Ligurische Impressionen - Menton, Dolceacqua und Käsefondue auf der Motorhaube


Publiziert von monigau , 18. November 2013 um 15:14.

Region: Welt » Italien » Ligurien
Tour Datum:30 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: F   I 

Das Mittelalter lässt grüßen,

so habe ich meinen einwöchigen Aufenthalt in Ligurien empfunden. Für mich war es das Kennenlernen einer geschichtsträchtigen, zauberhaften Gegend, die neben vielen malerischen Städten auch eine imposante Gebirgslandschaft zu bieten hat. Um diese ausgiebig auf Schusters Rappen zu erkunden, war die Zeit allerdings kurz. Aber ich konnte bei ein paar Erkundungstouren mit dem Auto und anschließenden Rundgängen durch die Städte und Orte viele Eindrücke mitnehmen, die ich in diesem Bericht wiedergeben möchte.

Eigentlich hatte ich heute vor, den berühmten Markt in Ventimiglia zu besuchen. Aber daraus wurde leider nichts, denn als ich am Vormittag die Stadt erreichte und mich ins Getümmel stürzen wollte, fand ich einfach keinen Parkplatz. Ich war wohl etwas spät dran, stand im Stau, kam nur langsam voran und es blieb mir nichts anderes übrig, als von meinem Fahrzeug aus all den Besuchern zuzuschauen, wie sie ihre Tüten durch die Menschenmenge manövrierten.

Ich gab schließendlich die Suche nach einem Parkplatz auf, fuhr auf der Küstenstraße immer weiter und landete, ehe ich mich versah, im französischen Menton. Und siehe da, hier gab es auch einen großen, noch dazu kostenfreien Parkplatz. Mittlerweile war es ziemlich heiß geworden, das Thermometer am Supermarkt zeigte 32° an, und ich war froh, endlich mein Auto abstellen zu können. Der Hunger plagte mich inzwischen auch, denn ich hatte ja vorgehabt, mich auf dem Markt in Ventimiglia mit italienischen Spezialitäten zu verköstigen. Also nichts wie rein in den Supermarkt! Hier gab es frische, wunderbar duftende Baguettes in allen Variationen. Dazu suchte ich mir noch einen Camembert und ein kühles Wasser aus und fertig war mein perfektes französisches Menu!

Der Strand war nicht weit und so konnte ich es mir auf einem der Felsblöcke gemütlich (das ist natürlich ein wenig übertrieben) machen, mein Menu einnehmen und die tolle Kulisse von Menton betrachten. Das Wasser der Badebucht lachte mich türkisblau an und ein paar Runden schwimmen erfrischten mich. Wunderbar!  Das Baguette und der Camembert, der bei den hochsommerlichen Temperaturen immer mehr zu reifen begann, waren zu reichlich, also packte ich den Rest in meinen Rucksack.

Menton wäre sicherlich auch eine Besichtigung wert gewesen, aber mein Ziel für den Nachmittag war Dolceacqua. Unterwegs wollte ich noch die Grotten von Balzi Rossi besuchen, die schon vor 200 000 Jahren von Menschen bewohnt waren, aber auch da hatte ich Pech: kein Parkplatz, nicht einmal eine halbwegs passable Stelle, wo ich mein Fahrzeug hätte reinquetschen können. Also weiter!

Wenige Kilometer nach Ventimiglia bog ich links ab ins Nervia Tal und fuhr am Fluss entlang bis nach Dolceacqua. In der Zwischenzeit waren dunkle Wolken über die Berge hereingezogen und bald schon begann es zu schütten. Es war gar nicht daran zu denken, das Auto zu verlassen, so stark regnete es. Also harrte ich für eine halbe Stunde in meiner Blechkarosse aus, sinnierte über meinen Tag nach und überlegte, ob es noch Sinn macht, mein Vorhaben auszuführen und die Stadt zu besichtigen.

Plötzlich hörte der Regen auf und ich öffnete erwartungsvoll die Autotür, doch da war ein kleines Hungergrummeln in meinem Magen und mir fiel mein französisches Menu wieder ein. Als ich meinen Rucksack inspizierte, kam mir eine Duftglocke entgegen und beim Öffnen des Beutels lief mir der Käse buchstäblich entgegen. Kurzerhand breitete ich alles auf der Motorhaube aus, rupfte das Baguette in kleine Stücke und tunkte diese im Käse ein. Schmeckte köstlich - aus meinem französischen Imbiss war eine schweizer Spezialität geworden: Käsefondue.

Gut gelaunt und erwartungsvoll machte ich mich nun auf den Weg in die Altstadt, die von der mächtigen, alten und teilweise schon verfallenen Burg dominiert wird. Steile, dunkle, mit Spitzbögen überbaute Gassen führen hoch zur Burgruine. Hier fühlte ich mich wirklich ins Mittelalter zurückversetzt. Haustür reiht sich an Haustür und ich wunderte mich, wie man hier in dieser Dunkelheit und Enge überhaupt wohnen kann. Die Bewohner des Ortsteiles Terra bieten in kleinen Läden ihre Waren an und man kann, angefangen von Kulinarischem bis hin zu Kunstwerken, viele Dinge bewundern und kaufen. Die enge Bauweise schützt die Einwohner nicht nur vor der Sonne, sondern erleichterte in der Vergangenheit auch die Verteidigung.

Nach einem Gang durch die labyrinthartigen Gassen (carruggi), die für jeglichen Autoverkehr gesperrt sind und über Plätze, von denen aus man 4 Etagen hoch blicken kann, erreichte ich den Eingung zur Burgruine.

Die Burg war 1270 vom Genueser Heerführer Oberto Doria gekauft und auf dem befestigten Felsen ausgebaut worden, um sie vor französischen Überfällen zu schützen. Sie erhebt sich auf einer sehr exponierten Stelle mit einem weiten Blick ins Tal der Nervia. Im österreichischen Erbfolgekrieg wurde sie 1745 zerstört und ein Erdbeben, das 1887 einige Städte in der Umgebung ebenfalls verwüstete, tat das Seine. Schließlich ging die Ruine 1987 in den Besitz der Kommune über und wird von ihr nun mühevoll restauriert.

Der Ausblick von der Burg auf den gegenüberliegenden Stadtteil Borgo, ins Flusstal und auf die elegante, in einem Bogen erbaute Nervia Brücke, die die bedeutendste Sehenswürdigkeit der Stadt darstellt, ist absolut sehenswert. Die Brücke, die den Fluss in einem Bogen mit 32 Metern überspannt, sah ich mir am Ende meines Rundgangs noch aus der Nähe und von Borgo aus an. Claude Monet, an den eine Gedenktafel erinnert, nannte die Brücke, die ihn zu einem Gemälde inspirierte, ein 'Juwel der  Leichtigkeit'. Und genauso erscheint sie dem Betrachter.

Nach anfänglichen Startschwierigkeiten war ich mit meinem Tag dann doch noch mehr als zufrieden.


Tourengänger: monigau


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Kommentare (4)


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beppe hat gesagt:
Gesendet am 18. November 2013 um 16:26
Foto fantastiche
Ciao
Beppe

monigau hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. November 2013 um 20:12
Grazie, Beppe
Ciao
Monika

Felix hat gesagt:
Gesendet am 19. November 2013 um 07:46
herrliche Impressionen!

lg Felix

monigau hat gesagt: RE:
Gesendet am 19. November 2013 um 08:47
Danke!

LG
Monika


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