Überschreitung Weissmies (4017m)


Publiziert von أجنبي , 8. September 2013 um 01:36.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum:30 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2050 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:Furggstalden – Hohlerch – Mittli Flüe – P. 2053 – Almagelleralp – P. 2354 – P. 2561 – P. 2784 – Almagellerhütte SAC – Zwischbergenpass – P. 3597 – P. 3972 – Weissmies – Triftgletscher – Hohsaas – Weissmieshütte SAC
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Saas Almagell, Sessellift bis Furggstalden
Zufahrt zum Ankunftspunkt:-
Unterkunftmöglichkeiten:Almagellerhütte SAC bzw. Weissmieshütte SAC
Kartennummer:LK 1:25.000: 1309 Simplon, 1329 Saas

Neulich *am SO-Sporn des Galenstocks haben Madame und ich getestet, ob wir auch etwas anspruchsvollere Hochtouren gut alleine durchziehen können. Wir bestanden den Test erfolgreich, was uns reichlich Selbstvertrauen gab, welches wir Ende August mit ins Wallis nahmen. Dort war nämlich schönes Wetter ohne Ende angesagt – genau das, was wir uns für diese Zeit gewünscht hatten. Schon länger hatten wir die Weissmies-Überschreitung auf dem Radar, eine anschliessende Besteigung des Lagginhorns drängte sich auf. Nun also war der Zeitpunkt für einen Versuch gekommen.

 

Noch am Anreisetag stiegen wir zur Almagellerhütte auf. Da wir in den folgenden Tagen noch einiges vorhatten, ersparten wir uns mithilfe der Sesselbahn nach Furggstalden ein paar Höhenmeter. Dort ging's auf einem „Erlebnis-Weg“ durch den Spissgrabe und hinüber zum Almagellerbach. Um etwas zu „erleben“ benötigen wir gewöhnlich keinerlei Infrastruktur wie Hängebrücken, landschaftlich gefallen hat uns der Weg trotzdem.

 

Entlang des Almagellerbachs ging's ebenso schön weiter zur gleichnamigen Alp, wo wir unsere erste Walliser Lektion lernten: hiesige Murmeltiere können klettern – und wie! An einem Felsbrocken nahe der Alp beobachteten wir jedenfalls mit Erstaunen zwei Munggen beim Rissklettern.

 

Für den Hüttenzustieg wählten wir den Talweg, also jener, welcher nach der Almagelleralp noch eine Weile dem Bach entlang führt. Erst danach ging's in die Höhe. Nicht allzu steil und ziemlich einfach (T3). Nach einer dreistündigen Wanderung trafen wir bei der Allmagellerhütte ein, welche wir zu unserer Freude bloss mit rund vierzig weiteren Bergsteigern teilen mussten.

 

Am nächsten Morgen traten wir nach einem gemütlichen Frühstück kurz nach 5 Uhr nach draussen, wo wir hoch zum Zwischenbergpass die Überholspur wählten. Wir kraxeln lieber vor statt nach grösseren Seilschaften. Nach knapp eineinhalb Stunden erreichten wir den Pass. Den ganzen Südgrat zu kraxeln schien uns etwas zu zeitfressend, weshalb wir zunächst vom Zwischenbergenpass etwas abstiegen und über Geröll und Altschneefelder aufstiegen. Nach einer Weile hatten wir aber genug davon, denn der Grat versprach einen anregenderen Aufstieg. Zudem wollten wir unsere Steigeisen noch nicht einsetzen, was im obersten, etwas steileren Firnfeld vielleicht nötig geworden wäre.

 

An geeigneter Stelle kraxelten wir also auf den Südgrat, wo unsere Erwartungen nicht enttäuscht wurden: ein Blockgrat vom Feinsten. Die unteren zwei Drittel des Grats kraxelten und kletterten wir seilfrei. Wirklich ausgesetzt war's nirgends, die Kletterstellen überstiegen den 2. Grad nie. Der wenige Schnee störte nirgends. Weiter oben, als der Grat aber steiler und die Kletterei stellenweise etwas anspruchsvoller wurde, nahmen wir dann aber doch noch das Seil aus dem Rucksack. Am halblangen Seil weiter zu steigen und hin und wieder an Zacken zu sichern funktionierte zwar gut, senkte aber unser Tempo. Mit der Höhe bekundeten wir derweil keinerlei Probleme.

 

Um 9.10 Uhr fand die Kletterei ein Ende: wir hatten den Vorgipfel erreicht. Nun folgte jene Stelle, in welcher ich bei der Tourenplanung die grösste Herausforderung sah: der erste, schmale Schneegrat. Nun schnallten auch wir die Steigeisen an die Schuhe und liefen am kurzen Seil weiter. Was zu Beginn doch recht schmal aussah, entpuppte sich als weniger tragisch als erwartet, auch wenn meine Augen mehr auf den Füssen und der Spur hafteten als den Tiefblick rechts oder links daneben suchten.

 

Nach dem ersten Schneegrat erreichten wir eine kurze, einfache Felsstufe. Als diese erklommen war, trennte uns nur noch ein letzter, etwas weniger schmaler Schneegrat vom Gipfel. Und diesen Grat genossen wir nun auf jedem Meter. Hoch über den Wolken einen derart schönen (wenn auch kurzen), finalen Schneegrat zu begehen, ist ein tolles Gefühl mit massivem Suchtpotential...! Kurz nach halb zehn Uhr, also rund viereinhalb Stunden nach Abmarsch in der Almagellerhütte, erreichten wir glücklich das Weissmies.

 

Zu unserer Überraschung stand dort bloss eine weitere 2er-Seilschaft herum. Wir hatten erwartet, auf ein Heer von Normalroutlern zu treffen. Dummerweise wehte auf dem Gipfel aber ein starker, eiskalter Wind, von welchem wir am Felsgrat noch unbehelligt gelassen wurden. Nach ein paar Fotos begaben wir uns daher bereits in den Abstieg, während unsere Finger und Nasen kälter und kälter wurden.

 

Im Abstieg über die Normalroute kreuzten wir alsbald die erwarteten Seilschaften. Der Ansturm schien sich aber einigermassen in Grenzen zu halten. Es bestätigte sich, dass Wochentage in der Nachsaison einen passenden Zeitpunkt für solcherlei Unterfangen darstellen. Ich möchte jedenfalls nicht wissen, wie's auf einer solchen Normalroute an einem Wochenende oder in den Sommerferien zu und her geht.

 

Der Abstieg über die Normalroute gestaltete sich ziemlich einfach. Die Steilheit hält sich in Grenzen, die Schlüsselpassage ist jene durch die Abbruchzone. Wir trafen dort die erwartet guten Verhältnisse an, sprich: kein Blankeis, eine gute Spur und stabile Schnee- bzw. Eisbrücken. So kamen wir flott voran, aufgehalten wurden wir einzig von Fotografier-Bedürfnis des Autors. Um 11.10 verliessen wir unterhalb der Bergstation Hohsaas den Gletscher und gönnten uns eine lange Pause.

 

Nach der Tour ist vor der Tour, sprich: unsere Augen suchten fortan das Lagginhorn und unsere Füsse trugen uns zur Weissmieshütte. Angesichts unseres noch offenen, möglicherweise längeren Programms im Saaser Tal wählten wir den am wenigsten steilen Abstieg über die Skipiste. Landschaftlich bietet die karge Gegend zwischen Hohsaas und Weissmieshütte rein gar nichts: einzige Farbtupfer sind die gelben Schneekanonen. Umso schöner dann die Weissmieshütte. Zwar irritierte uns zunächst der Plastikrasen auf der Terrasse, doch begeisterte uns insbesondere die alte, urchige Hütte und der schöne Vorplatz. Bald entdeckten wir auf der Terrasse auch ein paar Liegestühle und zumindest unsere Füsse freundeten sich mit dem weichen, grünen Pseudorasen an.


Tourengänger: أجنبي


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