Auf den Bouřňák (Stürmer)


Publiziert von lainari , 9. September 2013 um 20:37.

Region: Welt » Tschechien » Krušné hory
Tour Datum: 8 September 2013
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   CZ 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 670 m
Abstieg: 670 m
Strecke:26,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Zinnwald oder Bus Linie 360 Dresden-Zinnwald
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 6 Krušné hory - Teplicko

Im heftigen aber lauen Spätsommerwind auf den Stürmer gestürmt
 
Der Spätsommer verabschiedet sich mit einem furiosen Finale. Höchste Zeit wieder einmal auf Tour zu gehen. Auf geht’s! Guter Dinge verlasse ich das Haus. Heute sorgt LeAnn Rimes mit „I need you“ für die musikalische Untermalung der Autofahrt. Die Stimme, klar wie ein Gebirgsbach, kraftvoll fließend und erfrischend, harmoniert mit dem Wetter und der sonntäglichen Stimmung. Unterwegs stellt sich unerwartet heftiger Wind ein. Welkes Laub, das herumwirbelt, sorgt für herbstliche Akzente. Nach einer Weile erreiche ich Zinnwald und stelle das Auto ab.
 
Der heftige aber laue Wind kündigt einen kommenden Wetterwechsel an. Südlich des Erzgebirgskammes ist es bereits trübe. Alsbald ziehen Schleierwolken vor die Sonne. Auf der alten Hauptstraße laufe ich hinüber nach Cínovec. An der Pension „Diana“ biege ich bergwärts auf ein Nebensträßchen ab. Später überquere ich die Umfahrungsstraße und verlasse den Ort entlang einer wenig frequentierten Straße. Zum größten Teil rechts liegt danach das Cínovecké rašeliniště (Zinnwalder Hochmoor). Nun biege ich auf einen Waldweg ein und folge der roten Wanderwegmarkierung. Im Verlauf wechselt der Belag des Weges auf Grobschotter und beschert so einen recht ruppigen Abstieg. Dahinter steigt es bei besseren Bedingungen moderat an. Das letzte Stück einer grünen Wegmarkierung nachgehend, gelange ich zum Mikulov-Nové Město - nádraží (Bahnhof Niklasberg-Neustadt). Ich treffe gerade rechtzeitig ein, um die erste Zugfahrt des Tages abzulichten. Rostige Schienen, die von Gras verdeckt sind, lassen auf eine einst großzügige Bahnhofsanlage schließen. Heute liegt Endzeitstimmung über dem morbiden Bahnhofsgebäude und dem umgebenden Areal. Langsam gehe ich weiter. Nach dem fotografieren der kurz darauf folgenden Rückfahrt des Zuges laufe ich nach Nové Město (Neustadt). Der Namensbestandteil „Stadt“ wirkt ob des Vorgefundenen etwas hochtrabend. Der Ort besteht aus einer Handvoll touristischen Einrichtungen und einigen Wochenendhäusern. Anschließend erreiche ich, immer noch der grünen Markierung folgend, den Bouřňák (Stürmer). Der heutige Wind lässt ansatzweise erahnen, was uns der Name sagen will. Der Gipfel wird dominiert von der Bergbaude und einigen weniger schön anzuschauenden Wintersportanlagen. Der Ausblick nach Süden ist von Dunst getrübt.
 
Ich verlasse den Berg auf einem blau markierten Pfad. Zunächst trifft er noch einmal auf die Kreuzung, die ich schon auf dem Hinweg passiert habe. Dann folgt ein im Wald gelegener Abstieg über einige Kehren. An der besonnten Schneise einer Skipiste lege ich eine kurze Pause ein. Weitergelaufen, folgt später ein extrem steiles Wegstück, das nicht sehr angenehm zu begehen ist. Nun treffe ich in Mikulov (Niklasberg) ein. Der Ortsrand ist wiederum von Wintersportanlagen geprägt. Ich steige im Ort aufwärts und biege auf eine Anliegerstraße ein. Ab dem Ortsende verläuft der Weg als Waldweg in gleichbleibender Höhenlage am Hang entlang. Nach einiger Zeit folgt der Abzweig zum Vlčí kámen (Wolfsstein). Etwa 100 m vom Hauptweg entfernt befindet sich eine interessante kleine Felskuppe, von der aus man bei perfekten Bedingungen einen schönen Ausblick haben sollte. Heute ist dem nicht so. Zurück auf dem Hauptweg strebe ich meinem weiteren fahrplanmäßigen Date entgegen, das im Bahnhof Dubí geplant ist. An der Kreuzung, wo der Wanderweg rechtwinklig abzweigt, gehe ich den linken unmarkierten Forstweg bergauf. Schnell wird absehbar, dass ich den Weg zum Bahnhof in der verbleibenden Zeit nicht schaffen werde. Zur Fahrzeit an einer Bahnüberführung angekommen, beschließe ich, hier dem erwarteten Zug fotografisch aufzulauern. Es tut sich zunächst nichts. Eine Viertelstunde später kämpft sich die Triebwagengarnitur schließlich bergwärts. Nach einer weiteren Viertelstunde treffe ich, auf einen grün markierten asphaltierten Waldweg aufgebogen, am Dubí - nádraží (Bahnhof Eichwald) ein. Das konnte ja niemand wissen, auch war das Licht hier für die geplante Perspektive wenig brauchbar. So besichtige ich die Anlage des Spitzkehrenbahnhofes nun in aller Ruhe. Hölzerne Bahnsteigsperren und ein mit Tischen und Stühlen möblierter Warteraum mit geschlossenem Fahrkartenschalter strahlen Atmosphäre vergangener Zeiten aus, über allem liegt ein gewisser nostalgischer k.u.k.-Charme. Anschließend laufe ich abwärts.
 
An der dreispurigen lärmigen Hauptstraße angekommen, wechsele ich auf die andere Straßenseite. Der offizielle KČT-Wanderweg verläuft talwärts, aber ich möchte den Umweg auslassen und direkt bergwärts gehen. Ein hölzerner kommunaler Wegweiser bestätigt mich darin. Nur einen Pfad sehe ich zunächst nicht. Hinter einigem Unrat kann ich dann einen Einstieg entdecken, später ist auch eine getilgte Markierung erkennbar. Nun folgt eine jüngst angelegte Waldlichtung, längs zum Gefälle angelegte Reisigwälle versperren hier mehrfach den Pfad. Ich umgehe diese immer bergwärts. Im Verlauf trifft der Pfad auf einen Fahrweg. An einer sonnigen Stelle lasse ich mich zur Mittagsrast nieder. Gestärkt steige ich weiter bergan und treffe wie beabsichtigt auf die blau markierte KČT-Trasse. Am Abzweig steht wieder ein kommunaler Wegweiser. Die Teile wurden dort aufgestellt, wo man mit dem Auto hinkommt, die Begehbarkeit hat man wohl nicht geprüft. Nach schweißtreibendem Aufstieg treffe ich schließlich in Cínovec ein und gehe an der alten Hauptstraße durch den Ort. Aus einer getunten deutschen Proletenkiste heraus werde ich angehupt und zwei tschechische Motorräder rasen mit etwa 80 km/h jeweils auf dem Hinterrad die Straße auf und ab. Wer weiß, was die sich eingeworfen hatten. Unversehrt rette ich mich zum Dlouhý rybník (Langer Teich) und lege eine weitere Rast ein. Am gegenüberliegenden Ufer frönt zwar eine FKK-Anhängerin ihrem Hobby, aber die verschleierte Sonne und der kühle Wind vertreiben mich trotz Bekleidung vom idyllischen Fleckchen. Abschließend kehre ich nach Zinnwald zum Auto zurück und trete die Rückfahrt an.
 
Das war’s wohl mit dem Sommer, ich freue mich auf einen abwechslungsreichen, bunten Herbst.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 6 h.
Die Strecke ist mit überwiegend mit T1 zu bewerten.
Den Grobschotterabstieg zwischen Cínovec und Mikulov-Nové Město - nádraží, den Steilabstieg vor Mikulov und den Wanderpfad kurz nach Dubí - nádraží würde ich als T2 einordnen. 

Tourengänger: lainari


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