Gross Spannort (3198m)


Publiziert von أجنبي , 7. September 2013 um 13:14.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 5 September 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   CH-OW 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2150 m
Abstieg: 2150 m
Strecke:Herrenrütiboden – P. 1165 – P. 1219 – Alpenrösli – Stäfeli – Hirtihütte – Geissrüggen – Spannorthütte SAC – Schlossberglücke – Glatt Firn – Spannortjoch – Gross Spannort – retour auf gleicher Route
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV bis Engelberg, Talstation LSB Fürenalp
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV ab Engelberg, Talstation LSB Fürenalp
Unterkunftmöglichkeiten:Spannorthütte SAC
Kartennummer:LK 1:25.000: 1191 Engelberg

Der Gross Spannort bietet sowohl von Engelberg, wie auch vom Krönten oder von der Schächentaler Windgällen aus einen reizvollen Anblick. Von so manchem Zentralschweizer Gipfel aus erblickt man seine besondere Gestalt. Kein Wunder steht er seit längerer Zeit auf meinem Wunschzettel. Für letztes Jahr wäre das Ziel für mich wohl noch etwas zu hoch gesteckt gewesen, nach Fortschritten dieses Jahr fühlte ich mich aber bereit für die Herausforderung. Nachdem wir nach etlichen hochalpinen Touren im Saaser Tal so richtig in Fahrt und unsere Muskeln noch nicht vollends müde waren, knöpften wir uns nun den Gross Spannort vor.

 

Den Hüttenzustieg machten wir – es ging ausnahmsweise nicht anders – in der prallen Nachmittagssonne. Von Engelberg aus liess sich der Anmarsch durch den Gratisbus (Fahrplan hier als PDF) etwas verkürzen, womit wir um 15.25 Uhr bei der Talstation der LSB Fürenalp starten konnten. Von dort ging's zunächst mal weit ins Surenental hinein, die Höhenmetervernichtung wurde auf später verschoben. Zur Sache ging's erst nach der Alp Stäfeli, dafür zünftig: der Aufstieg zur Spannorthütte ist nämlich erbarmungslos steil.

 

Da wir den Aufstieg so schnell wie möglich hinter uns bringen wollten, gaben wir Vollgas und erreichten die Hütte bereits nach 2h 15min. Wer die Sache bei normalem Tempo bewältigt, braucht (gemäss Wanderwegtafel) nicht etwa drei Stunden, sondern exakt 2h 55min. Bereits bei der Ankunft erkannten wir, dass uns eine gemütliche Nacht bevorstand: ausser der freundlichen Hüttenwartin war niemand weiteres zugegen. Die 1880 erbaute Spannorthütte hat von ihrem urtümlichen Charme nichts eingebüsst: ein wunderschönes Bauwerk mit viel Holz. Bei Vollbelegung wird's dort wohl aber ziemlich eng. Zu empfehlen ist auch die Benutzung des externen Klohäuschens, denn es bietet einen traumhaften Ausblick auf Titlis, Huetstock und Co. Nach einem feinen Pilzrisotto (man beachte den thematischen Übergang...), Gesprächen mit der Hüttenwartin, Schmökern im Touren- und Topo-Ordner der Hütte und einem perfekten Sonnenuntergang legten wir uns zur Ruhe.

 

Was die Tourenplanung betrifft, hilft (wie so oft) die Beschreibung im SAC-Führer nur bedingt weiter. Infos zu den Abseilstellen beispielsweise fehlen komplett. Besser ist es daher, bspw. *diesen Bericht von Lulubusi zu konsultieren oder den doppelseitigen Beschrieb im Hüttenordner (mit Zeichnung) zu studieren. Wir fotografierten das Ding gleich und zückten es mehrmals im Aufstieg, wenn wir über den Routenverlauf nicht 100%ig sicher waren. Der Beschrieb ist im Übrigen für das Finden der untersten beiden, wohl recht neuen Abseilstellen nützlich.

 

Nach tiefstmöglichem Schlaf starteten wir morgens um 5.15 Uhr im Dunkeln bei der Spannorthütte. Der Aufstieg zur Schlossberglücke ist von der mühsamsten Art: viel Geröll nicht nur neben, sondern auch auf dem „Weg“. Wir redeten nicht viel, sondern kämpften mit den Höhenmetern. Obwohl wir nach 6-tägigen Bergsteigerei im Wallis nicht mehr allzu frisch waren, ging's doch ordentlich vorwärts und so erreichten wir um 6.40 Uhr die Lücke.

 

Wenig rechts des Wegweisers führt ein Fixseil über Schutt zum Gletscher hinunter. Ich sah es zunächst nicht und stieg noch etwas weiter rechts neben dem grossen Felsbrocken im Schutt zum Glatt Firn ab. Unten montierten wir dann die Steigeisen und stapften auf dem noch erstaunlich gut zugeschneiten Gletscher in Richtung Schwarz Stöckli. Das ständige Gebrösmel am Gross Spannort verdeutlichte, weshalb zu einem grossen Bogen geraten wird. Hin und wieder deuteten sich Spalten an, wirklich viele waren aber nicht offen. Ohne grosse Zickzackereien peilten wir also bald das Spannortjoch an, welches wir kurz vor 8 Uhr erreichten.

 

Hier ging's nun rechts hoch zum Einstieg, der aufgrund der Jahreszeit natürlich (und leider) schneefrei war. Wir deponierten Stöcke und Steigeisen und begaben uns ins steinschlägige Couloir, wo rechts oben bereits ein rotes Fixseil zu sehen war.. Für die Tour wäre (aufgrund der Abseilerei) ein 50m-Seil optimal. Wir besitzen aber nur kürzere oder längere, weshalb ich Lastesel einen 60m-Strick anschleppte. Die Devise im Aufstieg lautete daher: das Ding erst benutzen, wenn's wirklich nötig wird. Für den Einstieg blieb das Seil also im Rucksack. Sichern könnte man sich hier an den Haken, welche das Fixseil festhalten. Zwischen den letzten beiden Haken hing kein Seil.

 

Diese erste Kletterstelle (III+) war nicht nach meinem Geschmack: recht ausgesetzt, äusserst viel Schutt auf den Felsbändchen und kaum Griffe. Wie sich aber zeigen sollte, war dies bereits die unangenehmste Stelle der Tour. Weiter oben wurde es dann nämlich einiges geniessbarer. Nach dieser ersten Felsstufe ging's zunächst etwas nach rechts zu einem grossen Steinmann, wo auch die unterste Abseilstelle (der Variante „direkt auf den Gletscher“) sichtbar wurde. Danach ging's auf schuttbedeckten Felsbändern (Trittspuren) steil nach links oben in die Höhe, bis wir den Grat erreichten.

 

Hier wurde das Gelände nun einfacher und flacher, bevor's zu einem deutlich sichtbaren Türmchen mit Kamin hoch ging. Nach kurzer Kraxelei erblickten wir weiter oben wieder einen Stand (rote Schlinge). Bohrhaken fanden wir derweil keine, die Kletterei war aber auch nicht schwierig (II). Danach ging's erneut einfach über Schutt (Wegspuren) weiter zur dritten und letzten Klettereinlage. Wenn man vor dem Felsriegel steht, klettert man links durch eine Verschneidung hoch (III-). Ich legte hier mit einer Schlinge eine Zwischensicherung, bevor ich weiter oben auf einen Haken und kurz darauf auf den Stand (rote Schlinge) traf.

 

Dies war nun definitiv das Ende der Kletterei, denn der Gipfel war zum Greifen nahe. Wir deponierten das Seil und liefen am linken Rand des Gipfel-Schneefelds hoch zum Gipfelkreuz, welches wir um 9.40 Uhr erreichten. Für den Aufstieg ab Spannorthütte hatten wir insgesamt also knapp viereinhalb Stunden gebraucht, für jenen ab Spannortjoch 1h 40min, wobei einige Zeit der Orientierung und Routenfindung geopfert wurde.

 

Wir genossen den Aufenthalt ausgiebig. Im ganzen Gebiet um den Glatt Firn war keine Menschenseele unterwegs, es war warm und es wehte kaum Wind. Um 10.15 Uhr liefen wir hinunter zur ersten Abseilstelle. Die Passage ist tipptopp zum Angewöhnen, da wenig lang und ohne viel loses Zeugs im Fels. Etwas Vorsicht beim Seileinziehen kann aber trotzdem nicht schaden. Die zweite Abseilstelle weiter unten (oberhalb Türmchen und Kamin) bot dann schon deutlich mehr Schutt. Wer kein 50-Seil dabei hat, kann hier zum Schluss unschwierig noch etwas abklettern. Wir waren mit dem 60m-Seil natürlich fürstlich bedient.

 

Im untersten Teil wollten wir nicht nochmals in das üble Einstiegscouloir, auch wenn dies aufgrund der Abwesenheit anderer Seilschaften nicht so tragisch gewesen wäre (Steinschlaggefahr). Daher folgten wir der Beschreibung im Hüttenorder und gingen statt (nach rechts) zum Fixseil nach links (wenn man hinunter schaut) über eine Schuttrinne und ein schmales Felsband zur gut eingerichteten Abseilstelle. Hier lag erneut viel Schutt herum, was uns etwas Sorgen bereitete.

 

Madame seilte zuerst ab: etwas schräg nach links unten. Dort fand sie einen eher ungemütlichen Stand mitten in der Wand. Ich folgte und seilte nach kurzer Lagebesprechung weiter ab. Mit „Vorbau“ musste nämlich etwas anderes gemeint sein. Nun wurde nämlich ein abstehender, grosser Felsblock in der Tiefe sichtbar, den man von oben überhaupt nicht sieht. Als ich auf dem Vorbau landete, erblickte ich dann auch die letzte, erneut bestens eingerichtete Abseilstelle. Von oben gesehen hätten wir – so unsere Erkenntnis im Nachhinein – also von Anfang an noch etwas mehr nach links abseilen müssen.

 

Auf dem Vorbau stellte sich nun allerdings das Problem des Bergschrunds. Gerade hinunter zum Gletscher ging nicht, die Lücke war zu tief und zu breit. Stattdessen versuchte ich es rechts (wenn man hinunter schaut) durch einen Riss, was mich zwar ebenfalls in den Bergschrund führte, dieser an jener Stelle aber sehr einfach zu bezwingen war. Unser Abstieg dauerte geschlagene 1h 30min.

 

Nachdem ich beim Einstieg unser deponiertes Material geholt und sich auch Madame auf den Gletscher abgeseilt hatte, ging's um 12 Uhr hinunter und hinüber zur Schlossberglücke, welche wir 40 Minuten später erreichten. Danach folgte ein übler Abstieg auf dem noch übleren „Geröllweg“ hinunter zur Spannorthütte, wo wir um 13.30 Uhr eintrafen. Unser Ausflug von der Hütte auf den Gross Spannort und zurück hatte also insgesamt (inkl. Gipfelpause etc.) 8h 15min gedauert, womit wir recht gut in der Zeit aus dem SAC-Führer (8 bis 9h) waren, auch wenn wir uns im Aufstieg vom bzw. im Abstieg zum Spannortjoch extrem langsam vorkamen.

 

Nach einem erfrischenden Panache und etwas Erholung auf der Terrasse der (mal abgesehen von der Hüttenwartin) menschenleeren Spannorthütte erwartete uns der übelst steile Abstieg zur Hirtihütte. Dort liefen wir dann allerdings nicht hinüber zum Stäfeli, sondern bevorzugten einen unmarkierten und daher einsamen Weg auf der südlichen Bachseite, auch welchem wir auf Höhe Alpenrösli wieder auf den markierten Wanderweg trafen. Ziemlich erschöpft (wohl auch wegen unserer Tourenwoche im Wallis) trafen wir um etwa 16 Uhr bei der Talstation der LSB Fürenalp ein. Ohne Pausen liesse sich der Hüttenabstieg wohl in 1h 30min machen.

 

Die Tour entsprach inetwa meinen Erwartungen: sie war lang, anstrengend und nicht ganz trivial. Der Gipfelaufstieg war eigentlich nur beim Einstieg ausgesetzt, ansonsten aber oft ziemlich steil. Ungemütlich am Gross Spannort ist der omnipräsente Schutt. Auf eine Wochenend-Besteigung mit mehreren anderen Seilschaften hätte ich da wenig Lust, insbesondere im unteren Teil. Dort lässt sich's kaum verhindern, dass man ab und zu mal Steine in die Tiefe kickt. Abgesehen vom Einstieg (im Winter/Frühling wär's wohl besser dort) machte uns die Tour grossen Spass. Die Klettereinlagen sind nicht wirklich schwierig, auch wenn nicht sonderlich gut abzusichern. Zwischen den Felsstufen lässt sich's gut seilfrei gehen. Seilt man am Schluss auf den Gletscher ab, ist ein 50m-Seil zwingend, damit die letzte Abseilstelle auf dem Vorbau erreicht werden kann. Für die Klettereien haben uns zwei Express und eine Schlinge gereicht.


Tourengänger: أجنبي


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