Watzmannhaus (1930m) mit Kraxeleinlage direkt auf die Terrasse der Hütte


Publiziert von Kris , 17. September 2013 um 21:11.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum:17 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 3:45
Aufstieg: 1300 m
Strecke:Wimbachbrücke - Wimbachklamm - Stubenalm - Mitterkaseralm - Falzkopf - Watzmannhaus
Unterkunftmöglichkeiten:Watzmannhaus (1930m)
Kartennummer:DAV Watzmann (21)

Nach der Odyssee am Großglockner brauchten wir erst einmal einen Tag Verschnaufpause. 
Nachdem wir das Lucknerhaus um etwa 10 Uhr morgens verlassen haben, setzen wir unsere einzige weibliche Mitstreiterin in Lienz am Hauptbahnhof ab - ihre weitere Reise geht gen Südfrankreich.
Unser Weg geht weiter nach Salzburg, wo wir den Tag damit verbringen, unser Hostel zu beziehen, uns ein paar Bier zu gönnen und uns schließlich im Rahmen der Salzburger Festspiele auf dem Domplatz Don Carlo von Verdi für den Kulturanteil zu Gemüte führen. Was nicht fehlen darf: Käsekrainer mit Kren.


Am nächsten Tag wird es wieder ernst - der auf dem Kleinglockner-Gebliebene wird weiter nach Graz ziehen, um Dinge für die Studienabschlussarbeit zu klären. Wir sind also ergo nur noch zu dritt und machen uns bereits seit dem Vortag Gedanken über unser Vorhaben - den Watzmann. Es gibt zu ihm so viele verschiedene Meinungen und Äußerungen im Internet, das es unmöglich scheint, ein klares Bild zu bekommen. Mal ist die Schlüsselstelle hier oder dort, die Klettergrad variieren, mal so der Abstieg schlimmer sein, als alles andere. Ich plädiere für folgendes: einfach auf sich zukommen lassen & abwarten. Das Wetter soll zumindest passen. 

So machen wir uns also auf nach Berchtesgaden - dort halten wir nochmal am Supermarkt und decken uns ohnegleichen mit Getränken ein. Unser letzter Stand vom Watzmannhaus war, dass die Wasserversorgung unterbrochen ist. Ich habe keine Lust meinen großen Tourenrucksack nach oben zu tragen und so kommt in meinen 28l - Rucksack eine Ration von 6 Litern Trinkbarem. Erwartungsgemäß war der Parkplatz an der Wimbachbrücke an diesem außergewöhnlich sonnigem, heißen Tag brechend voll. Wir sind nicht die Einzigen, sie planlos über denselbigen irren und geben uns dann geschlagen und rechnen schon damit, den 2km weiter entfernten nächsten Parkplatz abzusuchen. Dann sehen wir den leeren Parkplatz an einer Pension in der Nähe - der Name will mir leider partout nicht einfallen. Wir gehen  hinein und fragen den Wirt, ob wir das Auto nicht bis morgen Abend stehen lassen könnten. Er willigt gerne ein und fragt uns noch wohin es geht. Als er es hört, fügt er noch, das wir vorsichtig sein sollen - einer seiner Gäste ist erst gestern aus dem Watzmannmassiv mit dem Heli herausgeflogen worden (was beileibe nicht selten geschieht). Dann geht es ans Sachen umpacken, auspacken, stopfen und los geht's!

Wimbachbrücke - Wimbachklamm - Mitterkaseralm (2h, T1, 800Hm)

 An der Wimbachbrücke entscheiden wir uns spontan für die längere Route durch die Wimbachklamm für 2€ Aufpreis. Eine nette Zugabe, aber leider sehr kurz - da habe ich schon spektakuläere Klammgebilde gesehen. Über einen Holzpfad aus Brettern und kurze Treppenabschnitte geht es etwa 200Meter durch die Klamm (10-15 Min mit Begutachtung). Danach schlängelt sich ein breiter Pfad kontinuierlich steigend Richtung Watzmannhaus. Wobei Pfad das falsche Wort ist, es ist schon eher ein gut ausgebauter Forstweg. Mein kleiner Rucksack macht mir dabei Probleme - er ist für seine Größe reichlich schwer bepackt. Die wenig gut gepolsterten Schulterstücke machen es unangenehm, mit der Zeit schmerzt es immer mehr. So rate ich abermals im Vergleich zu meinen Kollegen ins Hintertreffen. Die Hitze und der eintönige Weg tun dazu ihr Übriges. Erwähnenswert ist hier die schicke Felsnase, bevor es zunehmens aus dem Nadelwald-Gelände herausgeht. Schließlich tritt man auf eine freie Almfläche auf etwa 1300Hm (Lahner-Alm stößt). Ab hier wird der Weg aussichtsreicher und angenehmer. Wobei man natürlich dazu sagen muss, dass man die Einsamkeit hier vergebens suchen wird. Es sind extrem viele Familien und Wanderer unterwegs. Hinter der Lahner-Alm schließe ich auf meine Gruppe auf und wir kommen schließlich (fast) zeitgleich an der Mitterkaseralm an, auf der wir einkehren. Hier schenkt ein greises Pärchen zum Kampfpreis (halber Liter = 1,50€) Getränke aus - man muss sie allerdings aus Flaschen verzehren. Macht mir gar nichts, also tanke ich mich aufgrund der zu erwartenden Flüssigkeitsknappheit noch einmal mit einem halben Liter Spezi&Wasser voll.  

Mitterkaseralm - Watzmannhaus (normalerweise T2, mit Kraxeleinlage T3, 500HM 1 3/4h)

 Der erst so eintönige Forstweg wandelt sich ab der Mitterkaseralm für die letzten 500 Höhenmeter zu einem normalen, teils ganz leicht steilem T2-Bergpfad. Die immer wieder (alle 100 Höhenmeter) auftauchenden Herz-Kreislauf-Testwanderweg sorgen für Schmunzeln meinerseits - ich finde es skurril ("wissenschaftlich getestet"). Ich fühle mich jetzt besser als am Anfang und fast alle Wanderer lassen wir mit unserem Tempo (ich finde mich immer noch sehr langsam) locker hinter uns. Ab der verlassenen Falz-Alm brauche ich dann allerdings wieder deutlich länger. Das mag zum einen daran liegen, dass das Gelände jetzt wieder offener ist, andererseits liegt es auch an den vielen Fotos, die ich von dieser fantastischen Kulisse mache. Wer sich nun fragt, wieso ICH nach meinem Kameraabsturz bereits wieder fotografiere. Ich habe die Kamera eines Bergkollegen übernommen, da er sich sonst immer ermahnen muss, die Bilder nicht zu vergessen. Zumindest das habe ich verinnerlicht (vielleicht zu deutlich :-)). Es gibt wirklich beeindruckende Blicke zu den Watzmannkindern, der Watzmannfrau und auch zum Hohen Göll und hinüber zum Untersberg - sehr empfehlenswert auch für den nicht schwindelfreien Wanderer! Hier treffen wir auch zum ersten Mal auf eine Gruppe männlicher Mitdreißiger, auf die wir den nächsten Tag noch viele Male treffen sollten.

Die "Kraxeleinlage". Irgendwann fällt mir rechts des Wegesrandes  - kurz vor der Hütte - ein herumhängedes Drahtseil auf, der Wanderer vor mir zweigt ab und steigt steil die schrofendurchsetzte Wiese hinauf. Das lasse ich mir doch nicht entgehen! .. Diese Abzweigung befindet sich etwa auf der Höhe einer kleinen Holzbrücke (hab ich zumindest im Kopf, kann mich auch irren). Das Drahtseil führt über Stufen hinauf, manchmal kommen die Hände kurz zum Einsatz (T3). Die "Schlüsselstelle" ist eine kurze I-er Passage, die allerdings ebenfalls durch das Drahtseil entschärft ist. Für den nicht ganz schwindelfreien Wandersgenossen könnte es hier aber bereits ungemütlich werden. Mir macht die Abwechslung Spaß und schon stehe ich auf einem grasigen Rücken (Falzkopf 1914m), der direkt auf der Terrasse des Watzmannhauses mündet. Hier muss man mangels Tor über den Zaun klettern. Meine Bergkameraden warten oberkörperfrei und sonnenderweise vor der Hütte und wundern sich nicht schlecht, als ich aus der anderen Richtung auf sie zugehe. 

 Wir beziehen das Lager, welches angeblich noch voll belegt sein würde. Bevor dies geschieht, bekommen wir den Streit des Hüttenwarts mit einem Bergführer mit - ein rustikaler Zeitgenosse, der Hüttenwart.. muss man wohl auch sein, auf der größten deutschen Alpenvereinshütte. Dementsprechend ist das Flair auch eher Kantinen- bzw. Lagerhallen geprägt. Der Ansturm ist enorm und eine Hüttenromantik will nicht aufkommen. Nachdem ich mir das Bergsteigeressen gegönnt habe (ein wohlschmeckender, deftiger Hackfleisch-Tomateneintopf) streune ich auf der Terrasse und vor der Hütte herum und mache noch viele Bilder von der tollen Aussicht - da kann man nicht meckern. Als die Sonne beginnt unterzugehen, verziehe ich mich auf Socken etwas weiter von der Hütte weg, um in Ruhe genießen zu können. Dies wird nur durch ein paar rauchende Gebirgsjäger gestört, die sich direkt neben mir positionieren - ich räume das Feld noch weiter nach draussen. Als die Sonne schließlich hinter dem Hochkalter verschwunden ist, ist es langsam Zeit ins Bett zu gehen. Während des Hüttenaufenthalts hatten wir nur ein Thema - die Schwierigkeiten des morgigen Tages. Wir fragen sogar einen Bergführer, wie er unsere Chancen einschätzt. In diesem Zuge weist er uns darauf hin, dass morgen Nachmittag Gewitter angesagt sind. In Folge dessen entscheiden wir uns, auf das Hüttenfrühstück zu verzichten (gute Entscheidung - Beginn vorm großen Trubel) und bereits 5 Uhr abzumarschieren. Dementsprechend gehen wir 20.30 Uhr zur wohlverdienten Nachtruhe über - und welch Glück! - wir teilen unser Lager nur mit zwei weiteren Personen und machen uns ordentlich breit. 

 Der Wecker klingelt früh genug.. und eine Anmerkung noch: Das Trinken haben wir umsonst geschleppt. Wider Erwarten war die Hütte bereits eine Woche wieder ans Wassernetz, wenn auch notdürftig - angeschlossen. Vielen Dank für den Hinweis... 

Am Ende landschaftlich reizvolle, wenn auch durch viele Höhenmeter geprägte Hüttentour. Man muss den Andrang akzeptieren, genauso wie den sehr eintönigen Einstieg nach der Wimbachklamm. Dafür sorgt die hier aufgezeigte Kraxelvariante für etwas Abwechslung. Man sollte bei Übernachtungswunsch unbedingt vorher reservieren! .. Für eine Familientour fast etwas lang.

KONDITION 2/5
ORIENTIERUNG 1/5
TECHNIK 1/5
EXPONIERTHEIT 1,5/5

Tourengänger: Kris


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