1 1/2-Tagestour Östliche Karwendelspitze 2537m und Ödkarspitzen 2743m


Publiziert von lila , 10. September 2013 um 16:48.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum: 7 September 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A   A-T 
Zeitbedarf: 14:15
Aufstieg: 2900 m
Abstieg: 2900 m
Strecke:ewig weit (mehr als 40 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PKW oder Zug nach Scharnitz; Parkgebühr ab 12.00 Uhr 3€, 1 Tag 6€, 2 Tage 8€
Kartennummer:Alpenvereinskarten 5/1 und 5/2 Karwendel Westliches und Mittleres Blatt, 1:25 000

Erster Startversuch um 6:15 Uhr am Parkplatz P2 in Scharnitz. Gestern abend im Dunklen bzw. bei schaurigem Gewitter habe ich das Schild mit der Aufforderung, einen Parkschein zu lösen, natürlich nicht gesehen. Früher konnte man hier gratis parken, mittlerweile herrschen allerdings auch hier schweizer Gepflogenheiten. Da ich, um Gewicht zu sparen, daheim extra alle Münzen aus meinem Portemonnaie rausgetan habe, stehe ich jetzt vor einem Problem - bzw. vor dem Parkscheinautomat - der keine Scheine annimmt. Ein Zettel weist zwar darauf hin, dass es am Parkplatz Ländl einen Geldwechselautomaten gibt, aber woher zum Teufel soll ich wissen, wo sich dieser Parkplatz Ländl befindet. Da ich nicht weiß, wie humorlos die Scharnitzer sind, wenn man ihren Parkscheinautomaten ignoriert, packe ich mein Radl wieder ins Auto und fahre zurück zur Hauptstraße. Direkt an der Abzweigung liegt ein weiterer, sehr großer Parkplatz, dort hoffe ich jemanden zu finden, der mir meinen 10€-Schein wechseln kann. Das ist aber gar nicht mehr nötig, denn der dort vorhandene Wechselautomat spuckt brav die versprochenen Münzen aus. Vielleicht ist es ja der Parkplatz Ländl...

Zweiter Start um 6:45 Uhr. Mein Hintern tut mir schon nach dem ersten steileren Stück weh, an der Abzweigung zur Pleisenhütte. Vielleicht sollte ich mir doch mal einen Sofakissen-Sattel zulegen, dieser Herren-MTB-Sattel ist jedenfalls fürchterlich unbequem, wann immer es geht, fahre ich im Stehen. Immer noch besser als den ganzen Weg zu Fuß hinter zu Hatschen, sage ich mir immer wieder. Heerscharen an gestyleten Mountainbikern zischen an mir vorbei und schauen mitleidig bzw. spöttisch auf meinen großen Rucksack. Egal, dieses Rad ist für mich ja nur ein Zubringermedium, nicht das Hauptsportgerät. Fahrtechnisch völlig simpel, aber eben fast 20 km lang zieht sich die Forststraße durchs Karwendeltal. Wie beruhi-gend, dass auch trainman bei seiner Tour auf die Östliche Karwendelspitze am Ende geschoben hat, da komme ich mir nicht ganz so omamäßig vor. 

Kurz unterhalb der Hochalm (1700m) liegen schon mehrere MTBs im Latschengebüsch, ich lege meines mitsamt dem Rucksack dazu. Jetzt beginnt der schöne Teil der Tour, T4-Gelände, die Radlqual hat ein Ende! Der Weg auf die Östliche Karwendelspitze (2537m) rauf über den Südhang und runter durchs Grabenkar ist mehrfach sehr gut beschrieben (z.B. hier von gero oder hier von  83_stefan), dem ist nichts hinzuzufügen. Außer vielleicht, dass die Tour inzwischen gar nicht mehr so einsam ist, etwa 20 Leute habe ich auf diesem Abstecher von der Hochalm getroffen. Inzwischen sind die Wegspuren gut ausgetreten und einfach zu finden, fast schon T3-Gelände. 

Nach einer kurzen Pause am viel bevölkerten Karwendelhaus (1771m), auf dem ich wegen Überfüllung keinen Platz im Lager bekommen und deshalb schon vorher meine Tour umgeplant habe, mache ich mich auf den Weg durchs Schlauchkar in den Schlauchkar-sattel. Dort gibt es einen soliden Unterstand (2635m), besser gesagt eine überdachte Eckbank mit Tisch in der Mitte (also keine Biwakschachtel mit Matratzen und Decken, keine Kochgelegenheit und schon gar keinem Wasser - letzte Tankstelle am Karwendelhaus). Drei Erlanger Studenten haben es sich bereits dort gemütlich gemacht und chillen in der Sonne, als ich ankomme. Für vier Isomatten ist auf der Holzbank bzw. am Boden des Vorraumes gerade Platz, mehr wird echt ungemütlich (unterm Tisch geht aufgrund der soliden Holzkonstruktion nicht). In der Nacht regnet es zwar nicht, aber ein Föhnsturm tobt sich aus und ich ich bin sehr froh um den Windschutz, den der Unterstand bietet. 

Am Sonntag in der Früh ist es nicht mehr ganz so windig, das Licht des neuen Tages reicht grad so aus, dass man um 6.00 Uhr ohne Stirnlampe losgehen kann. Schon nach 25 Minuten stehe ich auf der Östlichen Ödkarspitze (2739m) und lasse mich von den fast schon kitschigen Wolkenstimmungen verzaubern. Bis zur Mittleren Ödkarspitze (2743m) ist es nur ein Katzensprung, die ersten Sonnenstrahlen kitzeln mich kurz unterhalb des Gipfels. Hier gibt es einen schräg stehenden Metallpfosten, dessen Bedeutung mir unklar ist, sowie ein liebevoll handgebundenes Gipfelkreuzlein - und natürlich einen phantastischen Blick auf die unzähligen Bergketten rings herum. An der Westlichen Ödkarspitze (2711m) wäre ich fast vorbeigelaufen, es ist nur eine unscheinbare Graterhebung, die mit zwei Steinmanndln dekoriert ist. Sehr nett ist allerdings das Fensterl kurz unterhalb des Gipfels auf der Ostseite. Danach taucht man in die Mondlandschaft unterhalb der Marxenkarspitze ein und weiß, wie das Ödkar zu seinem Namen kam.

Zurück zum Karwendelhaus führt der Brendelsteig, gero hat diesen Wegabschnitt mit sehr aussagekräftigen Fotos dokumentiert. Im Grunde war es sein Tourenbericht, der mich auf die Idee gebracht hat, in der Schlauchkarscharte bzw. im Birkkarhütterl zu biwakieren - herzlichen Dank! Die Markierungen sind allerdings mittlerweile teilweise so ausgeblichen, dass man sie nicht immer leicht erkennt, insbesondere an der von ihm als "wenig sympathisch" beschriebenen Stelle ist der Gerölldurchmesser kleiner als der Durchmesser eines Markierungs-farbkleckses, was dem Ganzen eine gewisse Kugellagernote verleiht und zu variantenreichen Trittspuren führt - gewürzt mit ziemlich tiefen Tiefblicken runter ins Marxenkar. Sehr harmlos sind hingegen die mit inzwischen recht verrosteten Drahtseilen gesicherten Stellen. 

Vom Karwendelhaus nach Scharnitz ist ein unbequemer Radlsattel tausend mal besser, als kein Rad. 

Scharnitz - Hochalm: 2 Std 45 min; T1 (mit MTB L) 
Hochalm - Östliche Karwendelspitze: 2 Std; T4-
Östliche Karwendelspitze - Hochalm: 1 Std 30 min; T4
Hochalm - Karwendelhaus: 15 min; T1  (mit MTB L) 
Karwendelhaus - Schlauchkarsattel: 2 Std 15 min; T3
Schlauchkarsattel - Mittlere Ödkarspitze: 1 Std; T4
Mittlere Ödkarspitze - Karwendelhaus: 3 Std; T4 
Karwendelhaus - Scharnitz: 1 Std 30 min; T1 (mit MTB L) 

Fazit:
welch ein Glück, dass meine Tochter an diesem Wochenende nach München wollte
welch ein Glück, dass der Wetterumschwung sich bis Montag Zeit gelassen hat
welch ein Glück, dass das Karwendelhaus voll war
welch ein Glück, dass wir nur zu viert im Birkkarhütterl Unterschlupf gesucht haben
welch ein Glück, dass ich diese Tour, die seit Jahren auf meiner Wunschliste stand, endlich machen konnte

Anzahl Tourengänger: 1 (allein) 

Tourengänger: lila


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Kommentare (2)


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83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 10. September 2013 um 18:18
Eine saugute Tour, ich gratuliere! Genau so muss man's machen! Übrigens gibt's keinen Grund sich zu schämen, wenn man das Radl zum Karwendelhaus rauf schiebt - wir sind ja schließlich Bergsteiger und keine Mountainbiker...

lila hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. September 2013 um 19:45
Nein, und Mountainbikerin werd ich in diesem Leben auch nicht mehr, dazu steh ich viel zu gern aufm Gipfel. Zur Vorbereitung hab ich übrigens intensiv alle verfügbaren Hikr-Berichte studiert, sonst hätt ich mich die Tour in der Form sicher nicht getraut, also herzlichen Dank an Euch alle!


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