See Nr.6: Wannisbordsee, Guttannen - Wannisbordsee - Guttannen


Publiziert von 6beiner , 5. Oktober 2013 um 13:58.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum: 2 Oktober 2013
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Strecke:~ 15 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV oder Auto nach Guttannen (Parkplatz kurz nach Guttannen)

Vorwort - Wanderbericht - Fazit - Hundeerrungenschaften - Fotos

Vorwort

Es ist weit nach 6 Uhr, die Nacht war kurz und durchwachsen. Vielleicht war das grosse Glas Orangensaft spät abends doch so keine gute Idee. Jedenalls, bis Hund und Kater versorgt sind und wir loskönnen, ist es schon einiges nach 7. So spät sind wir noch nie los, aber naja. Der Nebel hängt dick über dem Unterland, und ich freue mich, mit Hund heute in die Berge zu entfliehen und dem hektischen Alltag für ein paar Stunden den Rücken zuzuwenden. Heute geht es ab ins Berner Oberland, von Guttannen hinauf zum Wannisbordsee. Und diesmal habe ich mir auf der Geodatenwebseite des Bundes sogar so etwas wie eine Karte ausgedruckt und annähernd einen Plan, wie der Tag ablaufen soll. Allerdings, aus meiner Arbeit als Projektleiter hätte ich wissen müssen, dass Pläne zwar gut sind, meist aber nicht funktionieren...
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Wanderbericht

Unsere Wanderung beginnt auf dem Parkplatz ausgangs Guttannen. Auch hier ist es noch neblig, aber die Fahrt über den Brünig mit erstem blauen Himmel hat Hoffnung auf mehr gemacht. Die ersten Meter führen durch das beschauliche Dorf, bis dann der Wanderweg beginnt. Via Guttannen gibt es zwei Möglichkeiten, an den Wannisbordsee zu gelangen: Die kürzere nehmen wir für den Aufstieg, die längere dann für den Rückweg. Nach einigen Metern auf der Bergstrasse begiint nun die Ausschilderung des Wanderwegs, welcher erstmal jeweils die Strasse abkürzt und alsbald in einen Wald mündet. Zeit, die Jacke auszuziehen.

Obschon es noch relativ kühl ist, heitzt einem der Weg ordentlich ein. Hier wird kein Meter Strecke verschwendet durch langweiliges geradeaus gehen, sondern der Pfad durch den wunderschönen, mit Pilzen versehenen Wald führt unerbittlich nach oben. Nach einer 3/4 Stunde und knapp 400+ Höhenmetern braucht Herrchen eine Pause. Wir machen es uns auf einer kleinen Lichtung mit ein paar leerstehenden Häuschen bequem und erfreuen uns der ersten Sonnenstraheln. Bald aber zieht der Nebel nach, und der Weg wird fortgesetzt. Bislang war der Weg klar beschrieben, nun aber stehen wir vor einer folgenschweren Entscheidung: Es ist nicht ganz klar, müssen wir der Strasse folgen, oder sollen wir den kleinen Weg durch den Wald weiterlaufen?

Die Entscheidung fällt auf den Wald, schliesslich mussten wir bislang nie der Strasse folgen, und die wenigen aber frischen Fussspuren zeigen, dass kürzlich wohl mindests ein Mensch ebenfalls diesen Weg gewählt hat. Also los, ab durch den Wald und den manchmal fast zugewachsenen Weg. Wer dachte, es könne nicht mehr anstrengender und steiler werden, wird nun eines besseren belehrt. Ich keuche und ächtze mich durch den Wald, gefolgt vom tapferen kleinen Hund, bis wir an eine Lichtung gelangen, an welcher (im moment nicht aktiv) geholzt wird. Hier hört der sichtbare Weg auf, und wir kämpfen uns durch Gras und Dickhicht, bis der eindringliche Duft von Schafen oder Ziegen in die Nase steigt, ausgehend von einem nicht bewohnten Stall. Weit und breit keine Wanderwegmarkierung, und so folgen wir einem "Weg", welcher am ehesten noch als Weg durchgeht, in Tat und Wahrheit aber so etwas wie ein Rinnsal darstellt. Überhaupt ist es sehr feucht hier, und das Bachrinnsalding hört auch bald auf, wir stehen mitten in der Pampa. Wunderschön zwar, aber Pampa.

Ich schaue mich um und entdecke nirgends etwas, was wie ein Weg aussieht (obwohl auf der Karte einer eingezeichnet wäre). Weit weg gegenüber sind ein paar Häuschen, ich denke mir, dass zu denen ja irgendein Weg führen muss, nehme den Hund auf den Arm, damit wir zügig durch dieses grasbewachsene Sumpfgebiet kommen und sinke mehrmals knöcheltief im Morast ein. Ich kämpfe mich durch die unwegsame Landschaft, bis wir an einen rauschenden Bach gelangen, über den ein Brett führt. Zivilisation! Oder zumindest ein Hauch von Zivilisation. Nach dem Bach führt auch tatsächlich ein Weg weiter. Ich denke mir noch "super das Ahanu so klein ist, so kann ich ihn über den Bach einfach tragen", denn schliesslich zickt er jedesmal wenn etwas mehr Wasser als nötig den Weg auf die andere Seite versperrt. Das Brett wirkt nicht sehr vertrauenswürdig (eine einzelne Planke) und glittschig. Dennoch setze ich den Fuss darauf, und es kommt, wie es kommen muss: Das Brett kippt zur Seite, und der glittschige Algenfilm lässt einem keine Möglichkeit, sich auch nur halbwegs elegant aufzufangen und mit einem Sprung auf die andere Seite zu gelangen. So läuft der Versuch schief, und Herrchen landet im Wasser, wirft sich geistesgegenwärtig auf die rechte Seite, kann sich infolge Hund auf dem linken Arm nicht richtig auffangen, verstaucht sich den Finger und ist rechtsseitig komplett nass. Aber: Hund trocken und in Sicherheit!

Komplett durchnässt (so du schnelltrocknende Funktionswäsche, nun zeig mal was du drauf hast) stapfen wir weiter. Zumindest muss ich mich nicht mehr bemühen, ein keine Pfütze mehr zustehen. Bei den Stallungen, welche wir von weitem gesehen haben, finden wir denn nun auch wieder auf den richtigen Wanderweg und setzen unseren Weg fort. Nach etwa 2.5 Stunden erreichen wir die Holzhüs Alp auf knapp unter 2000 Metern, welche aus 3 oder 4 - wie der Name vermuten lässt - Holzhäusern besteht. Zeit für eine ordentliche Pause und der Hoffnung, in der Sonne zu trocknen. Wir machen es uns gemütlich, essen etwas, sonnen uns und machen sogar ein Nickerchen. Etwas weiter unten sehen wir die einzigen zwei Menschen auf dieser Wanderung. Da Ahanu aber sogleich das Gefühl hat, die ganze Alp - ach was, das ganze Berner Oberland - gehörten ihm, wenden sich die Wanderer einem anderen Weg zu. Vermutlich sind diese Richtung Triftsee unterwegs.

Wir nehmen die letzten Höhenmeter zum Wannisbordsee in Angriff. Leider haben die Beine das Nickerchen wohl verschlafen, sind sie doch immer noch müde und schlapp. Daher schleichen wir dem Weg entlang zum See und erreichen diesen in knapp 20 Minuten (anstelle der angegebenen 40 Minuten gemäss Wegweiser). Hier schrecken wir erst mal eine einsame Ente auf, und sodann zeigt sich uns der kleine, einsam gelegene See in voller Pracht. Der nahende Herbst hat den See rundherum mit bunten Farben verziert, ein paar kleine Fische schwimmen in dem klaren Waser, und wir begeben uns auf einem kleinen Trampelpfad zum Einlauf und machen es uns über dem See auf einem Stein gemütlich. Die Anstrengungen haben sich gelohnt, wir sind komplett alleine, nur das Plätschern des Wassers ist hörbar. Die Sonne wechselt sich mit Wolken und Nebel ab und erfindet so die Umgebung jedes mal neu! Lange Zeit verbringen wir hier (haben es uns auch schwer erarbeitet) und geniessen die Natur und Atmosphäre des Sees.

Infolge der fortgeschrittenen Zeit - es ist jetzt nach 13 Uhr - lassen wir den Abstecher zum Bänzlauiseeli heute sein und begeben uns auf den Abstieg. Erst mal wieder zur Holzhüs Apl, und dann dem Wegweiser folgend auf den anderen Weg nach Guttannen. Eigentlich wollen wir ja nach unten, Höhenmeter verlieren, aber erstmal geht es wieder ein ganzes Stück bergauf. Und nochmal. Und nochmal. Irgendwann haben wir den Zenit überschritten und bewegen uns dem Hang entlang geradeaus. Die Landschaft wunderschön herbstlich, verspielt, wild, urtümlich. Alles in einem. Aber auch sehr feucht, überall kleine Rinnsale, welche den Weg mattschig und teilweise rutschig machen. Aber: infolge des "Bachunfalls" weigert sich der kleine Hund, von mir über die kreuzenden Bächlein getragen zu werden und will nur noch selber drüber... Wenn er dann doch mal von mir getragen werden muss (infolge Gefahr, weggespühlt zu werden mit seinen mickrigen 2.4 Kilo Lebendgewicht) zappelt er wie ein frisch gefangener Fisch sobald wir den Bach überquert haben, und will runter. Tja, wenn es nicht mal mehr bei Herrchen sicher ist, kann Hund genau so gut selbst ran.

Ich freue mich über den schönen Weg und denke, dass dies eine wirklich gute Wahl ist für den Abstieg, wenngleich wir noch immer kaum Höhe verlieren. Die Aussicht ist wunderschön, und man meint fast, hinter jedem Hügel müsste ein Bär oder ein Wolf zum Vorschein kommen, welche in dieser Wildnis nach Beute sichen. Wir erreichen nun die Steinhüs Alp mit - wie könnte es auch anders sein - zwei Steinhäusern, und nun beginnt der Weg tatsächlich langsam zu fallen. Das sehr gemütliche Gefälle führt uns vorbei ein einer üppigen Buschlandschaft, und nun sind auch schon die ersten paar Bäume zu sehen. Der gemütliche Abstieg nimmt ein jähes Ende, kaum dass der Wald beginnt. Noch steiler als der Aufstieg gilt es nun über den feuchten, rutschigen, nadelübersähten Boden über Steine und Wurzeln halbwegs sicher den Abstieg anzugehen. Zwar verlieren wir schnell an Höhe, allerdings auf Kosten von Oberschenkeln und Knien, und die Zehen wissen auch schon nicht mehr, wie mit dem Gewicht umgehen, dass sie nach vorne in die Schuhe drückt (die übrigens immer noch nass sind).

Es bleibt kaum Zeit und Wille, auf die Landschaft zu achten. Bald wechselt der Nadelwald in einen Laubwald und endlich können wir auch diesen hinter uns lassen. Dass bei der nächsten kurzen Trinkpause sich beinahe noch der Rucksack für immer in ein Tobel verabschiedet hat, sei hier nur am Rande erwähnt. Die letzten Höhenmeter führen über diverse Wiesen, bis das letzte Stück dann wieder auf einer schön sanft abfallenden Strasse zurückzulegen ist, um über Guttannen dann wieder zum Parkplatz zu finden. Es ist mittlerweile gegen 16 Uhr, die Sonne versteckt sich hinter Wolken und es ist Zeit, nach Hause zu fahren, damit der Kater auch pünktlich sein Abendessen bekommt. Und damit Hund und Herrchen gemütlich und faul auf dem Sofa vor sich hindösen können.
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Fazit

Die gut 1100 Höhenmeter welche zu überwinden sind, waren nicht ohne, jedoch wurden wir mit einer tollen Wanderung und einem wunderschönen Wannisbordsee belohnt. Bis auf die beiden Wanderer von weit haben wir weder Menschen noch Hunde getroffen, 6 1/2 Stunden zweisame Einsamkeit und Ruhe in einer solch prachtvollen Umgebung... Da kommen wir wieder her (der Bänzlauisee steht ja noch an
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Hundeerrungenschaften

Auf jeder Wanderung lernt Ahanu etwas neues und kann etwas an Selbstvertrauen gewinnen. Diesmal:
- Nicht immer nur stur Herrchen folgen: Ahanu sucht und findet seinen eigenen Weg (und das ist meist noch der bessere)
- Selber (für Hundeleib und -leben ungefährliche) Bäche überqueren. Tja, Wasser ist wohl weniger schlimm als mit Herrchen zu stürzen

Tourengänger: 6beiner


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