Besuch der Verwandten - ein perfekter Klettertag in den Schrammsteinen


Publiziert von alpensucht , 16. August 2013 um 22:48.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Elbsandsteingebirge
Tour Datum:11 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: V+ (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 270 m
Abstieg: 470 m
Strecke:Ostertürme - Kleines Schrammtor - Schrammtor - Wildschützensteig - Onkel - Tante - retour nach Postelwitz - ca. 5km

Nach einer ziemlich ungemütlichen Nacht am Ende eines gelungenen Tages, aber einem genüsslichen Frühstück erwarten wir Bergfreund Kalle am Einstieg vom Wildschützensteig, nachdem wir an den Schrammtoren schon ganz schön hin und her geirrt sind, um die Klettergipfel "Onkel" und "Tante" zu finden. Diese sind jedoch ausschließlich von oben über den Weg zur Schrammsteinaussicht erreichbar (oder erklettern vom Tal aus).

Dort hinauf führt von unserer Seite der Wildschützensteig (Klettersteig L, T3, wenige Handläufe, steile Metalltreppen, teils leiterartig, kein Drahtseil!, bei Nässe unangenehm). Kurz vor der Aussicht übersteigen wir die Begrenzung für Wanderer (niedriges Holzgeländer) in die Richtung, in die uns das schwarze Dreieck weist (links). Der Zustieg führt steil hinab (T3) knapp unter dem Schrammsteinwächter auf einem Band entlang und hinüber zum Onkel, dessen Gipfel sehr nahe der Aussicht liegt. Eine Rettungsbox ist da deponiert. An der selben Stelle legen wir auch unser Gepäck ab und suchen die ersten Möglichkeiten. Da gibt es schon immerhin den Alten Weg (AW, V) am Onkel. Auch den Südriss (VIIa) schauen wir uns an, auch wenn das noch nichts zum Aufwärmen ist. Horst und Olli steigen in Ersteren ein, Kalle und ich schauen hinüber zu Tante und Bergfex (Zustieg T4, I).

Dort fällt Kalle die sehr gängige *West-Kante (IV mit Sternchen=lohnend) am Bergfex wieder ein, wo sie einst schon "Hunderte" hinauf gebracht haben. Die sollte mir leicht fallen. Der Einstieg befindet sich in der Scharte zur Drohne. Der (Riss) war noch etwas rutschig und sehr abgeklettert. Eine Zwischensicherung kann man in der kleinen Scharte legen (ca. 6m hoch vom E.), wo die eigentliche Kante beginnt. Dann geht's herrlich ausgesetzt und in schönem Fels aufwärts. Eine weitere Schlinge lege ich noch vor dem Ring, der nicht weit unter dem Gipfel steckt. Der wäre nicht mehr wirklich nötig aus meiner Sicht. Eine letzte Köpfel wird am Ausstieg gelegt, nur um des Legens Willen... Und schon ist man oben. Kalle kommt nach und hat seine Freude an dem Weg.

Unten schauen wir uns erst die düsteren drei Nischenrisse (V) am selben Gipfel an und entscheiden uns dann aber für den AW zum selben Gipfel (V). Der Einstieg ist etwa gegenüber des Westkanteneinstiegs (südseitig). Wieder steige ich vor. Gleich die ersten beiden Züge sind knackig, aber so im IV. Grad. dann wird's viel leichter bis auf ein Plateau (II-III). Von diesem muss ich ausgesetzt über ein Gratstück, wo ich noch eine Köpfel lege, bis zur Gipfelwand gelangen. Da lege ich noch eine recht gute Knotenschlinge, um nicht in die Seite mit den Nischenrissen zu stürzen (westl.). Die Wand hat es für einen V-er wirklich in sich. Der Seilzug ist enorm und die Köpfel am Grat zerrt es raus, doch schlussendlich nach ein paar kräftigen Zügen gelange ich zur Abseilöse (AÖ) und kann den Kalle nachholen. Er lobt mich nachher für das Meistern des Schlussanstiegs, was mir Hoffnung macht, dass er mich heut auch mal einen VI-er vorsteigen lässt.

Da Horst und Olli gerade vom Onkel hinüber kommen und sich auch an unseren AW machen, warten wir noch, im Wissen um die Knifflichkeit des letzten Abschnitts. Das erwies sich als goldrichtig, denn Olli traut sich die letzten entscheidenden Züge zur AÖ im Vorstieg nicht zu. Wir reichen ihm unser Seilende und sichern ihn von oben hinauf. Danach machen Kalle und ich uns an die herrliche Säule der Tante. Hier gibt es eine V mit Sternchen (Perry-Kante, Ost). Zum Einstieg quert man ein Band recht ausgesetzt auf ein ausgesetztes, kleines Plateau. An einer Riesensanduhr sollte sich der Sicherungsmann unten extra absichern, um im Notfall nicht mit in den Abgrund gerissen zu werden. An die erste Sanduhr komme ich mit zwei einfachen Zügen ungesichert heran und lege schon die erste Zwischensicherung, weil Kalle noch etwas Pause macht.

Sobald er da ist, starte ich in den schönen Weg. Der Einstieg über den Bauch ist überhängend und anstrengend aber genial zu klettern. Der Fels ist ungewöhnlich fest und weist zahlreiche Sicherungsmöglichkeiten auf, so dass man beinahe die Halbseiltechnik üben könnte! Insgesamt lege ich auf den ca. 15m sieben Schlingen (Köpfel-, Sanduhren und Knoten-) und bin über die Kletterei äußerst begeistert. Mit Sicherheit der schönste V-er den ich bisher machen durfte!! Auch Kalle erfreut sich am schönen Weg. Noch etwas mehr frequentiert ist der Mittelweg am selben Gipfel (VI mit zwei Sternchen, besonders lohnend). Zu diesem holen wir uns einige Tipps ein und nehmen ihn uns als nächstes vor (endlich ein VI-er im Vorstieg im Sandstein!) Vorher wird noch ein bisschen pausiert und mit anderen Kletterern geplaudert. Auch Olli und Horst kommen inzwischen vom Bergfex zurück und machen sich an die Perry-Kante.

Der Mittelweg, der durch die Südwand der Tante führt, weist auch eine hinreichende Sicherung auf. Ein Ring liegt perfekt platziert an der Schlüsselstelle in Wandmitte. Bis dort hin bleibt alles recht unschwierig und eine gute Sanduhr kann schon gelegt werden. Eigentlich wollte ich den Weg punkten (Rotpunkt klettern), doch leider probier ich am Ring zu weit rechts, hinauf zu gelangen, was enorm Saft in den Unterarmen kostet (locker mit UIAA VI+ vergleichbar). So setze ich mich doch kurz rein und überlege wie es weiter geht. Dann versuch ich intuitiv direkt drüber zu kommen, ein Zwei-Fingerloch mit rechts greifen, nach links eindrehen und mit der linken Hand recht niedrig seitlich hangeln (wie an Riss) - und irgendwie komm ich so ziemlich sauber über die Schlüsselstelle hinweg (wäre in der Halle auch locker UIAA VI) und freue mich über eine weitere Sicherungsmöglichkeit 3m drüber. Auch kurz unter dem Ausstieg benutze ich noch eine Mini-Köpfel-Möglichkeit und schließe den Ausstieg mit den typisch (sächsischen) Reibungszügen ab.

Der einzige von uns, der sich nicht am Ring ausruhen muss, ist Olli. Das soll erwähnt sein. Er klettert sowieso am Kunstfels bei weitem über meinem technischen Niveau. In Sachsen spielt jedoch die mentale Belastung wegen der wenigen Sicherungen eine große Rolle...

Ganz zum Schluss geh ich mit Horst nochmal kurz zum Onkel und steige den *AW (V) vor. Die beiden hatten zuvor die sog. Hesse-Variante (V) gewählt, die am Ring direkt zum Gipfel führt. Ich nehme nach einem Querungsversuch nach links in den Südriss den normalen Anstieg über einen gewitzten Block, der auch schon immerhin 3-4m links vom Ring liegt, und von dem Horst behauptet, der sei etwas locker gewesen. Auch hier habe ich große Freude an der Kletterei, zum Schluss wieder die Reibungszüge und unten an den Block habe ich mich komplett "hingegeben" und halte mit drei Punkten nur den Block um hinauf zu kommen (habe aber geprüft und der war wohl fest :D)... Inzwischen verschwinden auch die letzten Besucher an der nahen Schrammsteinaussicht. Nach dem Abseilen begeben wir uns schnell auf den Abstieg hinunter durch das Schrammsteintor und über den Obrigensteig zurück nach Postelwitz. Das kühle Tretbecken an einer Quelle am Zahnsgrund-Taleingang nehmen wir selbstverständlich in Anspruch. So viel Zeit muss sein.

Ein wunderschöner Tag mit verhältnismäßig vielen Routen im Gepäck fahren wir zurück nach Hause und sprechen noch lange über weitere mögliche Routen im Kletterführer für das nächste Mal. In zwei Wochen ist es hoffentlich wieder so weit, wenn wir schon nicht so häufig in die Alpen können - die "Alpensucht" wird zumindest teiweise beim Klettern im Elbsandstein befriedigt ;) Als besonders wertvoll hat sich das Beisein eines Gebietskenners erwiesen, da man so die Einstiege viel schneller findet.

Achtung: alle Schwierigkeitsbewertungen (Klettern) sind aus der Sächsischen Bewertungsskala (bis V alles gleich, VI=V+, VIIa=VI- usw.), außer die in der Kopf-Info!!!

!Noch einige Fotos folgen in Kürze!

Tourengänger: alpensucht


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