Vulkan Osorno (2652m), Chile


Publiziert von burrito , 22. November 2013 um 13:51.

Region: Welt » Chile » Región de Los Lagos » Parque National Vicente Perez Rosales
Tour Datum:21 November 2013
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: RCH 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Siehe Langtext

Wir wollten in der Region südlich von Santiage de Chile mindestens einen Vulkan besteigen. Zuerst haben wir an den Vulkan Villarica gedacht, wurden dann aber von den Massen an Leuten aus aller Welt abgeschreckt. Der Villarica erfordert vorallem Ausdauer, jedoch wenig technisches können, was wohl der Grund ist, dass so viele Leute ihn als Gipfel wählen. Belohnt wird man dort mit der Sicht auf das Lava, da er ein aktiver Vulkan ist. Nicht so der Osorno, der friedlich ruht.
Als wir vom Vulkan Osorno höhrten und sahen, dass hier interessante, technische Touren angeboten werden, wurden wir neugierig. Sofort haben wir auf Hikr geschaut, was für Berichte über diesen Vulkan bestehen und haben nichts gefunden. Der Osorno wird oft aber nicht so oft wie der Villarica begangen und wenn, dann eher von Berggängern die wissen, was auf sie zukommt.

Wir wurden um 3 Uhr in der Früh bei unserem Hotel in Puerto Varas abgeholt. Der Guide Matthias (28j) hatte einen Bergführeraspiranten mit dabei, Ignazio (26j). Und die beiden waren pünkltich, obwohl sie von Osorno her kamen, was für die Top Qualität spricht, welche uns geboten wurde.
Wir haben uns für eine eintägige Besteigung entschieden, obwohl normalerweise die 2-tägige mit Übernachtung in der Schutzhütte an der Baumgrenze des Vulkans durchgeführt wird. Man hat für uns wohl eine Ausnahme gemacht, da der Wetterbericht für unseren Gipfeltag nur schönes Wetter bis um 1pm versprach.
Verpflegung haben wir bekommen: 1Banane, 1Apfel, 1Riegel, 1Pocadillo, 1L Wasser. Wir haben dazu noch ein paar Snickers und etwas Cola mitgenommen.
Von Puerto Varas fuhren wir eine Stunde mit dem Auto nach Ensenada, wo wir das Climbing Equipment beim Bruder José abholten.
Von dort folgt man dem Strassenschild "Volcan Osorno" und gelangt auf eine Kurvenreiche Strasse, welche beim CONAF Gebäude endet. Hier muss man sich registrieren und man bekommt Infos, wie man den Berg am besten besteigen kann und wo die Risiken liegen.
Wir starteten um 5 Uhr in der Früh beim CONAF Gebäude. Zuerst ging es mässig steil bergan für ca. 1 1/4 Stunden, durch feinen Vulkanschutt.
Schon bald kamen erste harte Schneefelder und die Sonne ging langsam auf.
Da ich, man muss es sagen, etwas riesige Latschen habe, nämlich eine 45 bei Strassenschuhen und somit etwa eine 46-47 bei Bergschuhen, hatte es für mich keine passende Grösse. Ich musste also mit meinen Alltagstrekkingschuhen die Tour bestreiten. Auf dem harten Schnee am Anfang hatte ich etwas Mühe, da ich mit dem weichen Gummi keine Trittlein treten konnte. Ich war froh, als ich endlich die Steigeisen anschnüren konnte.
Wer also auf grossem Fuss lebt wie ich, dem rate ich, vorgängig in Puerto Varas in den Shops einen passenden Schuh zu mieten.
Meine Freundin bekam pickelharte Plastikschuhe, sehr gut, um im Eis zu klettern.
Der untere Teil des Vulkansist vergletschert, es hat wenige, gut sichtbare Spalten. Wir seilten deshalb hier nicht an.
Auf halbem Weg scheint der Gipfel ganz nah zu sein, man glaubt, in einer halben Stunde oben zu stehen, was aber unglaublich täuscht. Die Distanz für den Aufstieg beträgt nur 6Km, aber dafür geht es extrem steil hinauf. Wir benötigten eine Gesamtzeit von 6h für den Aufstieg, was druchschnittlich ist. Konditionell starke Berggänger würden ca. 5h benötigen.
Der direkte Aufstieg wird gegen oben immer steiler. Unten auf dem Eis sind es ca. 45° und ganz oben bis zu 60-65°, eine kurze Stelle von 1.5m sogar etwas darüber. Die Steilheitsangaben stammen von unserem Guide.  Ich selber konnte die Steilheit nicht genau eischätzen.
Würde man die steile Wand oben komplett umgehen, würde man sich etwa in maximal 55° Gelände bewegen.
Es gäbe einfachere Aufstiege als den unseren, wenn man die Steile Flanke ganz nach rechts quert.
Wir wollen aber gerade hoch und das ist auch im Sinn der Guides, sie wollen selber auch etwas Spass haben und ihre Technik verfeinern.
Den Eindruck von Höhe ist nicht zu unterschätzen. Weil es 6Km lang immer steiler Bergauf geht, hat man unter dem Gipfel wirklich einen sehr tiefen Tiefblick.
Das Eis war recht hartgefroren und bot erstaunlich guten Halt, obwohl auf dem Eis eine ca. 5cm dicke knusprige Schicht lag, was wohl vom Wind gefrorene Eiskristalle waren.
Die letzten 60 Meter, klettert Matthias mit dem Seil und 2 Eisgeräten voraus und verlegt ein Fixseil für uns. Mit einer Steigklemme, dem Pickel und den Steigeisen klettern wir die letzten Meter am Seil gesichert hinauf.
Für uns war das eine super Erfahrung und machte definitiv Lust auf mehr solche Aktivitäten.
Dank dem Seil fühle ich mich sicher und ich kann locker das Steile Stück hinauf klettern und die Sache richig geniessen.
Auf dem Gipfel geniessen wir die volle Rundsicht. Gen Norden erblicken wir den Villarica Vulkan, gegen Westen Argentinien mit Bariloche.
Es ist relativ warm auf dem Flachen Gipfel, so dass wir einen Snack zu uns nehmen können.
Nach unten seilen wir in ca. 5 Seillängen ab. Immer wieder schlagen die Beiden einen Firnanker in das Eis. Diese Sicherungsmethode habe ich bisher noch nie gesehen. Was für mich wieder ein grosser Erfahrungsgewinn war.
Immer wieder fallen kleinere Eisbrocken auf uns herunter. Die werden vom Wind ausgelöst, weshalb ein Helm unbedingt notwendig ist. Es lösen sich zum Teil auch grössere Eisbrocken von oben, welche sehr gefährlich sein können. Wenn man sieht, dass eine Gruppe die Wand klettert, sollte man sich nicht zu lange darunter aufhalten.
Es waren heute wenig Leute am Berg. Ausser uns, war nur eine 2er Seilschaft unterwegs. Zufälligerweise kamen die beiden auch aus der Schweiz und haben den Vulkan auf eigene Faust bestiegen. Für uns wäre das nicht möglich gewesen, da wir ein Jahr am reisen sind und ausser unserer guten Bergkleidung keine Bergausrüstung mit dabei haben.
Wer weitere Fotos von der Besteigung oder von Südamerika sehen will, kann auf meine Flickr-Seite gehen:
http://www.flickr.com/photos/43423301@N07/

Ein paar Fakten:
Huella Andina Expeditions, José (verheiratet mit einer Östereicherin), Bruder Matthias
Tip Topes Material mit gängigen Marken, schweizer Standard.
Die Beiden haben einiges an Erfahrung, zum Teil auch in Europa: Matterhorn, Mont Blanc. Siehe deren Webseite.
Die Brüder kann ich guten Gewissens Empfehlen, das sind Profis.
Gebucht über Pachamangua an der Strasse del Rosario, Puerto Varas. Die haben aber nur den Guide vermittelt. Selber bieten sie keine Besteigung an. Da es nicht allzuviele professionelle Guides gibt, ist die Chance sehr gross, dass man auf die Beiden Brüder stösst, egal in welchem Büro in der Stadt man nachfrägt.
Normalerweise dauert die Tour 2 Tage, mit Übernachtung in der Hütte am Vulkan.
Wir zahlten pro Person 140'000 Chile Pesos, umgerechnet ca. 250 Fr. Weil alles so professionell war und der Standard so hoch, war der Preis gerechtfertigt. Ich würde es immer wieder machen. Vorallem der Eiskletterteil war ein riesen Spass!

Tourengänger: burrito


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21 Okt 06
Osorno · Bergneger

Kommentare (3)


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t2star hat gesagt:
Gesendet am 22. November 2013 um 16:50
Gratuliere euch - das war bestimmt eine tolle Tour! Ich habe damals nur eine 2-Tages-Wanderung nahe des Osorno gemacht (wenn ich doch nur mal alle Patagonien-Touren in Hikr stellen würde...) und nun schaue ich neidisch eure tollen Bilder an;-)

In Anbetracht der Steilheit des Eises sollte die Schwierigkeit der Tour eigentlich höher angesetzt sein (eher ZS).

LG, t2star

kimsophie7 hat gesagt: Ausrüstung
Gesendet am 20. September 2015 um 19:09
Hey ihr Beiden,
das hört sich traumhaft an! Was hattet ihr denn für eine Ausrüstung dabei? Jacken, etc...?
Ich bin schon mega gespannt!

burrito hat gesagt: RE:Ausrüstung
Gesendet am 20. September 2015 um 20:17
Also wir sind mitten in der Nacht gestartet und es blies ein sehr fieser Wind. Windchill pur. Meine Freundin bekam Plastik-Schuhe, ich hatte Trekking-Schuhe an. Ging auch. Dazu dicke Handschuhe, Kappe und Daunenjacke. 2 Pickel für den Vorsteiger sind von Vorteil. Die steilste Stelle kann jedoch auch umgangen werden. Die Guides waren echt cool und sind zu empfehlen. Gruss und viel Glück


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