Ratlos am Ratoser Stein (2474 m) - zu viel Schnee für den Hochwang (2534 m)


Publiziert von marmotta , 8. November 2013 um 07:31.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Schanfigg
Tour Datum: 7 November 2013
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 1280 m
Abstieg: 1280 m
Strecke:Peist - Erlenboden - Varchlusa - Spina (P. 1685) - Zerfalta (P. 1814) - P. 1937 - Fürggli - Dängelstöck - Ratoser Stein - Goldgruoben - Ried - Skihaus Hochwang - Zerfalta - Pleis
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Peist
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Peist

Nachdem ich auf dieser etwas längeren Tour gleich sämtliche Gipfel der Hochwangkette zwischen Chur und Küblis abgeklappert habe, gibt es für mich auf diesem schönen Grat nichts mehr Neues zu entdecken. Das hält mich jedoch keineswegs davon ab, weiterhin dieses schöne Gebiet zu besuchen und den einen oder anderen der aussichtsreichen Gipfel hoch über dem Plessurtal anzusteuern.
 
Der Wetterbericht versprach für heute einen strahlend schönen Tag mit Temperaturen von bis zu 19 °C! Das muss natürlich ausgenutzt werden, denn so warm wird es wohl erst wieder an Weihnachten… :-)
 
Um den ebenfalls angekündigten Wolkenfeldern im Norden auszweichen, fiel meine Wahl auf das mir bestens bekannte Schanfigg, als Ziel wurde der Hochwang auserkoren, mit 2534 m der höchste Gipfel der gesamten Kette mit entsprechend umfassender Aussicht - den Neuschnee der vergangenen Tage nahm ich nicht besonders ernst bzw. rechnete damit, dass selbiger durch die hohen Temperaturen (in der Nacht hatte es -zumindest am Bodensee- schnuckelige 13 °C ) bereits wieder in sich zusammengesackt resp. -geschmolzen sei…
 
Leider wurde mit Eintritt ins Bündnerland bald einmal klar, dass die Alpen offensichtlich wesentlich mehr Schnee abbekommen hatten als die Voralpen und es nachts in den Alpentälern frostig war. Fast unwirklich weiss leuchteten die Bergspitzen über den grünen Tälern - schön anzusehen, doch wer 1 und 1 zusammenzählen kann, der weiss, dass die Kombination von hohen Temperaturen und (viel) Neuschnee nicht unbedingt des Tourengängers Freund ist.
 
Wer mit öV unterwegs ist, reist von Chur normalerweise mit dem schönen roten Bähnlein der RhB über die Schmalspurstrecke des Plessurtals Richtung Arosa. Diese Strecke ist jedoch nicht nur von landschaftlichen Reizen, sondern auch durch häufige Unterbrüche (durch Steinschlag, Erdrutsche etc.) geprägt. So auch heute - immerhin offerieren freundliche Mitarbeiter der RhB den zum Umstieg in den Bahnersatzbus gezwungenen Fahrgästen ein Gratis-Mineral!
 
So, jetzt aber zur eigentlichen Tour - über die es allerdings nicht allzu viel Spektakuläres zu berichten gibt:
 
Kurz nach dem Start in cff logo Peist fängt es gleich schon mal "gut" an: Eine meiner legendären "Abkürzungen" endet im Dornengestrüpp - danach läuft´s jedoch planmässig. Wenn man mal davon absieht, dass die Schneegrenze überraschend schon auf knapp 1400 m (also nach gerade mal 150 Aufstiegsmetern) beginnt. Das hatte ich mir schon etwas anders vorgestellt…
 
Zum Glück liegt bis auf ca. 2000 m nur eine dünne (Neu-)Schneedecke, zudem hat ein Fahrzeug auf der zum Skihaus Hochwang (1958 m) führenden Fahrstrasse zwei Fahrrillen herausge"fräst". Oberhalb des (verlassenen) Skihauses Hochwang beginnt dann das Ungemach: Im Aufstieg zum Fürggli (2289 m) sinke ich bald regelmässig bis zu den Waden und mehr als einmal auch bis zu den Knien in den nassen Schnee ein. Die Kammhöhe erreiche ich etwas östlich des Fürgglis. Bei der anschliessenden Überschreitung des Grats via Dängelstöck (2361 m) habe ich ständig die Wahl zwischen trockenem Triebschnee auf der Nord- und schwerem Nassschnee auf der Südseite. Die (erhofften) abgeblasenen Stellen sind äusserst rar - so macht die Überschreitung dieses schönen Grates natürlich wenig Spass! Am Gipfelsteinmann des Ratoser Steins (2474 m) hab ich genug von der Schneestampferei. Der weiterhin verwechtete Grat hinunter zu P. 2390 sieht auch nicht wirklich einladend aus -also mit Karacho runter über die Südostflanke. Nasse Füsse hab ich eh schon. An einer der typischen, von der Sonne schwarz verbrannten Hütten lege ich mich auf einer Bank eine halbe Stunde in die Sonne - bis es mir dort zu heiss wird (kein Witz, an der geschützten Hauswand ballte sich die Wärme derart, dass ich befürchtete, einen Hitzschlag zu bekommen…)
 
War der Abstieg bis zum Beginn der Fahrstrasse bei P. 1937 stellenweise doch etwas mühsam, folgt nun die Belohnung: Eine dünne, feuchte Schneedecke auf weichem Untergrund (Wiese oder Waldboden ohne Hindernisse) hat bekanntlich einen hervorragenden Rutschfaktor, somit ist der restliche Abstieg bis zur Schneegrenze, die zwischenzeitlich auf 1500 m liegt (die Sonne hat ganze Arbeit geleistet) ein flottes Vergnügen .
 
Fazit:
 
Trotz der teilweise mühsamen Schneestapferei war´s eine tolle und aussichtsreiche Tour bei traumhaftem Wetter: Im November ganztags im T-Shirt laufen, von mir aus kann es so weiter gehen… :-)  

Tourengänger: marmotta


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Kommentare (4)


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WoPo1961 hat gesagt:
Gesendet am 8. November 2013 um 10:11
die Hitze an der geschützten Hauswand erinnert mich an unsere gemeinsame Tour auf den Stockberg 2012.. dort war es auch ziemlich hot (ich meine das Sonnenbad etwas unterhalb des Gipfels).
Und, ein kleiner Tip von mir, nicht immer 1 und 1 zusammenzählen.. dann hat DER Tourengänger auch Freunde :-))
Grüße aus Flachlandhausen
WoPo

marmotta hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. November 2013 um 17:22
Ja, unsere Stockberg-Tour vor gut einem Jahr kam mir auch einige Male in den Sinn...hätte ich doch bloss einen Sonnenhut dabeigehabt, womöglich so einen schön roten mit weissem Kreuz drauf... ;-)

2Cool4You hat gesagt: Bin überrascht
Gesendet am 8. November 2013 um 11:16
Hallo Marmotta.
Danke dir für deinen Bericht ;) Hatte in den nächsten Tagen die gleiche Tour auf dem Programm. Nun erhalte ich Live Bilder welche mich zum umdisponieren zwingen. Hätte ehrlich gesagt nicht solche Verhältnisse erwartet... bei weitem nicht.
Trotzdem hast du eine schöne Tour gemacht.

Gruass
Roman

marmotta hat gesagt: Schnee
Gesendet am 8. November 2013 um 17:26
Ciao Roman,

danke! Ich war auch ziemlich überrascht ob der Schneemengen - zumal die Flanken der über dem Rheintal aufragenden Berge (z.B. Falknis) in den entsprechenden Expositionen bis auf eine Höhe von fast 2500 m praktisch schneefrei waren...

G.
marmotta


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