Von einer Heimat zur anderen - ein ausgewanderter Walser geht über den Griespass


Publiziert von rojosuiza , 16. September 2013 um 10:25.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:26 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Grieshorn   CH-VS   I 
Zeitbedarf: 11:00
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:22 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zug Domodossola, Bus Ponte Formazza
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Ulrichen, Zug MGB
Unterkunftmöglichkeiten:Ponte, Cascate del Toce, Riale, Morasco, Ulrichen

Die Walser sind aus dem Gebiet des heutigen Oberwallis ausgewanderte Walliser, die die obersten Südtäler der Alpen urbar gemacht und besiedelt haben – und ihre Kultur mitgebracht und lange erhalten haben. Manche sind danach weitergezogen und andere im Laufe der Zeit im Rest der Bevölkerung aufgegangen. Das Wallis hat nur noch ein einzigen Zipfel Südgebiet behalten, die Gegend um Simplon, Gondo, Zwischbergen. Da kommt der Vater von rojosuiza her.
 
Das Pomat ist ein weiteres Südtal, das die Walser besiedelt haben. Etwas davon kann man auch heute an der Art der Bebauung ablesen und an einzelnen Worten: die Ortschaft Valdo etwa; sie heisst so, wie wir als Kinder Italienisch gebrabbelt haben – an Wald ein O anhängen und fertig!
 
Das heutige Val Formazza ist Italienisch, kein Zweifel. rojosuiza wollte den Weg der Vorfahren sozusagen rückwärts gehen, vom Piemonte ins Wallis. Hinauf vom Pomatt auf den Griespass, hinunter ins Wallis nach Ulrichen.
 
Der Weg ist nicht schwer zu finden, obwohl rojosuiza natürlich auch hier auf kleinere Abweglein geraten ist; allerdings hielten die sich in ganz, ganz engen Grenzen. Von Ponte di Formazza, einstens Zum Schtäg im Pomatt, immer ein bisschen nach Norden. Nach Canza, früher Fruduwald, öffnet sich der Blick auf die Cascate del Toce, einmal Tosafälle. Hier kann rojosuiza den richtigen Weg nicht ausmachen und steigt auf eigene Faust neben den Fällen im Westen auf. Das geht gut. Er begegnet einem memento mori, einer toten Gemse! Sie liegt mitten auf einem der Wildwechsel, die rojosuiza das Vorwärtskommen erleichtern. Er bestaunt die Fälle von oben und bekommt seinen italienischen Cappuccino im Berggasthaus. Ein Stück der Strasse folgend, passiert er Riale und kommt danach bald zur Staumauer des Lago di Marasco. Der ist natürlich nicht von Walsern erbaut worden, sondern von den Nachfolgern. Am nördlichen Ende geht der Weg weiter Richtung Wallis. Er steigt entlang dem Rio del Gries hinauf zur Bättelmatt, wo Regen fällt. Danach steigt man von dort aus hinauf auf die nächste Stufe, und das ist der Griespass, der mit dem Cornopass und dem Nufenenpass eine Art Dreisprung bildet.

Auf dem Pass ist der Wanderweg verlegt worden. Man hat eine riesige Windturbine hingestellt, der Mast schon mehr als 80m hoch, geschweige denn die Flügel des Windrades mitgerechnet. Die Turbine soll 2,3 MWatt erzeugen, und später wurde mir gesagt, es sollen an Ort und Stelle 4 bis 5 entstehen. Warum hat man den Weg verlegt? - Bei Kälte droht Eisabschlag; das Eis könnte einen Wanderer geradewegs erschlagen.
Nach der Umleitung folgt der Weg dem uralten Weg über den Pass, der poetischer nicht sein könnte. In der Mässmatte steht ein neues Kraftwerk, das überirdisch schön glänzt in der Abendsonne. In Landstafel bekommt rojosuiza frische Kuhmilch und muss nichts zahlen. Dafür kauft er den deutschen Sennen Käse ab. Der Weg führt ihn über die 'Römerbrücke', der Ägene entlang bis zu einer neuerstellten Hängebrücke für die Wanderer. Danach geht es im vornächtlichen Wald hinab Richtung Ulrichen. Gegen Ende gibt es wegen Waldarbeiten eine Wegumlegung aufs orographisch rechte Ufer. Sie ist aufs beste gekennzeichnet, mit weiss-rotem Kunststoffband, wie es für Absperrungen verwendet wird; überall flattern die Bänder, an Tafeln, Geländern und Zweigen. rojosuiza ist gerührt von der Vorsorge, reine Poesie die Bänder in den Zweigen!

rojosuiza kommt heim ins Wallis. In Ulrichen trifft er auf seinen vertrauten roten Zug und bald ist er wieder in Brig.

Weiss übrigens einer, warum die Leute an bestimmten Punkten Dutzende von Tempo-Taschentüchern hinwerfen, um so die Landschaft zu verschönern? - Dafür muss es doch einen Grund geben!

Tourengänger: rojosuiza


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