Bristen 3072,7 m


Publiziert von basodino , 1. September 2013 um 00:06.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:31 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 10:30
Aufstieg: 1970 m
Abstieg: 2300 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit dem Auto oder Bus ins Maderaner Tal, Parkgelegenheiten jeweils an den Talstationen der verschiedenen Bergbahnen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:siehe oben
Unterkunftmöglichkeiten:Bristenseehüttli (2130 m), Selbstversorgerhütte, privat, Reservierung obligatorisch, 6 + 4 Plätze.
Kartennummer:1212 Amsteg

Es gibt Berge, die setzt man auf seine to-do-Liste, und es gibt Berge, die setzen sich quasi selbst auf diese Liste. Der Bristen ist einer der letzt genannten. Wenn man so oft ins Tessin an dieser Pyramide vorbeifährt, dann hat man keine Wahl: man möchte da hinauf.
Für den "Normalwanderer" bietet sich die Variante mit Übernachtung an. Ich hatte zudem das Glück, dass ich die Bergbahn von Steinmatt nach Breitlaui zumindest im Aufstieg nutzen konnte. Da die Bahn privat ist, hängt das maßgeblich von der Anwesenheit der Familie Tresch ab, die in ihrer Landwirtschaft freilich vielerlei Verpflichtungen nachgehen. Wie gesagt, ich hatte Glück, und konnte so von Breitlaui starten.
Man überquert die Alpe nach rechts, leicht abfallend zu einem Wegweiser. Dort biegt man links aufwärts ab und beginnt eine gemütliche Querung durch den Wald. Man gewinnt etwa 100 Höhenmeter und scheinbar senkt sich der Weg ein wenig ab, um oberhalb eines Wegweisers dann stark anzusteigen. Wenn man zum Wegweiser hinab geht, kann man die flache, weit ausholende Variante nehmen, wenn man gleich ansteigt, befindet man sich in der ersten von potentiell 6 Abkürzungen. Ich habe eine Mischung vorgenommen und die 1., 3. und 5. Abkürzung genommen. So kann man zwischen drin immer ein wenig durchschnaufen. Mit der 6. Abkürzung bzw. der dort nach rechts ausholenden Kehre erreicht man das Bristenstäfeli (1519 m). 1 h 05 min, T1 bzw. T2 (Abkürzungen).
Auf dem Bristenstäfeli läuft man an einer bemerkenswerten Hütte vorbei. Diese lädt den Wanderer zum Verweilen ein. Es gibt eine ausgestattete Küche, Sitzplätze und Bänke drinnen wie draußen, einen Brunnen unter dem Dach, nur Schlafplätze fehlen. Für eine Einkehr oder einen Zwischenstop ist es aber ideal.
Der Weg beginnt oberhalb des Bristenstäfelis in kürzeren und regelmäßigeren Kehren anzusteigen. Die Heidelbeeren wachsen einem in diesem Bereich quasi in den Mund. 4 Handvoll zur Stärkung und weiter bergauf. Ein entgegenkommender Wanderer meinte, er hätte 5 Kilogramm im Gepäck.
Auf halber Höhe ergibt sich ein schöner Blick ins Maderaner Tal und zwei sehr einfache Bänke laden zum Verweilen ein. In der Folge wendet sich der Weg nach rechts, einem sehr steilen Aufschwung umgehend. Er kehrt auf den flacheren oberen Teil dieses Aufschwunges schließlich zurück, gerade unterhalb von Blacki (1868 m). 0 h 55 min, T2.
Man geht an den Häusern rechts vorbei, genau beobachtet von einer kleinen Schar Ziegen. Man steigt recht gerade hinauf unter eine Steilstufe und weicht abermals rechts aus. Hundert Meter höher erreicht man einen Bach, eine der wenigen Stellen, an denen man die Wasserflasche auffüllen kann. Nun geht es nochmals nach links einen Steilhang in einfachen Kehren hinauf, bis man flacheres Gelände erreicht. Links taucht das Bristenhüttli (2130 m) auf, ein paar Meter weiter sieht man hinab zum Bristensee (2097 m). 0 h 45 min, T2.

Das Bristenhüttli ist eine kleine Privathütte auf Selbstversorgerbasis. Sie hat 4 Schlafplätze im Dach und 2 provisorische Schlafplätze, die man auf einem Tisch aufbauen kann. Darüber hinaus gibt es 4 weitere Plätze in der Nebenhütte (normalerweise geschlossen). In der Hütte gibt es einen Holzherd, eine Spüle, Geschirr und Besteck, und Getränke können gekauft werden. Oberhalb der Hütte gibt es ein modernes WC. Nahezu perfekt in meinen Augen, wenngleich nicht mit dem mir lieb gewordenen Tessiner Ambiente, aber das wäre auch komisch in der Nordschweiz, und mit dem kleinen Wehrmutstropfen, dass wir Wassermangel hatten. Man behilft sich mit Wasser aus dem See oder vom Bach.

Letztlich wurde es noch recht voll, da um 21.30 Uhr noch zwei Wanderer auftauchten und wir somit 9 Personen waren (zum Glück hatte eine 4er-Gruppe den Schlüssel zur zweiten Hütte). Außerdem übernachtete noch ein junges Pärchen im Zelt. Somit gab es schon 11 Gipfelaspiranten.

Am nächsten Morgen sah es zunächst trüb aus. Eine 6er Gruppe und das Pärchen brachen um kurz vor 7 Uhr auf, ich um 7.10 Uhr. Zunächst holte ich mir noch etwas Wasser am Bach. Ich war überrascht, dass von der Hütte im Prinzip eine durchgänge Spur bis zum Lauchergrat führt, da in der Karte sehr wenig davon eingezeichnet ist. Sie zieht steiler werdend recht gerade hinauf, quert eine klar erkennbare Felsstufe oberhalb, um den von weitem sichtbaren weißen Pfeil zu erreichen. Dort setzt eine schräge Rinne an, die man hochsteigt. Hier fand ich bereits 4 Paar Stöcke, meines Erachtens nach zu früh. Schließlich erreicht man gerade querend den Lauchergrat (2373 m). 0 h 45 min, T3
Man wendet sich nach rechts und findet einen Weg. Dieser dominiert den unteren Teil des Grates, wenngleich er sich manchmal auftrennt. Man kann den Grat mit einer einfachen Philosophie begehen. Man weiche den Aufschwüngen und Türmchen dort aus, wo man sich in nicht zu steiles oder zu brüchiges Gelände hineinbewegt, ansonsten hält man sich an den Grat, der fast überall im maximal II. Grad erklettert werden kann. Man findet mit etwas Auge zu 80% anspruchsvolles Gehgelände vor, meist halfen mir meine Stöcke gut weiter, ansonsten I-Gelände und 2-3 kurze IIer-Stellen. Nach gut 1,5 Std. erreicht man den nördlichen Vorgipfel, der häufig als Schlüsselstelle beschrieben wird. Man sollte ihn in jedem Fall überklettern, was denkbar einfach ist. Man muss ihn aber über die Kante nehmen, so dass einige Meter sehr luftig sind. Eigentlich ist es eher eine I als eine II. Wer Höhen nicht mag, sollte sich aber gut festhalten oder gleich einen anderen Berg machen. Für mich gab es einige andere Stellen, die eine II verdient hatten, die aber für sich nicht prägnant genug sind, um als Schlüsselstelle zu taugen.
Vom Turm hinab ist es dann wieder Gehgelände, so wie der erste Teil des letzten Gratabschnittes. Im oberen Teil weicht man teilweise rechts aus, muss aber schon ein wenig Kraxeln, um wieder zum Grat zurückzukehren. Um 10 Uhr erreichte ich dann den Gipfel. 2 h 00 min, T5-, I, II.

Kurz vor dem Gipfel hatten mich noch 4 Schweizer überspurtet, die vom Etzliboden aus gestartet waren. Das sind immerhin 1840 Höhenmeter. Ich war auch recht überrascht, dass neben 10 Bristenseeübernachtern (einer verzichtete auf den Gipfel) ca. 16 andere Gipfelstürmer zum Gipfel unterwegs waren. Als Tagestour wäre er mir definitiv zu weit.

Als Ziel ist er indes sehr lohnend, auch wenn die Aussicht nicht ganz frei war. Ich konnte 90 Minuten am Gipfel voll genießen, auch weil noch nicht alle am Gipfel angekommen waren. Mit 26 Menschen wäre er doch etwas voll gewesen.

Im Abstieg musste ich dann die Route mehr suchen, als im Aufstieg. Zum Glück gibt es immer wieder Steinmänner, die einen in der richtigen Wahl bestätigen. So braucht man für den Abstieg annähernd so lange, wie im Aufstieg. Bis zum Lauchergrat 2 h 00 min.

Hier wendete ich mich nach rechts, um möglichst direkt zum Etzliboden abzusteigen. Zwar finden sich in den mittelsteilen Grashängen Wegspuren, sie bilden aber keinen zusammenhängenden Weg. Auf ca. 2270 m findet sich dann eine deutlichere Spur, die den Hang ziemlich horizontal quert. Dieser folgte ich nach links. Als sie anfing anzusteigen (man käme wohl zum Laucherlückli), querte ich hinab zu einem auffälligen gewellten Rücken. Diesen stieg ich hinab. Er trägt anfänglich keine, dann eine sehr schwache Spur, die immer deutlicher wird, bis man auf ca. 2030 m einen Querweg findet. Hier zweigt man nach links ab und quert eine sehr steile Flanke auf schmalem Geläuf. Man überquert zwei kleine Bäche (letztes Wasser für eine Weile) und verliert entgegen der Karte die Spur auf einem kaum ausgeprägten Rücken in dichter werdender Vegetation. Unschwer kann man hinüberqueren zum deutlich sichtbaren Hauptweg, der vom Laucherlückli herabzieht. Nur dürfte es im Aufstieg schwer sein, die richtige Abzweigung zu nehmen, wenn man es umgekehrt begehen möchte.
Nun sind es noch 750 Höhenmeter, die man abzusteigen hat. Das Weg hat unendlich viele kleine Kehren, variiert nur wenig, belohnt einen aber unterhalb von 1700 Meter mit weichem Waldboden. Schließlich erreicht man offeneres Gelände und eine Brücke über den Etzlibach (ca. 1235 m). Dahinter trifft man sogleich auf die Schotterstraße. 2 h 15 min, T3. 

Am Etzlibach hielt ich erst einmal meine Füsse ins kalte Nass, was sehr gut tat. Danach folgte ich der Straße für ca. 1 km bis zum Sagebrüggli (1084 m, Wegweiser), um links des Baches nach Bristen abzusteigen. Der Weg ist zunächst sehr flach, beginnt dann leidlich abzusteigen und führt schließlich wieder steiler hinab. Bald lässt man den Wald hinter sich und kommt schließlich zu einer im Bau befindlichen Straße. Eine Kehre noch hinab, dann ist man im Talgrund. Über Wiesen erreicht man leicht den Ausgangspunkt der Wanderung. 0 h 45 min, T1.

2300 Höhenmeter Abstieg an einem Tag dürfte für mich persönlich auch ein neuer Bestwert sein. Ich schreibe den Bericht extra, bevor schwerer Muskelkater ihn beeinträchtigen könnte. Aber selbst dann werden die guten Eindrücke dieser tollen Tour überwiegen.

Tourengänger: basodino


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Kommentare (1)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 29. Juli 2014 um 12:20
schöner und informativer Bericht - Danke!

Ich werde ihn - hoffentlich bald - noch einmal anschauen, wenn's dann da hoch geht ;-)

lg Felix


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