Schöne Herbst-"Rund"tour auf den Madom da Sgióf


Publiziert von 1Gehirner , 11. Oktober 2013 um 19:52.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum: 9 Oktober 2013
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Poncione Piancascia 
Zeitbedarf: 9:30
Aufstieg: 1625 m
Abstieg: 1600 m
Strecke:11.9 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Postbus ab Locarno oder Tenero
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel Piee in Brione, Ferienhaus
Kartennummer:map.wanderland.ch

Flitterwochen-Revival-Wanderung
7.8.2010 - 9.10.2013:
drei Jahre,
zwei Monate,
ein Tag und
null Wochen glücklich verheiratet!
[wenn man so tut, als hätte ein Monat immer 31 Tage...]

Vor drei Jahren waren wir für unsere Flitterwochen im Tessin. Damals war die Tour auf den Madom da Sgióf unsere grosse Herausforderung: Sind wir fit genug? Machen die Knie das mit? Wir stiegen von Ganne aus über Piano del Vald auf (nicht bedenkend, dass die damit verbundenen 1600 Höhenmeter auf nicht ganz einfachen T3-Wanderwegen auch für geübte Wanderer eine Herausforderung sein können), schafften es aber nur bis P.1886. Hier waren die Kräfte zu Ende -- und die Nerven meiner Frau, denn der Weg hält einige Stellen bereit, die in trockenem Zustand schon Respekt fordern. Das Stück zwischen 1500 und 1700m hält diese in konzentrierter Form parat und verdient meiner Meinung nach ein T3+ bis T4-, bei feuchtem Wetter bis ein oder zwei Tage vorher nicht zu empfehlen.

Diesmal stiegen wir über Pianesc und Matàr auf. Das sind 25 Höhenmeter mehr (wegen einiger kleiner Gegenanstiege), aber der Weg bewegt sich nie in die Nähe der T3-Obergrenze. Zwei Flussquerungen sind gut mit Seil (und einem neuen Trittstein von uns) gesichert, die ganze Strecke ist auch bei leichtem Regen problemlos zu machen. Das war angesichts des feuchten Wetters der letzten Tage wichtig.

Das Wetter sah gut aus: Tief hängende Nebenschwaden mit blauem Himmel darüber. Zwischen 1400 und 1700m fragten wir uns allerdings, ob das für morgen verheissene schlechte Wetter schon eingetroffen war, so dick und grau waren die Wolken, durch die wir uns kämpften. Schliesslich durften wir ihnen auf 1750m endlich entfliehen -- es zeigte sich, dass der Wind die Ostseite des Bergs immer wieder neu mit Nebel versorgte, der sich auf der Südseite nicht halten konnte. Spezielles Lokalwetter, wie man es im Tessin oft erlebt.

Auf ca. 1900m Höhe, dem Umkehrpunkt der Flitterwochentour, merkten wir, dass wir zwar fitter geworden sind, die Tour aber immer noch ordentlich Kräfte zehrt. Ab dem Motarüch (2011m), wo der letzte Teil des Wegs auf den Gipfel beginnt, mussten wir unsern inneren Schweinehund bezwingen, um die letzten 250hm noch zu schaffen. Dass wir durch die Wolken nie bis zum Gipfel sehen konnten und mehrmals dachten, es wären nur noch 20-30m, kam erschwerend herzu... Der Weg allerdings ist sehr gut angelegt, an zwei (unnötigen) Stellen mit Kette gesichert und nirgends so ausgesetzt wie an einigen Stellen weiter unten (im Wald).

Und dann standen wir tatsächlich auf dem Gipfel des Madom. Und sahen -- nichts. Eine geschlagene halbe Stunde haben wir hier pausiert, gevespert, Fotos gemacht und auf Fernsicht gehofft, aber die meiste Zeit war es einfach nur grau. Der Wind trieb von allen Seiten Wolken auf den Berg zu. Ein paar schöne Blicke in jede Richtung gabs trotzdem, wenn sie kurz aufrissen.

Anscheinend gibt es grad kein Gipfelbuch, nur eine leere schwarze Röhre. Schade.

Für den Abstieg brauchten wir recht lang, weil die Knie nicht mehr wollten. Etwa 100m unter dem Gipfel hörten dafür die Wolken auf, es wurde warm und sonnig und wir wurden mit wunderbaren Blicken auf den Lago del Starlaresc da Sgióf, den Poncione Rosso, die Cima di Nimi und Cima del Masnee belohnt. Die neue Kamera wurde gebührend eingeweiht...

Ab 1770m wählten wir den Weg über Piano del Vald. Die Abstiegszeiten auf dem dortigen Wegweiser und in Piano del Vald sind allerdings sehr optimistisch (55min nach PdV, 40min nach Ganne). Wir waren flott unterwegs und brauchten jeweils 10-15min mehr. Die speziellen Stellen, die uns vor drei Jahren zu schaffen gemacht hatten, sind immer noch da ;) aber wir haben offenbar etwas Erfahrung gewonnen. Trotzdem, für Wanderer ohne Erfahrung ist von diesem Wegstück eher abzuraten.

Unterhalb von Piano del Vald beginnt das wohl langweiligste Stück Zickzackweg durch den Buchenwald, das ich kenne... mehrere Stufen werden überwunden, jedesmal denkt man "Das ist bestimmt die letzte", aber nein, es geht noch weiter...

In Ganne kamen wir dann genau pünktlich für den Postbus nach Brione, der uns 30min auf der Asphaltstrasse ersparte :) Die Postbusse fahren hier leider sehr unregelmässig, so dass uns das nochmal besonders gefreut hat.

Die von wanderland.ch errechnete Laufzeit von 7:15h ist realistisch bis knapp. Wir haben insgesamt fünf Pausen gemacht, davon einmal 30min auf dem Gipfel, sonst 10-15min. Wir waren gut drauf, nicht langsam unterwegs und haben trotzdem etwas länger gebraucht. Üblicherweise sind die Tessiner Zeiten sonst für unser Wandertempo plus Pausen ziemlich genau.

Tourengänger: 1Gehirner
Communities: Ticino Selvaggio


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (4)


Kommentar hinzufügen

fuemm63 hat gesagt:
Gesendet am 12. Oktober 2013 um 09:02
Herzliche Gratulation zu eurer Revivalwanderung! Der Madom ist auch noch auf meiner Berglaufliste, aber definitiv bei anderem Wetter. Dein Bericht bestätigt mir, dass ich richtig entschieden habe ;-) Aber am Donnerstag durften wir dann noch durch den ersten Schnee über den Gotthard "flüchten" ;-)

1Gehirner hat gesagt: RE:
Gesendet am 12. Oktober 2013 um 14:34
Ja, fürs Berglaufen eignet er sich recht gut, die meiste Zeit steigt man nicht auf der oft sonnigen Südseite auf. Man kann die Temperatur beim Aufstieg folglich recht gut mit der Tageszeit "tunen" ;)

Philippe Noth Pro hat gesagt: Kamera
Gesendet am 13. Oktober 2013 um 04:05
Danke für das informative Bericht, und Gratulation für die neue Kamera-Anschaffung. Die nimmt wiklich tolle Bilder auf: scharf und schöne Farbtöne. Bei solchen Bildern hat man sogar den Eindruck, es wurde mit einem Reflex+Weitwinkel aufgenommen. Geht die Kamera bis 24mm ?

Madom da Sgiof steht auf meiner Wunschliste, seitdem ich Starlaresc da Scimarmota + die Alp oberhalb besucht habe. Wunderschön und wild war es dann (auch im Herbst). Jetzt bin ich 100% sicher, ich plane meine zukünftige Tour *nicht* durchs Valegg di Gann, das würde mich sowenig gefallen wie Deiner Frau ;) Eher via Motarüch und evtl. Corte di Starlaresc. Gruss

--
Ph.

1Gehirner hat gesagt: RE:Kamera
Gesendet am 13. Oktober 2013 um 22:33
Danke für das nette Feedback!

Bisher bin ich mit der Kamera ausgesprochen zufrieden, sie kann eigentlich alles, was ich wollte. Es stimmt, die S110 brüstet sich mit 24mm Brennweite. Was ich aber viel netter finde (und bei der Lumix ZX1 immer vermisst hatte), ist, dass man die Brennweite "fest" einstellen kann, so dass die Kamera im 50mm-Modus aufstartet.

Mit den Farben bin ich auch sehr zufrieden, das war die erste Woche mit der neuen Kamera. Der Akku hält 3-4 Tage :) Den eingebauten HDR-Modus sollte man aber schnell wieder vergessen und stattdessen die Serienbildfunktion nutzen... in 9 von 10 Fällen setzt die Kamera die Bilder schlecht zusammen und das ganze Bild wirkt verwackelt, darauf hat man selber keinen Einfluss. Hat mich leider ein paar schöne Bilder vom Madom Gröss gekostet...

Das Valegg di Gann muss man mögen und das Wetter muss stimmen, dann geht's notfalls auch... Die T4-Route direkt durchs Tal hoch zur Hütte ist aber anscheinend besser machbar als der Sentiero del Valegg di Gann.

Die Corte ist auch nur 25min vom Motarüch entfernt. Falls man sie gern besuchen und trotzdem über den Südwestrücken aufsteigen will.


Kommentar hinzufügen»