Ja so waren's die alten Rittersleut


Publiziert von genepi , 3. September 2013 um 08:15.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 1 September 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1050 m
Abstieg: 1350 m

Zwischen Binntal und Italien bestehen einige Pässe die ohne spezielle Technik und Ausrüstung zu überwinden sind. Davon sind vier wirklich bekannt und einer davon als historischer Sicht sehr wichtig: Albrunpass. Dieser war vor dem Ausbau des Simplon durch Kaspar Jodock Stockalper der wichtigste Übergang vom Piemont ins Oberwallis.
Die drei anderen wurden mit hoher wahscheinlichkeit ebenfalls schon früher als Übergang benutzt: Geisspfad, Chriegalppass und Ritterpass.

Der Name Geisspfad deutet hin dass hier mit Ziegen überquert wurde. Ich kann mich gut vorstellen dass die Schlüsselstelle auf Italienischer Seite mit einer Steintreppe überwunden wurde. Solche Treppen in Trockenmauer gibt es z.B. im Valle Bavona.
Chriegalppass und Ritterpass könnten eher mehr problematisch gewesen sein (obschon man sich errinern muss dass am Anfang unser Zeitalter, die Temperatur höher war und dass die Gletscher ab dem 13. Jahrhundert wieder wuchsen). Trotzdem kann ich mich ebenfalls vorstellen dass eine Überquerung mit einer Ziegenherde eher unproblematisch sein könnte.

Meistens vergisst man aber auch dass es noch andere Pässe gibt, die aber von weniger Bedeutung sind wegen der Höhe oder wegen dem Umweg. Zu diesen zählen z.B. Grampielpass und Passo di Valdeserta.

Von den vier bekanntesten Pässe ist der Ritterpass (Passo di Boccareccio) wohl der höchste. Da muss man bis knapp unter der Quote 2800 Meter aufsteigen.

Gestartet wird auf der Alpe Veglia. Ich war überrascht festzustellen dass es auf dieser Alp eine Mengen Bewässerungskanäle gibt, die noch benutzt werden. Auf der andere Seite des Alpenkamms würde man diese Kanäle als Suon, Süe, Wasserleitu oder Bisse bezeichnen. Ich habe nicht nachgefragt ob diese Kanäle auf Italienisch umgetauft wurden. Ich kann es aber kaum glauben, weil man dort vor der 30er Jahren deutschsprachig oder mindestens zweisprachig war. Unter Mussolini wurde aber nur noch Italienisch den Leuten auferlegt.

Von der Alpe Veglia steigt man durch einen Lärchenwald hinauf bis man zu einer Gabelung kommt. Rechts geht es zum Passo di Valtendra. Für den Ritterpass könnte man ebenfalls diesen Weg bis Pian Sass Morr folgen um dann zum Pian d'Erbioi aufzusteigen. Am Vortag war ich aber einen Teil dieses Weges abgestiegen. Somit bin ich auf dem Weg zum Lago del Bianco aufgestiegen.

Der Aufstieg ist ziemlich angenehm obschon man morgen früh schon an der Sonne aufsteigen muss. Bald erreicht man eine Ebene mit dem malerischen Lago del Bianco. Merkwürdig ist dass es dort einen feinen Sand gibt der dem Quartzsand ähnlich ist. Irgendwo muss es dort ebenfalls eine eisenhaltige Mineralquelle geben weil der Sand rötlich gefärbt ist.

Nach der Ebene des Lago del Bianco muss man noch eine Stufe aufsteigen um eine zweite Ebene zu erreichen: der Pian d'Erbioi. Von hier aus kann man zum Pian Sass Morr absteigen oder weiter zu den Caldaie aufsteigen. Interessant ist dass in der Siegfried-Karte zwei Wege eingezeichnet sind, die zur Alpe Buscagna führen... die über die Passi delle Caldaie führen.

Nach dem Pian d'Erbioi quert man noch ein bisschen durch Geröll bis zum Fuss des Steilen Hangs. Von hier an wird es ernst. Die Wegspuren steigen, in immer steiler werdende Gelände in Richtung einer markanten gelber Felsnadel. Nachdem man zwischen zwei Felsköpfen aufgestiegen ist erreicht man eine Schulter auf der man weiter aufsteigt.

Am Fuss der Felswand quert dann ein Grasband nach links. Von unten sieht es sehr exponiert aus. Aber es ist einfacher zu queren als man denkt. Nach der Querung erreicht man ein treppenförmiges Felsgelände das mit einfacher Kraxlerei zu überwinden ist. Das ganze ist bestens mit Stahlseil gesichert. Nach den Felsen muss man noch ein kleines Stück weiterqueren um der Scheitelpunkt zu erreichen.

Das erste Stück des Abstiegs erfolgt zum Teil spur- und markierungslos. Deswegen ist der Nachschag zur Karte empfehlenswert. Nach einer steiler Böschung erreicht man ein Firnfeld. Hier muss man unbedingt auf der Höhe bleiben und nicht allzu früh absteigen. Nach einer Querung von Firnfelder und Geröll kommt man auf einer Schulter. Hier steht einen weiss-rot-weiss gefärbten Stock. Dieser Punkt (bei 2672m) ist wichtig weil knapp danach der Abstieg durch der Wasserrinne zu finden ist. Hat man diesen Punkt verpasst, könnte es ziemlich unangenehm werden.

Der Abstieg durch die Wasserrinne ist beeindruckend und unangenehm da vie loses Gestein. Er erfolgt aber unproblematisch.

Weiter unten erreicht man einen Buckel (ca. 2550m). Wenn man die Landeskarte betrachtet könnte man meinen dass der Abstieg nur mit Kraxlerei zu überwinden ist. Die Tatsache ist aber anders. Markierungen und Wegspuren zeigen wo es weiter geht und man kann über ein raffiniert angelegter Weg problemlos zum Chummibort absteigen.

Das Chummibort ist ein wunderschönes und wildes Tal. Der wenig geneigter Talboden ergibt dass eine Moorlandschaft ensteht, das besonder reizend wirkt. Leider findet man ab und zu noch Granatsplitter.

Hoch über dem Chummibort befinden sich die Ritter. Der Ursprung dieses Namens kann man sich gut erklären. Die Felstürme sehen wie Reiter die über dem Kamm weiterziehen. Dieser Felskamm gab ebenfalls der Name des Ritterpass.

Von Chummibort nach Heiligkreuz geht der Weg zuerst ins Mättital um dann, über Gibelmatte, die Talstation der Dienstseilbahn zu erreichen. Corinna Bille beschreibt in seinem "Von der Rhone an die Maggia" einen Wasserfall der schräg fliesst und dessen Wasser Heidelbeeren-Gebüsche überspringt, do dass im Herbst das Wasser Rot funkelt. Der Name dieses Wasserfalls wird nicht erwähnt. Ich nehme aber an dass es sich um der Wasserfalls des Chummwassers handelt. Heute ist dieser meistens trocken, leider.

Tourengänger: genepi
Communities: Passwanderungen


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