Zum Bergkristall, aber nur gucken und nicht anfassen


Publiziert von passiun_ch , 1. September 2013 um 10:27. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:17 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 709 m
Abstieg: 713 m
Strecke:Rotenboden - Gornergletscher - Richtung Neue Mte. Rosa-Hütte - Rotenboden
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Visp - Stalden - Zermatt - Rotenboden
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Rotenboden - Zermatt - Stalden - Visp

Der zweiteTag und gleich die zweite Tour zusammen mit Doris und Ruedi (alias Renaiolo). Unser Vorhaben eine 2-tägige Tour mit Hüttenübernachtung zu unternehmen, ließen wir aufgrund der schlechteren Wetterprognosen für den nächsten Tag links liegen und entschlossen uns, statt den
Topali-Weisshornweg zu begehen, zur Neuen Monte Rosa-Hütte zu laufen.

Ich war sehr gespannt auf die neue Hütte und wie sich der Zustand von Gletscher und Hüttenweg zur Zeit befindet. An der alten Monte Rosa-Hütte bin ich Mitte der 80er und Ende der 90er Jahre gewesen und der Weg selbst über den Gletscher war recht leicht und einfach. Die Berichte auf Hikr ließen aber darauf schließen das sich daran einiges geändert hat und ich muss sagen ich habe die Gegend und den Hüttenweg kaum wieder erkannt, alles um einiges schwieriger.

Wir fuhren mit dem ersten Zug um 7 Uhr in Zermatt Richtung Gornergrat los, um genügend Zeit für den Weg zur Hütte zu haben. Für die Wanderung kalkulierten wir jeweils mind. 3 1/2 Stunden und genug Zeit auf der Hütte, also so ungefähr 9-10 Stunden. Da die GGB abends recht lange fährt, wären wir dann gegen 18 Uhr evtl. wieder auf Rotenboden. Es kam allerdings anders als wir dachten, aber dazu später mehr.

Eine Station unterhalb des Gornergrates, dem Rotenboden stiegen wir aus um dem Wegweiser zur Mte. Rosa-Hütte zu folgen. Nach ein paar Minuten wird der Blick frei auf den Gornergletcher und die gesamte Gipfelparade von der Monte Rosa bis zum Breithorn breitet sich vor einem aus - einfach nur grandios.

Der Weg führt nun leicht absteigend als Höhenweg zum Aussichtspunkt Gornergletscher. Dieser Abschnitt ist ein unschwieriger Bergwanderweg und mit etwas Trittsicherheit gut zu begehen. Hier bietet sich sowohl auf dem Hinweg als auch auf dem Rückweg die Möglichkeit einer kurzen Rast an.
Nun ist der weitere Weg weiß-blau-weiß markiert und führt über vom Gletscher glattgeschliffene Steine, eine doch recht lange Eisenleiter mit einem Leiterwechsel am Berg und einem Zustieg zum Gletscher mit Hilfe eines langen Seiles und einer Brücke erreicht man ihn dann.
Ein Wegabschnitt mit Nervenkitzel, der Abschnitt am Seil hinab zum Gletscher war nicht mein Problem, eher schon die für mich sehr lange Leiter ohne Seilsicherung bereitete mir doch ein mulmiges Gefühl. Dank der Tipps und Motivation von Renaiolo und Doris wurde diese Stelle zweimal einigermaßen von mir bewältigt :-)).

Auf dem Gletscher legten wir unsere Steigeisen an und folgte den wbw-gestrichen Dreibeinen. Es ging zuerst den Gletscher hinab um ihn dann unten zuqueren. Man erreicht dann einen Abschnitt mit vielen Steinen und es geht rauf, runter,links und rechts.
Wir suchten immer die entsprechenden Markierungsstangen und dank des regen Betriebs auf dem Gletscher fanden wir auch in diesem Durcheinander meist den richtigen "Weg". Da wir nicht wussten wie lange der steinige Abschnitt ging ließen wir unsere Steigeisen dran, da der Abschnitt doch recht lang ist, gingen wir auf dem Rückweg dort ohne Eisen.
Am Ende der Steine legten wir eine kurze Rast ein und schauten verwundert auf die Uhr. An der Station Rotenboden standen gut 3 1/2 Std. angeschrieben, die wir aber für etwas niedrig halten. Es ging nun auf Gletschereis weiter und es folgte nach kurzer Zeit eine doch beachtliche Spaltenzone.
Vor uns "türmte" sich ein "Eisgrat" auf, über dem es zwei Fußbreit galt hinüber zugehen. Allerdings ging es links und rechts schräg je in eine Spalte weit abwärts.

Nach guter Überlegung beschlossen wir hier umzukehren.
Die Hütte war komplett ausgebucht, so das wir auf alle Fälle wieder zurück mussten, den Grat also zweimal hätten überschreiten müssen, am Nachmittag womöglich mit geringerer Konzentration. Mit einem Bergführer an unserer Seite und entsprechend angeseilt hätte wir diesen Abschnitt auch gemeistert.  

Die Sicherheit und das richtige Einschätzen seiner eigenen Möglichkeiten waren uns wichtiger als das Risiko und das Erreichen des Zieles.

Wir genossen den Blick hinauf zum Bergkristall, die Neue Mte. Rosa-Hütte, und machten uns mit einem trotzdem strahlenden Lächeln auf den Rückweg. Es war ein strahlend schöner Tag in einer grandiosen Szenerie und mit einer erlebnisreichen Tour.

Auf dem Rückweg wurde wir später durch den Klang von Alphörnern begleitet, die vom Gornergrat herüber schallten. Dort oben war an diesem Tag Gornergratfest und es wurde ein neuer Weltrekord mit 508 Alphörnern aufgestellt.

Wir habe den Bergkristall also nur gesehen und nicht angefasst.  

Tourengänger: Renaiolo, passiun_ch


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Kommentare (3)


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Gelöschter Kommentar

passiun_ch hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. September 2013 um 21:28
Ja, war schon ein sehhhhrrrrr schöner Tag bzw. Tage mit Euch.
HG Michael

Willem hat gesagt: Es ist...
Gesendet am 21. September 2013 um 00:04
...schade, dass Ihr die Hütte nicht erreicht habt. Dennoch ein grosses Kompliment für diesen offenen Bericht! Es ist nicht einfach so eine Tour abzubrechen (vor allem bei den ausgezeichneten Wetterbedingungen natürlich). Hut ab für diese schwierige, unter diesen Umständen m.E. aber auch sehr vernünftige Entscheidung. Es wird bestimmt eine weitere Gelegenheit für Euch geben, diese Hütte zu erreichen. Ich drücke Euch schon die Daumen!

LG Willem


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