Vier Tage auf der Via Spluga teils Bassa, teils Alta


Publiziert von Kik , 17. August 2013 um 22:40.

Region: Welt » Italien » Lombardei
Tour Datum: 4 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Balniscio-Forcola   CH-GR   I 
Zeitbedarf: 4 Tage

Ich beschreibe die Routen etwas ausführlicher, weil es im hikr noch kaum Berichte von leichten Wanderungen oberhalb der Via Spluga auf deutsch gibt. Die angetroffenen Markierungen sind oft weniger dicht als in der CH, Nebel könnte Schwierigkeiten bieten. Alle Fotos stammen von meiner  Kameradin.

4. August, Splügen - Isola, Aufstieg 700m, Abstieg 900m, T2.
Der Weg über den Splügenpass nach Isola ist, wie mehrfach beschrieben, sehr lohnend. Wir übernachten in der Locanda Cardinello (da Martino), typisch und bequem.

5. August, Bivacco Ca Bianca, Pizzo Montagnia: Aufstieg 1500m,  Abstieg  200m, T3+.
Von Isola bis Frondaglio laufen wir auf dem alten Alpweg. Wir überholen einen jungen Älpler, der eine Rinderherde bergwärts führt. Sein gut erzogener Hund holt ein ungehorsames Jungrind rasch und gezielt zur Herde zurück, während eine langsame Kuh in ihrem Trott gehen darf. Auch unser Trott ist nicht der schnellste, haben unsere Säcke für die geplanten 4 Tage Selbstversorgung doch fast EFH-Format. Ein Vater mit Sohn überholt uns. Auf dem weiten Piano dei Cavalli kommen wir ins Gespräch. Er berichtet von der Nutzung dieser Hochebene  seit Urzeiten und meint, dass wir für das Biwak vorsorglich Wasser tanken sollten. Bei einem uralten Aquädukt  tun wir dies. Am Lago Bianco weiden Haflinger, sie und wir schätzen bei dieser Hitze ein Fussbad. Der Weg vom See zum Pass Barna ist spärlich mit Steinmännern, vereinzelt auch rot-weiss-rot markiert (nicht blau-weiss wie im geo.admin) und führt nach der Senke 2431m über plattiges, unübersichtliches Gelände zum Pass de Barna. Kurz vorher vereint er sich mit einem blauweissen Weg aus dem Val Starleggia, so dass am Pass vier wbw markierte Wege zusammentreffen: derjenige, den wir gekommen sind, ein zweiter führt nach Norden über den Piz Dalé bis zur Cima de Barna, einer weiterer ist mit "Sancia" angeschrieben und senkt sich westlich um Pt. 2646 herum. Der vierte, dem wir folgen, ist mit Biv. Ca Bianca angegeben und führt  östlich unter den Gipfelfelsen des Pt. 2646m durch zu diesem Biwak. (Den in geo.admin. angegebenen, direkt über den Grat führenden blauweissen Weg gibt’s nicht). 
Das Biwak lässt sich öffnen, lüften, die Küche ist feucht, der Gasherd verschmutzt und voll Schimmel, aber er funktioniert. Der Schlafraum ist in Ordnung. Nach einem Kaffee erkunden wir die Gegend, vögeli-leicht sind die Beine ohne Rucksack. Auch von der Gratsenke zwischen Pt. 2646 und dem Piz de Montagnia führt eine blauweisse-Markierung Richtung Westen, mit "Suisse" angeschrieben.  Über einen hübschen Grat laufen wir erst zum Pt. 2646, dann in der Gegenrichtung über Gras und ein paar Platten zum Piz de Montagnia.  Sein S-Grat, der zum Pass de Sancia abfällt, ist seit einem Felssturz ungangbar. Ein Spur führt über den grasigen Ostgrat in die Lücke zum Vorgipfel 2653m und von dort durch eine steile Schuttrinne zum Passweg Sancia hinab (nichts für uns). Auf dem Rückweg kreisen zwei Adler über dem Biwak.

6. August: Bivacco Ca Bianca –Bivacco Servizio, 500m ab, 600m auf, T2. Eben als wir zusammenpacken, kommt ein Älpler auf der Suche nach seinen Geissen. Wir haben gestern auf der Misoxer Seite des Grates glöckeln gehört, aber die Tiere nicht gesehen. Diese capre pazze meinten immer, das Gras auf der Schweizer Seite sei besser. Es habe eine Quelle etwas über der Hütte zwischen grossen Blöcken, vermutlich dort, wo wir Schnee  geholt hatten. Den grossen Holzofen hätten sie bei der Renovation vor 4 Jahren durch den Gasherd ersetzt, weil die herbstlichen Biwakbesucher (cacciatori vandalisti !) jeweils das Mobiliar verfeuert hätten.
Er rät uns, zum Bivacco del Servizio nicht den steilen Jägerweg aus dem Valle Sancia direkt zu Pt. 2430 auf den NO-Rücken des Motto Alto zu nehmen, sondern den bequemen, markierten Weg, der nach Nordosten ausholt. Er warnt vor einem Gewitter gegen Abend, heute sei San Sisto, der Heilige komme immer mit schlechtem Wetter.
Wir bleiben alles auf rot-weiss markierten Wegen und steigen ins Val della Sancia ab bis zum Damm pt. 2010, bzw. zur Brücke etwas unterhalb. Der Weg folgt anschliessend der gemauerten Wasserleitung nach Norden, bevor er über den aussichtsreichen Rücken bis zum Bivacco del Servizio führt, das wir am Mittag erreichen.
Das Biwak ist wunderschön gelegen, offen, klein, aber bestens eingerichtet. Ein Tessiner Künstler hat eben ein hübsches Aquarell fertig gestellt und heftet es an die Wand.  Er bestätigt die Gewittermeldung und informiert uns über eine bevorstehende Kaltfront, weshalb er seine mehrtägige Tour abbreche.  Das Rifugio Carlo Emilio (unser Plan) sei geschlossen. Zudem sei die Steilstufe im Weg zur Alpe Truzzo zwischen 2440m und 2400 zwar bestens markiert, aber unangenehm rutschig und ausgesetzt, er möchte sie nicht im Abstieg  begehen und schon gar nicht im nassen Zustand. So bleiben wir hier und erkunden die Gegend.
Der gut ausgetretene Weg zum Pizzo Quadro ist anfangs der gleiche wie ins Val Truzzo, dann biegt die Markierung ins Tal nach Süden ab (kaum Spuren), während der Weg zum Pizzo Quadro weiter deutlich ist.  Wir laufen vom Übergang dem Grat nach Richtung Pizzo Truzzo, müssen bald in der östlichen Flanke etwas abklettern und kommen zum alten Passo del Servizio, kenntlich an verblassten Markierungen und einem deutlichen Weg von Osten.  Auf der Westseite führt ein steiles Schuttcoulouir mit Schrofenstufen in die Halden darunter, wo sich noch Spuren erkennen lassen. Dieser Übergang befindet sich bei den Koordinaten 743389/138723, Höhe 2610m, nicht bei 2584m, wo geo.admin. den Passo del Servizio angibt.  Vom nächsten Wiesenrücken aus schauen wir fast senkrecht auf jenen Einschnitt 2584m herunter und finden bestätigt, dass das kaum je ein Übergang war.
Das Gewitter kommt nicht. Wir hätten alle Zeit gehabt, den Lago Truzzo auch über den Umweg via Passo dell'Alpigia zu erreichen, dafür geniessen wir einen friedlichen Abend.

7. August: Bivacco Servizio – Campodolcino, Abstieg 1500m, T2.
Zwischen 6 und 7 Uhr morgens blitzt und donnert es gehörig, der Regen prasselt so stark gegen Tür und Fenster, dass das Wasser unter der Schwelle hereindrückt. Als es nachlässt, montieren wir Rucksackhülle und Sturmpelerine und verlassen das gastliche Hüttlein. Zum Glück bleibt der Nebel im Tal, wir finden den Weg hinab zur Alpe Servizio problemlos. Es wird heller. Auf den Steindächern der Hütten klettern Ziegen herum. Auf der Karte sind nun verschiedene Wege zum Maiensäss Servizio hinab angegeben, einen unmarkierten direkt nach Osten und zwei via Calvedro.  Da der Weg nach Calvedro markiert ist, folgen wir ihm, stellen dort aber fest, dass er als Höhenweg Via Spluga Alta dem Hang entlang weitergeht, und die beiden Wege ins Tal nicht mehr existieren. Einen kurzen Regenguss überstehen wir trocken neben einem Butterfass, im Vorraum der Hütte der letztes Jahr verstorbenen Angela Veng (Erinnerungstafel).
Es hellt wieder auf und wir haben Zeit. Deshalb kehren wir nicht um, sondern folgen dem Höhenweg nach Norden, der in leichtem Anstieg zu den Hüttenruinen eines ehemaligen Steinbruchs führt, wo frische Bruchstellen von längerem Pausieren abraten. Danach führt er immer leicht fallend durch schönen Lärchenwald zur Alpe Bocci, von wo wir via Starleggia und Splughetta nach Campodolcino absteigen.
 

Tourengänger: Kik


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