Schaufelspitze SW-Kante und Gratüberschreitung zum Gütenberg - Hart am Limit
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Vorwort
Die korrekte Schwierigkeitsbewertung der Tour, so wie ich sie durchgeführt habe, müßte VI-, A1 lauten. Evt. gibt es nun Proteste, denn, zumindest in meinem Führer, steht die Schaufelspitze SW-Kante mit der Bewertung V drin, genau deshalb habe ich sie ja auch ausgewählt. Nachdem ich die Route nun geklettert bin, kann ich mit 100%-iger Sicherheit sagen, dass dieser V-er nicht den Bewertungsmaßstäben der UIAA entspricht, sondern vielmehr aus einer Zeit stammt, in der die Verwendung von Haken zur Fortbewegung nahezu selbstverständlich gewesen ist ( jedoch keinerlei diesbezüglicher Hinweis im AV-Füher ) , und darüberhinaus die Bewertungsskala mit dem VI-ten Grad gedeckelt war.
Diesem Umstand bin ich nun leider voll "ins offene Messer" gelaufen. Wenn man die Route komplett frei klettern möchte, muss m.E. an einer Stelle mindestens der VII-te Grad "ausgepackt" werden ( im Bericht mehr dazu ). Darüberhinaus kratzt eine weitere Passage verdächtig nah am VI-er.
Tourenbericht
Um 8:15 Uhr fahre ich vom Parkplatz mit dem Radl bis dorthin, wo der Weg hinauf zum Bärenlahnersattel abzweigt. Die Straße ist nass, es ist stark neblig und nieselt leicht, ich hoffe nur, dass der Wetterbericht mich nicht im Stich gelassen hat. Gegen 8:45 Uhr schlendere ich ins Bärenlahnertal hinein, und kann kurze Zeit später den steilen Weg in Angriff nehmen. In der "Waschküche" tropft es von den Bäumen, aufgrund der Wärme schließt sich der Schweiß, der über meine Nase rinnt, diesem Reigen an.
Nach einer halben Stunde lichtet sich der Nebel allmählich, und es tauchen die klatschnassen Wände der Schaufelspitze und des Sonnjochs vor mir auf. Die Sonne heizt kräftig ein, kein Lüftchen bewegt sich, den Bärenlahnersattel muss ich mir im Schweisse meines Angesichts erkämpfen. Gegen 10:00 Uhr habe ich die Tortur hinter mich gebracht, und kann die SW-Kante erstmal optisch inspizieren, scheint nahezu trocken zu sein, was für ein Glück.
Die SW-Kante hat 2 Absätze und gliedert sich daher in 3 Abschnitte.
Über einen kurzen Vorbau gelange ich zu der markanten Verschneidung, die nach ca. 45 m direkt unter dem ersten Absatz endet. Der Fels ist relativ fest, doch bereits hier merke ich, dass die Griff-und Trittstrukturen kaum scharfe Kanten bieten, sondern oftmals eher rund und etwas abwärtschgeschichtet ausfallen. Die Verschneidung kann ich noch zügig durchklettern, dürfte sich so im Bereich IV bewegen.
Der 2-te Wandbereich soll mit einem Wulst beginnen, der auf ein Kriechband führt, dass über einen Überhang in leichteres Gelände verlassen wird. Auf den Wulst bin ich mal gespannt, kann ja wohl nicht so schlimm sein, denke ich mir. Dies erweist sich als grobe Fehleinschätzung. Im unteren Teil des Wulstes finde ich noch 2 große Griffe, darüber gibt es dann nur noch "nach unten offene Schlitze", die lediglich seitlich nach oben belastet werden können. Nach dem 3-ten Versuch ist es mir ein völliges Rätsel, wie man diese Stelle als 5-er klettern soll. Ich suche nach einer Ausweichmöglichkeit, Pustekuchen. Also wieder zurück zum Wulst. Im 5-ten Versuch hab ich es dann endlich raus, aus einer sehr kippeligen Ausgangsposition muss man an einer 2/3-Fingerkuppen-Leiste für die rechte Hand durchziehen, und kommt nun mit der linken Hand an den unteren Rand der ersten Schuppe ran. Nun schnell hoch zum Kriechband das nach rechts führt. Beim Anblick bin ich überrascht, das Band ist ca. 50 cm breit, oben von einem Überhang begrenzt, und unterhalb eine total glatte Platte. Also lege ich mich auf das Band, lasse den rechten Fuß runterhängen, schiebe den Rucksack möglichst weit auf die rechte Seite um nicht am Überhang entlang zu streifen, und robbe bis zur Unterbrechungsstelle. Nun muss ich diese Komfortposition verlassen, beide Beine an die glatte Platte anstellen, um nach rechts auf die andere Seite der Unterbrechungsstelle zu gelangen. Sofort gehts über den nächsten Überhang hinauf, das Ding ist auch sehr unangenehm, da ich oberhalb keine guten Griffe finde. Da mir langsam die Kraft ausgeht, probiere ich es eben mit den schlechten Griffen, es klappt, nun führt leichteres Gelände empor zum 2-ten Absatz.
Die Schlusswand beginnt mit einem leichten schrägen Riß, der nach einem Quergang zu einem geschloßenen Riß führt. Diesen, zuletzt sehr schwierig, hinauf unter einen großen Überhang. Als ich unter dem Gerät stehe, schwant mir schon Fürchterliches. Bereits beim ersten Versuch wird mir klar, dass da mit Freiklettern nichts mehr drin ist, bis zur Überhangkante geht es großgriffig ganz gut, die nächste, nach Griff aussehende Felsstruktur, ist aber 40 - 50 cm außer Reichweite. Im zweiten Versuch probiere ich es unter Zuhilfenahme des Ringhakens knapp oberhalb der Überhangkante, das bringt mich auch keinen mm weiter. Ich bräuchte eine Schlinge, die als Trittschlinge verwendet werden könnte, nun rächt es sich, dass ich außer den Kletterschuhen kein weiteres Equipment dabei habe. Plötzlich sehe ich, dass durch die beiden Standhaken vor mir eine uralte Reepschnur gefädelt ist, ich kann die Knoten lösen und mir eine Trittschlinge "basteln". Ich benötige aber auch noch eine Handschlaufe, mit der ich mich soweit hochziehen kann, dass ich den Fuß in die Trittschlinge auf Brusthöhe setzen kann, dafür muß mein Gürtel herhalten. Ich klettere den Überhang noch 4 - 5 mal an, ehe ich die beiden Schlingen in den folgenden Haken einfädeln und befestigen kann. Nun wird es aber höchste Zeit, den Überhang zu überwinden, da mir vom Stehen auf den kleinen Tritten schon die Waden weh tun. Und es klappt tatsächlich, ich kann meinen Fuß in die Schlinge setzen und mich hochdrücken, die Sache ist zwar noch nicht gegessen, aber nach ein paar Metern übler Rampferei kann ich in leichteres Gelände aussteigen. Nun folgt noch der Plattenquergang zur brüchigen Schlucht, die aber bereits nach 15 m nach links in die Ausstiegsrinnen verlassen wird. Am Vorgipfel angelangt erblicke ich nun auch das Gipfelkreuz, dass ich wenige Minuten später in leichter Kletterei erreicht habe.
Den restlichen Gratverlauf möchte ich hier nicht nochmal beschreiben, da dies in diesem Forum bereits ausführlich geschehen ist. Nur soviel, die Gratüberschreitung ist landschaftlich ein echtes Highlight und hat mir sehr viel Spaß gemacht. Die Schwierigkeiten bewegen sich so im Bereich I bis II.
Ich verweise u.a. auf folgende Tourenberichte:
Überschreitung Falzthurnjoch-Bettlerkarspitze, einmal rund ums Plumskar von kardirk
Schaufelspitze (2308 m) - auf langen Graten über Bettler- und Plumskar von 83_stefan
Fazit:
Einer Seilschaft wird diese Tour wohl in langer Erinnerung bleiben, wobei auch der Sicherheitsaspekt zur Geltung kommt ( Mobile Sicherungsmittel nicht vergessen und sogar ein paar Haken können nicht schaden )
Für mich selbst ist ein Umdenken angesagt, denn sonst ergeht es mir wohl bald wie einst Paul Preuß.
Viele Grüße
Albert
Die korrekte Schwierigkeitsbewertung der Tour, so wie ich sie durchgeführt habe, müßte VI-, A1 lauten. Evt. gibt es nun Proteste, denn, zumindest in meinem Führer, steht die Schaufelspitze SW-Kante mit der Bewertung V drin, genau deshalb habe ich sie ja auch ausgewählt. Nachdem ich die Route nun geklettert bin, kann ich mit 100%-iger Sicherheit sagen, dass dieser V-er nicht den Bewertungsmaßstäben der UIAA entspricht, sondern vielmehr aus einer Zeit stammt, in der die Verwendung von Haken zur Fortbewegung nahezu selbstverständlich gewesen ist ( jedoch keinerlei diesbezüglicher Hinweis im AV-Füher ) , und darüberhinaus die Bewertungsskala mit dem VI-ten Grad gedeckelt war.
Diesem Umstand bin ich nun leider voll "ins offene Messer" gelaufen. Wenn man die Route komplett frei klettern möchte, muss m.E. an einer Stelle mindestens der VII-te Grad "ausgepackt" werden ( im Bericht mehr dazu ). Darüberhinaus kratzt eine weitere Passage verdächtig nah am VI-er.
Tourenbericht
Um 8:15 Uhr fahre ich vom Parkplatz mit dem Radl bis dorthin, wo der Weg hinauf zum Bärenlahnersattel abzweigt. Die Straße ist nass, es ist stark neblig und nieselt leicht, ich hoffe nur, dass der Wetterbericht mich nicht im Stich gelassen hat. Gegen 8:45 Uhr schlendere ich ins Bärenlahnertal hinein, und kann kurze Zeit später den steilen Weg in Angriff nehmen. In der "Waschküche" tropft es von den Bäumen, aufgrund der Wärme schließt sich der Schweiß, der über meine Nase rinnt, diesem Reigen an.
Nach einer halben Stunde lichtet sich der Nebel allmählich, und es tauchen die klatschnassen Wände der Schaufelspitze und des Sonnjochs vor mir auf. Die Sonne heizt kräftig ein, kein Lüftchen bewegt sich, den Bärenlahnersattel muss ich mir im Schweisse meines Angesichts erkämpfen. Gegen 10:00 Uhr habe ich die Tortur hinter mich gebracht, und kann die SW-Kante erstmal optisch inspizieren, scheint nahezu trocken zu sein, was für ein Glück.
Die SW-Kante hat 2 Absätze und gliedert sich daher in 3 Abschnitte.
Über einen kurzen Vorbau gelange ich zu der markanten Verschneidung, die nach ca. 45 m direkt unter dem ersten Absatz endet. Der Fels ist relativ fest, doch bereits hier merke ich, dass die Griff-und Trittstrukturen kaum scharfe Kanten bieten, sondern oftmals eher rund und etwas abwärtschgeschichtet ausfallen. Die Verschneidung kann ich noch zügig durchklettern, dürfte sich so im Bereich IV bewegen.
Der 2-te Wandbereich soll mit einem Wulst beginnen, der auf ein Kriechband führt, dass über einen Überhang in leichteres Gelände verlassen wird. Auf den Wulst bin ich mal gespannt, kann ja wohl nicht so schlimm sein, denke ich mir. Dies erweist sich als grobe Fehleinschätzung. Im unteren Teil des Wulstes finde ich noch 2 große Griffe, darüber gibt es dann nur noch "nach unten offene Schlitze", die lediglich seitlich nach oben belastet werden können. Nach dem 3-ten Versuch ist es mir ein völliges Rätsel, wie man diese Stelle als 5-er klettern soll. Ich suche nach einer Ausweichmöglichkeit, Pustekuchen. Also wieder zurück zum Wulst. Im 5-ten Versuch hab ich es dann endlich raus, aus einer sehr kippeligen Ausgangsposition muss man an einer 2/3-Fingerkuppen-Leiste für die rechte Hand durchziehen, und kommt nun mit der linken Hand an den unteren Rand der ersten Schuppe ran. Nun schnell hoch zum Kriechband das nach rechts führt. Beim Anblick bin ich überrascht, das Band ist ca. 50 cm breit, oben von einem Überhang begrenzt, und unterhalb eine total glatte Platte. Also lege ich mich auf das Band, lasse den rechten Fuß runterhängen, schiebe den Rucksack möglichst weit auf die rechte Seite um nicht am Überhang entlang zu streifen, und robbe bis zur Unterbrechungsstelle. Nun muss ich diese Komfortposition verlassen, beide Beine an die glatte Platte anstellen, um nach rechts auf die andere Seite der Unterbrechungsstelle zu gelangen. Sofort gehts über den nächsten Überhang hinauf, das Ding ist auch sehr unangenehm, da ich oberhalb keine guten Griffe finde. Da mir langsam die Kraft ausgeht, probiere ich es eben mit den schlechten Griffen, es klappt, nun führt leichteres Gelände empor zum 2-ten Absatz.
Die Schlusswand beginnt mit einem leichten schrägen Riß, der nach einem Quergang zu einem geschloßenen Riß führt. Diesen, zuletzt sehr schwierig, hinauf unter einen großen Überhang. Als ich unter dem Gerät stehe, schwant mir schon Fürchterliches. Bereits beim ersten Versuch wird mir klar, dass da mit Freiklettern nichts mehr drin ist, bis zur Überhangkante geht es großgriffig ganz gut, die nächste, nach Griff aussehende Felsstruktur, ist aber 40 - 50 cm außer Reichweite. Im zweiten Versuch probiere ich es unter Zuhilfenahme des Ringhakens knapp oberhalb der Überhangkante, das bringt mich auch keinen mm weiter. Ich bräuchte eine Schlinge, die als Trittschlinge verwendet werden könnte, nun rächt es sich, dass ich außer den Kletterschuhen kein weiteres Equipment dabei habe. Plötzlich sehe ich, dass durch die beiden Standhaken vor mir eine uralte Reepschnur gefädelt ist, ich kann die Knoten lösen und mir eine Trittschlinge "basteln". Ich benötige aber auch noch eine Handschlaufe, mit der ich mich soweit hochziehen kann, dass ich den Fuß in die Trittschlinge auf Brusthöhe setzen kann, dafür muß mein Gürtel herhalten. Ich klettere den Überhang noch 4 - 5 mal an, ehe ich die beiden Schlingen in den folgenden Haken einfädeln und befestigen kann. Nun wird es aber höchste Zeit, den Überhang zu überwinden, da mir vom Stehen auf den kleinen Tritten schon die Waden weh tun. Und es klappt tatsächlich, ich kann meinen Fuß in die Schlinge setzen und mich hochdrücken, die Sache ist zwar noch nicht gegessen, aber nach ein paar Metern übler Rampferei kann ich in leichteres Gelände aussteigen. Nun folgt noch der Plattenquergang zur brüchigen Schlucht, die aber bereits nach 15 m nach links in die Ausstiegsrinnen verlassen wird. Am Vorgipfel angelangt erblicke ich nun auch das Gipfelkreuz, dass ich wenige Minuten später in leichter Kletterei erreicht habe.
Den restlichen Gratverlauf möchte ich hier nicht nochmal beschreiben, da dies in diesem Forum bereits ausführlich geschehen ist. Nur soviel, die Gratüberschreitung ist landschaftlich ein echtes Highlight und hat mir sehr viel Spaß gemacht. Die Schwierigkeiten bewegen sich so im Bereich I bis II.
Ich verweise u.a. auf folgende Tourenberichte:
Überschreitung Falzthurnjoch-Bettlerkarspitze, einmal rund ums Plumskar von kardirk
Schaufelspitze (2308 m) - auf langen Graten über Bettler- und Plumskar von 83_stefan
Fazit:
Einer Seilschaft wird diese Tour wohl in langer Erinnerung bleiben, wobei auch der Sicherheitsaspekt zur Geltung kommt ( Mobile Sicherungsmittel nicht vergessen und sogar ein paar Haken können nicht schaden )
Für mich selbst ist ein Umdenken angesagt, denn sonst ergeht es mir wohl bald wie einst Paul Preuß.
Viele Grüße
Albert
Tourengänger:
algi
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