, so dass wir einen markanten Kamm Richtung Dreisattelscharte schnell erreichen konnten.
Die zweite große Frage des Tages war nun: "Gehen wir die schöne, aber sehr steile Ostrinne hinauf oder über die Dreisattelscharte und den breiten, deutlich flacheren Südrücken?"
Im ersten Fall gelangt man direkt in eine Scharte zwischen dem Gipfel mit Kreuz und dem minimal höheren Nebengipfel. Im zweiten Fall müsste man vom Nebengipfel noch in die Scharte absteigen, um zum Kreuz zu gelangen. Eigentlich war die Antwort schon vorher klar, denn ein bisschen Action darf gern dabei sein. Lediglich die Schneesituation in der Rinne gab noch Bedenken auf. "Wir versuchen's einfach."

Also mit den Schneeschuhen deutlich aufsteilend zum Beginn der Ostrinne, die bei guten Schneeverhältnissen ein reiner Abfahrtstraum mit Ski sein muss. Nachdem wir hier anfangs noch recht kräftezehrend im Schnee einsanken, änderte sich die Lage in der fast komplett schattigen Rinne zum Positiven. Der Schnee trug deutlich besser, auch aufgrund diverser alter Schneerutsche, und wir kamen flott hinauf. Immer noch weiter aufsteilend ging's unterhalb der Scharte nochmal knackig über eine kurze Steilstufe, bevor der kurze Felsgrat mit Drahtseilversicherung erreicht war. Spätestens hier hieß es nun, die Schneeschuhe abzuschnallen. Die wären doch etwas unpraktisch im II-er Gelände. Zuletzt unkompliziert, aber mit der entsprechenden Vorsicht hinauf zum überraschend geräumigen Gipfel.

Die Aussicht war fantastisch. Nicht nur die wetterbedingt hervorragende Fernsicht, sondern auch die spezielle Lage des Gipfels ermöglichten eine Rundumsicht, die ihresgleichen sucht. Nach dem Gipfelbuch urteilend, handelt es sich auch nicht gerade um einen Modegipfel. 

Da der Aufstieg trotz des guten Tempos einige Zeit in Anspruch nahm, blieb leider nicht so viel Zeit am Gipfel. Eine Stunde nach Ankunft galt es wieder abzusteigen, denn wir wollten die Steilstufe ungern im Dunkeln runter. Über die Rinne ging's ruckzuck hinab, und im Dreisattelkar ließ es sich auf dem Hintern ebenfalls einige längere Hänge abrutschen.
Da wir die Steilstufe diesmal über die südliche Rinne umgehen wollten, staunten wir nicht schlecht über die Steilheit vom Einstiegshang. No way! Mit Ski bei bombensicheren Schneeverhältnissen okay, aber heute war der gut 45° steile Abschnitt mit Schneeschuhen nicht zu machen. Also etwas daneben zwischen den Latschen hinab, wenn auch nicht so viel weniger steil, bis wir letztlich in die unten raus abflachende Rinne hineinqueren konnten. Vorbei an der Griesbachalm und über den später arg vereisten Forstweg ging's zurück zum Auto.

Eine absolute Traumtour, die bei gutem Wetter zu einem echten Erlebnis wird. Eine bis knapp 40° aufsteilende Ostrinne macht man auch nicht jeden Tag mit Schneeschuhen :-). Unbedingt zu empfehlen, wenn es die Schneeverhältnisse erlauben.

Anmerkungen:

1. Die Lawinengefahr sollte ab der Griesbachalm nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Abgesehen vom Aufstieg über den Forstweg befindet man sich permanent in (sehr) steilem Gelände. Das gilt auch für die Hänge im Dreisattelkar.

2. Pickel und Steigeisen würde ich bei dieser Tour im Winter immer mitnehmen, egal ob mit Ski oder Schneeschuhen.

3. Schneeschuhtour Schwierigkeitsbewertung: die Ostrinne würde ich aufgrund Aufstiegslänge eher als WT6 einstufen, den Teil ab der Griesbachalm mit WT5 (Steilstufe) bzw. WT4 (Dreisattelkar)

Tourengänger: Yeti69, Bergfex78


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (8)


Kommentar hinzufügen

Nic hat gesagt:
Gesendet am 25. Dezember 2013 um 22:46
Oh man ihr haut ja dieses Jahr einen nach dem anderen raus. Coole Tour! Frohe weihnachten. Lg Nico

Bergfex78 hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. Dezember 2013 um 23:32
Dir auch frohe Weihnachten, Nico!
VG, Andreas

maxl hat gesagt:
Gesendet am 26. Dezember 2013 um 16:54
na, endlich mal ein weiterer Bericht über diesen tollen Berg.... der zuunrecht (aber auch glücklicherweise) völlig unbekannt ist ... und das, obwohl sie dort vor 3 Jahren neu versichert und markiert haben....
Guten (v.a. kontrollierten!!!) Rutsch euch!!

Bergfex78 hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. Dezember 2013 um 18:31
Danke sehr! Dir ebenfalls einen guten Rutsch in's Neue Jahr!

ADI hat gesagt:
Gesendet am 27. Dezember 2013 um 14:04
***** Vorweihnachtstour!
Echt lässig......aber doch besser mit SKI!!!!!!!!!!!

VLG, G.

Bergfex78 hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. Dezember 2013 um 16:00
Das hast Du recht, Gunter! Vielleicht kommt ja nochmal was von dem weißen Stoff...

VG, Andi

Gelöschter Kommentar

Bergfex78 hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. Dezember 2013 um 18:37
Du meinst wohl eine Tort(o)ur ;-).


Kommentar hinzufügen»