Vom See auf den Berg: Isleten - Uri Rotstock


Publiziert von jaschwilli , 30. August 2013 um 18:14.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:29 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 9:30
Aufstieg: 2700 m
Abstieg: 2700 m
Strecke:28 km, siehe Wegpunktliste

Auf der Suche nach einer langen zusammenhängenden Steigung blieb ich auf der Karte am Uri Rotstock hängen. Wenn man in Isleten losläuft, müsste doch ganz schön was zusammenkommen und nur das Stück vor Isenthal wäre ein wenig eben. Die Idee spukte also schon ein wenig länger im Kopf, wenn ich es bei halbwegs sommerlichen Bedingungen angehen wollte, wurde es langsam Zeit!

Aufstehen in Freiburg 3:30 Uhr, Abfahrt 4 Uhr, Ankunft Isleten 6:15 Uhr Start 6:30 Uhr- Ausgeschlafen ist was anderes, zumal in der Nacht noch ein Polizeihubschrauber über dem Viertel kreiste. Der Bergweg beginnt in dem Steinbruch hinter der Abzweigung nach Isenthal. Wurzelig und stufig geht es gleich zur Sache, schliesslich müssen auf kürzester Distanz 300 Höhenmeter unter die Hufe genommen werden. Bekommt man im Aufstieg schon die ein oder andere Seeaussicht geboten, findet sich nach Querung der Strasse eine Aussichtskanzel der Extraklasse mit Blick ins Urnertal bis zum Rophaien.
Hat man den erhöhten Taleingang erreicht, geht es auf kurzweiligen Wegen mehr oder weniger eben auf Isenthal zu. Vor dem Ort zweigt der Bärenweg Richtung Musenalp ab, der bald auf das Teersträsschen ins Chlital mündet. Tief unten tobt der Fluss und während ich mir noch überlege, wie der Weg wohl auf die andere Talseite führt, kommt der Wasserfall in Sicht und über die Schwäntlenbrücke erreiche ich den  Talboden. Nichtsdestotrotz hat der Weg eine ordentliche Steigung.
An der Talstation lockt die Musenalpseilbahn, aber ich will da aus eigener Kraft hoch, die 300 Höhenmeter zur Alp gestalten sich teilweise recht unangenehm, weil die Wege lehmig-tonig verschmiert sind. Auf der Alp angekommen sind also die ersten 1000 Höhenmeter überwunden.
Der weitere Weg ist zunächst sehr abwechslungsreich, mehrere Bäche werden gequert, bei der ersten seilgesicherten Passage vorsicht: der in Aufstiegsrichtung letzte Abschnitt ist zwar verlegt aber am hinteren Ende nicht verschraubt - eine Sicherung ist hier aber eigentlich auch noch nicht nötig, zumindest bei den heutigen Bedingungen. Der Firnbachfall ist relativ einfach zu passieren, auffällig aber, dass er auf dem Rückweg deutlich mehr Wasser geführt hat (Sonne auf den Firn?). Nach der Querung der Bänder beginnt ein monotoner steiler Aufstieg durch fein geschottertes Material.
Hinter einer Geländeschwelle erreicht man eine weite Karmulde und ab hier verlieren sich zunehmend die Wegspuren, weil das Gelände grobblockig wird. In den häufiger werdenden Schneefeldern ist das vorwärtskommen deutlich einfacher - der Schnee ist griffig und ich lasse die Steigeisen im Rucksack. Hier könnte ich mir vorstellen, dass die Tour bei geschlossener und tragender Schneedecke angenehmer ist, wenn man die Route schon kennt - so bin ich froh die reichlichen Markierungen immer zu Rate ziehen zu können. Nach Umrunden einer vorstehenden Felspartie kommt ein recht angenehmer Abschnitt auf gestuften Felsplatten, das Ziel jetzt auch deutlich vor Augen. Die Moränen des Chlitaler Firns bestehen aus dem brüchig-schotterigen Material des Rotstocks und sind einem zügigen Vorankommen nicht unbedingt dienlich, also weiche ich auch hier auf den Schnee aus.
Mittlerweile habe ich schon über 2000 Höhenmeter in den Beinen, die Schritte werden kürzer und im Schnee torkele ich sicher auch ein wenig. Der Firn steigt zum Wegweiser P.2798 hin an und ich nehme den Pickel zu Hilfe, was aber auch nicht wirklich notwendig war. Links der Wächte kommen noch ein paar Meter auf allen Vieren durch das weiche rote Material - richtig unangenehm.
Um Viertel nach 12 und damit 5 dreiviertel Stunden nach dem Start in Isleten stehe ich dann oben, belohnt mit einer herrlichen Aussicht - alle anderen Großen der Umgebung haben Wolkenmützchen auf, nur der Rotstock ist klar. Der Titlis war wieder einmal ganz verhüllt, den habe ich dieses Jahr weder vom Risetenstock, noch vom Brisen und nur ganz kurz vom Hohmad aus gesehen.
Der Abstieg erfolgte auf der gleichen Route, angenehm schnell auf dem Schnee, deutlich langsamer im Blockfeld und anschliessend  mit raumgreifendem Schottersurfing. Unten im Tal bin ich dann ganz froh, auf der Teerstrasse nicht mehr auf jeden Schritt achten zu müssen. Die Fusssohlen brennen und das rechte Knie schmerzt wegen Überlastung - aber das ist einen Tag später schon wieder weg. Der Abstieg nach Isleten wird dadurch sehr mühsam. Um zehn nach fünf komme ich unten am See wieder an. Eine Beihnah-Monstertour geht zu Ende.
Mein Hund war wie immer ein guter Begleiter, oft kann man sich auf ihre Nase verlassen, wie man an einer schwierigen Stelle am einfachsten durchkommt. Wahrscheinlich hat sie es nicht verstanden, warum sie so viel an der Leine gehen musste, aber es ist halt ein Jagdbanngebiet.

Leider war im Gipfelbereich die Linse der Kamera ständig beschlagen, sodass ein guter Teil der Bilder nix geworden ist.

Was bleibt? Ich wollte meinen Körper fragen ob das geht - 2,5 Kilometer nach oben. Und es ging! Sehr viel mehr wird man als Bergwanderer in der Zentralschweiz am Stück nicht finden. Es war höllisch anstrengend, aber das Gefühl oben zu stehen, es geschafft zu haben ist es Wert! Und ich habe einen neuen "höchsten Berg" im Gipfelbuch.

PS: Der GPS Tracker hat ziemlichen Mist aufgezeichnet, den ein oder anderen Schlenker hab ich sicher nicht gemacht...


Tourengänger: jaschwilli


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Kommentare (3)


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tenor hat gesagt:
Gesendet am 30. August 2013 um 20:06
Gratuliere!
den Uri Roten ab Seehöhe, quasi by fair means zu machen, ist kein Pappenstiel, sondern hat Stil.....:)

jaschwilli hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. August 2013 um 23:03
Danke!
Ich mache das so oft wie möglich - von unten hoch laufen. Ich heiße jetzt nicht Tobi und schaffe das von Stans bis zum Graustock. Aber der niedrigste Punkt in wanderbarer Entfernung soll bei mir wenn möglich der Startpunkt sein. Ist eine Form von Respekt dem Berg gegenüber.

Grüße, jaschwilli

tenor hat gesagt:
Gesendet am 31. August 2013 um 10:10
Da nehme ich doch lieber ein Stück das Bike.....


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