Mariina skála - Vilémínina stěna - Ostroh/Rudolfův kámen (Marienfels-Wilhelminenwand-Rudolfstein)


Publiziert von lainari , 28. September 2013 um 13:45.

Region: Welt » Tschechien » České Švýcarsko
Tour Datum:27 September 2013
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 460 m
Abstieg: 460 m
Strecke:16,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis U Sloupu oder Bus bis Jetřicovice
Kartennummer:1:33.000, SK Nr. 40 Naturpark Zittauer Gebirge und 1:30.000, SK Nr. 17 Sächsisch-Böhmische Schweiz oder 1:50.000, KČT Nr. 13 Šluknovsko a Česke Švýcarsko

Aus der Finsternis ans Licht
 
Die Sächsische Schweiz blickt auf eine ausgesprochen trübe Woche zurück. Das ist nur deshalb einer besonderen Erwähnung wert, weil ich natürlich frei hatte. Je länger das Schmuddelgrau anhielt, desto besser gefiel es mir. Ich zog mich in eine wohlige Kapsel zurück und schwelgte in Melancholie. Damit soll nun Schluss sein?! Die Meteorologen drohen mit Sonnenschein… Um den Übergang nicht abrupt ausfallen zu lassen, will ich mich heute in die Zwischenwelten schattiger böhmischer Schluchten begeben. Es erwartet mich ein 2 °C kalter, klarer Morgen. Schon nach wenigen Kilometern schlüpfe ich unter eine geschlossene Nebeldecke. Ein weiteres Mal nehme ich die kurvenreiche Straße durch die Česke Švýcarsko unter die Räder. Auch heute mit tierischen Begegnungen, nach einem Reh am Straßenrand macht eine Hirschfamilie - bestehend aus Junghirsch, Kuh und Kalb - ihre Aufwartung. Später begegnen mir zwei Geländewagen einer Elektrofirma und eine junge Frau mit Gummistiefeln, begleitet von einem Hund, biegt zu Fuß in einen Feldweg ein.
 
Ich erreiche U Sloupu (Budersdorfer Säule) und parke das Auto. Der Name Budersdorfer Säule geht auf eine alte Forstgrenzmarkierung zurück, an deren Stelle später ein Forsthaus errichtet wurde. Ich starte meine Tour und laufe auf einem Waldweg am Bach entlang. Kurz darauf erklimme ich auf einem Pfad ein Felsenriff und tappe recht planlos durch den Nebelwald. Die gesuchte Chřibský hrádek (Kreibitzer Burg) finde ich nicht. Ich begehe einige Ausläufer der Anhöhe und entdecke tief unten die Straße. Abgestiegen stehe ich nach einer Stunde am Anfang. Ich beschließe zunächst die Tour zu beschreiten und auf dem Rückweg einen neuen Anlauf zu starten. Dazu wandere ich den in einem Tal verlaufenden Fahrweg entlang und komme zur Kreuzung Louka na Tokání (Wiese an der Balzhütte). Hier folge ich zunächst der blauen Markierung und biege am nächsten Wegweiser der gelben Markierung nach in das Haťový důl (Stammbrückental) ein. Stärker fallend laufe ich abwärts. Ich bemerke eine Kuriosität, der im oberen Teil munter plätschernde Bach führt in einer Kaskade, bestehend aus Rohren und offenen Becken, talwärts immer weniger Wasser. Am fast ebenen Talboden ist der Bach schließlich verschwunden, übrig bleibt ein fast trockener Graben. Eine künstliche Ableitung ist aber beinahe auszuschließen. Nun kommt rechts ein Felsenriff mit karger Vegetation in den Blick. Hier hatte vor einigen Jahren ein Waldbrand gewütet. Dahinter folgt ebenfalls rechts der Aufstieg zum Falkenštejn (Felsenburg Falkenstein). Die ersten 30 hm gewinne ich mühsam in lockerem Sand. Dann stehe ich vor dem eigentlichen Burgfelsen. Nach meinem Dafürhalten könnte ein Aufstieg vom Süden und vom Norden, jeweils durch enge Spalten möglich sein. Der eigentliche Zugang müsste der nördliche sein. Beide Spalten sind steil, ausgetreten und der Fels ist teilweise bemoost, was im Zusammenspiel mit Feuchtigkeit die Konsistenz von Schmierseife ergibt. An den entscheidenden Stellen sind nur wenige geeignete Griffe vorhanden, so dass ich zumindest heute auf das Abenteuer eines Aufstieges verzichte. Bei trockener Witterung und ohne Gepäck sollte ein Versuch gelingen. Die Anlage der Felsenburg Falkenstein soll im 13. Jh. datieren. Dabei wird auch auf dieser Burg nur ein Holz-/Holzfachwerkaufbau bestanden haben. Eine erweiterte Felskante könnte einen Wehrgang getragen haben, die Aussparung eines Torhauses ist erkennbar. Grund der Anlage muss auch hier ein durch mehrere Burgen gebildeter komplexer Verteidigungsraum gewesen sein, der vielzitierte Verwaltungssitz oder der Schutz von Handelswegen scheint nicht stichhaltig. Spätere Nachnutzer könnten durchaus lokale Geschlechter gewesen sein, die bisweilen auch auf Beutezug gingen. Schon damals konnte man halt die Finger nicht von fremder Leute Sachen lassen, so dass der Oberlausitzer Sechsstädtebund seine Mannen auf Hausbesuch schickte. Und die klopften nicht nur an, sondern räucherten die Burg aus. Am Fuße des Burgfelsens lege ich eine kleine Pause ein.
 
Abgestiegen, erreiche ich nach kurzer Zeit den Rand von Jetřicovice (Dittersbach), das ich nach Umrundung des einstigen Erholungsheimes sogleich wieder verlasse. Der roten Markierung folgend, steige ich über Holzstufen und losen Sand bergwärts. Hatte ich bisher unterwegs niemanden angetroffen, ist diese Route nun deutlich belebt. Im Verlauf erklimme ich den Mariina skála (Marienfels). Obwohl die Aussicht durch den Nebel stark eingeschränkt ist, herrscht hier Hochbetrieb. Ich umrunde einmal die kleine Holzhütte und steige dann ab. Allenthalben treffe ich auf laut plaudernde tschechische Wanderer, entspanntes Wandern ist irgendwie anders. Ich passiere die Jeskyně Balzerovo ležení (Balzers Lager), einen höhlenartigen Felsüberhang, wo die Bevölkerung in kriegerischen Zeiten Schutz suchte. Der nächste Aussichtspunkt ist Vilémínina stěna (Wilhelminenwand). So langsam drückt die Sonne durch den Nebel. Das gleißende Licht hat offenbar keinen guten Einfluss. Zunächst stoppe ich für berggehende Wanderer und steige dann über Wurzelwerk, Felsen und Stufen mit Rundholzkanten ab. Drei Wanderinnen biegen in die Steigung ein, als es mir auf dem feuchten Holz die Füße wegzieht. Ich rausche abwärts und lande mit ordentlichem Schwung auf dem Hinterteil. Die böhmischen Mädels sind ob meines spontanen Annäherungsversuches erschrocken und schlagen begleitet von einem Jauchzen synchron die Hände vor den Mund. Ich bin blitzschnell wieder auf den Beinen, sage das alles OK ist und jeder lacht. Weh tut es nicht aber es ist oberpeinlich…Mit deutlich weniger Publikumsandrang komme ich dann zur Kreuzung Purkartický les (Budersdorfer Hau). Budersdorf war eine mittelalterliche Siedlung die spätestens zum Dreißigjährigen Krieg eingegangen ist. Die Bewohner schürften Eisenerz und stellten Holzkohle und Teer her.
 
Nun biege ich nach links und folge der roten Markierung zum Ostroh/Rudolfův kámen (Rudolfstein). Der freistehende Felsen weist oben ebenfalls eine Holzhütte auf. Ich sehe mich um und steige ab. Am sonnigen Südhang des Felsens lege ich meine Mittagsrast ein. Der mitgeführte Böhmische Salat mundet hervorragend. Vorbei an der Kreuzung Purkartický les trete ich den Rückweg an. Im Verlauf passiere ich den Abzweig Louka na Tokání und beschreite den Talweg nach U Sloupu. Von Sonnenstrahlen erhellt, wirkt dieser Abschnitt viel freundlicher als noch am Morgen. Ich passiere den Parkplatz und biege erneut in den Waldweg am Bach ein. Kurz darauf entdecke ich einen Wegweiser. Er steht auf der Bachseite und früh hatte ich nur die Bergseite intensiv beobachtet. So gelange ich doch noch zur gesuchten Chřibský hrádek (Kreibitzer Burg). Auch diese Anlage soll aus dem 13. Jh. datieren, dabei gab es ebenfalls nur einen Holz-/Holzfachwerkaufbau. Eine schwach gesicherte Vorburg mit Wirtschaftsteil ergänzte das Bauwerk. Unverkennbar ist der einheitliche Baustil mit ausgespartem Turmfundament/Felsengemach, welcher auch für andere Felsenburgen charakteristisch ist. Dieser Umstand führt die Theorie von lokalen Herrschern und ihren Verwaltungssitzen ad absurdum. Unterschiedliche Erbauer werden wohl damals nicht unter Einfluss eines einheitlichen Burgenbaustandards gestanden haben. Auch auf der Kreibitzer Burg gab es räuberische Nachnutzer, so dass der Oberlausitzer Sechsstädtebund auch hier vorstellig wurde und die Anlage zerstörte. Nach einer kleinen Rast kehre ich zufrieden zum Auto nach U Sloupu zurück. Auf der Rückfahrt begegnen mir an der selben Stelle wie am Morgen nur in umgekehrter Fahrtrichtung die zwei Geländewagen der Elektrofirma und die junge Frau mit Gummistiefeln, begleitet von einem Hund, kommt zu Fuß aus dem selben Feldweg heraus…
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 4 h 45 min, die Burgensuche vom Morgen ist nicht enthalten.
Die Strecke ist größtenteils mit T1 zu bewerten.
Der Zugang zum Falkenštejn ist unmarkiert (T2).
Der Aufstieg auf den Burgfelsen des Falkenštejn ist schätzungsweise mit T4/I zu bewerten und erfordert Trockenheit (Nicht erprobt!).
Der Abschnitt Jetřicovice - Purkartický les ist mit T2 einzuschätzen.
Der Aufstieg zum Ostroh/Rudolfův kámen erfolgt teilweise über Leitern (T3).
Der Zugang zur Chřibský hrádek ist mit T2 einzuschätzen.
  

Tourengänger: lainari


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