Hochwilde Nord (3461m) - Einfache Hochtour bei nicht einfachen Verhältnissen


Publiziert von simba , 18. September 2013 um 17:27.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum:14 September 2013
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m

Lange geplante Touren und das Wetter....immer so eine Geschichte. Doch im Sommer 2013 klappt Vieles was sonst eher mal nicht funktioniert und so erreichten wir trotz nicht ganz leichter Verhältnisse und eher wechselhafter Wetterprognosen zumindest den Nordgipfel der Hochwilde.

Ein Adjektiv, welches diese Tour bestens beschreibt, ist "lang" - denn geht man den Gipfel bei geschlossenem Hochwilde-Haus von der Langtalereck-Hütte aus an, kommt man auf eine Gesamtgehdistanz von mehr als 21 Kilometern ab/bis Langtalereck. Da auch der Hüttenzu- und -abstieg sich streckenmäßig etwas zieht, empfiehlt sich die Mitnahme eines MTB. Was wir im Aufstieg mit schwerem Rucksack fluchten, jauchzten wir entsprechend bei der rasenden Abfahrt.

Nach gemütlichem Frühstück tänzelten wir über den ordentlich vereisten und teilweise ausgesetzten Steig hinauf zum Hochwildehaus und erreichten nach knapp 2 Stunden den vollständig mit Neuschnee bedeckten Gurgerl Ferner.. Der Gletscher ist sehr flach und so zieht sich der Anstieg übers Annajoch zum Gipfelaufbau der Hochwilde enorm. Eine zunehmende Neuschneeauflage, das damit verbundene Spuren in zuletzt deutlich zwischen 20 und 30cm Neuschnee und einige tückisch verschneite Spalten kurz vor dem Annajoch trugen ihr Übriges dazu bei, dass wir nicht gerade einen Geschwindigkeitsrekord aufstellten. Angesichts des überraschend guten Wetters - immer wieder Sonnenschein mit leichteren Eintrübungen und kurzen Schneeschauern - war dies aber kein Problem.

Auch der Gipfelaufbau, der nach zwei kurzen Steilstufen (max. 40°) erreicht wird, präsentierte sich tief verschneit und winterlich: Die vereiste und verschneite Kletterei mit Steigeisen und teils auch Eisgerät war ziemlich zeitraubend und hätte uns ohne das bis zum Nordgipfel fast durchgehende Stahlseil einige Sicherungsaktionen gekostet - ganz schön anspruchsvoll in Anbetracht der nackten Zahlen: WS/II. Zuletzt noch einige wenige einfache Kletterzüge (II) ohne Stahlseil und wir standen auf der kleinen exponierten Gipfelplattform des Nordgipfels. Bei diesem ließen wir es, aufgrund Gruppengröße in Kombination mit dem stark verschneiten, nur lückenhaft versicherten Verbindungsgrat zum Südgipfel bewenden. Noch dazu bließ am Grat ein eisiger, die Balance raubender Fönwind. Je nach Sicherungsaufwand hätten wir sicherlich deutlich mehr als die angegebenen 60 Minuten aufwenden müssen.

Anstatt der geplanten Überschreitung mit Abstieg über den Langtalferner, stiegen wir daher auf dem Anstiegsweg wieder zurück zur Langtaler-Hütte. Auf dem langen Abstiegsweg begegneten wir den ersten anderen Bergsteigern an diesem Tag und waren durchaus erstaunt über die 4er Seilschaft, die uns gg. halb 3 nachmittags im unteren Teil des Gletschers mit dem Ziel einer Überschreitung nicht wirklich schnell entgegenkam. Möge unsere Spur ihnen genutzt haben.

Unterhalb des Hochwildehauses hatte das morgendliche Wassereis dem Schlamm Platz gemacht, so dass auch der Abstieg - wie der morgendliche Anstieg - sich als Rutschpartie darstellte. Nach den ab dem Ausgang des Langtals noch zu bewältigenden 100 Metern Gegenanstieg bis zur Kuppe oberhalb der Langtalereck-Hütte waren wir umso mehr froh, den restlichen Abstieg rollender und tretender Weise bewältigen zu können.

Tourengänger: simba


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Kommentare (4)


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83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 18. September 2013 um 17:39
Gratuliere! Ist zwar nicht der höchste Berg in dieser Ecke, aber ein wunderschöner Anblick, weil er so alleine und schneidig "mitten" im Gletscher steht. Kaum zu glauben, dass auf den Hauptgipfel von Süden ein markierter Wanderweg führt.

simba hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. September 2013 um 17:44
Wir haben am Morgen immer wieder Gestalten auf dem Südgipfel gesehen. Aber aufgrund der Verhältnisse gings von Norden halt nur auf den Nord- und von Süden auf den Südgipfel. Die Berggestalt hat auf jeden Fall was!!!

Ovidam hat gesagt:
Gesendet am 25. September 2013 um 17:14
Hallo Simba, herzlichen Glückwunsch zu dieser tollen Tour und herzlichen Dank für Deinen schönen Bericht. Hat mir sehr gut gefallen, diese Tour, die ich im August 2012 mit Überschreitung gemacht habe, mal bei so anderen Bedingungen zu sehen. Sieht alles toll aus bei Neuschnee. Angesichts der ausgeprägten Spaltenzone im oberen Teil des Langtalereckferners war es aber wahrscheinlich eine gute Entscheidung, die Überschreitung bei Neuschnee nicht zu machen. Viele schöne weitere Touren wünscht Ovidam/Jürgen.

simba hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. September 2013 um 17:42
Danke, danke!
Die Spaltenzone wäre vermutlich ganz gut gegangen. Der viele Schnee am Grat war das größere Problem: Mit unserer großen Gruppe und der andauernden Steigeisenkletterei hätte das alles einfach zu lange gedauert. Schon so ist die Tour ab/bis Langtalereckhütte wirklich eine lange Geschichte.
Gefallen hat sie mir aber auch sehr, sehr gut!
Beste Grüße
Si


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