Großglockner von der Stüdlhütte


Publiziert von alexelzach , 1. Mai 2014 um 23:21.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Glocknergruppe
Tour Datum: 6 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-T   A-K 
Zeitbedarf: 3 Tage
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2000 m
Strecke:21 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz am Lucknerhaus über die gebührenpflichtige Kalser Glocknerstraße
Unterkunftmöglichkeiten:Stüdlhütte - Trinkwasser!
Kartennummer:40 Glocknergruppe, 41 Schobergruppe

Zweiter Teil meiner Tourenwoche in den hohen Tauern im Sommer 2013. Nach erfolgreicher Besteigung des *Großvenedigers zu Beginn, heißt das Ziel jetzt der höchste Berg Östereichs, der Großglockner.

Tag 4 - Part 2 (1000hm, ab 100hm, 6km)
Nachdem wir am Morgen bereits 600hm von der Johannishütte abgestiegen waren, folgte am Nachmittag der Aufstieg zur Stüdlhütte. Dieser führt vom Lucknerhaus, welches man mit dem Auto über die Kalser Glocknerstraße erreicht, zunächst über einen teilweise doch recht steilen Fahrweg hinauf zur Lucknerhütte. Ab hier wird es auf dem Weg merklich ruhiger, da für die meisten der zahlreichen Tagesausflügler an der Lucknerhütte Endstation ist. Dennoch ist der weitere Weg nicht überaus schwierig (T2-T3) und so kamen wir ohne Probleme in 2,5h bei der futuristisch wirkenden Stüdlhütte an.

Bis kurz vor Schluss hat man bei diesem Anstieg eigentlich immer das Ziel des kommenden Tages vor Augen, nur eben leider nicht von der Hütte aus. Deshalb empfielt es sich, auch wenn die Beine schon schwer sind, den kurzen Ausflug zum Fanatkogel (T4, 30min hin & zurück) in Angriff zu nehmen, von wo man einen exzellenten Panoramablick auf den höchsten Berg der Alpenrepublik hat.

Die Stüdlhütte ist ein einladender und kompfortabel ausgestatteter Neubau mit einer schönen Sonnenterasse auf der man den Tag mit einem kühlen Bier prima ausklingen lassen kann.  Auch kulinarisch ist die Hütte auf 2802m ein echtes Highlight, es stellt sich mir aber die Frage, ob es so etwas in dieser Höhe überhaupt braucht. Das Abendessen mit Salatbuffet wie im Hotel, der Auswahl zwischen 2 Suppen und 4 Hauptgerichten, sowie einem abschließenden Dessertbuffet mit Käsebrett wirkt auf einen überwiegend auf SAC Hütten nächtigenden Bergsteiger doch sehr befremdlich ... und in dem riesigen Gastraum, wo man für jeden Gang am Buffet anstehen muss, habe ich dann doch etwas die urige Gemütlichkeit mancher SAC Hütte vermisst ...

Tag 5 (1000hm, ab 1000hm, 10km, 10:40h)
Es ist soweit, der Berg ruft ...
7. August, 5:40 Uhr ... das Unternehmen Großglockner beginnt mit dem zunächst flachen Anstieg Richtung Gletscher. Nach der Querung einiger Schneefelder werden knapp unter 3000m Seil und Steigeisen ausgepackt und es geht der Spur folgend zum Einstieg in den Oberen Mürztalersteig. Da der Firn gut zu gehen ist und auch die Steinschlaggefahr von den Felsenwänden am frühen Morgen minimal ist, steigen wir im steiler werdenden Frin am eigentlichen Einstieg vorbei und wechseln erst bei 3300m auf den drahtseilversicherten Steig (siehe gps). Bis hier sind wir 1:50h unterwegs.

Der Mürztalersteig ist wie ein Klettersteig versichert, aber nicht schwerer als K2, weswegen es nicht notwendig ist unnötigen Ballast in Form eines Klettersteigsets dabeizuhaben. Ohne große Schwierigkeiten erreichen wir alsbald nach insgesamt 2:15h die Erzherzog-Johann-Hütte auf 3454m.

Nach einer kurzen Verschnaufpause führt uns der Weg hinter der Hütte über den mit Schutt und Geröll bedeckten Gletscher zur Steilstufe unterhalb des Glocknerleitl. Hier heißt es wieder Steigeisen an und im Blankeis, aber mit guter Spur zum Glocknerleitl. Nach 50min ab der der Erzherzog-Johann-Hütte und insgesamt 3:20h beginnt für uns um 9 Uhr der ernsthafte Teil. Hier lassen wir, wie auch alle anderen, unsere Stöcke zurück und steigen in Seilschaften (zwei 2er und eine 3er) mit vielen weiteren Bergsteigern ins Glocknerleitl ein. War es bis hierher noch sehr angenehem, so wird es auf diesen letzten 150 Höhenmeter immer voller und voller, was den Genuss sehr beeinträchtigt und durch unzählige Überholmanöver auch gefährlich werden kann ...

Bei guten Firnbedienungen könnte man einen großen Teil des steilen Aufstiegs komplett im Couloir bewältigen, allerdings war dieses Anfang August nahezu blank und so hielten wir uns eher in den Felsen rechter Hand, was aber auch gut ging. Im oberen Teil des Leitls geht es dann sowieso über Felsen weiter, wo wir dann auch unsere Steigeisen auszogen und dieselbigen sowie den Pickel zurückliesen. Zum Sicheren sind ein paar Haken vorhanden, was vorallem beim späteren Abstieg hilfreich war.

Oben auf dem Grat angekommen geht es dann genüsslich von Sicherungsstange zu Sicherungsstange Richtung Kleinglockner, wenn nur nicht soviel Verkehr wäre ... Dieser macht sich vorallem an der Glocknerscharte bemerkbar, wo alle am Fixseil hinunter müssen um dann wieder die letzten Meter zum Hauptgipfel aufzusteigen. Dies ist sicherlich die Schlüsselstelle der Tour, da sehr ausgesetzt und Richtung Gipfel auch ohne Fixseil, dafür aber viele Haken.

Alles in allem wäre dies eine wunderbare Felspassage, wenn nicht so viel los wäre ... es ist einfach unglaublich, wieviele Leute sich auf so einem Grat tummeln können. Als wir versucht haben die Glocknerscharte zu überqueren ging kurzzeitig gar nichts mehr, denn es kommen ja auch schon viele wieder entgegen, da auch alle Bergsteiger, die über andere Routen wie z.B. den Stüdlgrat auf den Gipfel gelangen über den Normalweg absteigen.

Aber nun genug gejammert, wir haben es schließlich geschafft und ich stand um kurz nach 11 Uhr (insgesamt nun ca. 5:20h unterwegs, also 2h für gerade mal 150hm) auf dem höchsten Punkt der Alpenrepublik ... *freu*
Erfreulicherweise waren wir nun auf dem Gipfel so gut wie allein, allerdings war auch die Sicht schlechter geworden und nach ca. 15min machten wir uns wieder an den Abstieg, der noch lang werden sollte ... denn jetzt waren wir der Gegenverkehr für die noch zahlreich Richtung Gipfel strebenden Bergsteiger.
Es ging nur Stop and Go weiter und so benötigten wir bis wir das Glocknerleitl wieder unten waren sogar länger als hinauf, nämlich sage und schreibe 2:20h!

Jetzt sollte es eigentlich leichter gehen, doch es begab sich noch ein einschneidendes Ereignis:
Wenn man die Steilstufe wieder unten ist, heißt es für den weiteren Weg über Geröll Steigeisen ausziehen. Da die Flanke links der Stufe relativ steinschlaggefährdet aussah (sich zurückziehende Gletscher), was sich auch durch ein paar kleinere Steine bemerkbar machte, wählten wir wir extra einen, wie wir dachten, relativ sicheren Platz, weit genug im Flachen, für diese kurze Pause.
Als wir zum Glück schon praktisch wieder abmarschbereit waren, gab es aber plötzlich einen lauten Knall und ein Felsbrocken etwa von der Größe eines Autos löste sich aus der Flanke und rollte direkt auf uns zu ...
Nach einer kurzen Schrecksekunde nahmen wir unsere Beine in die Hand und rannten was das Zeug hält, mehr oder weniger über Geröll stolpernd, aber Hauptsache weg ...
Auch wenn ein paar von uns beim Rennen zu Fall kamen, schaftten es alle aus dem Gefahrenbereich und bis auf ein paar kleinere Schrammen waren wir alle wohl auf ...  dies galt übrigens auch Gottseidank für alle anderen Bersteiger, die gerade im Gefahrenbereich unterwegs waren ...

Leicht geschockt mussten wir bei der Erzherzog-Johann-Hütte erst mal ausschnaufen. In so einem Moment wird einem doch plötzlich klar, dass die Berge zwar ein schönes, aber halt auch gefährliches Hobby sind. Zwar kommt so ein Brocken sicher nicht jeden Tag herunter, aber am Nachmittag sollte man in diesem Bereich der Route erhöht aufmerksam sein.

Beim weiteren Abstieg empfielt es sich dann (aufgrund erneuter Steinschlaggefahr) den Oberen Mürztalersteig bis zum eigentlichen Einstieg hinunter zu steigen und erst dort auf den Gletscher zu wechseln. Diesen geht es dann schnell hinunter und über den gut angelegten Weg erreichten wir alle nach 10:40h um 16:20 Uhr wohlbehalten die Stüdelhütte, wo wir den Abend gemütlich ausklingen ließen ...


Tag 6 (ab 900hm, 5km)
Am letzten Tag auf Tour bleibt noch der finale Abstieg zum Auto, sowie ein letzter Rückblick zum Gipfel des Vortages. Des Wetter ist schlechter geworden, die angekündigte Schlechtwetterfront zieht von Westen her, auf den Gipfel würde ich heute nicht unbedingt mehr wollen, aber ins Tal runter geht es noch ohne Probleme und wenn ich mich richtig erinnere, kommen wir trocken am Auto an.

Zum Schluss noch ein kleines Fazit über diese eindrückliche Tourenwoche. Bei wunderbarem Wetter, vorallem am Großvenediger, und mit einer tollen Truppe, hat es sehr viel Spaß gemacht.  Durch die Kombination von Gletschertour am Großvenediger und leichter Kletterei am Großglockner ist diese Gipfelkombination auch sehr abwechslungsreich.
Unschön ist allerdings der Trubel am Großglockner, weshalb sich auch jeder gut überlegen sollte,  ob er diesen äußerst beliebten Berg seinem Gipfelbuch hinzufügen muss. Ich habe es jedoch nicht bereut
und auch wenn ich erst gesagt hatte, einmal reicht ... gäbe es ja noch den Stüdlgrat als schönes Projekt ...

Tourengänger: alexelzach


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Geodaten
 19725.gpx Zustieg Stüdlhütte & Fanatkogel
 19726.gpx Großglockner

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