Dürrnbachhorn, 1715, einsame Tour durch die wilde Nordseite
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Das von Süden unscheinbare und lifterschlossene Dürrnbachhorn besitzt eine einsame, wilde Nordseite mit großen Schotterströmen, Wasserfällen, Schluchten und Gumpenbächen, gänzlich ohne markierte Wanderwege. Leider sind bei den Unwettern Anfang September 2007, bei denen es bis auf 700 m hinab massiv und feucht schneite, und im Sturm Emma am 1. März 2008 viele Bäume, selbst riesige Buchen umgefallen.
Die beim Parkplatz links beginnende Forststraße geht nach 1,5 km in einen guten Pfad über, der am linken Rand eines Grabens in Kehren hinaufzieht, bei HM 1100 einen Kamm erreicht und danach immer in der Nähe des Kamms, oft mit schönen Ausblicken nach links in die wilde Schluchtenlandschaft, bis zum Joch nördlich des Hausgrabenkopfes zieht. (Der Hausgrabenkopf ist in 5 min. über einen leichten Pfad erreicht und bietet schönen Blick auf Weit-, Mitter- und Lödensee). Von besagtem Joch geht man in den mäßig steilen Westhängen leicht ansteigend Richtung Nordgrat (umgestürzte Bäume meistens oben umgehen) und trifft an seinem Beginn auf einen ganz guten Pfad. Es geht über steile Grashänge und durch ausgeschnittene Latschen, manchmal auch kurz bergab. Der Pfad entfernt sich nie wesentlich vom Grat! Bei HM 1600 wird es flacher. Durch 2-3 Latschenriegel gelangt man auf die Wiesen des Liftgeländes (Ausstieg aus dem Latschengürtel gut merken!). Hier nicht versuchen, am Westgrat durch die Latschen zum Gipfel abzukürzen: das ist elendig! Stattdessen über die Wiesen leicht abwärts zur Bergstation des Sessellifts und zum Gipfel-Wanderweg hinüberqueren. Fünf Gehminuten vom Gipfelkreuz entfernt bietet der etwas höhere Ostgipfel zusätzliche Einblicke in die zerrissene Nordflanke des Berges und in die Berchtesgadener Alpen.
Der Abstieg kann auf dem Aufstiegsweg erfolgen. Besonders an heißen Tagen wird aber mancheiner den Wunsch haben, den im Tal rauschenden, mit Wasserfällen und Gumpen versehenen Bach hautnah zu erleben. Für den Abstieg dorthin benützt man am besten die dünn bewaldete Rampe, die ca. bei HM 1500 an einer trollblumenbestandenen Wiese vom Nordgrat des Dürrnbachhorns nach NO abzweigt (auf der Karte deutlich dargestellt). Der oberste Teil dieser Rampe ist zwar sehr steil (Gras und Schotter), bei Trockenheit und umsichtigem Verhalten aber ungefährlich. (Das Hangeln an den sehr bruchsicheren Latschenzweigen kann zusätzliche Sicherheit geben.) Bevor die schöne Rampe in Steilabbrüchen endet, muß man sie nach rechts verlassen, was an mindestens 2 steilen, schottrigen Stellen relativ leicht möglich ist. Am besten, man steigt auf der Rampe soweit ab, bis man dem südlich auf der anderen Bachseite erkennbaren kleinen begrünten Joch genau gegenübersteht. Dieses Joch zu finden ist sehr wichtig, denn nur darüber kommt man weiter hinab. Hinter dem Joch öffnet sich eine leicht zu begehende Schuttrinne. Unten auf der Schotterebene (bei ca. HM 1140) meint man zurückschauend, dass der Bach die wildesten Teile hinter sich haben müsse, aber die kommen erst. Für den Wanderer heißt es nun, sich vom Bach zu trennen und sich in dem weglosen, teilweise steilen und durch Windbruch leider etwas beeinträchtigten, aber dennoch wunderschönen Nordhang-Gelände einen Weg hinab zu suchen (Es folgt ein Vorschlag, es gibt sicher Varianten. In Bachnähe ist das Gelände aber durchgängig sehr steil und schrofig). Man kann dem Bach von der Schotterebene nur noch ein kleines Stück folgen, weicht dann nach rechts in die gut begehbaren Hänge direkt oberhalb des Baches aus und hält die Höhe, um zwei wilde Bachtobel an einigermaßen unschwierigen Stellen zu überqueren. Nach ca. 50 HM Abstieg quert man direkt oberhalb mehrerer um- und abgestürzter großer Buchen, hält wieder die Höhe und quert einen letzten Bacheinschnitt. Danach wird das Gelände flacher. Rechts einer Windbruchzone absteigend trifft man auf einen guten Jägerpfad Karte!), der zum letzten Highlight der Tour hinabführt, dem Zusammentreffen des Gumpenbachs mit dem großen von rechts herabziehenden Schotterstrom. Hier ist Wildnis, hier spürt man die Naturgewalten. Der Bach wird überquert (letzte Badestelle). Er verschwindet nochmals für 300 m in einer letzten Schlucht. Am Schluchtausgang gelangt man hinab auf den imposanten Schotterstrom, folgt ihm ca. 500 Meter und steigt in dem von links kommenden Seiten-Kiesstrom hinauf zur Forststraße.
Hinweise: mäßig schwierige Tour, Wegfindung im Abstieg schwierig. Trockenes Wetter erforderlich.
Jahreszeit: Mai bis Anfang September. Später im Jahr scheint keine Sonne mehr in den Logger Hausgraben und es wird feucht und rutschig.
Durchgehend auf Pfaden verläuft folgende Aufstiegsvariante über den Kamm von Kreuzschneid und Wildalpjoch (Vorschlag von fir99): Man parkt etwas weiter nördlich, dort wo die Lödenseestraße den Schotterstrom überquert, folgt dem sehr schönen Pfad auf der Ostseite des Schotterstroms und zweigt bei P884 nach Osten ins Seitental ab (guter, fast zu flacher Pfad). Am Kamm gehts weiter durch abwechslungsreiche Vegetation nach Süden zu P1499 (kleines Gipfelkreuz und Gipfelbuch). Das Gelände wird danach extremer. In der steilen Nordflanke der Kreuzschneid hängt ein ca. 70 m langes Stahlseil, mit dem man das schrofige Steilgelände leichter bewältigen und sich über eine 1,5m-Kletterstelle hinaufziehen kann, im Vertrauen auf die Vitalität der Latschenkiefer-Wurzel, an dem das Seil festgemacht ist. Die Stelle ist aber ohne Seil nur von echten Kletterern zu überwinden und, soweit ich das sehen konnte, nicht zu umgehen. Der Weiterweg zum Dürrnbachhorn ist ohne Schwierigkeit, aber ziemlich langatmig. Es geht lange Strecken eng durch Latschen, teils durch freies Gelände, zuletzt am Wanderweg, immer wieder ergeben sich Tiefblicke in die steile Nordflanke.
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