Kurzbericht 

Wildhuser Schafberg Ostwandrinne und die Wächter des Zehenspitz


Publiziert von jfk , 2. Januar 2014 um 18:27.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:22 Dezember 2013
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-SG 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1350 m
Strecke:11km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Wildhaus, Post
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Der Wilduser Schafberg gehört zu den höchsten und markantesten Gipfeln des Alpsteins und ist dank seiner weitreichenden Sichtbarkeit das Wahrzeichen des Obertoggenburgs. Die Normalroute ist  lang und eintönig und vermag den geneigten Alpinwanderer nicht recht zu begeistern. Kombiniert man bei einem Besuch aber den Aufstieg durch die Ostwandrinne mit einer anschliessenden Besteigung des kecken Zehenspitz, entsteht eine der schönsten und interessantesten Alpinwanderungen in der Region Wildhaus. Den Zehenspitz konnten wir bei unserer Tour aus ungewohnten Gründen dann leider nicht mehr besteigen, aber dazu später mehr...

Wieder einmal starten wir unsere Tour in Wildhaus. Durchs Flürentobel und über den Schafboden wandern wir hoch zur Ostwandrinne. Ab 2000 Metern währen dabei Schneeschuhe angenehm gewesen. Dafür können wir unterwegs immer wieder Gämsen (ja, hier freuten wir uns noch über diese Tier) und einen jungen Steinadler beobachten.

In der Ostwandrinne liegt dann im steilen Mittelteil lockerer Pulver auf blankem und griffarmen Fels. Bis hierhin hat es ein paar ältere Spuren. Nach *Recherchen auf Hikr sind die wohl marmotta&Co zuzuordnen. Ein Weitergehen ist auch uns hier zu heikel. Wir finden aber nach zwei gescheiterten Anläufen eine gut und sicher machbare Variante ganz am rechten Rand der Rinne. Bis auf zwei kurze Blankeispassagen hats hier unter dem Powder meist guten Trittschnee. Statt die Rinne in der Scharte zwischen den beiden Schafberggipfeln zu verlassen, steigen wir durch die Flanke direkt hoch zum Hauptgipfel. 

Nach ausgiebiger Gipfelrast sind wir bald beim Einstieg des im SAC-Führer unerklärlicherweise nicht erwähnten Zehenspitz angelangt. Auf einer Rippe steigen wir zügig in den Graskessel (Zeheloch) zwischen Schafbergwand und Zehenspitz ab. Vor der Traverse zur breiten Südwandrinne halten wir abrupt inne: Aus besagter Rinne holtert und poltert es als befände man sich mitten in der Schlacht am Morgarten. Bis fussballgrosse Gesteinsbrocken verabschieden sich in Richtung Teselalp. Die Übeltäter oder, um beim Beispiel Morgarten zu bleiben, die Schweizer sind schnell gefunden: Ca. 20 Gämsen springen munter am oberen Ende der Rinne herum und schicken im Minutentakt kleinere Grölllawinen zu Tale. Auch mit Helm haben wir keine grosse Lust den Österreicher zu machen und warten so etwas ratlos auf der Rippe. Irgendwann werden die Tiere ja sicher verschwinden! Die schlauen Gämsen denken aber nicht daran und so beginnen wir den Versuch, die Gämsen mit lautem Geschrei und wilden Faxen zu vertreiben. Aufmerksame Beobachter auf der Teselalp hätten uns wohl für verrückt erklärt. Die gewünschte Reaktion bleibt aber aus und bis auf ein paar verdutzte Blicke werden wir nicht weiter beachtet. Die Tiere scheinen sich ihrer totalen Überlegenheit vollkommen bewusst. Nach über einer 1/2 Stunde brechen wir das ganze Theater schlussendlich ab und blasen zum Rückzug.

Der schweigsame Abstieg nach Wildhaus ist dann schnell vollbracht. Beim Warten auf den Bus bekomme ich langsam Hunger und denke dabei an ein grosses und saftiges Gämssteak. 

Trotz, oder vielleicht gerade wegen der Gämsgeschichte wieder einmal eine unvergessliche Tour im Alpstein. Der Zehenspitz lässt sich sicher auch einmal bei anderer Gelegenheit besteigen! TOUR MIT PHILIPP, SLF: GERING

Zur Route: Von Wildhaus folgt man via Flürentobel, Teselalp P. 1389 und Schafboden dem blau-weiss markirten Wanderweg in Richtung Wildhuser Schafberg. Kurz vor dem Sattel bei P.2197 verlässt man den Weg und steigt durch die Rinne in die Scharte zwischen den beiden Schafberggipfeln. Weiter dem Grat entlang bis zum Gipfel. Dieser kann aus der Rinne auch als Variante direkt über die SO-Flanke gewonnen werden. Die Ostwandrinne erstreckt sich über 140 hm und ist zwischen 45° und 55° steil. Bei sehr guten Verhältnissen wir sie im Winter von Cracks auch gelegentlich mit Skis abgefahren! SCHWIERIKEIT: T5 II im Sommer, je nach Verhältnissen WS+ bis ZS im Winter.

Vom Schafberg folgt man dem Wanderweg über den Vorgipfel und die Südflanke bis zum Zeheloch (grosser Grastrichter zwischen Schafbergwand und Zehenspitz). Für die weitere Route auf den Zehenspitz verweise ich auf den detaillierten *Bericht von Delta. Zurück vom Gipfel wandert man via Gamplüt wieder hinunter nach Wildhaus. 

Tourengänger: jfk


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