Unterwegs in den Blaubergen Teil I: Gescheitert in der Nordflanke des Halserspitz


Publiziert von maxl , 20. Oktober 2013 um 13:39. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum:13 Oktober 2013
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Nach Wildbad Kreuth. Dort direkt am Abzweig große, kostenpflichtige (3€/Tag) Parkmöglichkeit.
Unterkunftmöglichkeiten:keine

Tja, an diesem strahlend schönen Sonntag irgendwo zwischen Herbst und Winter ist nun wirklich so ziemlich alles danebengegangen, was daneben gehen konnte. Wir dachten, die Wahl des Halserspitz sei hinreichend konservativ, wir hatten sogar mehr Angst vor Menschenmassen als vor Schneemassen. Doch sieh an, der Gipfelerfolg war uns tatsächlich nicht vergönnt, wir sind ganz knapp vor dem Gipfel in der steilen, abschüssigen Nordflanke ob des vielen Schnees gescheitert. Dafür gab's ordentlich kalte und nasse Füße, viel Schatten und - das sollte man dem Anstand halber schon erwähnen - immerhin ein paar fantastische Ausblicke.

Wir starten die Tour um halb elf in Wildbad Kreuth, der erlesenen Klausurtagungs-Stätte unserer bayerischen Alleinherrscherinnen und -herrscher. Einen Fahrweg geht's gen Süden entlang, dann biegen wir nach links auf einen recht breiten Steig, der ziemlich eben durch den Wald führt. Ein Schild verweist die "Sehr geehrten Damen und Herren" doch tatsächlich darauf, dass der Weg ende, wir lassen uns (leider) nicht beeindrucken und gehen weiter, über einen breiten Weg durch einen Bachkessel und hinauf zur Hohlensteinalm, die wir nach einer dreiviertel Stunde erreichen. Hier müssen wir kurz in den endenden Kessel rechterhand absteigen (von unten kommt noch ein Weg hinauf), um nun nach rechts abzubiegen in richtung Wenigberg und Zwieselberg. Der folgende Aufschwung ist gottseidank gespurt, denn es liegt schon einiges an Schnee, so bekommen wir noch keine nassen Füße. Eine gute Stunde ab der Hohlenbergalm erreichen wir die kleine Wenigberg-Jagdhütte, ein schönes Rastplatzl. Von hier aus lässt sich freilich schon die Nordflanke des Halserspitz einsehen, die uns gehörigen Respekt einflößt. Zurecht....

Von der Jagdhütte stapfen wir weiter einen Hang hinauf durch den Wald, bis der Weg in die Latschen auf einen kleinen Rücken vor dem Gipfelaufschwung des Halserspitz gelangt. Hier geht's noch locker drüber (T2), direkt vor der Nordflanke teilt sich dann der Weg: links richtung Gufferthütte (hier leiten die Spuren weiter), rechts schwarz markiert der Direktanstieg zum Halserspitz - ungespurt. Wir beschließen, diesen zu versuchen, und wühlen uns zunächst an Latschen vorbei durch den Tiefschnee. Ein kleiner Aufschwung kann angenehm erklettert werden (I), danach wird's wieder eine mächtig anstrengende, aber unproblematische Wühlerei. Schließlich führen die wenigen sichtbaren Markierungen weiter in die steile, zunehmend abschüssige Nordflanke hinein. In einer ersten Querung (vielleicht T4) können wir die Wegtrasse noch ganz gut erkennen und riskieren's deshalb, auch zwei steile Aufschwünge erscheinen uns gut vertretbar, doch wenige Höhenmeter vor Erreichen des Grats können wir die Wegführung nicht mehr nachvollziehen. Wir starten noch einige Versuche, im Tiefschnee den Weg zu entdecken, brechen aber schließlich etwas verärgert ab. Zu heikel (wohl unter diesen Bedingungen T5), ein Abgang wäre hier ziemlich wahrscheinlich (ca. 45°), aber wahrscheinlich kaum mehr abzufangen. Also zittern wir uns die etwas heiklen Querungen zurück, wühlen uns wieder durch die Latschen und erreichen leicht säuerlich wieder die Wegteilung unter der Nordflanke.

Zweiter Versuch: wir folgen den Spuren, die den Weg richtung Gufferthütte entlangführen. Vielleicht schaffen's wir ja noch von Süden auf den Halserspitz. Diese Spuren queren etwas mühsam durch tiefen Schnee die Ostabbrüche des Halserspitz. Danach geht's auf eine Art latschenbedecktes Plateau zwischen Halserspitz und Lochberg. Hier wird's unübersichtlich, die Spuren teilen sich alle paar Meter, unser Vorgänger wusste wohl nicht mehr recht weiter. Wir auch nicht, denn wir können nur noch Sackgassen, und keinerlei Markierungen mehr entdecken. Zudem bekommen wir inzwischen richtig kalte Füße, also brechen wir nach einiger Zeit intensiver Wühlerei auch diesen Versuch ab und stapfen mühsam die Querung zurück, wieder zur Weggabelung. Hier werden wir noch einmal richtig verhöhnt, denn auf unserer Spur durch die Nordflanke kommen doch tatsächlich zwei Bergkameraden hinuntergestapft. Das bestärkt unsere Annahme, dass wir wirklich ganz kurz vor dem Blaubergkamm gescheitert sind, denn auf selbigem Kamm steht ein Schild. Von da aus müssten diese beiden wohl unsere Spur ausgemacht haben und sich für den Direktabstieg entschieden haben. Inzwischen ist dieser Weg wohl gut möglich, intensiv gespurt und auch lange nicht mehr so mühsam (Tauwetter!).

Unseren Ärger können wir aber bald vergessen, denn auf dem Rückweg legen wir uns noch ein gutes halbes Stündchen in die tiefstehende Sonne an der Wenigberghütte. Hier kann man sich noch mal richtig aufwärmen - was auch nötig ist, denn erst in der Dunkelheit kommen wir wieder in Talnähe, und es wird sauber kalt, brrrr..... Zurück am Auto schon nach 19Uhr beschließen wir, den Halserspitz möglichst bald nochmal zu versuchen, diesmal aber von Süden, um der Wühlerei zu entgehen. Und so geschah's dann auch - Fortsetzung folgt....


Tourengänger: andl, maxl


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Kommentare (2)


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ADI hat gesagt:
Gesendet am 21. Oktober 2013 um 10:56
Hallo, maxl!

Tja, in den schattigen Nordflanken kann einem der viele Schnee schnell "den Rest" geben.
Wir hatten an der sonnigen Südseite der Fleischbank auch ganz nett zu stapfen.

VLG! ADI

maxl hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. Oktober 2013 um 21:08
naja, dass viel Schnee liegt, damit war ja auch zu rechnen - aber dass sich noch keiner vorher an diesen Anstieg rangetraut hatte, damit haben wir net gerechnet....
Kismet - hat ja eine Woche später geklappt - und gänzlich ohne Schnee ... so lernt man einen Berg wenigstens richtig kennen!


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